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Im Seemannshaus zu Kiel

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Textdaten
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Autor: Georg Hoffmann
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Titel: Im Seemannshaus zu Kiel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 257–259
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Im Seemannshaus zu Kiel.

Von Georg Hoffmann.0 Mit Abbildungen von H. Haase.

Das am 1. November vorigen Jahres in Kiel eröffnete erste Seemannshaus der deutschen Reichsmarine ist über Erwarten schnell aus der Sphäre frommer Wünsche herausgetreten und zur fertigen Thatsache geworden. Denn der Gedanke, derartige gesellschaftliche Heimstätten für die Unteroffiziere und Mannschaften unserer Marine einzurichten, wurde erst im Herbst 1894 vom Korvettenkapitän Harms, dem rastlosen Begründer zahlreicher Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen auf den Torpedodepots der Seefestung Friedrichsort, angeregt und von dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Preußen mit lebhaftem Interesse aufgegriffen; unter ihrer Führung konnte der alsbald gebildete konstituierende Ausschuß im Mai vorigen Jahres die ersten, das Werk praktisch angreifenden Beschlüsse fassen. Korvettenkapitän Harms wurde nach England entsandt, um dort das Wesen der Seemannshäuser zu studieren; Prinz Heinrich kaufte, noch ehe eine sichere finanzielle Grundlage für das Kieler Unternehmen geschaffen war, auf seinen Namen das soeben von dem Oberlandesgericht der Provinz Schleswig-Holstein verlassene Gebäude, und mit Hilfe der reichlich gespendeten Privatmittel wurde es, ohne irgendwelche Unterstützung durch Reich und Staat, binnen wenigen Monaten zum gastlichen Gesellschaftshaus umgewandelt, in welchem Maate und Matrosen sich immer heimischer fühlen, je öfter sie darin Einkehr halten.

Wer etwa glauben möchte, daß die Schnelligkeit, mit welcher der Gedanke, das Haus herzustellen, in die That umgesetzt wurde, der Solidität und Vollständigkeit seiner Einrichtungen Abbruch gethan habe, der dürfte sich beim Besuche der Anstalt angenehm überrascht sehen. Vor Zeiten der alten holsteinischen Adelsfamilie von Bülow-Bothkamp gehörig, ist das Haus eins jener würdigen, Jahrhunderte alten und doch noch heute in sich festgefügten Gebäude Kiels, in denen der Adel des Landes Wohnung zu nehmen pflegte, wenn Geschäfte oder Lustbarkeiten ihn von seinen Gütern in die Holstenstadt riefen. Von solchem Alter zeugen noch heute das starke, kompakte Gemäuer und der trotz wiederholt erfahrener Abänderungen erhalten gebliebene altmodische Grundtypus der inneren Baueinrichtung. Von den Zwecken freilich, denen das äußerlich unauffällig in die Häuserzeile der Flämischen Straße eingereihte Gebäude als Heimstätte des obersten Gerichtshofs der Provinz während der letzten Jahre gewidmet gewesen, ist nichts mehr zu spüren; der Aktenstaub der Gerichtsstuben ist gründlich ausgekehrt worden; blank und sauber, hell und luftig, praktisch und bequem mutet den Besucher alles an; und wo vor zwei Jahren noch in tiefem Ernst gerechtet wurde und gerichtet, da mischt sich heute das Klappern der Bierseidel und Billardbälle in das Plaudern und Lachen der dienstfreien Blaujacken.

Im Lesezimmer.

