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Kurze Anleitung zu einer richtigen Kenntniß und Behandlung der Forte-Pianos/7

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VII. Kapitel
Abhülfe verschiedener Stockungen und Störungen in der Mechanik und sonstiger Anstände.
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aus: Kurze Anleitung zu einer richtigen Kenntniß und Behandlung der Forte-Pianos
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VII.
Abhülfe verschiedener Stockungen und Störungen in der Mechanik und sonstiger Anstände.


Nach dem, was bisher über den Mechanismus des Forte-Piano, über das Material desselben u. dgl. gesagt worden, ist es wohl nicht mehr auffallend, wenn, auch bei dem besten und sorgfältigst gebauten Forte-Piano hie und da kleine Unregelmäßigkeiten in den Functionen der Mechanik und andere dergleichen Erscheinungen vorkommen. Schon mancher Clavierbesitzer ist dadurch, weil er die Einrichtung und die Natur seines Instruments nicht gekannt, in Schrecken gesetzt und das unschuldige, sonst vortreffliche Instrument ihm ganz entleidet worden. Mancher Verdruß dieser Art wird erspart werden, wenn man sich bemüht, das Nachstehende gehörig aufzufassen und beim eintretenden Falle in Anwendung zu bringen.

Das Stocken der Tasten hat seinen Grund sehr oft darinn, daß die beiden Löcher der Taste, mit welchen sie in [60] ihren Stiften geht, (in der Mitte der Taste und vorne unmittelbar unter dem Finger des Spielers) zu enge werden und die Taste nicht mehr willig genug geht, also entweder ganz stecken bleibt, nachdem sie niedergedrückt worden, oder doch wenigstens nicht mehr ganz in ihre Ruhe zurück fällt, was zur Wiedereinlösung des Hammers (s. S. 14) erforderlich ist, wenn der Hammer nicht beim nächsten Anschlage versagen soll. Es ist sehr irrig, wenn man glaubt, diese Stockung komme von nicht genug trockenem Holze her. Auch das ganz trockene Holz schwillt, wie oben S. 44 bemerkt worden, bei feuchter Witterung auf, und die Löcher, die sehr passend gemacht seyn müssen, um der Taste einen sichern Gang zu gewinnen, können auch bei dem besten Holze zu enge werden. Jedenfalls kann man sich damit trösten, daß dieses Stocken wenigstens davon zeugt, daß die Löcher passend und nicht zu weit sind, und daß die Abhülfe äusserst leicht und schnell geschehen kann. Man nimmt nämlich die Claviatur vorsichtig heraus, untersucht den Gang der stockenden Taste, und erweitert das Loch, in welchem zu starke Reibung bemerkt wird, ein wenig (aber ja nicht zu viel) und das Uebel ist gehoben.

Beim Herausnehmen der Claviatur beobachte man Folgendes: Zuerst sehe man zwischen die Saiten hindurch auf die Hämmer, ob alle gehörig in ihrer Ruhe liegen, und ob keiner höher steht als der andere, weil sonst die hervorstehenden Hämmer beim Herausziehen der Claviatur sich (beim Flügel am Stimmstocke und beim Tafel-Forte-Piano [61] am Resonanzboden) stoßen und abbrechen würden. Liegen die Hämmer gehörig tief, so wird bei dem Flügel teutscher Art und dem Tafel-Forte-Piano das vor der Claviatur befindliche, eingesprengte Brettchen in der Mitte gefaßt und etwas herausgebogen, worauf es aus seinem Falz, in den es eingesprengt ist, rechts und links gehen wird. Es ist gut, beim Herausziehen des Brettchens dasselbe auf eine Seite, rechts oder links, zu ziehen und es somit, indem mit der einen Hand vorgehalten wird, auf der entgegengesetzten Seite vorsichtig herausgehen zu lassen, weil sonst leicht ein Fournier vom Kasten mit abgerissen werden könnte. Ist das Brett auf einer Seite heraus, so ist es dann leicht, es auch von der andern zu lösen. Bei dem Flügel englischer Art muß überdieß noch das über der Claviatur am Stimmstock angeschraubte Brett losgeschraubt werden, worauf man dann die Claviatur, indem man sie an den beiden Griffen rechts und links faßt, und während des Ziehens etwas niederwärts drückt, vorsichtig heraus ziehen kann. Während des Herausziehens wird sie sich sofort etwas herunter senken. Ruht die Claviatur auf Schiebeleisten oder auf einer Schieberahme, so müssen diese zuerst herausgezogen werden, ehe man an der Claviatur zieht. Man gebe aber ja sehr Acht, daß während des Herausziehens, so wie auch nachher bei dem Wieder-Einsetzen, kein Hammer in die Höhe gehe, weil dieser sonst unvermeidlich abbrechen müßte, denn der Raum, welchen die Hämmer passieren müssen, ist sehr enge und genau zugemessen.

