Zum Inhalt springen

Klara und Kurt von Eulenstein

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Karl Albert Eleon Förster
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Klara und Kurt von Eulenstein
Untertitel: romantische Dichtung
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1822
Verlag: J. C. D. Müller
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Riga
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons; UB Tartu
Kurzbeschreibung:
Фёрстер, Карл Альберт Элеон (1794–1833)
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[-]
Klara
und
Kurt von Eulenstein.




Romantische Dichtung
von
Förster aus Thüringen.






Riga,
gedruckt bei J. C. D. Müller.
1822.
[-]
          Ist zu drucken erlaubt.
Riga, den 8. September 1822.
               W. F. Keußler,
          stellv. Rigascher Gouv.-Schul-Director.
[3]

Wo dort in Thuringa’s schönem Land
Der grauen Vorzeit ernste Zeugen stehen,
Lag einst eine Burg am Flussesstrand,
Stolz blickend von den Felsenhöhen.
Jetzt scheinen still die düstern Mauern,
Zerstört von der Jahre wildem Sturm,
Durchlöchert der hohen Feste Thurm
Um sonst’ger Größe Glanz zu trauern.

Hier hauste vor längst entschwundner Zeit
Ein Rittersmann, mit Gold und Land beliehen.
Oft schwang er das Schwert im blut’gen Streit,
Ihm däucht’ es Greul, den Feind zu fliehen.
Hart war sein Herz und rauh die Stimme,
Es rollten die Augen heiße Gluht
Und kündeten seines Sinnes Wuth;
Dem starken Leu glich er im Grimme.

[4]

Die Tochter des alten Wernebald
War früher der verblichnen Mutter Freude,
Gelocketen Haar’s, schön an Gestalt —
Schuldlosigkeit hieß ihr Geschmeide.
Aus ihren mildevollen Augen
Und ihres Gespräches sanftem Wort,
Aus ihres Gesanges Machtakkord
Ließ sich des Himmels Wonne saugen.

Bis zu Thuringa’s fernsten Höhen
Pries man der Jungfrau guten Sinn,
Und sie, die Liebliche, zu sehen,
Wallfahrtete man zu ihr hin.
Der Rittersmann im ganzen Land
Ergötzen an dem Mägdlein fand.

Und mit des Tages erstem Strahle,
Bis Luna spät die Flur beschien,
Sah fremde Ritter man vom Thale
Hinauf zu Klara’s Schlosse ziehn;
Denn ihrer Nähe sich zu freun,
Hielt man für hohes Glück allein.

[5]

Wol mancher ädle Jüngling sprengte,
Durchbebt von bangem, süßem Weh,
Da Liebessinn die Brust ihm engte,
Zu jener theuren Felsenhöh.
Stets kehrt’ er wieder, im Gesicht
Betrübniß, — Liebe fand er nichts

Für dieses Leben schon vermählet
War Klara durch des Vaters Hand;
Zu ihrem Gatten ward gewählet
Karl Felseck aus dem Ungerland,
Von Durst nach Kampf und Raub erfüllt,
Des grausen Tiegers Ebenbild.

Drum warf zu des Tyrannen Füssen
In Aengsten sich die Tochter hin
Und rief: Bedenke dein Gewissen,
O Vater! ändre deinen Sinn.
Sei gegen mich nicht hart gesinnt,
Erbarmen deinem einz'gen Kind! —

[6]

Doch den Vater, von heißem Zorn entbrannt,
Nicht kümmert des Kindes Flehen.
Unbewegt, wie des Schlosses Felsenwand
Im furchtbaren Sturmeswehen,
Sieht er mit Drohen im Flammenblick
Auf das sich sträubende Kind zurück.

     „Was ich beschloß, das muß geschehn,
     Auf meine Rede Felseck baut;
     Wird dieses Jahr zu Ende gehn,
     Bist, Klara, du ihm angetraut.“

In ihre einsam stille Zelle
Zog Klara schluchzend sich zurück.
Bis zu des Mondes Silberhelle
Umglänzten Thränen ihren Blick.
Und goß die Morgenröthe nieder
Das Rosenlicht auf Flur und Hain,
Erwachte sie zu Jammer wieder
Und stöhnte: Karl von Felseck mein!

