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Litterarische Nachrichten von Oberkozau

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Textdaten
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Autor: Anonym
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Titel: Litterarische Nachrichten von Oberkozau
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 1, S. 702–712
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1790
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
s. a. Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 2, 3)
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IV.
Litterarische Nachrichten von Oberkozau.
Im Fränkischen Kreise werden sehr wenige Flecken und Dörfer seyn, von welchen sich mit Recht behaupten läßt, daß daselbst eine große Anzahl von Männern aus bürgerlichem Geschlechte bald hinter einander auf die Welt gekommen ist, welche sich theils durch die Studien und Wissenschaften, theils| durch andere Kenntnisse zu geistlichen und andern Ämtern im Vaterlande und Auslande brauchbar gemacht und empor geschwungen haben, als von Oberkozau, Schwarzenberg an der Saal, Arzberg und Selb im Bayreutischen. Von dem ersten Orte soll jetzt, und von den übrigen vielleicht zu einer andern Zeit, in diesem Journal etwas gesagt werden.

Oberkozau, ein aus 160 Häusern ungefähr bestehender sehr alter Marktflecken, gehört dem freyherrl. Geschlechte von Kozau zu, liegt eine starke Stunde oberhalb oder südwärts[1] von der bekannten Handelsstadt Hof im Fürstenthum Bayreut an den zwey Flüssen Saal und Schwesnitz, welche sich in der Mitte des Markts mit einander vereinigen, hat ehedem Schwantewitz geheissen, und war ein Hauptsitz der Slaven.

So groß und manchfaltig auch immerhin die Vorzüge sind, welche dieser Flecken wegen seines hohen Alterthums, seiner herrlichen Schloßgebäude, schönen Lage, seltenen Naturproducte, zweyer steinernen Brücken über, beyde Flüsse, seines Halsgerichts und Blutbanns, seiner kaiserl. Freyheit oder juris asyli, seiner jährlichen Holzflöße, Manufactur-Handelschaft, wichtigen Märkte und| Kirchweihen, Landstraße und anderer Ding hat; so zeichnet sich derselbe doch auch da durch ganz besonders aus, daß er viele verstorbene und noch lebende Leute nennen kann, welche in seinem Schoos ihr Leben empfangen, den Grund zu ihrem Glücke gelegt, und der Welt mit ihren Schriften und Diensten nützlich geworden sind. Da es mit dem Plan dieses Instituts übereinstimmt, die Denkwürdigkeiten einzelner Örter zu beschreiben, und zur Beförderung der politischen, kirchlichen und litterarischen Geschichte des Frankenlandes etwas beyzutragen; so wird man es hoffentlich nicht mißbilligen, wenn man eine kurze Nachricht von diesem Artikel hier antreffen und künftig auf topographische, statistische und ähnliche Unterhaltungen von diesem Marktflecken aufmerksam gemacht wird.
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Es wäre unrecht, die in den alten Zeiten berühmten und gelehrten Ritter von Kozau sowohl, als auch die beyden Brüder, Fr. Chr. Wilh. und Friedr. Aug. Freyherrn von Kozau, in diesem Jahrhundert aus dem Register gelehrten Kozauer wegzulassen, welche beyde auf der vormahls blühenden Ritterakademie zu Erlangen studirten, und einen ungemeinen Schatz nützlicher Kenntnisse einsammelten. Besonders brachte es der älteste| in diesem Fache sehr weit, setzte die Liebe zu gelehrten Arbeiten bis an das Ende seines Lebens fort, schaffte sich eine vortreffliche Bibliothek an, trug mit rastlosem Fleiß eine Landesgeschichte des Burggrafthums Nürnberg oberhalb Gebirgs zusammen und hinterließ dieselbe seinen beyden noch lebenden Söhnen. Doch die Absicht gegenwärtiger Bemerkungen ist vornämlich auf die bürgerlichen Söhne gerichtet, welche dem Sammler dieses Verzeichnisses bisher bekannt geworden sind, eine lange Reihe ausmachen, alphabetisch genennt werden sollen, und zu einem Beweise dienen, daß es ein falsches Vorurtheil sey, allen Jünglingen aus bürgerlichen Familien das Studiren zu erschweren, oder sie ganz und gar davon abzuhalten.


Ihre Namen heißen:

1. Bauer, (Johann Christoph) ein Cantors-Sohn, studirte auf dem Gymnasium zu Hof und auf der Universität zu Wittenberg, und ist Pfarrer zu Kautendorf bey Hof.