[62] Das Wieder-Einsetzen der Claviatur giebt sich aus dem Bisherigen von selbst; bei Claviaturen mit Schiebeleisten oder Schieberahmen müssen diese, wenn man die Claviatur hineingeschoben, und sie vorne ein wenig in die Höhe gehoben hat, unter derselben gleichfalls wieder eingeschoben werden, wobei man, während dem man die Leisten oder die Rahme einschiebt, etwas auf die Seitenbacken der Claviatur drücken kann, damit sich diese hinten um so leichter wieder in die Höhe hebt. Wo diese Leisten oder eine solche Rahme nicht Statt finden, hat man blos die Claviatur vorsichtig hinein zu drücken, worauf sie sich selbst wieder in die Höhe heben und auf ihren rechten Ort stellen wird. Um das eingesprengte Brett vor der Claviatur wieder hinein zu machen, setzt man es auf einer Seite in seinen Falz, und biegt es so weit zusammen, bis es dann von selbst auch auf der andern Seite in den Falz geht, und somit die Claviatur wieder schließt. Bei dem Flügel englischer Art wird noch das weitere Brett über der Claviatur wieder eingeschraubt.

Bei der teutschen Mechanik sind die innern Theile der Claviatur, z. B. die Fangleiste (an der sich die Hämmer arretiren) etc. leicht abzunehmen, worauf die Tasten samt den Hämmern ohne Anstand einzeln heraus genommen werden können. Bei der englischen Mechanik hingegen, wo die Hämmer nicht an die Tasten angehängt, sondern mit ihren Capseln an einer besondern festen Brücke aufgeschraubt sind, hebe man, wenn eine Taste heraus genommen werden soll, den Hammer in die Höhe, lege die an der Taste befestigte [63] Stoßzunge um und suche dann mit der Taste behutsam unter der Hammerbrücke heraus zu kommen. Sonst kann aber diese auch samt den Hämmern abgeschraubt werden. Daß man auf dieselbe Weise die Tasten wieder einsetzt und dabei nur das Federchen, das die Stoßzunge vorzieht, wieder in seine Stelle einzuleiten hat, versteht sich von selbst, so wie überhaupt die nähere Ansicht das weitere Verfahren leicht an die Hand geben wird.

Die Stockung der Tasten kann auch daher kommen, daß das Fett, welches die Tastenlöcher haben müssen um sich nicht auszunützen und um williger zu gehen, ranzig geworden ist, in welchem Falle nur die Löcher gereinigt und mit reinem Gänsefett oder Knochenmark oder gutem Oliven-Oel wieder versehen werden müssen. Die frische Einölung der Claviatur in den Tastenlöchern ist überhaupt von Zeit zu Zeit, etwa alle zwei Jahre, nothwendig.

Ferner entsteht Stockung, wenn eine Taste sich krumm gezogen hat, und an der benachbarten reibt, in welchem Falle die Taste mit einem feinen Hobel wieder abgerichtet werden muß.

Stockung entsteht auch an den Hämmern. Laufen diese in Capseln von Messing, mit eingesprengtem Körner, so müssen diese Oel haben, welches mit der Zeit aber ranzig wird, und dann in Verbindung mit dem Staub der sich hineinsetzt, die Tasten stocken macht. Der Hammer und die Capseln müssen also gereinigt und mit frischem Oel versehen werden. Auch hier ist nach einigen Jahren eine [64] Reinigung aller Hämmer und Capseln und frische Einölung derselben nothwendig.

