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Marienbad (Meyer’s Universum)

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V. Brücke und Castell von Sanct Angelo, der Vatikan und die Peterskirche in Rom Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Erster Band (1833) von Joseph Meyer
VI. Marienbad
VII. Andernach
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Marienbad

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VI. Marienbad.




Dieser berühmte Kurort, der unter den böhmischen Bädern den Rang neben Teplitz und Karlsbad behauptet und namentlich in neuester Zeit immer häufiger besucht wird, liegt 6 Meilen von Karlsbad, höchst malerisch in einer schönen, von steilen Felswänden und waldigen Hügeln umzogenen Waldgegend. Der rauschende Schneiderbach durchschneidet sie von Nordost nach Südwest, der Hamelika von Ost nach West und beide Waldbäche, hoch von den Bergen kommend, bilden schmale und tiefe Einschnitte, an deren Ufer die Wohnungen des sich eine halbe Stunde lang ausstreckenden Kurorts einen Halbkreis bilden. Andere stehen auf Terassen und Anhöhen in malerischer Zerstreuung. Alle sind durch die anmuthigsten Spaziergänge, welche die überall zum herrlichsten Park umgeschaffene Gegend in allen Richtungen durchschneiden, mit einander verbunden. Der Heilquellen, welche in dem Bezirke Marienbads, einige fast eine halbe Stunde von einander entfernt, entspringen, sind 4: der Kreuzbrunnen, der Karolinenbrunnen, der Ambrosiusbrunnen, der Ferdinandsbrunnen. Alle diese Quellen sind zierlich gefaßt und mit Cupolas, theils griechischer, theils gothischer Form, überbaut.

Das erste, was die Aufmerksamkeit des Ankommenden fesselt, ist die Piazza des Kreuzbrunnens und der daranstoßende, im großartigsten Style vor Kurzem erbaute Kursaal. Die Piazza wird durch 72 Ionische Säulen, die ein niedriges Dach stützen, gebildet. Vom Kreuzbrunnen führt eine schattige Allee zum Karolinenbrunnen, dessen Kuppel von corinthischen Säulen getragen, aus einem lieblichen Bosket und zwischen Blumenterassen hervorragt. Dieß ist der anmuthigste, und der Lieblings-Platz der Badegäste, der besonders an schönen Sommerabenden die glänzendste Gesellschaft versammelt. In der Nähe ist die Kapelle; in ihr, nach katholischem Ritus täglich Gottesverehrung. – Mehrere Pfade, die den Park durchschlängeln, führen von da zur Ambrosiusquelle, bedacht durch einen kleinen gothischen Tempel. Dieses Heilwasser wird am wenigsten angewendet. Eine Viertelstunde weiter und man gelangt, am bequemsten auf von Erlen beschattetem Wiesenpfade, dem Hamelikabache entlang, zum Ferdinandsbrunnen, dessen Gebrauch die im schönsten Styl erbaute Colonnade, welche die Gäste vor den Unbilden der Witterung schützt, sehr begünstigt.

[16] Interessante Parthien der Gegend, welche kein des Gehens fähiger Kurgast unbesucht läßt, sind: der Amalientempel, die Pfrauenburg, Schloß und Park Königswart, die Abtei Tepl, das Jägerhaus, der Hammerhof, die Schlackenhütte u. s. w. Ueberall hin führen höchst anmuthige, die Natur in ihren verschiedensten und anziehendsten Formen zeigende, gutgebahnte Wege, und die Entfernung der Meisten der genannten Punkte ist weniger als eine Stunde.

Die Bestandtheile der Marienbader Heilwasser nähern sich denen der Karlsbader und des Egerbrunnes. Sie sind, wie diese, Säuerlinge; ihr Geschmack ist stechend, säuerlich, etwas eisenhaft. Man hat sie mit Recht kalte Karlsbader Sprudelwasser genannt. Wie das Karlsbader und das Eger Wasser, so äußern sie bei hypochondrischen und hysterischen Beschwerden, bei gichtischen und skrofulösen Leiden, bei Schwäche der Verdauungsorgane und deren Folgen, vorzüglich aber bei chronischen Nervenkrankheiten die ausgezeichnetsten Wirkungen. –