Literarisches (Die Gartenlaube 1853/46)
[508] Literarisches. In den nächsten vierzehn Tagen haben wir außer dem in der letzten Nummer angekündigten „Dessauer Jahrbuch“ auch noch ein „Hessisches (belletristisches) Jahrbuch“ zu erwarten. „Es gilt,“ wie der Herausgeber sagt, „ein Unternehmen in’s Leben zu rufen, welches bei den traurigen Verhältnissen, die wie ein Alp auf unserm engern Vaterlande lasten, durch das Zusammenwirken unserer bedeutendsten literarischen Kräfte das gesunkene Selbstvertrauen heben und stärken und der Erweckung und Nährung patriotischen Sinnes einen geistigen Mittelpunkt geben soll.“ – Ob dies ein belletristisches Jahrbuch vermag, müssen wir sehr bezweifeln. Die Zustände eines Landes lassen sich nicht durch einige Verse und Novellen ändern, ein gesunkenes Vertrauen nicht durch einige biographische Artikel wieder heben. Die Zustände des Landes sind hier wohl nur Aushängeschild. – Nach und nach scheint sich der amerikanische Humbug auch nach Deutschland überzusiedeln, wenigstens auf dem Felde der Literatur. Eine Hamburger Firma kündigt ein Buch: die Welt der Verbrechen, als „Amerikanische Volksbibliothek“ folgendermaßen an: Kein Humbug! 40,000 Abonnenten in Amerika! Interessant! Wohlfeil! Allgemein faßlich und verständlich! für Jedermann! Nur ein Silbergroschen!“ – Die Welt der Verbrechen als Volksbibliothek!!! – An Neuigkeiten sind diese Woche noch angekommen: Hesekiel, Zwischen Hof und Garten, zwei Bände Novellen. – Sternberg, die Ritter von Marienburg, drei Bände. – Monteton, Sänger und Ritter, zweibändiger Roman aus der Neuzeit.