Gehen die Hämmer in hölzernen, mit Filz ausgefütterten Capseln, welche letztere dauerhafter, fester, und daher vorzuziehen sind, so ist gleichwohl, obschon die Hammerstifte bei diesen Capseln keines Oels bedürfen, sondern trocken gehen sollen, eine Stockung bei den leichten Hämmern manchmal der Fall. Die Feuchtigkeit schwellt diese Capseln auf; das Loch, in welchem der Filz eingeleimt ist, wird enger, somit verliert sich die Willigkeit des Gangs, und ein leichter Hammer, der zumal von neuem nicht allzuwillig gegangen, stockt und bleibt in der Höhe stehen. Hier muß durch Erweiterung des Loches im Filze geholfen werden, und man kann entweder durch Auf- und Abreiben des Hammers sie bewirken, oder auch den Stift herausnehmen und das Loch etwas ausreiben. Im äussersten Nothfalle kann man, wiewohl es eigentlich gegen die Regel ist, dem Stift ein wenig feines Oel geben, was sogleich Wirkung thun wird.

Die Tasten stocken bei der teutschen Mechanik manchmal auch deswegen, weil die Reibung des Schnabels vom Hammer an dem Haken, in welchen er sich bei seinem Zurückfall wieder einlösen soll, zu stark ist, was daher kommt, daß entweder die Bahn, auf welcher der Schnabel hinabglitschen soll, durch die Feuchtigkeit rauh geworden, oder daß die Feder des Hakens diesen allzustark gegen den Schnabel des Hammers andrückt. Im erstern Falle schneide [65] man ein Bleistift breit, und reibe damit die Bahn, auf welcher der Schnabel des Hammers hinabglitscht, bis sie eisenfarb glänzend ist, und im letztern Falle biege man die Feder des Hakens um etwas zurück, daß sie weicher drückt, und der Gang wird hergestellt seyn.

Sonst können auch Stockungen dadurch entstehen, daß etwas zwischen die Tasten fällt, z. B. Stecknadeln, Wachstropfen u. dgl.

Da der stille Gang der Hämmer und der Mechanik eine unerläßliche Bedingung eines guten Forte-Piano ist, so sind alle Theile der Mechanik, wodurch ein Geräusch, ein Klappern etc. entstehen könnte, mit Leder oder Tuch gefüttert. Diese Fütterung schlägt oder arbeitet sich durch den Gebrauch etwas zusammen, und dadurch verändert sich nothwendigerweise der richtige Stand einzelner Theile, z. B. bei der teutschen Mechanik der Stand der Haken, welche den Hammer in die Höhe ziehen, und bei der englischen jener der Stoßzungen, welche gleichfalls die Hebung des Hammers bewirken. Der Eingriff sowohl der Haken als der Stoßzungen wird hiedurch zu tief, die Auslösung des zu hoch getragenen Hammers ist erzwungen, der Haken oder die Stoßzunge werden zu sehr zurückgeschnellt, und prellen eben so zu stark wieder gegen den Hammer an. Dadurch entsteht nun ein Klappern der Stoßzunge und des Hakens. Alle Forte-Pianos, die zu frühe aus der Werkstätte des Instrumentenmachers kommen, und nicht dort einige Zeit gehörig durchgespielt [66] werden, kommen in diesen Fall, womit sich noch das weitere Uebel verknüpft, daß Ton und Spielart darunter leiden, indem bei der zu hohen Hebung der Hämmer, die bis an die Saite gedrückt werden, die Schwingung derselben gehemmt ist, und die Spielart durch die gezwungene Auslösung hart und unangenehm wird. Um diesem Uebel abzuhelfen, muß den Haken und Stoßzungen wieder ihre natürliche Stellung gegeben werden. Bei der teutschen Mechanik ist zu diesem Ende an jedem gut eingerichteten Forte-Piano die Leiste, an welche die, die Hämmer hebenden Haken sich anlehnen, durch Schieber, die an verschiedenen Stellen der Leiste angebracht sind, beweglich gemacht, so daß sie vermittelst derselben vorwärts oder zurück getrieben werden kann. Nun untersuche man zuerst, ob der Eingriff sämtlicher Hämmer oder nur einzelner Partien derselben, zu tief ist, was man dadurch erkennt, wenn sich diese bei langsamem Hinunterdrücken der Tasten bis über Eine Linie (1/10 Zoll) den Saiten nähern, ohne abzufallen. (Denn die Hämmer dürfen, wie oben schon gezeigt worden, nicht höher gehoben werden, ehe die Auslösung erfolgt; und steigen sie bei langsamer Hebung des Hammers durch die Taste höher, so ist der Eingriff zu tief.) Hat man nun gefunden, bei welchen Partien der Hämmer ein zu tiefer Eingriff Statt findet, so nehme man die Claviatur heraus, und suche, indem man hin und wieder an der fehlerhaften Stelle Tasten abhebt, die Schieber, die durch ihre Form sich bald [67] bemerklich machen, setze ein Stückchen Holz mit scharfen Ecken an denselben an, auf welches dann mit einem Hammer vorsichtig geschlagen wird, bis die Leiste zurück rückt, wodurch die Haken sich von den Hämmern mehr entfernen. Meistens ist ¼ Messerrücken schon genug, was sich durch nachherige Untersuchung der Hebung des Hammers, deren Maß oben angegeben worden, zeigen wird. Ist die Leiste zu weit gerückt, und die Haken entfernen sich zu sehr von den Hämmern, so wird der Eingriff der Hämmer in die Haken zu seicht, die Auslösung der Hämmer erfolgt zu bald und zu leicht, der Hammer wird nicht genug gehoben und der Anschlag wird matt und kraftlos. Es muß daher die Leiste wieder vorwärts gegen die Hämmer getrieben werden, zu welchem Ende an der Stelle der Schieber ein dünnes Stückchen Holz zwischen den Haken hindurch von hinten an die Leiste angesetzt und mit einem Hammer darauf geschlagen wird, bis die Leiste wieder etwas vorwärts gerückt ist. – Es ist nicht zu läugnen, daß dieses Verfahren schon etwas mehr denn gewöhnliche mechanische Geschicklichkeit erfordert, weil dadurch leicht, wenn es an dieser mangelt, die Mechanik der Hämmer in Unordnung gerathen kann, und man thut daher wohl, hierin nichts zu unternehmen, ohne seiner Sache gewiß zu seyn, und lieber einem geschickten Stimmer oder Instrumentenmacher diese Nachhülfe, die für den Geübteren etwas Leichtes ist, zu überlassen.

