Im Försterhause
„Gieb mir den Morgenkuß und bete,
Mein Kind! Die lange, bange Nacht
Ist hin, und wie zu Gott ich flehte,
Hat mir der Morgen Trost gebracht.
Wird mir der Harm. O bete, Kind!
Wie war es schön, mein herzig Bübchen,
Wenn früh Du aus dem Bette sprangst
Im Hemdchen frisch in’s traute Stübchen,
Auf seine Kniee stellt’ er Dich,
Du jubeltest: „So groß bin ich!“
Nun ist er krank seit vielen Tagen,
Der gute Vater, ach, so schwer!
Komm’, gieb die lieben Händchen her –
Der Jammer steigt herauf – geschwind
Die Händchen falt’! O bete, Kind!
Wenn Vater früh zu Forst gegangen,
Da küßt’ er uns auf Mund und Wangen
Und immer bracht’ er Dir was mit.
Im Wald entgegen ihm zu geh’n,
Du gold’ger Bub’, wie war das schön!
Ach, unser Alles, nicht entflieht!
Was Du auch flehst, Gott muß Dir’s geben,
Wenn er in Deine Augen sieht.
In Augen blickt, wie Deine sind,
Laut weinet sie vor Wonn’ und Wehe. –
Da betet keck des Knaben Mund:
„Komm’, lieber Gott, von Deiner Höhe
Herab und mach’ Papa gesund!
So bin ich Dir gar nimmer gut!“
Wie leuchtet durch den Flor der Zähren
Im Mutteraug’ der Strahl der Lust!
„O, Alles wird Dir Gott gewähren,
Ja, Deinem Beten glaub’ ich’s blind:
„Es ist erhört, mein Kind! mein Kind!“