Laß doch dein Singen, Nachtigall
[482] Laß doch dein Singen, Nachtigall!
„Tiu! Tiu!
Gott grüß dich, min Fru!
Ach, wat sin wir doch hüt
Für glückselige Lüt“
Laß doch dein Singen, Nachtigall!
Es macht mich gar zu trübe.
Was soll mir auch dein Schwätzen all
Von Lieb’ und nur von Liebe?
Ich weiß ja wohl, wie süß sie thut –
Du brauchst mir’s nicht zu sagen;
Hätt’ ich wie du so frischen Muth,
Viel heller wollt’ ich schlagen.
So lupf’ doch deine Federlein,
So flieg’ doch auf geschwinde,
Und sing’ vor ihrem Kämmerlein
Im grünen Ast der Linde!
Was auch in’s Ohr ihr raunt der Mai,
Sie will davon nichts wissen;
So sag’ ihr du, wie lieb es sei,
Das Herzen und das Küssen!
„Tiu! Tiu!
Gott grüß dich, min Fru!
Ach, wat sin wir doch hüt
Für glückselige Lüt“
Zicküth!“