Zum Inhalt springen

Markungs-Umgang

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: W. B.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Markungs-Umgang
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 549
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1864
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[549]

Markungs-Umgang.

Sie hielten Markungs-Umgang

Und setzten Steine ein,
Der Freiherr und die Bauern,
Jung Volk viel hinterdrein.

Und wo vom Zahn der Zeiten
Ein Stein zu Schanden war,
Und wo durch Pflug und Wagen
Die Grenze nimmer klar:

Da ward nach altem Brauche,
Daß Keines Recht verletzt,
Nachdem man streng gemessen,
Der Markstein neu gesetzt.

Und wenn er stand im Boden
Und wies in steinerner Ruh
Dem Freiherrn wie den Bauern
Gleich recht das Seine zu –

Dann sprach, wie’s stets geschehen,  
Hindeutend auf den Stein,
Der Freiherrn ernsten Tones
Zum schlanken Sohne sein:

„Halt feste allerorten,
Was Dir von Gott bescheert,
Doch zu unrechtem Raube
Sei nie Dein Arm bewehrt!“

Und zu des Worts Bekräftigung
Gab er dem Jungen darnach
Nach altem Brauch auf die Schulter
Biderben Ritterschlag.


Und gleichermaßen zum Sohne
Der ältste Bauer gewandt,
Und ließ den blonden Krauskopf
Gar mächtig fühlen die Hand:

„Halt fest mit Deinen Zähnen,
Was Dir nach Rechten ward,
Halt’s fest mit Deiner zähen,
Echt deutschen Bauern-Art!“

Dann zogen sie des Weges
Und setzten Stein auf Stein
Und prägten dem Junker und Bauer
Mannlich die Grenzen ein. –

Weh, daß die Väter hatten
Nicht stets des Brauches Acht,
Nicht auf dem Markungs-Umgang
Des Reiches Grenze bewacht!

Allüberall haben Feinde
Die Markung frech verletzt,
Bis in das Herz des Landes
Den Markstein oft gesetzt.

Wohlan, ihr deutschen Mannen,
Zum Umgang seid bereit,
Zu setzen sind manche Steine,
Zu wahren manche in Streit!

Wohlan, du deutsche Jugend,
Zieh treu den Vätern nach,
Empfang von ihren Händen
Den Markungsritterschlag:


 „Halt fest zu allen Zeiten
 Dein deutsch ureigen Land
 Und schirme Deine Marken
 Mit eisenstarker Hand!“

 Mit eisenstarker Hand!W. B.