Liszt und Salamanca
[304] Liszt und Salamanca. Als Liszt vor Jahren einmal in Spanien war und in Madrid glänzende Concerte gab, fragte ihn eines Tages Salamanca, der spanische Rothschild: „Nun, wie gefällt es Ihnen hier bei uns?“
„Gar nicht übel,“ meinte Liszt, „nur schade, daß die Cigarren so miserabel sind.“
„Dafür lassen Sie mich sorgen; ich werde Ihnen ganz vortreffliche Cigarren zuschicken.“
Liszt wartete nun auf die Erfüllung dieses Versprechens, allein ein Tag um den anderen verging und keine Cigarren kamen. Der Bankier hatte die Sache rein vergessen. Das verdroß den damals viel weltlicher gesinnten Künstler sehr – heute würde er wohl nur erhaben darüber lächeln. Am Tage seiner Abreise aus Madrid kaufte er fünfhundert Stück der feinsten, theuersten Cigarren, legte dieselben in eine reichverzierte Cassette und schickte sie, als er eben in den Wagen stieg, mit seiner Karte, auf die er p. p. c. (pour prendre congé) geschrieben, an den Millionär. Er reiste mit Extrapost und war beinahe an der Grenze angelangt, als er hinter seinem Wagen ein donnerndes „Halt!“ rufen hörte. Erstaunt blickte er hinaus, aber da war kein Bandit, wie er vermuthet hatte, sondern ein mit Schweiß und Staub bedeckter Courier, der in rasender Eile daher gesprengt kam und ihm athemlos zurief: „Ich bringe das Gepäck, welches Excellenz in Madrid vergessen haben!“ Damit schnallte er einen Mantelsack vom Pferde, reichte denselben Liszt in den Wagen und sprengte ebenso eilfertig wieder von dannen, wie er gekommen war. Erstaunt öffnete Liszt den Mantelsack und fand darin einen mächtigen Kasten von Palissanderholz, mit Silber eingelegt, in dem zehntausend Stück der feinsten Havannacigarren enthalten waren. So hatte Salamanca die Scharte mit fürstlicher Freigebigkeit glänzend ausgewetzt.