Zum Inhalt springen

Münchens Trauerfeier um den Fürsten Bismarck

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Münchens Trauerfeier um den Fürsten Bismarck
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 585, 607
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[585]

Die Trauerfeier für den Fürsten Bismarck in München.
Nach dem Leben gezeichnet von Fritz Bergen.

[607] Münchens Trauerfeier um den Fürsten Bismarck. (Zu dem Bilde S. 585.) Zu einer ernsten Feier war München am 12. August gerüstet. Es galt, der tiefen Trauer, von welcher durch das Hinscheiden des Fürsten Bismarck die Herzen erschüttert wurden, auch einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen, und Tausende und aber Tausende zogen bewegt nach dem Königsplatze, wo am späten Abend die ergreifende Kundgebung stattfinden sollte.

Mit schwarzen Trauertüchern waren die Propyläen, das berühmte mit dorischen und jonischen Säulen geschmückte Prachtthor, verhangen. Dunkle Cypressen zogen sich von ihm im Halbkreis nach der Glyptothek und dem Kunstausstellungsgebäude hin, und inmitten dieses düsteren Halbrunds ragte der mächtige, acht Meter hohe Katafalk empor. Von der Vorderseite des schwarzen Aufbaus leuchtete weit sichtbar das mit einem goldenen Eichenkranze umrahmte Wappen Bismarcks, während an den Ecken Gestalten trauernder Genien mit langen schwarzen Flügeln Fackeln hielten. Ein Riesenkranz aus goldenen Eichenblättern, der im Durchmesser zehn Meter hatte, war hinter diesem Mittelpunkt der Trauerdekoration aufgestellt und hob sie wie ein leuchtender Rahmen wirkungsvoll von dem dunklen Hintergrunde ab. Goldene Guirlanden an den Pylonen der Propyläen und goldene Vierfüße vor dem Katafalk und zwischen den Cypressen vervollständigten den großartigen Trauerschmuck.

Gegen 30 000 Menschen harrten auf dem Königsplatze in weihevoller Stimmung auf den Beginn der Trauerfeier. Glockengeläute und Fanfaren, die von der Glyptothek, dem Kunstausstellungsgebäude und dem Dache der Propyläen abwechselnd erklangen, leiteten sie ein. Nun traten aus der mittleren Säulenhalle 20 Gugelmänner mit Magnesiumfackeln hervor. So werden die mit schwarzen Kapuzen vermummten Gestalten genannt, die nach altem Brauch bei der Bestattung der bayrischen Könige zu erscheinen pflegen. Langsam schritten sie vor und traten an den Katafalk. Inzwischen wurden auf den Dächern, den Drei- und Vierfüßen die Feuer entzündet. Der blutigrote Schein der Pechpfannen ergoß sich über die Trauerstätte, und nun begann bei den Klängen des Trauermarsches aus der As-moll-Sonate von Beethoven die eigentliche Huldigung. In langer Reihe zogen mit gesenkten Fahnen die Deputationen verschiedener Vereine vorbei, langsam bestiegen sie die Stufen des Katafalks und legten dort ihre Kränze nieder. Den Schluß dieser Huldigung bildete der Vortrag eines Chors, der nach der Dichtung Possarts von Theodor Podbertsky komponiert worden war:

0„Leuchtet, ihr Flammen, ihr blutigroten,
0Züngelt empor in die Nacht,
0Werdet den Völkern der Erde Boten:
0Die Deutschen halten ihrem Toten
      Die letzte Fahnenwacht.
Hört Ihr den Schwur, der dem trauernden Volke
0Heut’ sich entringt?
0Flammende Wolke
0Trag’ ihn beschwingt
0Nach Osten – nach West:
0‚In Treue fest‘
0Stehen wir hier,
0Halten eisern was Er uns geschaffen,
Schützen das Reich! Und mit heiligen Waffen
Trotzen wir kühnlich des Feindes Begier:
0Eins in der Not,
0Eins bis zum Tod!
0So segne uns Gott!“

In gewaltigen Schlußtönen verklang der Chor, und nun fiel ein markerschütternder von den Tambouren der drei Münchener Infanterieregimenter geschlagener Trommelwirbel ein, nach dessen Verhallen die Musik die „Wacht am Rhein“ intonierte. Aus tausend und aber tausend Kehlen brauste das Lied mächtig zum nächtlichen Himmel empor, und mit ihm schloß die erhebende Trauerfeier Münchens um den gewaltigen Schmied der deutschen Einheit.