In kaum drei Minuten erreichen wir von den Landungsbrücken der Marine aus das im Hafenrayon der Stadt gelegene Seemannshaus, dessen Straßenfront von keinem Eingang durchbrochen wird. Vielmehr treten wir seitlich durch die Pforte einer kurzen, starken Hofmauer und gelangen mit wenigen Schritten durch neu angepflanzte Boskette hindurch an die links zum Portal emporführenden wenigen Stufen und über dieselben auf den Vorflur des Hauses. Hier gewinnen wir sofort den günstigsten Eindruck von dem guten Geschmack, mit dem sämtliche Räume sowohl nach der praktischen wie nach der dekorativen Seite hin ausgestattet worden sind. Gefällig gemusterte Mettlacher Fliesen bedecken den Estrich; die Decke ist mit zartfarbigem Blumen- und Blättergerank, in den vier Ecken mit bunten Marinestücken ausgemalt; aus der Mitte hängt ein aus Eisen und blankem Kupfer hergestellter dreiarmiger Kandelaber herab, dessen Lampen den Raum mit tadellosem, im ganzen Gebäude verwendetem Gasglühlicht taghell erleuchten. Zur Linken unterbricht eine von innen zugesetzte und daher unpassierbare Thür die einfach aber geschmackvoll mit Oelfarbe gestrichene Wand; zur Rechten blicken wir durch ein kleines Auslugfenster in den Bureauverschlag des Kastellans, bei welchem wir unsere Ankunft melden.

Dahinter führt die breite Treppe, mit ihrem altmodischen, dunklen Geländer eins jener Erbstücke aus vergangener Zeit, zum ersten Stockwerk empor. Geradeaus aber lesen wir an der Wand in wappenartig umrissenem Felde den Willkommensgruß:

Auf dem Meer
Geht’s stürmisch her.
Ruh’ drum aus
Im Seemannshaus!

[258] Durch einen breiten Korridorgang des Erdgeschosses gelangen wir an eine Flügelthür und treten durch diese mitten in den Trubel des ersten Kieler Seemannsheims. Der elf Meter tiefe und sieben Meter breite Restaurationssaal der Mannschaften ist bis auf den letzten Platz besetzt. Auf geschmackvoll geformten, hellfarbigen Wiener Stühlen, einen den ganzen Fußboden deckenden Linoleumteppich unter den Füßen, sitzen die vergnügten Blaujacken um die blitzblank gescheuerten, unpolierten Eichentische; hier eine Gruppe vom Panzerschiff „Brandenburg“, dort eine andere vom Kreuzer „Kaiserin Augusta“; an diesem Tisch ein halbes Dutzend Rekruten von der „Sachsen“, denen sich ein paar Bekannte von der Torpedoabteilung beigesellt haben, an jenem, ringsherum dicht gedrängt in zweifacher Reihe, eine Schar Bootsgäste vom Wachtschiff „Pelikan“, denen ein „alter Kerl“ vom Artillerieschulschiff „Mars“ seine Seegeschichten zum besten giebt. Ganz besonders behagliche Plätze aber haben sich die heute rechtzeitig erschienenen Leute vom Aviso „Pfeil“ und vom Torpedoschulschiff „Blücher“ erobert, dort hinten an den drei hohen, mit rotbraunen Jutegardinen verhängten, durch blanke Pfeilerspiegel voneinander getrennten Fenstern, wo man durch Rücken an Rücken aneinandergefügte lederbezogene Sofas drei urgemütliche Nischen herstellte, von denen aus sich bei Tage der Straßenverkehr draußen vortrefflich überblicken läßt. Gleich links vom Eingang erweisen zwei Obermatrosen dem mächtigen Kachelofen eine besondere Aufmerksamkeit, deren Grund wir beim Nähertreten schnell erkennen. Denn die bekannte blaue Delfter Arbeit nachahmend, hat hier ein erfinderischer Malersmann die einzelnen Kacheln mit Schiffstypen, Leuchttürmen und humoristischen Scenen aus dem Seemannsleben – hier ein Matrose mit dem Sonntagsschatz am Arm, dort einige Blaujacken am Biertisch – geschmückt.

Vor dem Erdglobus.

