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In die Falle gegangen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Ferdinand Bonn
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Titel: In die Falle gegangen
Untertitel:
aus: Fliegende Blätter, Band 84, Nr. 2120
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Braun & Schreiber
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Erscheinungsort: München
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Quelle: UB Heidelberg, Commons
Kurzbeschreibung:
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     In die Falle gegangen.


War einst ein gewalt’ger König,
Dem viel’ Unterthanen fröhnig,
Und der, grausam oft zum Staunen,
Lauf ließ seinen Herrscherlaunen.

5
Aber endlich, wie’s so üblich,

Wurde er sehr fromm und grüblich,
Ließ sich kommen im Versteckten
Einen großen Architekten; –
Zur Bezahlung seiner Sünden

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Wollt’ er einen Tempel gründen.

Und er sprach: „Nicht will ich sparen,
Reichen Lohn sollst Du erfahren,
Wird das Schönste, was auf Erden,
Dieser neue Tempel werden, –

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Doch läßt sich was Schön’res denken,

Laß’ ich ohne Gnad’ Dich henken!“



Jener, bei den schlechten Zeiten,
Wollte da nicht lange streiten,



Ueberschlug sich rasch den Plan,

20
Was er könnt’ gewinnen d’ran –

Und, vor Ablauf noch des Tag’s,
Sprach entschlossen er: „Ich wag’s!“
Alsbald fing er an zu bauen,
Daß die Unterthanen schauen –

25
Alle Pracht ward angewendet.

Endlich, als der Bau vollendet,
Rief den König er herbei,
Ob er wohl zufrieden sei.
Dieser, in viel’ Beuteln Gold,

30
Brachte mit den Ehrensold,

Inspicirte sich genau
D’rauf den ganzen Tempelbau –
Erst mit grausem Stirnenrunzeln,
Dann mit wohlgefäll’gem Schmunzeln,

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Bis mit lachendem Gesicht

Er zum Architekten spricht:
„Sage mir, kannst Du vielleicht
Noch was bau’n, was diesem gleicht?“

[82]


Und der Architekt mit Lachen,

40
Hoffend ein Geschäft zu machen,

Sprach, nicht denkend der Gefahr:
„Noch ’was Schöneres sogar!“
Da in seiner grimmen Wuth
Ward der König roth wie Blut.



45
„Wie?!“ so schrie er „dummer Tropf!

Bringst Dich selbst um Deinen Kopf.
Wart’ ich geb’ Dir ein Exempel!
Also ist der ganze Krempel,
Den du schuf’st, das Schönste nicht! –

50
An den Galgen mit dem Wicht!“




Kaum befohlen, war’s vollstreckt –
Und es hing der Architekt.
Doch der König, sehr fidele,
Daß gerettet er die Seele

55
Ohne Zahlung jeden Sold’s,

Freu’t sich des ersparten Gold’s.



Mit gehör’ger Vorsicht d’rum
Gehe stets mit Großen um,
Denn, wenn ihre Gunst sich wandelt,

60
Wird man meistens schlecht behandelt.


 Ferd. Bonn.