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Kleiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1874/30)

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Kleiner Briefkasten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 490
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[490] L. J. in Schw. Ja, Sie haben Recht, das literarische Richteramt gehört zu den am wenigsten beneidenswerthen Functionen einer Redaction. Das Wort „Undank ist der Welt Lohn“ findet kaum durch irgend etwas eine schlagendere Illustration als durch die meistens sehr unliebsame Aufnahme, welche unseren bei dem Andrang des Dilettantismus allerdings häufig sehr abfälligen kritischen Würdigungen zu Theil wird. Als ein Beispiel aber für die ausnahmsweise Liebenswürdigkeit, welche verständigere Fragesteller unsern Beurtheilungen, selbst wenn sie absprechender Art sind, entgegenbringen, theilen wir Ihnen das nachstehende kleine Antwortgedicht einer Dame mit, von deren Haupt wir den erträumten Lorbeer grausam herabreißen mußten. Die Dame schreibt uns:

 Geehrte Herren Redacteure!

Euch sag’ ich meinen Dank für jedes Wort,
Das Ihr voll Offenheit an mich gerichtet;
Zwar nahmt Ihr mir den Strahl der Hoffnung fort,
Der meinen Lebenspfad bisher gelichtet,

Doch bleibt mir noch der Hoffnung holder Stern,
Der mir schon oft den wärmsten Gruß geboten,
Drum heb’ ich jugendfrisch das Haupt, Ihr Herr’n,
Und gebe nichts verloren als die Todten.

„Behüt’ dich Gott, es hat nicht sollen sein,“
Will heut’ ich mit den Fatalisten sagen,
Vielleicht bewirkt es einst der Sonne Schein,
Daß auch die schwachen Blüthen Früchte tragen.

Das gebe Gott! Und wenn ich nun so frei,
Für guten Rath hier nochmals Dank zu bringen,
So weiß ich’s sicher, Eurer Arzenei
Wird meine Radicalcur auch gelingen.

Mein Kopf ist leicht und unbewölkt mein Blick;
Die Abenddämm’rung macht so Alles linder;
Drum führt sie mich ganz ungebeugt zurück
Von dem Begräbniß – meiner Musenkinder.

 Mit aller Ergebenheit und bestem Dank

 Ida T.…

Es kann nur in äußerst seltenen Ausnahmsfällen unsere Sache sein, literarische Erzeugnisse, welche für unser Blatt nicht aufnahmsfähig sind, zu beurtheilen. Wo aber dieser Kelch nicht an uns vorübergehen kann, da wünschen wir, es möge unsere Kritik stets mit einem so gesunden Humor aufgenommen werden, wie in dem vorliegenden Falle.