Im Haselnußstrauch
Im Haselnußstrauch ist Hochzeit heut’;
Schon prangt sein dunkles Geäst
Im blütenschimmernden Feierkleid –
Herbei, ihr Gäste, zum Fest!
Vom Sonnenstrahle geweckt
Manch Mücklein flattert freudig herzu
Und findet den Tisch hier gedeckt.
In braungeringeltem Sammetpelz
Manch Käferlein auch, manch Immelein,
Das selig sich träumt in den Mai.
Mit leuchtenden Schwingen vom Walde naht
Ein Falter als letzter Gast;
Hernieder vom Tannenast.
Und sieh, da putzt sich voll froher Lust
Mit schimmernden Löckchen der Strauch,
Und aus dem Gelock es golden stäubt,
Und drunter, gar winzig und rosenzart,
Ein Kelchlein an jedem Zweig:
Die haschen den goldenen Blütenstaub
Und betten ihn lind und weich,
Sich leise zu regen beginnt,
Bis keimendes, knospendes Leben warm
Sich schaukelt im Maienwind,
Bis unter dem samtenen Sommerlaub
Bis raschelnd im Herbste Zweig an Zweig
Voll goldener Nüsse hängt.
Franz Bechert.[1]
- ↑ Vom Verfasser dieses Gedichts, der als Kürschnermeister dem Handwerkerstand angehört, hat die „Gartenlaube“ schon wiederholt poetische Beiträge veröffentlicht, welche, wie das vorstehende, sich durch eine sinnige Naturbetrachtung auszeichnen.