Mandäische Liturgien/Qolasta/74
LXXIV.
Umbunden und gesiegelt seien
Geist und Seele des NN
durch das Siegel der Kušṭā
und den großen Hüter der Wahrheit
um der wahrhaften Rede willen
und des Aufrichtens des Jōkabar-Zīwā.
Und das Leben ist siegreich.
(A) Dies ist der Schluß des Briefes. Drücke deinen Siegelring, deinen Nagel und den kleinen Finger deiner Rechten auf den Ton, siegle und lies diesen Schluß darüber.
Und das Leben ist siegreich.
(B) Wenn du jemand, der aus dem Körper scheidet, die Ölung erteilen willst, ... so befiehl und sage ihnen, daß sie Wasser über den Scheidenden gießen sollen. Wenn es ein (einfacher) Mandäer ist, so wasche er dem Scheidenden die Hände, gieße Öl über ihn, zeichne ihn dreimal, stelle die Vereinigung mit ihm her, lege ihm die Hand auf den Mund, und lege dem Scheidenden die Hand auf den eigenen Mund. Wenn der Zeitpunkt für ihn kommt abzuscheiden, so sollen sie an der Stelle, wo sie ihn hinlegen, Wasser sprengen und ihn reinigen. Ihn sollen Gleichstehende hinlegen.
(C) ... Im Namen des großen Lebens sei Heilung zu Teil mir NN.
Wenn du jemand die Ölung erteilen willst, der aus dem Körper scheidet, so sprich: „Im Namen des großen Lebens. Die Gemeinschaft und der Friede des Lebens und ein Sündenerlasser werde der Seele des N, Sohnes der N, zu Teil, mit diesem Briefe und dieser Liesse. Bring eine nette reine Flasche, die unbeschädigt ist, presse reines Öl aus — es soll schön sein — und tue es hinein. Winde einen Myrtenkranz für die Flasche und lege ihn vor dich hin. Lies über deine Krone „Im Namen jenes ersten Mannes“ (= I), lege dir die Krone auf das Haupt und lies neben deiner Krone „Das Leben schuf“ (= III), „Fs leuchtete das Licht“ (= V) und „Mandā schuf mich“ (= XIX).
Lies „Mächtig und groß ward das große Geheimnis des Glanzes, des Lichtes und der Herrlichkeit“ (= VII),' lege dir das Bandama um den Mund, nimm die Flasche in die Hand und lies „Lebendes Wasser bist du“ (= XXXIII) über die Flasche.
Lies „Ja, für das erste Leben“ (= XXXIV) über den Weihrauch und wirf diesen ins Feuer. Lies „Wir bekannten“ (= LXXV), „Lobpreisungen“ (= LXXVI), „Dich“ (= LXXVII), „Beim Hochheben der Augen“ (= IX). Die Flasche sei dabei in deiner Hand. Bete „Ich wollte die Augen hochheben“ (= XXXV).
An der Stelle, wo es heißt „Du wirst vön NN die Sünden, Vergehen, Torheiten, Strauchelungen und Irrungen wegwischen und fortnehmen und in die Höllen der Erde und die unteren Abaddons der Finsternis werfen. Stelle ihn auf unter den Schuldlosen, nicht unter den Schuldigen, unter den Vollwertigen, nicht unter den Mangelhaften vor dir, Mandā ḏHaijē“, sage „Bekleide ihn mit deinem Glanze, bedecke ihn mit deinem Lichte und richte einen prangenden Kranz von dir auf dem Haupte dieser Seele des NN auf“. Achte darauf, daß du es bis zu Ende sorgsam lesest.
(D) ... Lies die acht Gebete des Pihtā über die Flasche und die beiden Gebete des Mambūhā über die Flasche. Lies über den Myrtenkranz „Es leuchtete das Licht“ (= XLVI) und „Gesichert, wohlgesichert“ (= XLVI und lege ihn auf den Kopf der Flasche. Lies „Mandā ḏHaijē ging zu den Sternen des (schönen) Aussehens, er befreite“ (= XLVII über die Flasche, hole Öl mit deinem ersten Finger aus der Mündung der Flasche und lies „(Im Namen) des fremden (Lebens). Dies ist der Glanz und das Licht des Lebens“ (= XLIX).
An der Stelle, wo es heißt „Wenn Geist und Seele scheiden“ sage „des NN“, und an der Stelle, wo es heißt „Der Löser Saurēl kommt, der Geist und Seele löst“ sage „des NN“ und bei „was an ihr ist“ zeichne den Mund der Flasche. An der Stelle, wo es heißt „im Hause des Abathur“ zeichne den Mund der Flasche. An der Stelle, wo es heißt „der Geist des NN ging hin, wurde wie die Seele und fand Bestand im Hause des Lebens. Und das Leben ist siegreich“ zeichne den Mund der Flasche. Lies „Recht taufte mich der Täufer“ (= L), „Im Namen des Lebens. Ich bin getauft“ (= LI), „Wessen Sohn bin ich? Der bewahrte Mānā“ (= LII), kleide Ton um die Flasche, nimm deinen Siegelring mit deinen drei Fingern, (nämlich) deinem Daumen, deinem Finger, der neben dem Daumen ist, und deinem kleinen Finger und lies „Ein wohlversiegelter Brief ist es, der aus der Welt hinausgeht“ (= LXXIII).
