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Literarisches (Die Gartenlaube 1855/17)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: E. K.
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Titel: Literarisches (Die Gartenlaube 1855/17)
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 228
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1855
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[228] Literarisches. Mit dem Frühling scheint auch die Produktionskraft der deutschen Dichter erwacht zu sein. Die letzte Woche brachte wieder warme Sonnenstrahlen und interessante Neuigkeiten. Otto Roquette, der Dichter der überaus reizenden „Waldmeisters Brautfahrt“, hat ein episches Gedicht: Hans Haidekuckuk vollendet, dessen Stoff, dem bunten Treiben des mittelalterlichen Städtelebens entnommen, mit jenem leichten und glücklichen Humor bearbeitet sein soll, der alle Arbeiten dieses frischen Autors auszeichnet. Von Gust. Freytag, dem Redakteur der Grenzboten und Dichter der Valentine, ist ein dreibändiger Roman: Soll und Haben erschienen. Freytag, welcher damit ein neues Feld betritt, hat den Roman dem Herzog Ernst von Gotha gewidmet, der den Verfasser bekanntlich von einigen Monaten zum Hofrath ernannte. Gutzkow’s neuerschiene Novelle: die Diaconissin erwähnten wir schon. In der Einleitung wenig anziehend, entschädigt sie weiterhin durch lebendig frische Darstellung und tiefe Blicke in die Natur des Frauenlebens. Diejenigen, welche Gutzkow Mangel an Gemüth vorwerfen, werden hier wenigstens diesen Vorwurf nicht wiederholen können. Kompert, der Verfasser des „Ghetto“, hat ebenfalls einen zweibändigen Roman: Am Pfluge vom Stapel laufen lassen. Er behandelt die Zustände einer jüdischen Familie, welche sich ausnahmsweise dem Ackerbau gewidmet. – Nach einer andern Richtung hin dürfen wir noch als eine interessante Erscheinung die in Berlin angekündigte und vom Grafen Pinto redigirte social-politische Wochenschrift: Berliner Revue bezeichnen – das in Zeitungen bereits vielfach besprochene Organ der russischen Partei. Ein Mitglied der Kreuzzeitungspartei, heißt es, hat zur Begründung dieses Journals, das wöchentlich 41/2 Bogen stark erscheinen soll, 20,000 Thaler vorgeschossen, das Honorar der Mitarbeiter ist auf 50 Thaler pro Bogen festgestellt, die ersten literarischen Capacitäten sollen – laut Zeitungen – dafür gewonnen sein! Den Zweck deuteten wir bereits an. Außerdem soll sie die Rechte des Adels und des großen Grundbesitzes vertreten. Wie alle Unternehmen dieser Art, wird auch dieses wenig Erfolg haben. Die Partei, welche darin vertreten wird, bedarf der Belehrung nicht, sie kennt ihre Rechte, ihre Gründe und langweilt sich an der Lektüre. Die Partei aber, welche sie bekämpfen soll, liest sie kaum, acceptirt weder die Rechte noch die Gründe und läßt höchstens in einigen Journalartikeln dagegen protestiren. Die stolze Zuversicht, den Gang der Civilisation auch nur um einen Tag aufzuhalten, ist eine vergebliche. Die Partei wird bald genug um eine Hoffnung und 20,000 Thaler ärmer sein!
E. K.