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Kunst und Kultur in Ahrenshoop, Juni 1947

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Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: Kunst und Kultur in Ahrenshoop, Juni 1947
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Entstehungsdatum: 1947
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Tagebuchauszüge zum Thema Kunst und Kultur in Ahrenshoop, Juni 1947
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Einführung

[Bearbeiten]

Der Artikel Kunst und Kultur in Ahrenshoop, Juni 1947 zeigt die von Stefan Isensee im Rahmen seines Werkes „Kunst und Kultur in Ahrenshoop 1945 bis 1948“ zusammengestellten Tagebuchauszüge vom Juni 1947. Textauslassungen wurden mit [...] gekennzeichnet, eingefügte Erläuterungen von Stefan Isensee in eckigen Klammern kursiv [Erläuterung].

Tagebuchauszüge

[Bearbeiten]
[1]
Sonntag, 1. Juni 1947.     

[...] [1]      Abends kam Lotte Buck-Schmitt. Am Dienstag will ich vor einigen Leuten eine Einführung in meine Ausstellung geben, Frau Sch. hat die sehr gute Idee, anschließend einige Gedichte von Rilke vorzulesen, die in der Tat zu meinen Bildern sehr passend sind.

     Es ist sehr heiß. Mückenplage. Hoffentlich ist es am Dienstag kühler, da sonst die BuStu. zu heiß ist. [...]

[1]
Dienstag, 3. Juni 1947.     

[...] [1]      Abends um 8 Uhr hielt ich in der Ausstellung in der BuStu einen Vortrag vor 30 Personen über meine Bilder. Ich besprach jedes einzelne Bild. Anschließend trug Charlotte Buck-Schmitt Gedichte von Rilke vor, sehr gut u. sehr passend. Offensichtlich hat mein Vortrag einen starken Eindruck gemacht, die Anwesenden drückten mir jedenfalls nachher ihre Sympatie aus, die bei Frau Richter leider die Folge hatte, daß sie noch spät abends mit einem kostbar in Leder gebundenen Album kam mit der Bitte, daß ich ihr etwas hineinschreiben möchte. [...]

[2]
Donnerstag, 5. Juni 1947     
Fronleichnam.     

[...] [2]      Abends große Aufregung. Aus Ribnitz kam die telephon. Nachricht, daß sich morgen früh 9 Uhr alle Männer von 18 bis 40 Jahren in Ribnitz zu melden haben. Ein Grund wurde nicht angegeben. Es gehen die tollsten Gerüchte um. Dr. Rudlof erzählte, daß aus der Ribnitzer Gegend die jungen Männer bereits zu Hunderten nach dem Westen geflüchtet seien. Auch unsere Männer wollen sich, so weit ich gehört habe, dem Befehl widersetzen u. nicht erscheinen. Fritz, der 39 Jahre alt ist, will ebenfalls nicht hinfahren. Mir scheint das auch das Beste zu sein. Man muß erst einmal abwarten, was daraus wird. [...]

[2]
Freitag, 6. Juni 1947.     

[...] [2]      Nachmittags Sitzung der Sektion im Seezeichen. Schultze-Jasmer aus Prerow war dazu herübergekommen. Es war sehr langweilig, ich zog mich aus der Jury zurück. [...]

[3]      Abends: Die aus Ribnitz zurückgekehrten erzählen, daß ihnen gesagt worden sei, sie müßten von Montag an in Rostock Hafenarbeit verrichten, wer nicht erscheint, würde verhaftet werden. Rücksichten würden keine genommen, jedoch kümmerte man sich nicht weiter darum, ob auch alle Männer erschienen sind, wer gekommen war, war eben der Dumme, er wurde registiert, wer nicht gekommen war, war frei. Es ist eine Willkürherrschaft, die ihresgleichen nicht hat, u. dabei wird von nichts anderem als „Demokratie“ geredet. Es ist empörend. –

[3]
Sonnabend, 7. Juni 1947.     

[...] [3]      Am Abend kam wieder einmal die Malerin Lang-Scheer, die nun ihre Arbeit in der Rostocker Kirche angefangen hat. Sie ist eine treue Seele, wenn auch etwas „langscherig“. Ich zeigte ihr den fertigen „Aufbruch“, den „Dämon“ u. die „Passion“. Sie erzählte, sie habe in Stralsund bei Leuten gewohnt, von denen einer Schofför bei der russischen Kommandantur sei u. gut russisch spricht. Dieser habe gesagt, daß die Russen viel von dem unvermeidlichen neuen Kriege sprächen, zu dem sie aber im übrigen keine Lust hätten. Es sei bekannt, daß die Russen in Rostock, Stralsund u. Wismar sehr viel Rüstungsmaterial landeten. Dasselbe berichtet Anneliese, die in Michendorf b. Berlin eine Wohnlaube hat. Dort rollt auf der großen Heerstraße nachts ununterbrochen Kriegsmaterial. [...]

