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Keine Entfernung mehr!

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Keine Entfernung mehr!
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[74] Keine Entfernung mehr! Das Wort der Bibel: „Herrschet über die Erde und machet sie euch untertan,“ wird durch die ewig fortschreitende Cultur und Wissenschaft bald eine Wahrheit werden. Entfernungen werden nach und nach eine Mythe, sie hören auf zu existiren. Nehmen wir England an. Durch den elektrischen Telegraphen wohnt ganz England wie in einer Stube. Man kann einem Freunde, der 600 Meilen weit wohnt, einen guten Morgen bieten und ehe die Tasse Kaffe kalt geworden, schon den Dank dafür zurück erhalten. Nach Paris fährt man pr. Dampf in 12, nach jeder deutschen Hauptstadt in 24 oder 48 Stunden, nach New-York in 7 Tagen, nach Australien in 38. Das war früher Alles 20 bis 50 mal so weit, so daß wir ganz richtig sagen können: die Macht der Erde in ihren Entfernungen, in ihrer Größe hat für den Austausch der Völker, d. h. für den Frieden und die Civilisation der Menschheit 20 bis 50 mal abgenommen.

Ueber ein Kleines aber wird’s noch ganz anders kommen und demnächst ist’s um die Erde nicht viel weiter als früher zum Feierabend um die Stadtmauer herum. Der elektrische Telegraph, der London schon unter dem Meere hin mit allen Hauptorten Europa’s verbindet, wird unter dem Weltmeere hin auch seinen Weg nach Amerika finden. Es ist schon Alles dazu getheilt, ausgemessen und ausgerechnet. Und was wird das mit heißer Luft getriebene Schiff des amerikanischen Capitains Ericsson erst für eine wohltätige Verkehrs-Revolution hervorrufen. Kohlen sind schwer, gefährlich, kosten viel Geld, sind nicht überall zu haben; Luft kostet nichts, wiegt nichts, nimmt keinen besondern Platz ein und ist überall und ohne Weiteres da. Die Luft, dieses leichteste, wärmste, ewige Festkleid der Erde, fehlte gerade noch unter den kosmopolitischen Postpferden. Nun ist sie da und läßt sich geduldig, leicht, geräuschlos statt hundert und tausend Pferdekraft des ungeschliffenen, schmutzigen und unbändigen Burschen von Dampf gebrauchen. Franklin entriß dem Luftgotte Jupiter den Blitz; unsere Zeit macht ihn zum schnellsten Briefträger, und nun kommt der stolze Amerikaner noch und macht diesen obersten der griechischen Götter gar zum gehorsamsten Schiffzieher und Eisenbahntreiber. Es geht unaufhaltsam vorwärts.