Leichter ist bei der englischen Mechanik zu helfen. [68] Hier bedarf es blos der Wegnahme des Brettes über der Claviatur, worauf vermittelst der an dem Querholz, auf welchem die Hämmer-Capseln angeschraubt sind, befindlichen Stellschrauben der Eingriff der Stoßzungen in den Hammer regulirt werden kann. Steigt der Hammer zu hoch und klappert die Stoßzunge bei starkem Anschlage, so wird die Stellschraube etwas hineingeschraubt, wodurch der Eingriff seichter wird und die Auslösung früher und mit mehr Leichtigkeit erfolgt, der Hammer also auch nicht so hoch getragen wird. Schraubt man aber die Stellschraube zu weit hinein, so wird der Anschlag matt und kraftlos. Auch der englische Hammer muß, wie oben gesagt worden, bei langsamem Hinunterdrücken der Taste bis auf etwa 1 Linie (1/10 Zoll) der Saite sich nähern, ehe er abfällt. Hiernach stelle man also die Stellschraube, und das Klappern wird aufhören, ohne daß es dem Anschlage des Hammers an gehöriger Kraft gebricht. –

Wenn Hämmer zerbrechen, so können dieselben mit einem guten Leim wieder zusammen geleimt werden. Am besten ist es, wenn der Leim entweder mit Weingeist oder mit Essig angesetzt wird. Auch kann man etwas Hausenblasen darunter mischen. Man gebe aber wohl Acht, daß der Hammerstiel wieder schön gerade werde, überhaupt, daß der Hammer wieder ganz seine vorige Form bekomme, weil er sonst die Saite nicht mehr gehörig trifft. Sollte der Bruch des Hammerstiels so seyn, daß von dem bloßen Zusammenleimen nicht genug Haltbarkeit erwartet [69] werden könnte, so kann man nachher noch einen Umschlag von Papier oder Pergament über den Bruch leimen.