2. Büttner, (Johann) ein Burgers-Sohn, starb als Stadtcantor und Litteratus zu Wunsiedel 1763.

| 3. Endel, (Johann) ein Maurers-Sohn stud. zu Hof und Leipzig, wo er zur Stelle eines Probsteyverwalters der Universität kam, und 1757 mit Tode abging.

4. M. Hager, (Johann Georg) ein Schneiders-Sohn, studirte zu Hof und Leipzig, wurde Magister Legens allda, Rector der Schule zu Chemniz in Sachsen 1740, und starb den 17 August 1777. Seine Schriften sind zum Theil in Meusels gelehrten Teutschland angezeigt. S. auch Saxii Onomast. liter. Part. VI. pag. 555.

5. Hager, (Johann Georg) ebenfalls ein Schneiders-Sohn, studirte in eben diesen Orten, wurde zu Leipzig Juris Practicus und Consulent, wo er in den Jahren nach 1760 zu leben aufhörte, nachdem er vorher ein ansehnliches Vermächtniß nach Oberkozau bestimmt und ausgesetzt hat.

6. Kapp, (Adam Johann) ein Senators- und Fuhrmanns Sohn stud. zu Leipzig, hielte als Respondens eine gedruckte Disputation unter dem Vorsitze seines Landsmanns M. Hagers über Apostelgesch. IX. 5. und kam weg, ohne daß man weiß, wohin.

7. M. Kapp, (Johann) des vorigen Bruder, stud. zu Hof, Leipzig und Erlangen, wurde 1764 vierter, 1768 dritter Lehrer,| 1775 Conrector des Gymnasiums zu Hof, erhielte 1778 die Schloßpredigersstelle zu Bayreut mit der damit verknüpften Professur der Theologie und Historie, wurde 1783 Consistorialrath daselbst, und 1790 nach D. Junkheims Tod Assistenzrath bey der Curatel der Universität Erlangen.

Siehe Meyers biograph. Nachrichten von den Schriftstellern, die gegenwärtig in den Fürstenthümern Anspach und Bayreut leben, und Meusels gelehrtes Teutschland.

8. Kapp, (Johann Georg) des vorherstehenden Bruder, stud. zu Hof und Erlangen, bekam den Ruf zur Pfarrey Kirchleus bey Culmbach 1760, wurde 1776 Ehrenmitglied der herzoglichen lateinischen Gesellschaft zu Jena, 1782 Subdiakonus zu Bayreut, und 1785 Syndiakonus und Hospitalprediger daselbst.

Siehe Meyer und Meusel in den angezeigten Büchern.

9. M. Kapp, (Johann Erhard) ein Vaters-Bruder der drey vorhergenannten und ein Fuhrmanns-Sohn, geboren den 23 März 1696, stud. zu Hof und Leipzig, wo er als ordentl. Professor der Beredsamkeit, Ältester der Baier. oder Fränkischen Nation, Collegiat des großen Fürsten-Collegiums und| Decemvir der Akademie den 7 März 1756 in seinem 60sten Jahre entschlief. Sein ehemaliger Lehrer, Rector Weis zu Hof, hat ihm zu seiner Magister-Promotion unter andern in folgenden Versen Glück gewünscht, woraus erhellt, daß vorher schon mehrere Kozauer studirt haben:

Unter allen, die in Hof nach der Weisheit Lehr gefraget,
Haben die Kozauer Köpfe mir vor allen wohl behaget.
Unter den Kozauer Köpfen fand ich deines gleichen nicht,
Der wie du den Wissenschaften jetzt und künftig viel verspricht.

Er besaß ein weitläuftige Belesenheit und Bücherkenntniß, und machte sich durch eine zahlreiche Menge gedruckter Schriften berühmt. Der Katalog seiner ansehnlichen Bibliothek, welche 1758 zu Leipzig verauctionirt wurde, ist in 3 Octavbänden gedruckt. S. Neue Beyträge von alten und neuen theolog. Sachen 1758 S. 501. Saxii Onomast. liter. Part. VI. pag. 328–330 und die daselbst angeführten Schriftsteller.

10. Knoll, (Georg Christoph Wolfgang) war Stadtprediger zu Sulzbach in der Pfalz.

11. Künzel, (Johann Nicolaus) ein Müllers-Sohn, war ums Jahr 1728 Feldprediger| des königl. Preußis. Dönhofischen Regiments zu Berlin und starb daselbst als Senior der Berlinischen Prediger und erster Diakonus an der Peterskirche.

Siehe D. Tellers Gedächtnißpredigt auf ihn.

