Im Schilf
Es rauschte im Schilf wie von weichen Schwingen;
Der Wasservogel umkreiste sein Nest.
Wir hörten am Strande die Fischer singen –
Das war auf dem Wettern[1] im Mittsommerfest.
Seerosen nickten und wiegten sich leise,
Auf spiegelebener, flüssiger Bahn;
Die Möve zog über uns lustige Kreise –
Wir saßen drei glückliche Menschen im Kahn.
Ich lehnte am Bug, und ich sah mit Entzücken
Das Ruder, o Holde, dich führen gewandt.
Am Steuer die Schwester – um Rosen zu pflücken,
Wie tauchte sie leicht in die Wellen die Hand!
Und wie sie sich neigte, da frugst du verstohlen:
„O sage, ist Liebe ein flüchtiger Traum,
Wie im Schilfe der Lenznacht Athemholen,
Wie aus schwankendem See ein vergänglicher Schaum?“
Du wandtest dich heimlich zu mir herüber
Und seufztest – da hab’ ich an’s Herz dich gepreßt;
Ich küßte dich stürmisch; die Seele schwoll über –
Das war auf dem Wettern im Mittsommerfest.
O Tage am Wettern, o Tage der Wonne,
Ihr schwandet nun längst, wie ein Traumbild vergeht.
Es sterben die Freuden unter der Sonne,
Wie Schwingenrauschen im Schilfe verweht.
- ↑ Bekanntlich einer der schönsten Seen in Schweden. D. Red.