Entsteht ein Zischen oder Sausen in den Saiten, so untersuche man, wo solches Statt findet. Bei manchen Tafel-Forte-Pianos, an welchen die Füße der Dämpfer zwischen den Baßsaiten hindurch gehen, streifen jene und verursachen ein solches Geräusch. In diesem Falle muß dem Fuße des Dämpfers (der von Drath ist) eine solche Biegung gegeben werden, daß auf keiner Seite mehr eine Streifung Statt findet. Bei den oben aufliegenden Dämpfungen die abgehoben werden können, kommt ein solches Streifen gewöhnlich nicht vor.

Oft kommt ein Zischen oder Sausen davon her, daß Saiten sich hinter dem Steege berühren, oder wenn sie in Vibration gerathen, an einander anschlagen. Wenn die Saiten hinter dem Steege, wo sie gar keinen Klang noch Ton von sich geben sollen, gehörig mit einem wollenen Bande eingeflochten sind, so kann dieser Uebelstand nie entstehen. Man muß daher untersuchen, ob hie oder da Saiten hinter dem Steege so viel Luft haben, um vibriren zu können, und da wo dieses der Fall ist, dieselben besser einflechten. Welch ein ärmlicher Nothbehelf es daher sey, wenn jetzt neuerdings englische Forte-Pianomacher, um dem trüben, heisern Ton des Discants in ihren Forte-Pianos nachzuhelfen, eine Veränderung anbringen, vermittelst welcher die Saiten hinter dem Steege von ihrer Dämpfung [70] befreit werden, um eine Art von Nachklang dadurch hervorzubringen, läßt sich hieraus wohl schließen. Wie kann der Theil der Saiten hinter dem Steege, der durchaus keiner Stimmung fähig ist, und der in seiner Gesammtheit nur ein confuses Gewirr dumpfer, halb erstickter Töne bilden kann, den Ton der gestimmten Saiten verstärken! Die Saiten sollen hinter dem Steege nicht klingen, weil sie keiner harmonischen Töne fähig sind, die sich mit dem Tone des klingen sollenden Theils zwischen den beiden Steegen verbinden und ihn harmonischer machen könnten; und klingen – oder vielmehr – sumsen sie, so vermehren sie zwar das Getöse, verderben und verlöschen aber den Ton.

Wenn fremdartige Körper, z. B. der Stimmhammer etc. Stecknadeln u. dgl. auf dem Resonanzboden liegen, so verursachen sie auf dem vibrirenden Boden ein unangenehmes Geschnarr. Oft schnarrt an Tafel-Forte-Pianos auch das auf die unrechte Seite umgeschlagene Notenpult. Auch der emaillirte Namensschild des Instrumentenmachers kann schnarren, wenn er nicht fest in seiner Rahme ist; ebenso manchmal die Pedalzüge.

Wenn Dämpfer stocken, so entsteht ein unangenehmer Nachklang der einzelnen Töne, nicht nur wenn der Ton des stockenden Dämpfers, sondern auch wenn ein ihm verwandter Ton angeschlagen wird. Man untersuche die Ursache des Stockens, und die Abhülfe wird sich von selbst lehren. Manchmal weichen auch die Dämpferkeile, die zwischen die Saiten fallen müssen, auf die Seite; diese müssen dann [71] wieder auf die Saiten gerichtet, und wenn das bloße Biegen nichts hilft, anders aufgeleimt werden.

Wenn sich einzelne Dämpfer nicht mehr heben, so kommt dies meistens davon her, daß die Taste den Dämpfer nicht mehr recht faßt. Ist der Fuß des Dämpfers von Drath, so biege man ihn wieder über die Taste; ist er von Holz, so muß das Futter auf der Taste, auf welchem er unten aufsteht, versetzt oder vergrößert werden, damit eine gewisse und zuverlässige Hebung erfolgt.

Es ist Pflicht des Stimmers, bei jedesmaligem Stimmen die Hämmer, welche auf die Seite gewichen, und daher ihre Saiten nicht mehr gehörig treffen, wieder in ihre richtige Lage zu bringen. Trifft der Hammer eine Saite gar nicht, so ist der Ton zu schwach; trifft er sie aber nur mit seiner äussersten Ecke, so wird der Ton schneidend. Diese Abhülfe gilt jedoch nur von solchen Forte-Pianos, bei welchen die Hämmer in gerader Linie mit der Saite liegen; bei Tafel-Forte-Pianos hingegen muß der Instrumentenmacher helfen, [weil], wenn das Instrument eine teutsche Mechanik hat, durch das Vor- oder Rückwärtsbiegen einzelner Hämmer-Capseln der Eingriff und die Hebung des Hammers unregelmäßig wird, und der Hammer der englischen Mechanik mit seiner Capsel auf dem Querholz über der Claviatur fest aufgeschraubt ist.