[7]

Das holde Lied der Nachtigallen,
Süß klingend von dem Thal empor,
Aus hoch gewölbten Buchenhallen
Hin schwebend zu der Duld’rin Ohr,
Scholl, ihren Kummer noch zu mehren,
Und ihrer Seele Bangigkeit;
Denn bei der Sänger sanften Chören
Gedachte sie der flücht’gen Zeit.

„Ha! Schreckensbild, das meinem Blicke
Nur qualenvolle Zukunft zeigt;
O Schicksal unerweichter Tücke,
Das jede frohe Stunde scheucht.
Zu Thränen nur bin ich erkoren,
Komm, Tod, o komm! ich bin bereit;
Warum, o Mutter, mich geboren
Für solche arme Lebenszeit!“

Der Guten thrängemischtes Flehen
Und ihres Vaters harter Sinn

[8]

Drang von des Schlosses Wolkenhöhen
Zum lieben fränk'schen Ritter hin.
Der schwur, dem Jammer zu entrücken
Das unschuldvolle Mägdelein;
„Dir, Felseck, wahrlich soll's nicht glücken,
Der schönen Klara Herr zu sein!“

Und bei des Morgens Dämmerschein
Trit mit geflügeltem Schritte
Der Ritter Kurt von Eulenstein
In seiner Reisigen Mitte.
„Wer unter euch, ihr Knappen, ist,
Der wol auch ’s Leben für mich mißt?
Doch kehrt er wieder, trägt er zum Lohn
Die schönste meiner Burgen davon.“

Da sieh! die Diener, liebbewährt,
All’ in den Ritter drangen:
Herr, Herr, wir thun, wie du begehrt,
Erfüllen dein Verlangen. —

[9]

Jedoch nur Einen aus der Zahl
Der wackern Knappen trifft die Wahl.
Er wählt sich Bruno, der seit Jahren
Ihn oft geschirmet in Gefahren.
Dank euch, ihr Treuen, laßt nun allein,
Sprach freundlich Kurt, mit Bruno mich sein.

Noch kaum das Wort verklungen war,
Entwich die treue Dienerschaar;
Den Knappen geht der Rittersmann
Vertraulich, also redend an.

Als ich trotz mancher Lebensfahr,
Um Klara mir zu freien,
Nach jenem Schloß gezogen war,
Mir ’s wollte nicht gedeihen.
Der Vater, seinem Kind Tyrann,
Ließ mich mit harten Worten an:
„Umsonst, umsonst ist all dein Flehn;
Was ich beschloß, das muß geschehn.
Karl Felseck hat mein ritterlich Wort,
Und dieser führt als Gattin sie fort.“

[10]

Doch als ich früh von dannen zog,
Die Brust durchzuckt von Jammer,
Vernehmbar Wörtlein nieder flog
Aus der Bedrängten Kammer:
„Erlöse mich von Angst und Schmerz,
Für dich allein schlägt dieses Herz.
Gewähr’ dem Flehen, hab’ Erbarmen,
Entreiß mich Felsecks Tiegerarmen!
Wirst deines Liebchens Retter du sein,
Eh’, bald entblättert, trauert der Hain?“

Schon hat des Herbstes rauhe Lust
Dem Forst sein Grün entrissen,
Verweht ist längst der Blumenduft,
Und Klara wird mich missen.
Auf, Bruno! nimm ein flinkes Roß
Und jage zum entfernten Schloß.
Sie Felseck’s Armen zu entreißen,
Hat ihr mein Ritterwort verheißen,
Und so ein ädler Ritter verspricht,
Auch zu erfüllen, säumet er nicht.