Die beiden scheinen bei bester Laune und lassen manch kräftigen Seemannswitz vom Stapel, der noch auf zwei Tische Entfernung ringsum allgemeines Gelächter hervorruft. Nur der junge Rekrut von der Werftdivision, der dort an dem auf besondere Anregung des Prinzen Heinrich in die Längswand eingelassenen alten Kamin lehnt, bleibt unerschütterlich ernst. Er scheint überhaupt eine nachdenkliche Natur zu sein, die am liebsten mit sich allein lebt. Schon eine Viertelstunde steht er am selben Platze, mit der Hand in der Tasche die lose darin aufbewahrten Nickel betastend. Wird’s reichen? Mal sehen! Jedenfalls rafft sich der Melancholiker jetzt auf, und zwischen den frohen Kameraden umherschleichend, besieht er sich hüben und drüben an den in graubraunen Oelfarben schablonierten Wänden die wohlgelungenen Porträts des Prinzen und der Prinzessin Heinrich. Dann schaut er eine Weile bewundernd die beiden fünfarmigen Lampenkronen an, die dem belebten Bilde im Saal eine Fülle von Licht verleihen, und studiert schließlich die über allen Thüren lesbaren, auf das Schifferleben bezüglichen ernsten und heiteren Reime. Da heißt’s an der einen Wand:

Deutsches Haus und deutsches Land,
Schirm es Gott mit starker Hand!

oder an der andern:

Nordost is de Schippersfru er Trost,
Nordwest is de Schippers er Best.

und an einer dritten:

Nord und Süd, de Welt is wit,
Ost und West, to Hus is’t Best.

Hochdeutsche und plattdeutsche Verse wechseln über den Thüren, und hochdeutsche Rede und „plattdütscher Snack“ schwirren in dem angenehm durchwärmten, gut ventilierten und trotz sechzig bis hundert „Volldampfvoraus-Cigarren“ nur leicht vom Rauch verschleierten Raum durcheinander. Dazwischen wird manch gutes und billiges Glas Gerstensaft – Branntwein wird nicht verschenkt – mit Verständnis geleert, um hinterm Büffett von neuem gefüllt zu werden; zwei, drei und mehrere Male, je nach der Größe des Durstes und des – Portemonnaies. Denn absolut frei – natürlich ohne in Roheiten zu verfallen – sollen sich statutengemäß die „Kulis“, wie die nicht chargierten Blaujacken in der Marinestadt gemeiniglich benannt werden, im Seemannshaus bewegen dürfen; keinerlei militärischer Zwang noch irgendwelche genierliche Rücksichtnahme auf etwaige Vorgesetzte stört die Gemütlichkeit. Dabei hat niemand nötig, auch nur einen Pfennig zu verausgaben; aber was verzehrt wird, muß selbstverständlich bar bezahlt werden, und das wird selbst den weniger Bemittelten um so leichter, als alle Preise für Speise und Trank so niedrig wie möglich angesetzt sind. Daß gleichwohl alles drüben in der mit einem riesigen Kochherd ausgestatteten Küche unter Leitung der Gattin des Hausverwalters tadellos hergestellt und in reichlichen Quantitäten verabreicht wird, davon können wir uns schnell auf einem Gang rechts durch die Flügelthür in das ähnlich wie der Hauptsaal ausgestattete Speisezimmer überzeugen. Dort entdecken wir zwischen zahlreichen anderen emsig kauenden Gästen auch unseren Melancholiker wieder, vor sich einen für fünfzig Pfennig erstandenen Chimborazo von Eisbein, Sauerkraut und Erbsenmus, dessen er sich auch getrösten dürfte, selbst wenn ihm nicht nur noch ein letztes Jahr, sondern die ganze dreijährige Dienstzeit mit achtzehn Monaten Ostasien bevorstände. Und in der That! er tröstet sich auch. Denn nach beendetem Mahle wandert er gesättigt und stillvergnügt ein Zimmer weiter, um sich an dem dort zu freier Verfügung stehenden amerikanischen Billard die wünschenswerte Nachtischbewegung zu verschaffen und mit zwei pommerschen Landsleuten vom Seebataillon die Dessertcigarre auszuspielen.

