J. G. Fischer
[894] J. G. Fischer, der Nestor der schwäbischen Dichter, dessen gemüthreiche und stimmungsvolle Poesien unsern Lesern wohl vertraut sind, hat an seinem späten Lebensabend den Verlust der geliebten Gattin zu beklagen, und seinem Schmerze um die theure Entschlafene giebt er in den folgenden Strophen einen ebenso ergreifenden wie hochpoetischen Ausdruck.
Der Gattin Tod.
Nun liegst du im Grabe mit ihm vereint,
Deinem Erstling, den du so heiß beweint.
Was ihr redet zusammen - ach wer weiß?
Die Todten flüstern und hören leis.
Nur wir Armen, o Gott, die da oben geh’n,
Wir dürfen kein Wort von euch versteh’n.
Ich gehe dein Lager um und um,
Das verlass’ne – wie still! wie todtenstumm!
O ein Wort nur, du einst’ges Lebensglück!
Doch mein eigenes Wort nur hallt zurück.
Mich fragen die Wände durchs ganze Haus:
Wie gehst du nur selbst noch ein und aus?
Die Blumen vorm Fenster schau’n herein:
Wo mag denn heute die Sonne sein,
Die wir da drinnen so oft geseh’n
Mit den Himmelsaugen vorübergeh’n?
O arme Blumen, die schied so weit,
Daß ich weine und weine die ganze Zeit.
J. G. Fischer.