Im Walde
Im Walde.
(Mit Abbildung.)
Die Luft war lau; die Lerchen sangen;
Im Lenzhauch jede Knospe quoll;
Da sind wir in den Wald gegangen,
Du träumend, ich gedankenvoll.
Wir gingen Hand in Hand und lauschten,
Wie abendlich die Wipfel rauschten,
Und sprachen kaum ein Wort dazu.
Doch als, von süßem Bann gebunden,
Sich heimlich Blick und Blick gefunden,
Da sprach ich keck das erste Du.
Am Buchenstamm sind wir gesessen;
Ich wand Cyanen Dir in’s Haar
Und küßte Dich und sprach vermessen:
„Nun bist Du mein auf immerdar!“
Da bebtest Du – ich trank die Kunde,
Wie Du so lieb mich hast, vom Munde,
Vom Munde Dir, mein schüchtern Kind;
Ich schloß Dich fest in meine Arme,
Und Liebesworte, innig warme,
Vertrauten wir dem Abendwind. – –
Daß ich die Stätte wiederfinde,
Wo Du für’s Leben wurdest mein,
Grub tief ich in die Buchenrinde
Ein Herz und unsre Namen ein.
– Wie ging so schnell der Tag zur Neige!
Ein Rauschen noch in dem Gezweige –
Und jeder Klang im Wald verscholl.
Es brach die Nacht herein so milde;
Wir gingen heimwärts durch’s Gefilde,
Der freudigen Erkenntniß voll:
Es ist kein Kleinod so voll Segen,
Es macht uns nichts so frohgemuth,
Als in der tiefsten Brust zu hegen
Getreuer Liebe köstlich Gut.
Sie kommt herab auf unsre Pfade,
Wie Lebenstrost, wie Gottesgnade,
Oft ungeahnt, mit leisem Schritt;
Sie läßt der Freude Ströme rinnen
Durch die entzückte Brust tief innen
Und bringt uns ew’ge Jugend mit.
Ernst Ziel.