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Ludwig ackert mit seinen Adlichen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Ludwig ackert mit seinen Adlichen
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 2, S. 335-336
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
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Originalherkunft:
Quelle: Commons,Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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Bearbeitungsstand
fertig
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[335]
551.
Ludwig ackert mit seinen Adlichen.
Bange Bl. 61.

Winkelmann VI. 230.
Rohte 1684.
Gerstenberger S. 242. 243.


Als nun Ludwig der eiserne seiner Ritter einen überzog, der sich wider ihn verbrochen hatte, sammneten sich die andern, und wolltens nicht leiden. Da kam er zu streiten mit ihnen bei der Naumburg an der Saal, bezwang und fing sie, und führte sie zu der Burg; redte seine Nothdurft, und strafte sie hart mit Worten: „euren geleisteten Eid, so ihr mir geschworen und gelobet, habt ihr böslich gehalten. Nun wollte ich zwar euer Untreu wohl lohnen; wenn ichs aber thäte, spräche man vielleicht „ich tödtete meine eigne Diener;“ sollte ich euch schatzen, spräche man mirs auch nicht wohl; und ließe ich euch aber los, so achtetet ihr meines Zorns fürder nicht.“ Da nahm er sie und führte sie zu Felde, und fand auf dem Acker einen Pflug; darein spannete er der ungehorsamen Edelleute je vier, ahr (riß, ackerte) mit ihnen eine Furche und die Diener hielten den Pflug; er aber trieb mit der Geißel und hieb, daß sie sich beugeten und oft auf die Erde fielen. Wann dann eine Furche geahren war, sandte er vier andere ein, und ahrete [336] also einen ganzen Acker, gleich als mit Pferden; und ließ darnach den Acker mit großen Steinen zeichnen zu einem ewigen Gedächtniß. Und den Acker machte er frei, dergestalt „daß ein jeder Übelthäter, wie groß er auch wäre, wenn er darauf käme, daselbst solle frey seyn; und wer diese Freiheit brechen würde, sollte den Hals verloren haben," nannte den Acker den Edelacker, führte sie darauf wieder zur Naumburg, da mußten sie ihm auf ein neues schwören und hulden. Darnach ward der Landgraf im ganzen Lande gefürchtet; und wo die, so im Pflug gezogen hatten, seinen Namen hörten nennen, erseufzten sie und schämeten sich. Die Geschichte erscholl an allen Enden in deutschen Landen, und etliche scholten den Herrn darum, und wurden ihm gram; etliche scholten die Beamten, daß sie so untreu gewesen; etliche meinten auch, sie wollten sich eh’ haben tödten lassen, dann in den Pflug spannen. Etliche auch demüthigten sich gegen ihrem Herrn, denen that er gut und hatte sie lieb. Etliche aber wolltens ihm nicht vergessen, stunden ihm heimlich und öffentlich nach Leib und Leben. Und wann er solche mit Wahrheit hinterkam, ließ er sie hängen, enthaupten und ertränken, und in den Stöcken sterben. Darum gewann er viel heimliche Neider von ihren Kindern und Freunden, ging derohalben mit seinen Dienern stätig in einem eisern Panzer, wo er hinging. Darum hieß man ihn den eisernen Landgrafen.