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Jagderlebnisse

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: E. M.
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Titel: Jagderlebnisse
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 85, 100
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[85]

Jagderlebnisse.
Nach dem Gemälde von A. Müller-Lingke.

[100] Jagderlebnisse. (Zu dem Bilde S. 85.) Der Förster trifft auf dem Gange durch sein Revier den Pächter der angrenzenden Jagd aus der nahen Kreisstadt, einen guten alten Bekannten. Neben ihm trabt ein Junge durch den Schnee, der als Jagdbeute einen stattlichen Hasen an einem Stock auf der Schulter trägt. Nach der Begrüßung berichtet der Städter alsbald seine heutigen Jagderlebnisse. „Meine Frau wollte für morgen gern einen Sonntagsbraten haben, da mußt’ ich ihr schon den Gefallen thun und heute morgen ausrücken. – ‚Nimmst Du den Hektor nicht mit?‘ fragt sie, aber ich sage: ‚Den brauch’ ich nicht.‘ In meiner ganzen Jagd giebt’s keinen Hasen, von dem ich nicht weiß, wo ich ihn bei diesem Wetter suchen muß und wie er läuft. – Ich nehme mir dann beim Wirt am Chausseehaus hier den Anton mit und weise ihn an, sobald ich pfeife, das kleine Birkenwäldchen abzutreiben, tüchtig dabei zu schreien und mit seinem Stock auf das Unterholz zu schlagen. Wenn neuer Schnee gefallen ist, so kann man darauf wetten, daß an dem windabwärts gelegenen Waldrande regelmäßig so ein ‚Krummer‘ sitzt. Wird er ‚aufgestoßen‘, dann rückt er jedesmal auf dem kleinen Feldwege aus, der nach der Eichenschonung hinüber führt. Dort stellte ich mich auf und pfiff dann.“ – „Der Moltke hätt’ keinen feineren Plan schmieden können,“ meint der Förster anerkennend. Der Jagdpächter aber nickt geschmeichelt und fährt dann, immer mehr in Eifer geratend, fort: „Es dauert nicht lange, so seh’ ich Meister Lampe drüben auftauchen. In großen Sprüngen kommt er aus dem Wäldchen bis aufs Feld. Dort bleibt er eine Weile hochaufgerichtet im Schnee sitzen, um sich zu vergewissern, ob die Luft vor ihm auch rein ist. Er läßt die ‚Löffel‘ hin und her gehen – wie der Anton aber näher kommt, macht er sich auf und kommt nun gerade auf mich zu. Aber ein schlauer Bursche war’s, das muß ich sagen. Der Wind blies mir gerade entgegen, ich hielt mich auch ganz mäuschenstill, und trotzdem muß er mich gewittert haben. Im Augenblicke, daß ich anlege, setzt der Bursche blitzschnell zur Seite, schlägt einen scharfen Haken – sehen Sie: so – und wär’ mir im nächsten Augenblick zwischen dem Buschwerk, das dort steht, aus den Augen gewesen. Es war reichlich weit, aber ich kann mich ja auf meine Flinte verlassen, wenn sie auch kein so neumodisches Dings ist, wie man’s jetzt wohl hat. Na, ich schieße also los und da lag er!“ – Der Förster hat schmunzelnd zugehört. Bei sich scheint er zu denken: „Warte nur, wenn wir nach der nächsten Treibjagd abends in der ‚Post‘ sitzen, da will ich auch einmal Geschichten erzählen!“ Und der wackere Weidgeselle sieht ganz so aus, als ob er sich auch auf das „Jägerlatein“ ausgezeichnet verstände. E. M.