Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Paulus Luther
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[6] Nr. 5. Luther, Paulus, Dr., 1533–1593, dritter Sohn des Reformators, Chemiker und Leibarzt mehrerer deutscher Fürsten. 1571 wurde er vom sächsischen Kurfürsten August I. nach Dresden berufen und bezog hier als Leibarzt ein Gehalt von 460 Gulden 16 Groschen sowie eine besondere Jahresvergütung. Bei Hofe erfreute sich der sehr fromme, aber dabei auch freimütige Arzt namentlich auch wegen seiner reichen Kenntnisse in der mittelalterlichen Chemie oder Alchimie eines hohen Ansehens, doch fehlte es ihm auch nicht an Feinden, zu denen besonders Nikolaus Crell gehörte. Nach dem 1586 erfolgten Tode Kurfürst August I. wurde L. Leibarzt von dessen Sohne, dem Kurfürsten Christian I. In seinem Dienst blieb er bis 1581, dann siedelte er, weil ihm in Dresden die Calvinisten durch allerlei Anfeindungen das Leben sehr erschwerten, nach Leipzig über, wo er zwei Jahre später starb.
In den ersten zehn Jahren seiner Tätigkeit im kurfürstlich-sächsischen Dienst hat L. vielleicht mit im Schlosse, dann wahrscheinlich in seinem [7] eigenen Hause gewohnt, das an der Pirnaischen Gasse, jetzt Landhausstraße, lag. An der rechten Seite derselben vom Neumarkt aus standen zwischen der Friesengasse und der Schießgasse im 16. Jahrhundert acht Gebäude, von denen das drittletzte L. gehörte und das umfangreichste war. 1616 erkaufte es Otto Heinrich von Pflug auf Strehla und Kreinitz, der es bis 1657 behielt. Von den Nachbesitzern des Grundstückes seien erwähnt Kammerpräsident Hans Adolf von Haugwitz, dann der kurfürstliche Generalfeldmarschall Hans Adam von Schöning 1691–94, weiter Louise von Rechenberg, geb. Schöning 1694–1704. In dem letzterwähnten Jahre ging das Gebäude in den Besitz des Oberhofmarschalls und Wirklichen Geh. Rates August Ferdinand von Pflug über. Höchstwahrscheinlich ist er es gewesen, der das frühere Lutherhaus abbrechen und an seiner Stelle ein Palais aufführen ließ. Nach seinem 1712 erfolgten Tode ging es an seine zweite Gemahlin, eine geborene Gräfin von Stubenberg, über, die es 1714 an den Feldmarschall von Flemming verkaufte. Dieser ließ es noch erweitern und verschönern und veräußerte es 1724 an König Friedrich August I. Letzterer gab es zwei Jahre später gegen Abtretung des Holländischen Palais und des Schlosses Übigau an den Vorbesitzer zurück. Nach einigen Schriftstellern ist das nun wieder Flemming'sche Palais seit 1728 mehrere Jahre im Besitz des Grafen von Wackerbarth gewesen. Nach ihm erhielt es 1756 Graf von Sulkowski von seinem Landesherrn Friedrich August II. geschenkt, von dem es wieder in den Besitz des Königs zurückgelangte. Dieser kaufte einige der benachbarten Häuser hinzu, ließ das Palais nochmals erweitern und ausbauen und überwies es 1747 den Prinzen Xaver, Karl Albert und Clemens zur Wohnung. Da es bei der Beschießung Dresdens im Juli 1760 wesentliche Beschädigungen erlitten hatte, wurde es in der Folge abgebrochen und an seiner Stelle von 1770–1776 das noch heute stehende Landhaus, jetzt Landhausstraße 16 (O.-Nr. 184) errichtet. Nachdem man es in den Jahren 1915 bis 1917 einem großen inneren Umbau unterzogen und gleichzeitig einen umfangreichen Neubau angefügt hat, ist das denkwürdige Gebäude zum Sitze der Königl. Kreishauptmannschaft Dresden bestimmt.