[11]

Und wann du nun den Lauf vollbracht
Zu jener theuren Höhe,
Wo Klara seufzet Tag und Nacht
Ob ihres Lebens Wehe,
Dann klimme still durch Nebelflor
Die jähe Felsenwand empor
Und melde ihr, nach wenig Tagen
Kurt sie entführe ihren Klagen.
Sitz, treuer Bruno, sitze nun auf.
Beginne mir zum Glücke den Lauf.

Gehorsam seines Herren Wort
Der treue Diener eilet fort.
„Wol werd’ ich deines Herzens Willen
Getreu, nach meiner Pflicht erfüllen.
Komm bald, o Ritter, denn nach dir schaut
Wehmüht’gen Blickes die zarte Braut.
Zu ihr will ich mit Windesschnelle reiten.“
Kurt rief ihm nach: Gott wolle dich geleiten!

Mit jedem Abend, jedem Morgen
Sich mehrten Klara’s schwere Sorgen.

[12]

Oft scholl dem schroffen Felsenhang
Der Duldrin leiser Trauersang,
„Längst ist entwichen die Nachtigall
Mit ihrem lieblich erklingenden Schall,
Und ach! die Eichen sonder Blätter —
Wie lange zauderst du, mein Retter?“

Vergebens klagten ihre Lieder,
Umsonst blickt von der Burg sie nieder
Aus ihrer Zelle weit in’s Thal,
Doch zeigt sich nirgend der Gemal.
„Hab’ ich betrogen dem Wort vertraut,
Er woll’ erlösen die bangende Braut?
Ach! er vergaß, mich zu befreien,
Nicht wird er Rettung mir verleihen!“

Einst schwebte von der steilen Höh’
Bei ihrer Zither dumpfem Klang
Der armen Duldrin tiefes Weh,
Es wogte wild des Schmerzes Drang.

[13]

„Düstre, grauenvolle Tage,
Lichtlos, wie die schwarze Nacht,
Stunden schreckenvoller Klage,
Noch nicht bald den Lauf vollbracht?
Welche Marter! welches Irren,
Gar entschwunden Hoffnungschein.
Mußt du erst den Geist verwirren,
Tod? — Entsetzen! laß mich ein
In die Gruft, Tod, werde mein!
Will mit dir in Liebe girren,
Schlag mit deiner Sense drein.
Hörst du, Tod? mir nur gewinket,
Klara freudig niedersinket,
Folgen mag die süße Braut.
Nicht vor’m Grab, vor’m Leben graut
Der Verzweiflung; grinzend schaut
Mich die nahe Zukunft an,
Weil sie nicht beglücken kann.
Oeffne dich der Rettung, Fenster;
Unten in der Wasserfluht
Finde Kühlung meine Gluht;
Stoßt hinab mich, ihr Gespenster.

[14]

     Felseck! Felseck! suchst du mich,
     Wende tief zum Strome dich!“

Doch gehemmet ward der Sprung,
Kalt wird die Verzweifelung,
Denn sie hört von nahem Orte,
Freudebebend, solche Worte.

„Schön Fraulein! aus dem Frankenland
Bin ich zu euch hieher gesandt.
Es läßt sich Kurt von Eulenstein
Durch seinen Knecht empfohlen sein;
Und wisset, daß in wenig Tagen,
Wenn Nacht die Flur in Dunkel hüllt,
Euch zu entreißen euren Klagen,
Er treu nach seinem Schwur erfüllt.
Gefährlich däucht mir’s, hier zu weilen,
Ade, von hinnen laßt mich eilen.“

Von süßer, lang gehoffter Lust
Aufwallete der Jungfrau Brust.

[15]

Ihr Blick, dem Wehmuht sonst entquoll,
Von Freudenthränen jetzo schwoll.
„Gerissen ist der grausen Zukunft Schleier,
Das Herz, der Angst entrückt, schlägt wieder freier.
Komm bald, o Kurt, nach dem ich heiß verlange,
Komm, daß ich liebelohnend dich umfange!“

Es schwanden lange Nächte, Tage stiegen
Vom Himmel auf das Thal herab,
Da nahet jetzt von fern errungnen Siegen
Karl Felseck sich in raschem Trab.
Die hohe Brücke läßt man willig nieder —
Der Herzensfreund des Burgherrn kehrte wieder.