12. Oertel, (Johann Adam) ein Amtsverwalters-Sohn, war auf dem Gymnasium zu Hof, und ist daselbst Secretarius und Cassirer der Vogtländ. Ritterschaft Hofer Bezirks.

13. M. Pitterlein, (Georg Heinrich) ein Pfarrers Sohn, Pfarradjunct zu Oberkozau 1681, und 1683 Pfarrer zu Krebes in Sachsen.

14. Porst, (Johann) ein Bierbrauers-Sohn stud. zu Hof und Leipzig, war Pfarrer zu Malchau im Brandenburgischen, dann zu Hohenschönhausen, darauf zweyter Prediger an der Dorotheenstädter Kirche zu Berlin, Beichtvater der Königin, Consistorialrath, Probst an der Nikolaikirche, Inspector derselben und der dahin gehörigen Kirchen, wie auch des Gymnasiums, und ging 1728. in einem Alter von 59 Jahren 28 Tagen zur Ruhe ein. Er hat viele und schöne besonders ascetische Schriften ans Licht gestellt,| und von seinem Leben selbst viele Umstände aufgezeichnet.

Siehe die Funeralia, ingleichen Nachricht von dem Charakter und Amtsführung rechtschaffener Prediger und Seelensorger 6ter Band S. 1–18. Heinzmanns historis. Bilderbuch[2] des Edeln und Schönen aus dem Leben würdiger Frauenzimmer S. 49. 50.

15. Roth, (Johann Paul) Pfarrer zu Oberkozau, zeugte vier Söhne, welche alle studirten und darunter die 3 jüngsten daselbst geboren worden sind. Von ihrem Schicksale ist dem Verfasser dieser Nachrichten nichts bekannt.

16. Schödel (Johann Nikolaus) ein Webers-Sohn, war Pfarrvicar zu Mangersreut, dann Diakonus zu Wonsees bey Culmbach, wo er 1751 die Welt verließ.

17. Schödel (Nikolaus) auch ein Webers-Sohn, Pfarradjunct zu Bindloch, Pfarrer zu Harsdorf, Pfarrer zu Birk, Diakonus zu Wunsiedel, Pfarrer zu Bindloch bey Bayreut, starb 1708.

18. Siegritz (Georg Wolfgang) ein Schuhmachers-Sohn, kam als dritter Lehrer an die Schule zu Wunsiedel und endigte sein Leben 1754.

| 19. Steeb, (Christoph Adam) ein Ökonomieverwalters-Sohn, stud. zu Hof und Halle, wurde Pfarrer zu Leupoldsgrün, darauf Pfarrer zu Fischbach bey Kronach im Bambergischen, wo er noch steht.

20. Trost, (Adam) kommt als Pfarrer zu Kautendorf und zu Regnizlosa bey Hof vor, starb 1605.

21. Weis, (Georg Christoph) ein Cantors-Sohn, studirte zu Hof und Jena, starb als Cantor zu Hirschberg bey Hof in diesem Jahrhundert.

22. Wohn, (Ernst) ein Wirths-Sohn, studirte zu Hof und Jena, wurde Schullehrer zu Oelsniz in Sachsen, und starb vor einigen Jahren.


Ausser diesen Litteratis verdienen auch hier einen Platz:

23. Fischer, (Georg Wolfgang) ein Burgermeisters- und Fleischhackers-Sohn, besuchte das Gymnasium zu Hof, widmete sich der Schreiberey, und erhielt 1771 das wichtige und ansehnliche Amt eines kaiserl. Reichs-Postmeisters zu Bayreut.

| 24. Kapp, (Johann Erhard) ein Bruder der Nr. 6. 7. und 8. angezeigten Kappen, war auf dem Gymnasium zu Hof und ist kaiserl. Reichs-Posthalter zu Münchberg zwischen Bayreut und Hof.

25. Kapp, (Johann Peter) ein Schmids-Sohn, erlernte die Kaufmannschaft, ließ sich nach vielen Reisen in Nürnberg nieder, und handelte mit Spezereywaaren, wo er 1762 als Genannter des größern Raths und so genannter Zwölfer unter den Spezerey-Händlern starb, und wo seine Nachkommenschaft im Segen blühet.

26. Körndorfer, (Johann Peter) ein Jägers-Sohn, legte sich auf die Schreiberey, kam zuerst als adelich von Sodenscher Beamter nach Sassenfahrt und, ist jetzt adelich von Seefried. Beamter zu Buttenheim bey Bamberg.




  1. Druckfehlerberichtigung im 2. Band: ist statt seitwärts zu lesen, südwärts.
  2. Druckfehlerberichtigung im 2. Band: für Bibelbuch lese man Bilderbuch.