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Leichenwäsche

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Textdaten
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Autor: Rainer Maria Rilke
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Titel: Leichenwäsche
Untertitel:
aus: Der neuen Gedichte anderer Teil, S. 45
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1918
Verlag: Insel-Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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Bearbeitungsstand
fertig
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LEICHENWÄSCHE


Sie hatten sich an ihn gewöhnt. Doch als
die Küchenlampe kam und unruhig brannte
im dunkeln Luftzug, war der Unbekannte
ganz unbekannt. Sie wuschen seinen Hals,

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und da sie nichts von seinem Schicksal wußten,

so logen sie ein anderes zusamm,
fortwährend waschend. Eine mußte husten
und ließ solang den schweren Essigschwamm

auf dem Gesicht. Da gab es eine Pause

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auch für die zweite. Aus der harten Bürste

klopften die Tropfen; während seine grause
gekrampfte Hand dem ganzen Hause
beweisen wollte, daß ihn nicht mehr dürste.

Und er bewies. Sie nahmen wie betreten

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eiliger jetzt mit einem kurzen Huster

die Arbeit auf, so daß an den Tapeten
ihr krummer Schatten in dem stummen Muster

sich wand und wälzte wie in einem Netze,
bis daß die Waschenden zu Ende kamen.

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Die Nacht im vorhanglosen Fensterrahmen

zwar rücksichtslos. Und einer ohne Namen
lag bar und reinlich da und gab Gesetze.