Königlich sächsische concessionirte Zündrequisiten-Fabrik von Kummer und Günther in Königswalde bei Annaberg
Wir betreten das obere Erzgebirge und von der alten Bergstadt Annaberg über den mächtigen Bielberg hinwegwandernd, kommen wir nach einer Stunde in das freundliche Dorf Königswalde, welches sich in dem tiefen anmuthigen Thale längs den Ufern der Pöhla fast eine Stunde lang hinzieht und von der von Annaberg über Jöhstadt nach Böhmen führenden Chaussee durchschnitten wird.
Hier finden wir dicht an der Chaussee liegend das Etablissement der Herren Kummer und Günther, welches aus
- zwei Fabrikgebäuden, von denen das eine ein Thürmchen trägt;
- einem Lagerhaus und
- einem Stallgebäude mit Remisen
besteht, und welche Gebäude von einem freundlichen Garten begränzt werden.
Diese Fabrik liefert Streichzündhölzer der verschiedensten Art und Packung, sowohl mit als ohne Schwefel, Wachszündkerzchen, Cigarrenzünder, Streichschwamm, und überhaupt alle Arten Zündrequisiten.
Die Fabrikate finden ihren Absatz sowohl in Sachsen als Preußen, aber hauptsächlich auf überseeischem Wege nach Ost- und Westindien und nach Australien.
[177] Auf der Ausstellung zu München – der einzigen bis jetzt von hier aus beschickten – wurde die Vorzüglichkeit der Fabrikate dieses Etablissements durch eine auf sämmtliche seiner ausgestellten Zündrequisiten ertheilte Belobung anerkannt.
Das Etablissement besitzt vier Einlegemaschinen neuester Construction, durch welche es möglich wird, bei verhältnißmäßig geringen Arbeitskräften täglich vier Millionen Hölzer zu liefern.
Das Arbeitspersonal dieser Fabrik besteht aus circa 260 Erwachsenen und Kindern, von welchen 80 fortwährend, 180 aber zeitweise beschäftigt sind.
Inhaber und auch Gründer dieses Etablissements sind die Herren Gustav Kummer und Theodor Günther; dieselben besitzen noch eine Commandite in London, 1 Love Larre, Eastchiep E. C.
Die Fabrik fertigt theilweise auch Zündhölzer ohne Phosphor, welche sich auf jeder beliebigen rauhen oder glatten Reibfläche durch Streichen entzünden, frei von jeder der Gesundheit schädlichen Substanz sind, und dadurch Phosphorvergiftungen unter den in Zündholzfabriken beschäftigten Arbeitern, wie auch im Publikum nicht mehr vorkommen können. Die Erfindung ist den Herren Kummer und Günther für das Königreich Sachsen patentirt und es liefern dieselben diese Hölzer unter dem Namen „phosphorfreie Patent-Zündhölzer.“