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Klageschrift gegen den Hochmeister

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Textdaten
Autor: Nicolaus Copernicus
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Titel: Klageschrift gegen den Hochmeister
Untertitel:
aus: Nicolaus Coppernicus 2. Band: Urkunden, 1884, S. 15–20
Herausgeber: Leopold Prowe
Auflage:
Entstehungsdatum: 1521
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Weidmann
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Internet Archive
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Nicolaus Copernicus hat 1521 eine Klageschrift des Ermländischen Kapitels verfasst, an und gegen den Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach, den späteren Herzog von Preussen, aufgrund der von Deutschordenstruppen im Reiterkrieg angerichteten Schäden im Ermland.

Inhalt

[15]
B.
Gutachten und Denkschriften.
1. Vnderrichtung der thumherrn vnd capitels des thumstiffts Ermelant von wegen der zuspruche vnd beschweren, szo sy wider den durchlauchtigen hochgebornen fürsten vnd herrn hoemeister etc. vnd seinen g. orden haben furzutragen.[1]

Zcum ersten thut sich das w. Capitel beklagen das In Ire stadt Melsach durch des herrn ho. anwalde nach erlitenem krige Im ende vnd anstant wider beider herschaft vertrag vnd recess entweldiget ist vnd wievol die selbig stat Im krige erstmals vom herrn hoe. eyngenomen durch des hern Koniges krigsleuthe geweltiglich [16] erobert, vnd haben dy eynwoner von neugen zwoen thumherrn geschworen vnd also von kr. mat dienstleuthen dy gemelte stadt Melsach eyn zeit lanch gehalten biss das dieselbig abermals durch den hern ho. feyntlich vberfallen auszgepucht, In grunt verbrant vnd also ane allen eyd vnd holdung vnbesatzt vnd vnversorgt verlassen Derhalben dy thumherrn darnach Im kriege die stadt mitsamt dem gebiethe widerumme eyngenommen, durch Ire amptleuthe vnd thumherrn dy vnderthane geregiret vnd vndergehalten, gerichtet vnd alle oberkeit geübet, dy dörffer mit dienstleuthen besetzt vnd vor vberfall des krigsvolks beschützt, In der stadt melsach eyn freyen eyn vnd anspruch gehat, da auch vielmal benachtet, das getreide Im felde vermittelst der pawernn dienst vnd scharwerch abgegraset, Der vischereyen gebraucht vnd genossen In welden honig auss den beuthen gebrochen vnd genommen ane alle verhinderung Iedermenniges vnd also geblieben biss zcum anstant, In welcher zceit des anstands her peter von donen hauptman zcum braunsberg sich des gebiets vnd des selbigen regiments vnderfangen zu nachteil des wirdigen capitels dem dy eynwoner der stadt Melsach biss uff itzigen tag vnd nyemands anders mit eyde vnd holdung verhaftet.

Zcum andern ist dergleichen dy stadt Tolkemith mitsamt dem gebiethe Im beyfride dem w. Capitel entweldiget vnd wiewol dieselbige stadt von des hern hoë. krigsvolk Im abeczoge von elbing eyngenommen vnd geplundert haben doch balt darnach ane alles schweren ane alle erbholdung ane alle ordenunge ader versorgung dy stadt vnbesatzt verlassen alleine dy eynwoner vff dreyhundert march gebrantschatzt welche so dy burger dy zeit aufzvrichten nicht vermochten, hat heinrich doberitz der knechte hauptman zwene burgermeister Im abeczuge mit sich gen braunsberg zcu geisel weggefurt vnd die burger zu hantgelobde gedrungen Ire burgermeister mit gemelten IIIe mark zu freyen dem auch kurtz darnach also gescheen Derhalben dieselbigen Tolkemiter In gehorsam vnd vndertenikeit des w. capitels sich gehalten ouch [17] keyne ander herschafft oder oberkeit erkannt sein ouch durch des capitels anwalt eynen thumherrn geregiret gespeiset vnd so vil moglich geschutzt, biss zu der zceit des anstandes In welcher zceit nemllich am sontag Misericordias domini her Caspar von Schwalbach deutzs ordens gen Tolkemith gekommen vnd von eynwonern eydespflicht erfurdert vnd dyselbigen In klener zcal nach vilen wegern etzliche tage darnach genotdrenget zu schweren Auch nach den heiligen pfingsttagen alle dorffer biss an dy frawenburg zu schweren gedrungen Dyweil dan disz alles Im anstandt vndt frieden gescheen vnd dy stadt durch dy brantschatzung von feinden gefreyet, verhoffen sich dy thumhern vnd capitel daz sy sich Irer furigen herschafft billich sullen anmaszen und geniessen.

