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Instruktionsstunde

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Fr. R.
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Titel: Instruktionsstunde
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 345, 354–355
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[345]

Photographie im Verlage der Photographischen Union in München.

In der Instruktionsstunde.
Nach dem Gemälde von Karl Müller.

[354] Instruktionsstunde. (Zu dem Bilde auf S. 345.) „Ein tüchtiger Soldat muß nicht bloß in der Praxis ein forscher Kerl und auf dem Exerzierplatz und dem Scheibenstande fix sein. Er soll auch die sogenannte graue Theorie innehaben, und um euch all die militärische Gelehrsamkeit beizubringen, dafür ist eben die Instruktionsstunde da, die ich mit euch abhalten werde. [355] Sperrt also gütigst eure Ohren recht weit auf, namentlich ihr zwei Erzschlauberger: Obermeyer und Rühnking, und merkt euch ganz genau, was ich euch sage, sonst –“ Ein undeutliches, aber drohend klingendes Gemurmel beendet den Satz, mit welchem Sergeant Hummel die erste mündliche Dienstunterweisung bei seinen Rekruten begonnen hat. Den militärischen Neulingen wird nun zunächst eingeprägt, welchem Truppenteile sie angehören, Name und Zahl des Regiments, beziehungsweise des Bataillons und der Kompagnie. Dann geht der Vortragende weiter zur Brigade, zur Division und zum Armeekorps, wobei seinen Zuhörern das Behalten schon schwerer fällt, und die Namen der direkten Vorgesetzten, vom Korpskommandeur bis zu den Kompagnieoffizieren, ihnen einzuprägen, ist nun gar eine schlimme Aufgabe. Sie erpreßt den Rekruten zahlreiche Tropfen Angstschweiß, und mancher von ihnen träumt sogar von dieser endlosen Liste schwer zu behaltender Namen. Da kann es vorkommen, wenn der Korporalschaftsführer nächtlicherweile unwillig ruft: „Wer schnarcht da hinten so mörderlich?“, daß der so plötzlich aus dem Schlafe und seinen ängstlichen Träumen Aufgescheuchte mit der Antwort emporfährt: „Seine Excellenz der kommandierende General von X.!“ Nicht minder schwierig gestaltet sich die Gewehrinstruktion, die Unterweisung über das Gewehr, seine Einrichtung und einzelnen Teile, wobei die erheiterndsten Antworten zu Tage gefördert werden.

Auch auf Karl Müllers ergötzlichem Gemälde hat der aufgerufene und stramm dastehende Rekrut auf die an ihn gerichtete Frage des gestrengen Herrn Sergeanten eine möglichst dumme Antwort gegeben. Man sieht es dem angebenden Vaterlandsverteidiger an, daß das Pulver sicherlich noch nicht erfunden wäre, hätte es von ihm abgehangen, und daß er seinem Lehrmeister am liebsten mit Lohengrin zuriefe: „Nie sollst du mich befragen!“ Da nun aber die unerbittliche militärische Disziplin erheischt, daß er antwortet, so hat er verzweifelt den einen Nebenmann angestoßen, damit er ihm aushelfe, was dieser aber nicht thut. In dieser Not flüstert ihm sein Hintermann, ein Schalk, etwas zu, was der Arglose alsbald laut wiederholt, wodurch er die helle Heiterkeit des einen Nebenmannes, wie des am Fenster stehenden Gefreiten hervorruft. Der Sergeant dagegen bewahrt seinen würdevollen Ernst und blickt zürnend auf den Sünder, der ihm – er weiß es – noch genug zu schaffen machen wird, bis er ihm nur das Notdürftigste glücklich eingetrichtert hat. „Obermeyer,“ sagt er, „setzen Sie sich. Jede Kompagnie muß ja einen Dummkopf haben, aber Sie können schon für drei gelten!“ Fr. R.