Lissabon (Das Ausland, 1828)
Lissabon.[1]
Die Aussicht von Buenos Ayres ist prachtvoll; man übersieht Almada und die ganze Hügelkette am Tajo hinab, bis über Belem hinaus und fast bis zu dem Punkte von Traffraria, einen beträchtlichen Theil Lissabons, und einen Wald von Masten, Schiffe von jeder Art und Größe, an dem majestätischen Strom: gegen Osten über den breitern Theil des Tajo, in der Richtung von Aldea Gallega und Moita, auf einer anmuthigen Höhe die Stadt Vendas de Palmela, in der Nähe Serra de Arrabida, – rings eine durch ihre Weinberge und Pomeranzenhaine berühmte Landschaft; gegen Westen das Stadtviertel von Belem, Gärten, Klöster, Kirchen und Paläste in bunter Mischung bis zu dem stolzen, obgleich noch nicht ausgebauten, Palaste auf der Höhe von Ajuda, wo die königliche Residenz ist.
Auf unserem Weg durch die schlechtgepflasterten und engen Gassen nach der Rua do Prior waren Kuttenträger, Bettler und Hunde fast die einzigen lebenden Wesen, denen wir begegneten, dafür kamen wir aber an einer Menge abscheulicher Kothhaufen vorbei, und nicht weit von unserem Gasthof lag der Leichnam eines Pferdes, welches die Nacht zuvor gefallen war, und seine Pestgerüche verbreitete. Sieht man dieß und das Heer schmutziger Bettler, die, um Mitleiden zu erregen, auf allen öffentlichen Plätzen ihre Krankheiten auf die ekelhafteste Art zu Schau stellen, so möchte man Lissabon für ein lebendiges anatomisches Theater halten. Umsonst suchten wir Blumen, um unsere Geruchssinne zu erfrischen: wir konnten uns keine verschaffen.
- ↑ Portugal Illustrated. By the Rev. W. M. Kisney, B. D. London 1828.