Zcum dritten Nachdem dy dorffer Neukirch Carsaw vnd Krebesdorff ausz sunderlicher gabe itziger kor Mat von polen der kirchen Ermelant zu leenrecht verlegen vnd etzliche Jare fur des kriges anfang Ire czinss dienst vnd pflicht gen der frawenburg vnd nicht gen Tolkemit gethan, hat sich gemelter her Caspar Schwalbach der selbigen mit der stadt Tolkemit ane einigen fug der billickeit auch Im fried vnd beistant vnderwunden welche dorffer widerumme zu furdern vnd zu sich zu bringen gemeltes Capitel sich vorhofft gute gerechtickeit zu haben vnd das Im das mit keiner bitterkeit solle gewegert werden.

Zcum vierden ob sich vielleicht erfunde das dy stadt vnd gebiethe Tolkemith vom hern ho. redlich erobert vnd dem orden bleiben solthe des sich doch gemeltes Capitel In keinen weg verhofft, dyweil doch dy guther Codyn, Rebrig, Scherfenberg vnd dy mole Haselau Im selbigen tolkemitschen gelegen etwan von herren paul rusdorff hoemeister zu lehen verlegen vnd gehalten vnd das Capitel solche guther mit allem recht durch einen vffrichtigen kauf vom grossmechtigen hern Jorge von Baisen marienburgschen woywoden mitsamt dem guth Baysen zu sich gebracht vnd viel Jare In geriglichen besitz gehalten hat gemelter her Caspar Schwalbach dye selbigen guther mit keynem recht dem Capitel [18] entweldiget vnd sollen auch zu recht widerumme eyngereumeth vnd abgetreten werden.

Zcum Vunfften beklagt sich das Capitel dergeleichen von gemeltem guthe Baysen Im wormeditschen gebiethe gelegen welches von anfang seyner anlegung allwege eyn frey lehnguth gewessen vnd vom Capitel durch eynen kauff wie gemelth erlanget In dem auch gedachter her Jorge von baiszen nachmals eyn zutrith eyns widerkauffs zu haben befunden das alles unangesehen hat der her ho. dasselbige guth mit der Stadt Wormedith eygenommen vnd biss zu disser zceit dem Capitel furgehalten dyweil aber das Capitel erbotig alle dienst vnd pflicht szo Im da von zu thun eiget seinen f. g. oder weme zur zceit dy oberickeit geburen wirt lautss der hantfest zcu leisten trostet sich dasselbig Capitel solche guther sollen Im widerumme eyngereumet werden.

Zcum Sechsten furdert dergleichen das W. Capitel dy guther Eldithen vnd Cleynenberg Im Wormeditschen gebiethe gelegen dy auch freie lehnguther allwege gewessen vnd zum teile durch einen vffrichtigen kauff an gemeltes Capitel rechtlich gekomen auch etzliche Iare geriglich besessen Nu aber des besitzs durch des herrn ho. anwalde entsatzt, verhofft sich widerumme solle zu recht widererstattet werden mit angehofter erbitung aller pflicht In masen vor angezeigt.

Zcum Siebenden Nachdem eyn anteil der molen Scholiten Im gutstetschen gebiethe gelegen ader da von acht march herliches czinses von desselbigen rechten erben dem Capitel erblich vnd ewiglich vorligen vnd abegetreten, welchs auch dasselbige Capitel viel Jare gebraucht vnd besessen dergleichen das dorff hankendorff daselbest gelegen auch durch eynen kauff von den rechten Erben an das Capitel gekomen hat sich der pfleger zur gutstat mit keinem schein der billickeit dieselbige guther dem Capitel furzuhalden vndernummen vnd sollen zu rechte demselbigen Capitel wie erbguther bleiben vnd eyngereumet werden das sich och gentzlich will vertrosten.

[19] Zcum achten Das dorff Steinberg Im allensteinschen gelegen ist vom Capitel etwan dem thumherrn zur gutstat mit allen nutzung verlegen mit diszem bescheide das sy etzliche begencknusz Jerlich halten vnd ander gotsdienst da von thun sullen dy auch Ire vrkund cij . wachs davon dem Capitel jar jerlich vberantwort, dyweil nu disz dorff gemelte thumhern zu genissen nicht gestattet auch gemelte pflicht gantz nachbleiben vnd In kenen weg gehalten konnen werden darzcu auch dy selbig thumherrn den feinden Im krige vndertenig worden, soll disz dorff widerumme zcu hausz allenstein dahin es anfengklich gehörig widerumme zustendig gefunden werden darinne doch der pfleger zur gutstadt das w. Capitel behindert vnd dy eynwoner des dorffs mit gewalt zu underhalten vnd zu genissen sich vndersteet.

