In den „Drei Mohren“ zu Lermoos
„Ist’s Land der Schweizer? ist’s Tirol?
Dies Land und Volk gefiel mir wohl!“
Die heil’gen drei König aus Mohrenlanden
Den Weg nach Bethlehem leichtlich fanden,
Folgten andächtig dem güldenen Stern,
Trafen in seiner Krippe den Herrn,
Beteten an, und opferten willig,
Gewannen die Seligkeit, wie billig,
Nahmen auch mit sich des Segens g’nug:
Also lehrt es der Bücher Buch.
Aber bisher hat Niemand vernommen,
Ob sie nach Hause sind wied’rum gekommen;
Darum, ihr Leute, merket wohl:
Da sie erreichet das Land Tirol
Nach tagelangem beschwerlichen Wandern,
Sagte der Eine zu den zwei Andern:
„Seht, wie lieblich dies Land zu schauen;
Hier laßt uns rasten und Hütten bauen!“
Drauf entgegnet – ich weiß nicht welcher —
Kaspar, Balthasar oder Melcher:
„Amen, College, Dein Rath ist klüglich.“
Und auch der Dritte schmunzelt vergnüglich,
Und sie siedelten an sich gleich
Im benedeieten Oesterreich;
Nahmen Weiber, gewannen Kinder,
Buben und dralle Mägdlein nicht minder,
Welches dann all’ sind Tiroler worden:
(Dürft euch drum wundern nicht so sehr,
Daß es dort giebt der „Schwarzen“ mehr
Als sonst in Deutschland in Süden und Norden:
’s stammt noch so von den Vätern her)
– Und daß sie das Thal just von Lermoos erkoren,
Weis’t klar das Wirthshaus zu den „Drei Mohren“.
Der Du dies Obdach gewählt Dir hast,
Spürst Gottes Segen, willkommner Gast;
Sicher und weich wie in Abraham’s Schooß
Bettest Dein Haupt Du hier zu Lermoos;
Wärmer dringt hier in’s Herz hinein,
Voller und freud’ger der Sonnenschein,
Und nebelt’s draußen: hierorts, Gesell,
Bleibt Dir’s in Busen und Kopf doch hell.
Also den Segen mit off’ner Hand
Spenden „Drei Kön’ge aus Mohrenland“. –
Wer aber hat uns dies Märlein erlesen?
’s sind die Terlaner Wein-Geister gewesen –
Und weil im Weine stets Wahrheit ist,
Könnt dreist Ihr’s glauben, Jud’, Heide und Christ.