Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Hermann Joachim Hahn
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[44] Nr. 48. Hahn, Hermann Joachim, 1678–1726. In Leipzig hatte er Theologie studiert, auch seine Prüfungen als Magister und Lizentiat abgelegt und dann 1707 als Diakonus Anstellung an der hiesigen Kreuzkirche gefunden. Wenn nun hier dieses einfachen Geistlichen gedacht wird, so geschieht dies lediglich um der ebenso tiefgehenden als nachhaltigen Erregung willen, die H's. grausamer Tod in unserer Stadt hervorrief. Ein Totenzettel aus dem Jahre 1726 berichtet über das Vorkommnis: „Herr Mag. Hermann Joachim Hahn, wohlverdienter Diaconus und Mittwochsprediger zum heiligen Creutz, an der Pfarrgaße, in 47. Jahr, ist in seiner Wohnung am 21. huj. (Mai) Zu mittage umb 1 Uhr von einen Bösen Buben überfallen und mit einen Messer, vermittelst etlicher Stiche Meuchelmörderischer Weise erstochen worden.“ Der Mörder war der katholisch gewesene, geistig überspannte und fanatisch erregte Trabant Franz Laubler, der auf eigenen Wunsch 1723 bei H. religiösen Unterricht genommen und sich dann der evangelischen Kirche angeschlossen hatte. Aus unbekanntem Grunde faßte er später den entsetzlichen Plan, seinen Lehrer zu ermorden und zu kreuzigen. Die drei zu diesem Zwecke von ihm in H's. Wohnung mitgebrachten sieben Zoll langen Nägel werden in unserem Stadtmuseum aufbewahrt. Der gleich nach der Tat verhaftete Bösewicht büßte sie am 18. Juli 1726 auf dem vor dem Altstädter Rathause errichteten Schafott, wo man ihn von unten herauf räderte.
Der Mord, für den man, natürlich ganz ohne Grund, die hiesigen Katholiken verantwortlich machte, hatte besonders unter den niederen Volksschichten Dresdens eine gefährliche Erregung und noch am Abend des 21. Mai einen ernsten Tumult hervorgerufen, weil die Evangelischen Angriffe der Katholiken befürchteten. Um weitere Unruhen im Keime zu ersticken, zog man am 24. Mai zwei Regimenter Infanterie und ebensoviel Kavallerie nach Dresden, welche Truppen monatelang hierbleiben mußten. Auf dem Altmarkte errichtete man im Juni eine Wache und [45] hielt sie bis in den November mit vierzig Mann Soldaten und vier Kanonen besetzt, da die Gährung in der Bevölkerung so lange andauerte.
Nach Hasche (Umst. Beschr. I. Bd., Seite 306) soll H. in dem Hause An der Kreuzkirche zuletzt Nr. 8 gewohnt haben und ermordet worden sein. Dieses Gebäude stand neben dem Gasthaus „Stadt Magdeburg“, und beide wurden im Winter von 1906 auf 1907 abgebrochen, um für den Rathausneubau Raum zu gewinnen. Hasches Angabe ist freilich ein Irrtum, da der mitgeteilte Eintrag auf dem Totenzettel ausdrücklich ein Gebäude „auf der Pfarrgaße“ als Wohnhaus H's. feststellt. Es war das Haus zuletzt An der Kreuzkirche 15 (O.-Nr. 420), in welchem lange der jedesmalige Mittwochsprediger wohnte. Das Gebäude mußte mit dem geistlichen Nachbarhause Nr. 14 im Jahre 1912 weichen und dem schönen Neubau des im April 1913 geweihten Pastorenhauses der Kreuzkirchengemeinde – jetzt Pfarrgasse 8 – Platz machen.