[4]
Montag, 16. Juni 1947.     

[4]      Abends ging ich mit Martha, Fritz u. Ruth in den Kunstkaten, wo die Kommission heute die Bilder gehängt hat. Obwohl Koch-Gotha mit in der Kommission ist, sind die Bilder technisch nicht gut gehängt. Ich habe mit Fritz meine drei Bilder wenigstens so geändert, daß sie in gleichmäßiger Höhe u. niedriger hängen. Im übrigen sind sämtliche Bilder außer zwei Bildern von Frau Holtz-Sommer, ein Stilleben u. ein Blumenstück in Aquarell, unter dem Niveau der Mittelmäßigkeit. [...]

[5]
Mittwoch, 18. Juni 1947.     

[...] [5]      Dr. Anders aus Prerow hat heute Nachricht geschickt, daß er am 28. Juli mit zwei Lastwagen voll Kulturbund-Leuten hierher kommen wird, um meine Ausstellung zu besichtigen u. einen Vortrag von mir zu hören.

     Heute sind die ersten Kulturbund-Gäste aus Schwerin eingetroffen, unter ihnen auch Frau Häffner (oder so ähnlich) vom Schweriner Landessender, die meinen Bildern so viel Verständnis entgegenbringt. Ich habe sie noch nicht gesehen. [...]

[5]
Donnerstag, 19. Juni 1947.     

[...] [5]      Wir bekamen einen kleinen Prospekt der Galerie Bremer in Berlin über eine Ausstellung des Malers Heinz Trückes. Es ist das ein ungemein begabter junger Maler, von dem man sehr viel erwarten darf. [wohl Heinz Trökes]

[6]
Dienstag, 24. Juni 1947.     

[6]      Nachmittags ging ich in den Kunstkaten, um die immer noch sehr langweilige Ausstellung zu besichtigen. Herr u. Frau Holtz haben zusammen allein 14 Bilder u. Zeichnungen dort hängen. Frau Buck-Schmitt klagte mir ihr Leid, weil sie mit Herrn Holtz nicht zurecht kommt, der eifersüchtig darauf bedacht ist, im Vordergrunde zu sein. Ich lernte dort den jungen Maler Breuer kennen, ein Expressionist, der abstrakte Bilder malt. Gesehen habe ich von ihm nichts.

     Als ich von da nachhause gehen wollte, rief Martha mich in die BuStu., da Herr Dr. Bredel mich kennen zu lernen wünschte. Er ist ein kleiner, breitschultriger u. vierschrötiger Mann, der wie ein Häusermakler oder dergleichen aussieht. Ein völlig ungeistiger Mensch. Er begrüßte mich sehr freundschaftlich, als wenn er niemals einen groben Brief von mir bekommen hätte, u. sagte, daß er Abbildungen meiner Bilder in seiner neuen Zeitschrift „Heute u. Morgen" bringen [7] wolle. Ich wehrte ab u. sagte, daß meine Bilder nicht in den Rahmen seiner Zeitschrift passen, er aber meinte, daß dieser Rahmen eben besser werden solle, das erste Heft sei sehr schlecht. Ich widersprach dem nicht, sondern bestätigte das. Wir gingen dann in meine Ausstellung. Er meinte, daß meine Ausstellung in Schwerin ja doch eine enorme Wirkung gehabt hätte u. er tat so, als wäre er immer von meinen Bildern überzeugt gewesen. Er sagte, daß besonders Pastor Kleinschmidt für meine Bilder mannhaft eingetreten sei. Es scheint, daß Herr Dr. B. kein Freund von Herrn Venzmer ist. Er fragte mich, ob ich mit Herrn V. verfeindet sei, worauf ich sagte, daß Herr V. mir völlig gleichgültig sei, er aber anscheinend gegen mich arbeite. Darauf sagte er: „Um so besser“.