Zcum neunden thut sich das Capitel erklagen das sy vorm jare In der czeit szo dy keutelbriefe aufgegeben sein IX brife etzlichen burgern zu Tolkemith dy dy zceit dem capitel vndertenig vff gewonliche czinsz haben verlegen dy auch krafft derselbigen der fischereyen gebraucht vnd szo der czinstag ankommen hat her Caspar Schwalbach dieselbigen burger genotdrangt Im den keutelczinsz abezulegen, vnangesehen das dieselbige vischerey der keutel dem gebithe vnd oberickeit Tolckemith In keynem weg zustendig oder verhaftet daneben hat auch vielgemelter Caspar Schwalbach das Capitel andere Irer gerechtickeit szo sy auszerhalb der herschaft Tolkemit mit eynem grossen garn Im habe zu vischen mit allem rechte genossen mitsamt dem czinsze vnd aller nutzunge beraubet vnd dy fischer zu tolkemit Ime den czinsz zu ueberreichen gedrungen, wiewol er sich sunst der Wasser gerechtickeit nicht vndersteet welches erhobenen czinszes widererstattung vnd das sulchs vortmehr nachbleibe thun dy thumhern fleissig synnen.

Zuletzt beclagt sich das Capitel das her peter von donen hauptman zcum braunsberg In dorffern des melsackischen gebieths dy heuszer vud scheunen lest abebrechen vnd in seine guther [20] ader wo es Ime gefellig wegfuren zu merklichem abebruch vnd verwüstung der dorffer Dyweil nu der vertrag diszes anstandes methe bringet das dy sach den eyngenommenen fleck zu erkentnisz der entschideshern soll ansteen vnd also In eyn verfassung gebracht will sich das Capitel versehen das solche vbung her petern nicht geczyme vnd bitten das er zu erstattung der gebewde gehalden vnd In weither solchs zu vben nicht gestatet werde.

Diszer obangezeigt beschweren vnd artikel thun sich dy wirdigen herren des Capitels zcu Ermelant zcu königlicher Irleuchtickeit von Polen geschickten vnd hochwirdigen rethen In diser tagefahrt zu graudentz versammelt kleglich beclagen mit angehefter demutiger beth Ire genaden vnd herlickeiten wollen dar ob mit dem hern hoemeister ader seiner f. gnaden geschickten dermassen handeln vnd verschaffen das In dy steth vnd fleck szo der kirchen Ermelant wider dy vortrege szo in diszem anstand vffgericht auch sonst wider billickeit wy ob angezeigt abegedrungen vnd furgehalten worden widerumme abegetreten vnd eyngereumeth darczu ander gebreche szo auch angezeiget der billickeit nach gewandelt werden das will dasselbige Capitel czu Iren genaden vnd h. mit Iren schuldigen pflichten zu verdienen nicht nachlassen.


  1. Das Original, im Staatsarchive zu Stockholm aufbewahrt, umfasst 5 Seiten in 4° und führt die alte Aufschrift: „Querela Capituli contra magistrum Albertum et o. ordinem super iniuriis irrogatis 1521 sub induciis belli.“
    Wir haben in dem bez. Documente nicht eine Reinschrift, sondern das Concept des Verfassers, welcher gleich beim Niederschreiben Mehreres ausgestrichen und verbessert hat; Anderes ist später mit schwärzerer Tinte, aber von derselben Hand, zugesetzt. Diese Correcturen sind jedoch in dem vorstehenden Abdrucke nicht einzeln mitgetheilt, da die Zusätze eben nur Verbesserungen, nicht eigentliche Varianten sind.
    Der Name von Copernicus findet sich in dem Schriftstücke nirgends vor; allein die Schriftzüge stimmen mit der durch die Copernicanischen Briefe bekannten Handschrift des grossen Mannes vollständig überein. Ueber die innern Gründe, weshalb die Autorschaft dieser Klage des Ermländischen Kapitels gegen den Hochmeister Albrecht dem Copernicus zuzuschreiben ist, habe ich mich bei dem ersten Abdrucke in m. „Mittheilungen aus Schwedischen Archiven und Bibliotheken“ S. 5 ff. verbreitet.