Wir aber wenden uns inzwischen vom Hauptsaal zur Linken und gelangen ins Lese- und Spielzimmer, wo wir eine schweigsame Gesellschaft antreffen. In bequemen Wiener Armstühlen sitzend, gruppieren sich hier die Gäste um zwei nebeneinander durch die ganze Länge des Saals sich hinziehende breite Tafeln; die einen sind mit der Lektüre irgend einer der 84 Tageszeitungen beschäftigt, welche im Seemannshaus gehalten werden und in denen jeder sich die gewünschten Nachrichten aus seiner Heimat zusammenlesen kann; die anderen blättern in den illustrierten Journalen; die dritten vertiefen sich in irgend eins der in besonderem Glasschrank aufbewahrten Gesellschafts- und Geduldspiele. Hier spielt eine Gruppe Domino, dort ein Paar das Damenspiel, und dort wieder ein einzelner den „Blitzableiter“, „Grillenlöser“, „Zornbrecher“ und wie die Geduldspiele alle heißen, die zu Dutzenden zur Verfügung [259] stehen. Am Ende der einen Tafel knipsen zwei Altgediente beim „Tiddledy Winks“, einem auch auf den Schiffen beliebten Gesellschaftsspiel, um die Wette, während den olivgrün verhängten Fenstern gegenüber in der dort etablierten überaus gemütlichen Sofaecke ein Schreibersgast von der Kommandantur just seinem Partner und Kollegen ein triumphierendes Schach und Matt bietet.

Stiller noch als im Lesesalon geht’s im anstoßenden Schreibzimmer her. Hier sehen wir eine der zweckmäßigsten Einrichtungen im Seemannshaus, die begreiflicherweise besonders stark benutzt wird. Auf den Schiffen ist es für den einzelnen Mann nicht immer leicht, ein Eckchen zu finden, in welchem er seine Gedanken zwecks Stilisierung eines Briefs in Ruhe sammeln kann, hier aber wird ihm das für eine Seemannsfaust ohnehin schwierige Stück Arbeit so leicht und bequem gemacht wie nur irgend möglich. Im hell erleuchteten Zimmer liegen auf breitem, langem Tisch, den ein Dutzend bequemer Armstühle umgiebt, ebensoviele Schreibmappen mit den übrigen, zur Briefstellerei erforderlichen Utensilien, als da sind Federhalter und Federn, breitfüßige, unumstößliche Tintenfässer, Briefpapier und Couverts, mit dem Reichsadler und dem Herkunftsstempel „Seemannshaus in Kiel“ geschmückt. Da können dann die Eltern daheim oder die Braut gleich sehen, daß der Sohn oder Bräutigam in der sittenverderbenden Seestadt an den Sonntagnachmittagen gut aufgehoben ist. Und das eben war ja der Zweck bei der Gründung des ersten Seemannsheims unserer Marine. Uebrigens sind hier nicht alle mit der Schriftstellerei beschäftigt. Denn dort hinten in der Ecke beim Ofen buchstabieren drei „Mariners“ an dem riesigen, über einen Meter Durchmesser haltenden Erdglobus; der eine mit dem suchenden Finger mitten im Stillen Ocean, der andere mit den Augen in der Gegend von Sansibar, je nach dem Ziel der letztgemachten oder demnächst auszuführenden Reise. Der dritte aber sucht vergeblich in Centralasien sein heimatliches Pommerland, an dessen Fischerstrand er im nächsten Herbst, wann die Dienstzeit vorüber, zurückkehren wird.

Die im Parterre gelegenen Säle und Gemächer, zu denen noch im Souterrain drei höchst komfortable Badestuben mit Wannenbad, Douche, Badeofen etc. gehören, bilden den eigentlich charakteristischen Teil des Kieler Seemannshauses. Da, wie bereits bemerkt, jeder dienstliche Zwang peinlichst vermieden werden soll, so wurden die Klubräume für die Unteroffiziere, von denen der Mannschaften vollständig getrennt, in den ersten Stock gelegt. Eine Reihe wie unten eingerichteter, aber kleinerer, gemütlicher Zimmer, in deren einem uns ein prächtiger, dunkelgrüner Majolika-Kachelofen auffällt und die, mit eigenen Büffetten und eigener Bedienung versehen, durch einen Speisenaufzug direkt mit der Küche verbunden sind, bieten den Maaten und Obermaaten Gelegenheit, sich nach Belieben mit Lesen, Schreiben, Spielen, Essen, Trinken, Plaudern zu beschäftigen; eine willkommene Ergänzung finden die Räume in einem eleganten, mit allem Zubehör ausgestatteten französischen Billardsalon, in welchem Queue und Bälle selten Ruhe haben. Im allgemeinen brauchte man für die Unteroffiziere nicht in gleichem Umfange wie für die Mannschaften Sorge zu tragen, da sie einerseits in Kasernen und auf den Schiffen besondere Aufenthaltsräume, sogenannte „Messen“, haben und anderseits zumeist sich ihrer bekanntschaftlichen Beziehungen zu den eigenen verheirateten Kameraden und zu der Bürgerschaft der Stadt erfreuen. Den Heimatlosen ein Heim! lautet die Devise für das Seemannshaus.

