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Ludwig von Baden

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Textdaten
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Autor: Georg Rapp
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Titel: Ludwig von Baden
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aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 188–192
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons, Google
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[188]
Ludwig von Baden.

Spielend mit des Sohnes Locken,
Seinen Arm um ihren Leib,
In dem Schall der Abendglocken
Sitzt er neben seinem Weib.

5
„In dem süßen Abendfrieden

Blickst du düster auf dein Land,
Dem du dieses Glück beschieden,
Hat es sich von dir gewandt?“ –

„Nimmer meine Seele weise

10
Nach dem kleinlichen Gebiet,

Das im engen Zauberkreise
Meine Kraft zusammenzieht.
Was ein Auge überblicket,
Stillet mein Verlangen nicht,

15
In die Geisterwelt entrücket,

Träum’ ich mich in Lust und Licht.

„Und auf hohen Thron erhoben,
Als den Herrn im Heiligthum,
Dem die Helden sich geloben,

20
Schau ich sehnend nur den Ruhm.

Such’ ich Lust in deinen Armen,
Frieden in des Knaben Blick,
Ach! ein Armer unter Armen,
End’ ich ruhmlos mein Geschick!“ –

25
Und die Gattin geht in Zähren,

Nimmt den Knaben schweigend mit;

[189]

Doch er sieht sie wiederkehren
Mit der Freude leichtem Schritt.
Seinen goldnen Fürstendegen

30
Bringt sie ihrer Liebe Mann,

Und der Sohn jauchzt ihm entgegen,
Trägt den Harnisch ihm heran.

„Was, mein Herz! du dir erwählet,
Gilt als ein Gebot für mich;

35
Lieb’ und Ehre sind vermählet,

Und die Liebe waffnet dich.
Meine Ehre du, ich warte
Deiner mit der Siegerkron’,
Wenn ich, ach! vergebens harrte,

40
Wahr’ ich sie für deinen Sohn.“


Und sie gürtet ihm den Degen,
Panzert ihn mit flinker Hand;
Unter hellen Trommelschlägen
Zieht sein Häuflein aus dem Land.

45
Nach des Sultans falschen Grenzen

Flattert ihrer Fahne Flug,
Als der hellste Stern zu glänzen
In dem teutschen Heereszug.

Seines Eisenarmes Schwere

50
Furchet tief im Leichenfeld.

Sieh, da speit die wilden Heere
Flammend aus die Heidenwelt!
Des Propheten Fahne mähet
Wie ein Sturm die Schaaren hin;

55
Den Vezir, von Stolz geblähet,

Lüstet’s wiederum nach Wien.

Wer bestehet seine Streiche?
Schwache Schaar, wer schirmt dich noch?
Siehst du nicht die junge Eiche?

60
Ueber Trümmern steht sie hoch.
[190]

Der von Baden wird dich retten,
Er, dein neuer Feldmarschall;
Schüttle weg des Schreckens Ketten!
Er ist dir ein Hort und Wall.

65
Vor des Lagers bunten Strecken,

In der fremden Waffentracht,
Seht ihr sie die Felder decken?
An des Zeltes Seidenpracht
Schwingt nun der Vezir den Säbel:

70
Seine Haufen ohne Zahl,

Wie die dichten Winternebel,
Braußen lärmend aus dem Thal.

Kleine Schaar du, frisch entgegen!
Ordne deine Glieder dicht!

75
Du sollst sie zu Boden legen,

Wie der Strahl den Nebel bricht.
Deine weißen Reihen rollen
In des Heeres Riesenball,
Langsam erst, dann schnell im vollen

80
Fluge, wie des Felsen Fall.


Wie die Feinde mordend drücken,
Immer fester wird dein Gang,
Denn dein Marschall in dem Rücken.
Treibt sie wie des Sturmes Drang.

85
Und er bricht durch ihre Glieder,

Wie aus seinem Bett das Meer,
Tritt wie Halme Alles nieder,
Mit dem kleinen Reiterheer.

Und er steht auf Waffentrümmern

90
Im erstürmten Feldherrnzelt;

Ferne Todtenklagen wimmern
Vom ersiegten Waffenfeld;
Blutige Gestalten wanken
Zu den Feuern vor der Wacht;

[191]
95
Ueber den Gefangnen schwanken

Blanke Flinten durch die Nacht.

Wie die Lilienhäupter schauen
Nach des jungen Tages Stern,
Blühn des Harems schönste Frauen

100
Knieend um den neuen Herrn;

Harren, wer ihn soll umschlingen
In des Lagers weicher Ruh;
Pfeifen und Trompeten klingen
Ihm den Marsch des Sieges zu.

105
Was die Wunderblumen bieten,

Fesselt nicht den den edlen Sinn;
Schmachtend nach der Ferne Blüthen
Träumt sich seine Seele bin:
Seines Knaben blonde Locken,

110
Seines Weibes treue Brust

Möcht’ er fassen mit Frohlocken
In des Wiedersehens Lust.

Und der Sultan bietet Frieden.
Von dem mondelangen Strauß

115
Hat der Sieger sich geschieden,

Kehrt zu seiner Väter Haus.
Staunend hält er auf der Brücke
Seiner Stadt mit seiner Schaar,
Nimmer stellt sich ihrem Blicke

120
Seiner Väter Wohnung dar.


Wie des Ruhmes Tempel breitet
Sich umher ein hohes Schloß;
Seine Priesterin, sie schreitet
Liebend auf den Helden los,

125
Krönt ihn mit dem Siegerkranze,

Sinkt ihm fröhlich in den Arm,
Bei der Schlachttrophäen Glanze
In des Volkes Jubelschwarm.

[192]

„Sieh, Herr, was wir dir bereitet!

130
Zeuch’ in deiner Väter Haus!

Treu von Lieb’ und Ruhm begleitet
Lächle in dein Land hinaus!“ –
‚„Ja, der Sieger ist bezwungen
Von der Liebe, treuer Hand;

135
Was er suchte, ist errungen,

Nimm mich auf, mein Vaterland!“‘

Georg Rapp.