An jeder Stelle, wo es heißt „Ein Brief, geschrieben mit Kušṭā und gesiegelt mit dem Siegelring Großer“, siegle mit deinem Siegelring, deinem Nagel und deinem kleinen Finger bis zu Ende. Dann lege deinen Siegelring, deinen Nagel und kleinen Finger auf den Ton und lies „Umbunden und gesiegelt seien Geist und Seele des NN durch das Siegel der Kušṭā und den großen Hüter der Wahrheit um der wahrhaften Rede willen und des Aufrichtens des Jōkabar-Zīwā“ (= .LXXIV).
Hebe dann deinen Siegelring, deinen Nagel und deinen kleinen Finger davon weg, lege (jenen?) vor dich hin und lies „Gepriesen sei das erste Leben“ (= LVIII).
An der Stelle, wo es heißt „Richte deine Augen“ sage „auf NN“. Dein Pandāmā sei dabei über deinem Munde. Lies „Ihr seid auf gerichtet und gefestigt an dem Orte, an dem die Guten zwischen den Mānās des Lichtes gefestigt werden. Die Seele des NN sei dort im Lichte gefestigt“. „Ich liege ein gehüllt da“ (= LXVI), „Mit ihm, mit dem Löser“ (= LXVII), „Zwischen dem Verborgenen und dem Glanze“ (= LXVIII), „Ruhe und Heil walte auf dem Wege, den Adam wohl gebauet“ (= LX1X), „Meine Erleuchtung und meine Lobpreisung“ (XCI), „Geh in Frieden, Auserwählte, Reine, Makellose ohne Fehl“ (= XG1I), „Der Mānā freut sich der Schätze (= XCIII), „Heil dir, Heil dir, Seele, die du die Welt verlassen hast“ (= XCIV), „Der Sonntag und das Kannā des Almosens“ (= XCV), „Versorgt, wohlversorgt bin ich“ (= XCVI), „Er stieg empor und hob mich mit sich empor“ (XCVII) und „Am Tage, an dem die Seele hinausgeht“ (XCV1II).
Lies „Gesegnet und gepriesen sei das Leben, das diesen Seelen“ (= LXX). Hier lies „Gesegnet und gepriesen sei das Leben“ des Šum bar Nu (= LXXI). An der Stelle, wo es heißt „Man gab euch einen Ätherkranz“ sage „NN“.
Lies „Gut ist der Gute für den Guten“ (= LXXII), bete für ihn, erlaß ihm seine Sünden und Vergehen, übergib ihn demjenigen, dem du ihn übergeben willst, reiche Kušṭā demjenigen, der sie dem Scheidenden reichen soll, und sprich zu ihm: „Diese Kušṭā, die ich dir vortrage, trage du Abathur vor“. Wenn er es eilig hat, ihn fortzutragen, eile, indem du liest „Ein wohlversiegelter Brief ist es, der aus der Welt hinausgeht“ (= LXXIII), und „Umbunden und gesiegelt seien Geist und Seele des NN“ (= LXXIV), übergibihn demjenigen, dem du ihn übergeben loilist, reiche Kušṭā demjenigen, der sie dem Scheidenden reichen soll, und sprich zu ihm: „Diese Kušṭā trage Abathur vor“.
Dann, das Pandāmā liege dir um den Mund und lies „Gepriesen sei das erste Leben“ (= LVIII), „Ihr wurdet aufgerichtet und gefestigt“ (= LXV) bis „Gut ist der Gute für den Guten“ (= LXXII), wie ich es dir sage. Bete für ihn Gebete, Hymnen und die Festigung der Messe von Anfang bis zu Ende. Achte auf den Namen dessen, dem du die Ölung erteilst. Lasse nichts aus, sondern lies mit Bedacht und Vorsicht.
Und das Leben ist siegreich.
(E) ... Alsdann bete du für dich, indem du zugleich das Pandāmā vorhältst, bereite Pihtā und Mambūhā für dich, lies „Das große Leben sprach und schuf mit seinem Munde“ (= LV), iß das Pihtā, trink das Mambūhā und lies „Voll wurde“ (= LIX) und „Das Leben ruht“ (= LX) für dich. Lies „Gut ist der Gute für den Guten“ (LXXII), reiche dir selber Kušṭā und ehre deine Krone. Nimm dich in Acht, nimm dich in Acht, nimm dich in Acht, daß du irgend welche Lösung vornehmest außer bei deinem Pandāmā allein, nachdem du für dich gebetet hast.
Und das Leben ist siegreich.
(F) ... Dies ist die Segnung des Öls, die der große Bihrām, der Sohn Adams, bei seiner Mutter Hawwā, der Frau Adams, vollzog, als sie aus ihrem Körper schied, während Hibil-Zīwā vor ihnen saß.
