Märchen von der Unke (1840)
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Märchen von der Unke.
Ein Kind saß vor der Hausthüre auf der Erde, und hatte sein Schüsselchen mit Milch und Weckbrocken neben sich, und aß. Da kam eine Unke gekrochen, und senkte ihr Köpfchen in die Schüssel, und aß mit. Am andern Tag kam sie wieder, und so eine Zeitlang jeden Tag. Das Kind ließ sich das gefallen, wie es aber sah daß die Unke immerfort bloß die Milch trank, und die Brocken liegen ließ, nahm es sein Löffelchen, schlug ihr ganz sanft auf den Kopf, und sagte „Ding, iß auch Brocken.“ Seine Mutter aber hörte daß es mit jemand sprach, kam heran, und als sie die Unke erblickte, schlug sie sie todt. Und das Kind, das, seit die Unke mit ihm gegessen hatte, schön und groß geworden war, magerte ab von dem Augenblicke an, und starb bald darauf.
Ein Waisenkind saß an der Stadtmauer und spann, und sah eine Unke her kommen. Da breitete es ein blau seiden Tuch, das die Unken gewaltig lieben, und auf das sie allein gehen, neben sich aus. Alsobald die Unke das erblickte, kehrte [111] sie um, kam wieder, und brachte ein kleines goldenes Krönchen getragen, legte es darauf, und gieng dann wieder fort. Da nahm das Mädchen die Krone auf, sie glitzerte und war von zartem Goldgespinnst. Nicht lange, so kam die Unke zum zweitenmal wieder, wie sie aber die Krone nicht mehr sah, kroch sie an die Wand, und schlug vor Leid ihr Köpfchen so lang dawider, als sie nur noch Kräfte hatte, bis sie endlich todt da lag. Hätte das Mädchen die Krone liegen lassen, die Unke hätte wohl noch mehr von ihren Schätzen aus der Höhle herbeigetragen.
Unke ruft „huhu, huhu.“ Kind spricht „komm herut.“ Die Unke kommt hervor, da fragt das Kind nach seinem Schwesterchen „hast du Rothstrümpfchen nicht gesehen?“ Unke sagt „ne, ik og nit; wie du denn? huhu, huhu, huhu.“