Ist aber das unrichtige Treffen nicht nur bei einzelnen Hämmern der Fall, sondern bei ganzen Partien in der Höhe oder Tiefe, oder durch die ganze Claviatur hindurch, so [72] rührt es von einer unrichtig gewordenen Lage der Saiten oder der Claviatur her. Bei dem Flügel ziehen sich die Saiten gerne mit der Zeit links; die Abhülfe ist aber hier sehr leicht, weil man nur jeden einzelnen Hammer wieder auf die Saite richten darf. Bei dem Tafel-Forte-Piano ist dieser Umstand meistens eine Folge davon, daß das Brett, an welchem der dem Hammeranschlag zunächst liegende schmale Steeg befindlich ist, geschwunden und schmäler geworden und dadurch die Saiten etwas mehr gegen die hintere Wand des Instruments gerückt worden sind. Hier muß der Instrumentenmacher durch ein kleines Nachrücken der Claviatur helfen; durch Nachhülfe an einzelnen Hämmern würde sonst, wie vorhin berührt worden, das ganze Hammerwerk in Unordnung gerathen.

Der Stimmer hat auch jedesmal nachzusehen, ob die Hämmer sich alle gehörig arretiren, und da wo dies nicht der Fall ist, nachzuhelfen durch Biegung der Fänger, oder wo Fangleisten sind, durch Verdopplung der Lederfütterung. Es versteht sich jedoch, daß die Hämmer so viele Luft haben müssen, daß sie ohne die mindeste Streifung am Fänger oder der Fangleiste in die Höhe steigen können, weil sich die Taste sonst zu hart niederdrücken würde.

Wenn ein Forte Piano mit teutscher Mechanik durch unmäßiges Schlagen mißhandelt wird, so geschieht es oft, daß die pergamentenen Riemchen, mit denen die Haken an die Claviatur-Rahme befestigt sind, welche die Hämmer [73] in die Höhe ziehen, entzwei brechen. In diesem Falle muß in den abgeschlagenen Haken ein anderes Riemchen und dieses dann an die Stelle des abgerissenen wieder eingeleimt werden. Es bleibt hiezu nichts anderes übrig, als an der Stelle des Hakens ein Stückchen der auf die Riemchen genagelten Leiste, an welcher zugleich die Haken-Federchen befestigt sind, herauszusägen und solches nach geschehener Anleimung des Riemchens wieder aufzunageln oder aufzuleimen.

Auch einzelne Saiten, die entweder wegen schlechten Materials oder durch übermäßiges Anschlagen sich zu sehr ausgedehnt haben oder sonst schlecht geworden sind, müssen von Zeit zu Zeit durch bessere ersetzt werden. Wenn man überhaupt bedenkt, daß ausser dem Verderben, welches Rost u. dgl. anrichten, auch die besten Saiten wegen der großen Spannung, in der sie sich fortwährend befinden, immer einige Ausdehnung erleiden, wodurch sie dünner werden und folglich bei minderer Spannung auch an Kraft des Tones verlieren, so leuchtet es von selbst ein, daß auch die beste Besaitung am Ende matt wird. Man kann annehmen, daß eine Besaitung nach einem Zeitraum von zehn Jahren ausgedient hat, und daß dann ein Clavierbesitzer, der gerne sein Instrument verjüngen möchte, wohl thun wird, dasselbe neu besaiten zu lassen, wenn er Gelegenheit hat, dieses Geschäft durch einen geschickten Instrumentenmacher oder durch einen der Sache ganz gewachsenen [74] Stimmer vornehmen zu lassen. Der Erfolg wird immer ein kräftigerer und runderer Ton seyn.

Dies wären nun die gewöhnlichen Anstände, die sich bei dem Mechanismus des Forte-Pianos ergeben können. Die Abhülfe wird zuverlässig und leicht erfolgen, wenn die hier angegebenen Regeln sorgfältig beobachtet werden, und es wird dem Besitzer eines Forte-Pianos hiedurch mancher Verdruß und manche Unlust erspart seyn.