Diese Segnung des Öls stand in der Handschrift des Etāmōjā, Sohnes der Eqaimath, aus dem Dorfe Ṭīb. die von Zazai von Gauwaztā, dem Sohne der Haunvā, geschrieben war. Jene schrieb Baian Hibil, Sohn des Brīkh-Jāwar, hier ab und säte sie aus durch diese Bücher unter hundert Nāṣōräer aus der eigenen Handschrift, die er aus der Handschrift des Rāmōjā, Sohnes der Eqaimath, abgeschrieben hatte, die sich bei Hajōnā, der Tochter des Jahiā, und Bainai, dem Sohne des Zakiā, befand. Baian Hibil, Sohn des Brll:h-Jāwar, sagte: „Wie sie geschrieben war, schrieb ich sie ab, und alle Mysterien des Öls waren in ihr“
Und das Leben ist siegreich.
(G) ... Wenn du jemand die Ölung erteilst, so befiehl den Leuten, daß sie wohl acht geben. Wenn er nicht aus dem Körper scheidet, sollen sie ihn zu dir bringen. Lies über ihn „Mit reichem Glanz bin ich getauft“ (= LXIII), nimm das Siegel ab, schaffe es fort und wirf es in den Jordan.
(H) ... Wenn du die Ölung erteilst, siehe zu, daß du dich nicht irrest. Wenn du dich irrst, so erfordert es sechzig Messen. Für denjenigen, auf den Öl fällt, ist es schön. Wenn er nicht darauf drängt, ihn fortzutragen, lies für ihn sechzig Messen und sieben ... Bei ... „was an ihr ist“ zeichne ihn, bei „im Hause des Abathur“ zeichne ihn.
(J) ... Wenn es eine gute, gläubige Seele ist, die Leute hat, die nach ihr Gutes tun wollen, so bringe Priester herbei und lies für sie (die Seele) sechzig Messen vollständig mit jeglichem Dinge. Bei der sechzigsten Messe bei „was an ihr ist“ zeichne sie allein, bei „im Hause des Abathur“ zeichne sie allein, bei den sieben ... bei „was an ihr ist“ zeichne sie allein, bei der letzten Messe, bei „im Hause des Abathur“ zeichne sie allein, dann zeichne die Seelen unserer Väter “).
(K) ... Was du für die Messe brauchst, ist Fleisch, Wasser des Gebetes, Weihrauch, Pihtā, Wein, ein Kranz und Öl.
(L) ... Bei den sieben ... lege alles, was du an Delikatessen wünschest, neben diese Mysterien. Wenn du die Messe festigst, trage Hymnen über die Seelen vor; zeige dich sehr gütig und verrichte Gebete
(M) ... Für die Seele, auf die Öl fällt, ist es schön. Lies über sie sieben ... und [über?] die Nāṣōräer, Mandäer und
Gläubigen. Bete zur Messe „Wir bekannten“ (= LXXV), „Lobpreisungen“ (= LXXVI), „Bich“ (= LXXVII), „Beim Hochheben der Augen“ (= IX), „Ich wollte die Augen hochheben“ (= XXXV), alle Stücke des Pihtā, alle Stücke des Mambūhā und alle Bindungen und Lösungen der Messe, von Anfang bis zu Ende. Nimm dich in Acht, sie gering zu nehmen, zeige dich gütig bei den Hymnen, bete für die Seele und erlaß ihr die Sünden.
Und das Leben ist siegreich.
(N) ... Alsdann erklärte und sprach Hibil-Zīwā: „Auf jeden Nāṣōräer, der die Messe liest, dabei das Pandāmā bei Seite schiebt und das Wasser des Gebetes verdirbt wird großer Zorn fallen. Er wird seinen Schöpfer nicht schauen und wird mit dem schiceren Schlage geschlagen werden, mit dem der erste Erstgeborene geschlagen wurde, weil er gegen seinen Vater sündigte und fehlte. Ich Hibil-Zīwā werde ihn zu meiner Rechnung nicht rechnen und zu meiner Zahl nicht zählen“.
Bann sagte Hibil-Zīwā: „Ein jeder von den Nāṣōräern, der das Pandāmā vorhält und das Wasser des Gebetes nicht verdirbt, der wird, so lange er noch im Körper weilt, Gang, Rede und Erhörung finden; denn er hat nicht verändert, nicht abgeändert alles, was sein Vater (das Leben) ihm befohlen, er hat nicht die
Werke verübt, die Jōšamin geübt, er gewährte der Quelle Sumqaq keinen Anteil, er stand nicht in der Hitze der Quelle Sumqaq.
Vor einem jeden, der diese Mysterien übt und das Pandāmā vorhält, werden, wenn er das Pandāmā vorhält, alle Fährnisse der Finsternis eingewickelt werden, seine Gestalt wird bei uns leuchten, und alles, was er tut, wird Bestand haben“.
Und das Leben ist siegreich.