Joseph Watter
[158] Joseph Watter (siehe S. 147) ist unter den Münchener Malern der Gegenwart neben Moritz von Schwind und Andern als ein verdienstvoller Vertreter des deutschen Märchens und der deutschen Sage bekannt. Mehr noch fanden seine Leistungen auf einem völlig entgegengesetzten Gebiete, seine Bilder in der Richtung der modernen Münchener Realisten, allgemeine Anerkennung, und das mit Recht; denn was frische und kecke Erfindungsgabe, frappante und packende Situationsmalerei und humorvolle, oft auch sarkastische Wiedergabe des Lebens betrifft, stellt er sich den besten Meistern seiner Schule würdig an die Seite. Als einen Beleg für die letzterwähnte Seite seines Talentes brauchen wir den Lesern nur die humoristische Scene: „In einem bairischen Stellwagen“ in’s Gedächtniß zu rufen, welche wir im Jahrgang 1870 (Nr. 12) wiedergaben. Der „göttliche Funke“ des Humors ist es auch, der den Künstler inspirirte, als er das Bild schuf, mit dem wir unsere heutige Nummer schmücken. Wie alle Schöpfungen Watter’s aus der jüngsten Zeit - wir verweisen nur auf die anmuthige Idylle „Am Waldesrand“ (Nr. 15 von 1877) - ist auch unser neckisches Paar der Zeit des Rococo entnommen. Das Bild spottet in der Anschaulichkeit und Lebendigkeit seiner Darstellung jedes Commentars. Man könnte als lustige Arabesken zu diesen zwei frischen, fröhlichen Gestalten wohl einen kleinen Liebesroman erfinden - aber wozu? Der lachende Mund unserer Schönen, die schelmischen Augen unter dem koketten Hütchen, erzählen sie nicht besser, als Worte es vermöchten, eine Geschichte von Jugend und Liebe, voll lachender Heiterkeit und übersprudelnder Lebenslust?