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Knecht Ruprecht

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Theodor Storm
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Titel: Knecht Ruprecht
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 143-144
Herausgeber:
Auflage: 8. Auflage
Entstehungsdatum: 1862
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Verlag von Gebrüder Paetel
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bild
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Bearbeitungsstand
fertig
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[143]
 Knecht Ruprecht.

Von drauß’ vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;

5
Und droben aus dem Himmelsthor

Sah mit großen Augen das Christkind hervor,
Und wie ich so strolcht’ durch den finstern Tann,
Da rief’s mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell,

10
„Hebe die Beine und spute dich schnell!

„Die Kerzen fangen zu brennen an,
„Das Himmelsthor ist aufgethan,
[144] „Alt’ und Junge sollen nun
„Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;

15
„Und morgen flieg’ ich hinab zur Erden,

„Denn es soll wieder Weihnachten werden!“
Ich sprach: „O lieber Herre Christ,
„Meine Reise fast zu Ende ist;
„Ich soll nur noch in diese Stadt,

20
„Wo’s eitel gute Kinder hat.“

– „Hast denn das Säcklein auch bei dir?“
Ich sprach: „Das Säcklein das ist hier:
„Denn Aepfel, Nuß und Mandelkern
„Fressen fromme Kinder gern.“

25
- „Hast denn die Ruthe auch bei dir?“

Ich sprach: „Die Ruthe, die ist hier:
„Doch für die Kinder nur, die schlechten,
„Die trifft sie auf den Theil den rechten.“
Christkindlein sprach: „So ist es recht;

30
„So geh mit Gott, mein treuer Knecht!“


     Von drauß’ vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hierinnen find’!
Sind’s gute Kind’, sind’s böse Kind’?