Von dem Billardsalon oder, wenn man will, direkt vom oberen Korridor aus treten wir in den Hauptsaal des Stockwerks ein, in welchem seiner Zeit die Eröffnung des Hauses durch den Prinzen Heinrich stattgefunden hat. Ueber dem Mannschaftsrestaurant gelegen und diesem an Umfang gleich, ist der Raum für allerlei ernste und humoristische Vorträge, Konzerte, Deklamationen und kleinere Aufführungen bestimmt und wird in der Regel nur an den Sonntagen benutzt werden. Heute findet just eine lustige Vorlesung aus Fritz Reuter statt, die auf die Lachmuskeln der vor dem Podium lauschenden Matrosenschaft ihre Wirkung nicht verfehlt. Wie wir uns im Umschauen überzeugen, ist in dieser „Aula“ auf die dekorative Ausstattung noch etwas mehr Gewicht gelegt als in den übrigen Räumen. Die Wände, auf gelbem Grunde mit goldenen Reichsadlern schabloniert, zeigen über den Thüren Sprüche, die auf den Beruf des Seemanns Bezug nehmen; sein Licht erhält der Raum am Tage seitwärts durch drei hohe Fenster und von oben durch die Decke, bei Abend durch vier besonders vornehm ornamentierte Glühlichtkronen. Weit sorgfältiger als in den übrigen Räumen sind hier die in violettem Ton gehaltenen Kacheln des Ofens mit Schiffstypen alter Zeiten, dazwischen mit einem sauber ausgeführten Bilde des Königlichen Schlosses zu Kiel bemalt; kurzum etwas besonders Festliches zeichnet den Saal aus. Hinter ihm sind noch ein paar weiß und gold getäfelte Zimmer jahrhundertalten Stils reserviert, um den Geschäftsführern, Mitgliedern des Aufsichtsrats und der verschiedenen hilfreichen Ausschüsse ruhige Räume zu ungestörter Beratung zu bieten.

Während wir nach Besichtigung des Stockwerks die Hintertreppe hinabsteigen, hören wir von außen lebhaftes Rufen, lautes Sprechen, lustiges Lachen und dazwischen in kurzen Zwischenräumen dumpfes Rollen und plötzliches Poltern. Wir treten durch die Hofthür und finden nicht bloß eine komplette, funkelnagelneue doppelte Kegelbahn, die, solid erbaut und bequem heizbar, unseren Blaujacken auch zur Winterszeit Gelegenheit giebt, sich nach Herzenslust auszutoben, sondern auch noch einen ganz ansehnlichen Biergarten, der, sauber mit Kies bestreut, mit Linden bepflanzt ist. „Jung di! Hinnerk, dat’s fein hier, wat?“ hören wir, an der Straßenpforte angelangt, einen „Kuli“ vom „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ zu seinem Landsmann von der „Württemberg“ sagen. „Wat schull dat wol ni fein wesen,“ meint der andere, „kannst man glöwen, Franz, wenn’k tokamen Sünndag keene Wach’ ni heww un ni uppe Back up un dal loopen mut, denn so kam ick säker wedder. Dat Büfstück het mi to fermos smeckt.“

Und wir glauben schon, daß Hinnerk wiederkommt und viele andere mit ihm.