Zu Felseck sich mit lustgetriebnem Schritte
Und freudevollem Blicke wandt
Der Burgherr, ihn nach altgewohnter Sitte
Zu grüßen mit dem Druck der Hand.
Kaum daß der Ritter von dem Roß gestiegen,
Sieht man — Genossen sich in Armen liegen.

[16]

Karl spricht, als sei vom Schlachtengrimme
Sein Herz noch warm, mit rauher Stimme:
Ja, Wunden zwar, doch stets mit Sieg
Kam ich bis heut aus jedem Krieg.
Glaubt’s nur, ich schwör’s bei Tod und Leben!
Tritt Felseck vor, die Feinde beben;
Vor dieses Schwertes Riesenstreichen
Muß jeder tapfre Ritter weichen. —

Rings um ihn her versammelt war
Zum Gruß der Burgbewohner Schaar;
Fern aber scholl in öder Kammer
Der unglücksel’gen Klara Jammer.
„O daß dich Gott im Streit geschützet
Und nicht dein Blut auch hat versprützet!
Vermochte keiner von den Rittern,
Nicht einer Felsecks Haupt zu splittern,
Auch keine Lanze, ihm den Nacken zu durchboren?
Auf immer, Klara, Klara, bist du nun verloren!“

Ha! plötzlich thut die Thür sich auf.
Der Vater führt in raschem Lauf

[17]

Den Bräutigam, den Ungeliebten,
Frohlockend zu der Tiefbetrübten.
„Als Sieger ist, den ich geehret,
Nochmals aus Schlachten heimgekehret.
Werth ist sein Haupt der schönsten Krone,
Von mir — empfang’ er dich zum Lohne.
Sei Karl von Felsecks Gattin, ihm hab’ ichs ver­sprochen ;
Mein Ritterwort steht fest, nie wird's von mir ge­brochen.“

Jetzt — ach! durchzuckte Klara's Herz
Des höchsten Leidens wilder Schmerz.
Jedoch sie sucht, dem Drang der Zähren
Und der Verzweifelung zu wehren.
„Nun denn, mein Vater! –– deinen Willen — —
Mag nun die Tochter –– gern erfüllen.
Denn siegreich ist, den du geehret,
Aus fernen Schlachten heim gekehret.
Ihm will ich mich, dem mächt’gen Rittersmanne, weihen;
Er durfte nur, kein Anderer, um deine Klara freien."

[18]

Sprach’s, und so wandt vergnügt den Blick
Der Vater auf sein Kind zurück.
„Nun wohl! eh’ noch am Horizont
Verloschen dreimal ist der Mond,
Ziehst du mit Felseck, Hand in Hand,
Von hinnen fern zum Ungerland.“

Mit seinem Lichte floh der Tag,
Die Ritter ließen das Gemach.

Es rannen die Stunden, die erste Nacht
Ward seufzend von Klara durch gewacht.
O Himmel! rief sie, erbarme dich mein,
Erlöse die Seele von Angst und Pein!
Dem Gram erliegt das blutende Herz,
In Freude doch wandle der Duldrin Schmerz.
Die Eichen — stehen sonder Blätter;
Komm, Kurt! erscheine mir ein Retter.
Nach wenig Tagen, hör’ es, schon
Eilt Felseck mit deiner Braut davon.

[19]

Und wiederum entfloß dem Mond
Am wolkumzognen Horizont
Das sanfte Licht auf Wald und Hain,
Hell funkelte der Sterne Schein,
     Todesstille überall;
     Nur der nahe Wasserfall
Unterbrach mit seinem raschen Wellenreigen
Dieses weiten Thals entsetzenvolles Schweigen.