     Herr Dr. B. ließ erkennen, daß von Seiten der Regierung in Schwerin irgend etwas im Gange gewesen ist gegen uns. Es sei von dort im Kulturbunde angefragt worden, welche Verbindung zwischen Herrn Kramer – Ribnitz u. Braß bestünde. Ich bin nicht ganz klug daraus geworden u. hatte den Eindruck, daß es sich dabei um das Monheim'sche Haus handelt, welches der Kulturbund gern für seine Zwecke haben möchte u. das wir an die Fischlandschmuck=G.m.b.H. verpachtet haben. Möglicherweise will man da einen Druck ausüben, indem Herr Dr. B. jetzt behauptet, daß Pastor Kleinschmidt schon im vorigen Jahre wegen Verpachtung des Hauses an den K-B. mit uns verhandelt hätte. Das stimmt aber nicht. Ich bin in dieser Sache ziemlich kühl geblieben u. gab Herrn Dr. B. zu verstehen, daß es mir gleichgültig sei, wie man in der Regierung über mich denkt, da ich von dort so wie so keine Förderung zu erwarten hätte. – Herr Dr. B. blieb bei all dem äußerst freundlich. Er bat mich, ihm vier Abbildungen meiner Bilder zu senden u. Herrn Dr. Burgartz zu sagen, daß er einen Artikel dazu schreiben möchte. – Ich sehe noch nicht klar, was ihn zu dieser Haltung veranlaßt, die seiner früheren Haltung vollkommen widerspricht. Er macht eigentlich nicht den Eindruck eines Intriganten, wenngleich er auch ein schlauer u. gerissener Mann ist.

[7]
Mittwoch, 25. Juni 1947.     

[...] [7] Ich sprach mittags mit Frau Burgartz wegen des Artikels in „Heute u. Morgen“, gab ihr vier Fotos mit: „Der Alte“ – „Mann im Kerker“ – „Dorfstraße“ – „Dirne“. Zu jedem Bilde habe ich einen Waschzettel gemacht u. Frau B. mitgegeben. Sie war zwar der Meinung, daß ihr Mann den Artikel nicht schreiben wollen würde, erstens, weil er Musik= u. nicht Kunstkritiker ist u. zweitens, weil er mit Dr. Bredel u. dem Kulturbunde verzankt ist. Ich ließ ihn trotzdem bitten erstens, weil es ihm gewiß Spaß machen wird u. zweitens aus Freundschaft zu mir. [...]

[8]
Donnerstag, 26. Juni 1947.     

[...] [8]      Dr. Burgartz hat die Fotos meiner Bilder an mich zurückgeben lassen. Er versprach, heute Abend selbst zu kommen, doch kam er nicht. Es ist ärgerlich, daß er den Artikel nicht schreiben will, aber es ist da bei seiner hypochondrischen Anlage nichts zu machen. [...]

[8]
Sonnabend, 28. Juni 1947.     

[...] [8] [...]

[8]
Sonntag, 29. Juni 1947.     

[8]      Am Artikel weiter gearbeitet. Abends hielt Prof. Rienäcker im Kulturbund einen Vortrag über den Kulturbund, sein Wesen, seine Aufgaben u. Ziele. Er sprach sehr anregend 1 1/2 Stunden in der Veranda zum Seezeichen, etwa 30 Hörer. Er u. seine Frau begrüßten uns sehr freundschaftlich u. setzten sich zu uns. Da noch Zeit war u. er den Wunsch aussprach, zeigte ich ihm vorher meine Bilder in der BuStu, die ihn interessierten. Als ich [9] das Mißglücken der Ausstellung in Rostock erwähnte, tat er so, als wüßte er nicht mehr recht, wie das gekommen sei, es war ihm peinlich. Er war auch in der Ausstellung des Kunstkaten gewesen, die er langweilig fand. Er kommt erst im August wieder hierher in Urlaub.

[9]
Montag, 30. Juni 1947.     

[...] [9] Nachmittags arbeitete ich weiter an dem Artikel für Dr. Bredel, ich glaube, er kann nun so bleiben. – Abends den Rabarber im Vorgarten gegossen, der schon fast verschmachtet war. –     Abends war Ursula Haeffner vom Schweriner Landessender mit ihrer Freundin Besendahl oder so ähnlich zum Tee bei uns. Es war sehr unterhaltsam u. informierend über die Schweriner Verhältnisse. Danach scheint es, als würde Frau Dr. Riemschneider nicht mehr lange Leiterin des Museums sein, Herr Venzmer scheint mit Erfolg gewühlt zu haben.

     In der BuStu. war heute starker Betrieb. Meine Bilder bilden den Anlaß zu manchen Flegeleien von flegelhaften Dummköpfen, aber auch zu sehr viel erfreulichen Beifallsäußerungen. [...]