Zum Inhalt springen

Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Gottfried Silbermann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Johann David Heinichen Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Gottfried Silbermann
Johann Hektor von Klettenberg
Wikipedia: Gottfried Silbermann
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

[48] Nr. 54. Silbermann, Gottfried, 1683–1753, kurfürstlich sächsischer Hoforgelbauer, hat wiederholt und zwar stets längere Zeit in Dresden geweilt. Hier baute er die Orgeln für die Hof- und Sophienkirche, die 2500 Taler kostete und deren Weihe am 18. November 1720 stattfand; dann das weit größere Werk für die Frauenkirche. Dieses wurde den 25. November 1736 erstmalig zum Gottesdienst benutzt. Ihr Preis betrug 4700 Taler. Am herrlichsten ist S's. letztes Werk, die Orgel für die katholische Hofkirche, die ohne Gehäuse einen Kostenaufwand von 20 000 Talern verursachte. S. starb noch vor ihrer völligen Vollendung, die erst 1754 durch seinen vorzüglichsten Schüler Zacharias Hildebrand erfolgte.

Vielfach ist bis in die neuere Zeit behauptet worden, S. sei beim Abstimmen dieser Orgel in deren Innern infolge eines Schlaganfalles verschieden. Das ist durchaus unrichtig, wie aus einem im Amtsgericht aufbewahrten Aktenstück hervorgeht, das die Regelung des S'schen Nachlasses betrifft.[1] Zufolge dieses Schriftstückes ist der Orgelbauer nach [49] dem in der katholischen Hofkirche erfolgten Schlaganfall 1753 am 4. August abends ½9 Uhr in einem ihm zur Wohnung angewiesenen Zimmer des alten, beim Schlosse am Taschenberg gelegenen und 1889 abgebrochenen Hauptstaatsarchivs in Gegenwart von zwei seiner Verwandten und sechs seiner Gehilfen gestorben. Den Leichnam ließ der Vetter des Heimgegangenen, Michael Silbermann, Obermeister der hiesigen Tischlerinnung, in sein Haus, jetzt Große Brüdergasse 11 (O.-Nr. 681) überführen und aufbahren. Am 8. August wurde der Verstorbene auf dem 1814 geschlossenen Johannisfriedhofe begraben.

Wo S. bei dem Bau seiner zwei ersten Dresdner Orgeln gewohnt hat, war nicht zu ermitteln; dagegen ist festgestellt, daß er in der ersten Zeit seiner Tätigkeit in der katholischen Hofkirche sich nicht dauernd in unserer Stadt aufhielt, sondern von seinem Wohnorte Freiberg öfters, aber meist nur einige Tage, nach Dresden kam und da bei seinem erwähnten Vetter auf der Großen Brüdergasse 11 stets freundliche Aufnahme fand.


  1. Acta Commissionis des verstorbenen Hoff-Orgelmacher Herr Gottfried Silbermanns Nachlaß betr. Ergangen beym Ambte Dreßden 1753 (Lit. S. Nr. 122.)