Es seufzet Klara sonder Ruh,
Sie eilet nach dem Söller zu.
„Will niemand enden meine Pein,
Soll ich verlassen ewig sein?" —
     Horch! vom dunklen Eichenwald
     Flücht’ger Rosseshuf erschallt.
Und es hebet sich die Brust von süßer Freude —
Kurt von Eulenstein sprengt über Busch und Haide.

Schon nahet Kurt dem Felsenhang.
Der treue Ritter, still und bang.
Unruhevoll die zarte Braut
Nach dem Erlöser nieder schaut.

[20]

     Von der theuren Zinne hoch
     Freud’ger Gruß hernieder flog.
„Kurt! willkommen, Kurt! du stillest mein Verlangen,
Laßt die frohe Braut den Bräutigam umfangen.“

Durch schaudervolle Hallen schlich
Mit leisem Trit das Fräulein sich,
Und bald, von keinem Aug’ erkannt,
Sie bebend an der Pforte stand.
     Hastig zieht das Gitterthor,
     Daß es tönet, sie empor.
Ach! es senkte, Klara, nicht zu deinem Glücke
Sich der kühn versuchten Flucht die Kettenbrücke.

Den Berg hinab in einem Nu
Fliegt sie dem dunklen Oertchen zu,
Hinab, hinab zum Felsenhang,
Wo Kurt verweilte, still und bang.
     Klärchen! Klärchen, träumtest dir
     Süße Freuden für und für.
Beben machten Angst und Lust ihr Herz und Glieder —
Ihren Bräut’gam sah die Braut entzücket wieder.

[21]

Und Lipp’ auf Lippe, Brust an Brust
Erglüheten in Liebeslust.
Wie fühlten Beide hoch erfreut
Der treuen Liebe Seligkeit!
     „Auf zu Roß nun, freies Kind,
     Auf das Roß mit mir geschwind;
Fernhin, wo dein lang’ ersehnter Friede blühet,
Traute, Kurt mit dir zum Frankenlande ziehet.“

Auf, auf zur Flucht gestiegen war,
Von Angst durchbebt, das Liebespaar.
Es sauste von dem steilen Schloß,
Wild schäumend, hin das muht’ge Roß.
     Jetzt gelangt Kurt Eulenstein
     Schon zum grauenvollen Hain.
„Sieh, mein Liebchen! sieh die Eichen sonder Blätter —
Mit dem Abfall kam dein treubewährter Retter.“

Doch ach! Gott im Himmel es nicht gefiel,
Daß beide gelangten mit Glück zum Ziel.
O hättest, Klara, du nimmer versucht
Mit Kurt zum fränkischen Lande die Flucht. —

[22]

Fürchterlich bäumet das schnaubende Roß;
Zitternd sich Klara dem Ritter anschloß.
Grausend! das Roß, das Beide trug,
Wehe, wehe! überschlug.
Hervor sich behende der Rittersmann drängt,
Zu retten sein Fräulein er’s zärtlich umfängt.
Da sieh’! — Kurt kaum den Augen traut —
Entseelet liegt vor ihm die Braut.
Himmel! Himmel! rings der Wald
Von des Trauten Rufe schallt.
Unsägliche Schmerzen durchzucken die Glieder —
Es öffnete Klara das Auge nicht wieder.

Ihm bebten die Kniee, Kurt seufzte tief,
Umsonst er die Holde zum Leben rief.
„Erwache, Klara! mein einstiges Glück,
Thu’ auf, thu’ auf doch den himmlischen Blick!
Bist du dem irdischen Leben enteilt,
Kurt auf der Erden unmöglich noch weilt."
Klara nicht hörte, was er sprach,
Stumm und leblos vor ihm lag.

[23]

Verzweifelnd der Ritter vom Boden erstand,
Das blinkende Schwert zog die mordende Hand.
„Wardst du nicht mein auf dieser Welt,
Bist du mir dort, dort zugesellt!"
Ach! das Wort verscholl noch kaum
In des Waldes stillem Raum,
Da lag auf von Blute bethauetem Moose,
Vermählet auf ewig, Kurt Klara im Schoose.