Herrn Bartholomäus Ziegenbalgs Ausführlicher Bericht/Nach-Erinnerung an den Leser
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[35] Nach-Erinnerung an den Leser.
AUß dieser communicirten Nachricht des Herrn Ziegenbalgs wird nun der Christliche und Wohlgesinnete Leser zu gutem Genügen und mit Freuden ersehen haben, mit was für unermüdetem Fleiß, Treue und Ernst die beyden Missionarii in dem ihnen obliegenden Amte unter den Heyden in Ost-Indien arbeiten; auch was für Gnade der HERR ihnen beygelegt habe, dadurch sie zu solchem Werck tüchtig worden und stets tüchtiger werden; so wohl auch, mit was für Segen Er ihre Arbeit begleite; und was für gute Hoffnung man von der ferneren Fortsetzung solcher Arbeit unter des HERRN Benedeyung schöpffen könne, zu mal, da sie mit GOTT entschlossen sind, beständig in denen Landen zu verbleiben, so es ihnen anders gestattet werden möchte. Wie nun ein jeder satsame materie GOTT zu loben dabey findet, also wird er auch seiner Christlichen Pflicht zu seyn erkennen, diß so wichtige Werck der gnädigen Regierung und Förderung des allein guten, und aller Menschen Heyl wollenden GOttes getreulich zu empfehlen. Demnach aber auch weder GOTT selbst durch seine Gnade, noch Menschen in bester und einfältigster Meynung etwas rechtschaffenes vornehmen und thun können, das nicht von anderer Menschen Neid und Muthwillen getadelt und verworfen [36] werde: so siehet man, daß es auch mit diesem Wercke geschehe, welches, ungeachtet sich GOttes Hand bey demselben so gnädig beweyset, dennoch von vielen theils mündlich theils schriftlich sehr niedergeschlagen wird, und an keinem Ende recht ist, also daß man sich über die harten Urtheile nicht gnug verwundern kan. Es ist unsere Gelegenheit und intention gar nicht, solche unbillige und unbescheidene Urtheile zu erzählen, noch in gründlicher Untersuchung ihre Ungerechtigkeit zu zeigen; gleichwol finden wir nöthig den Christlichen und des HERRN Hand in diesem Werck erkennenden Leser in Liebe zu warnen, daß er sich, wenn auch ihm solche ungütige Urtheile zu Ohren oder Gesichte kommen, dadurch ja nicht irre machen lasse, diß Werck gleichfals zu verwerfen, das er bisher als ein Werck GOttes nach der Wahrheit erkannt hat. Er erwege nur wie schwer, wo nicht gar unmüglich, es seyn würde, daß GOtt sich einiges Menschen zu seinem Dienste gebrauchen könte, die Heyden, anderer zu geschweigen, durchs Evangelium zu seinem Sohn zu bekehren, weil ja keiner auf Erden ist, der, nach solchem Urtheil der Leute, nicht verwerflich seyn würde, ungeachtet aller von GOTT habenden Gnade. Denn, wenn er Z. E. noch jung, ungeübt, von andern Menschen unterwiesen, in einer gewissen Religion (welche sie eine Secte heissen) erzogen ist, so ist er ihnen nicht recht; ja wenn er nur ein Christ ist, so ist er eben darum tadelhaftig, weil auch der Christen-Name selbst, gegen das Heydenthum gesetzt, nach ihrem Urtheil sectirisch und also verwerflich ist. Sein Beruf, seine Art zu reden, sein Lehren ist nichtig, und diß zwar, weil auch Christus selbst seine Jünger bey seiner sichtbaren Gegenwart nichts gründliches soll haben lehren können. Will von andern Dingen, insonderheit seiner mitleydigen und liebreichen Sorge für die Armen nicht sagen, es muß ihnen alles nichts taugen. Ja man kan nicht sehen, daß die Leute selbst wissen, was sie denn endlich wollen. Daher man groß Recht hat sich an ihre ungleiche Urtheile nicht zu kehren, sondern vielmehr das Werck, so wie es GOTT zu führen beliebet, zu [37] erkennen, und seinen Namen darüber zu loben. Und soll uns billich gnug seyn, daß Er dasselbe samt seinen Knechten, so Er dabey gebraucht, in Gnaden legitimiret hat. Denn ihren Beruf, der in Zweiffel gezogen wird, erkläret Er für gut und göttlich, und sie samt ihrem Wercke für wohlgefällig, indem Er sie für seine Knechte erkennet, und ihnen einen so gesegneten Eingang unter den Heyden, und ein so gnädiges Gedeyen zu ihrem Pflantzen und Begiessen giebet: Wie Er sie denn gewiß dazu gar gnädiglich gestärcket, tüchtig und treu gemacht hat, sie mögen auch in sich selbst so untüchtig und ungeschickt gewesen, oder von andern gehalten seyn, als sie wollen. Und da man solche Gnade des HErrn an ihnen nicht ohne Versündigung leugnen kan, so bedencke doch ein jeder, in Erwegung obiger Nachricht, was man wol (wenn man anders mit den rechtschaffenen Männern nur nach menschlicher Billichkeit handeln will) von ihnen an Redlichkeit, Treue, Arbeitsamkeit, Weisheit, Liebe, und Christlicher Tugend, wodurch sie sich als treue Knechte GOttes unter den Heyden wohl beweysen solten, verlangen wolte, darinnen sie nicht bishero nach dem Maaß der empfangenen Gnade wären erfunden worden? Welches man aber keines weges um der beyden Männer willen, sondern allein um GOttes willen, und dessen Werck zu preisen, gesagt haben will. Sind sie denn nun denen, welche sie beurtheilen, nicht gut gnug, so gefallen sie doch ihrem HERRN. Fehlet ihnen was, ja viel; Wohl, es ist das ihrem HERRN, der reich ist von grosser Güte, nicht verborgen, der es ihnen auch nach seinem Willen geben wird. Wer hat aber denen Beurtheilern das Gericht gegeben, solche fremde Knechte zu richten? Sie sollen ja keine Rechenschaft bey GOTT für dieselben geben; warum richten sie denn ihre Personen so ungütig, und warum verwerfen sie ihre Arbeit? Ach daß sie bedächten, daß, wie ein jeder für sich selbst, also auch sie Rechenschaft werden geben müssen, insonderheit auch von diesen und dergleichen Urtheilen, wodurch sie bey mannigen Seelen theils groß Aergerniß, theils Betrübniß [38] stiften. Der HERR wolle es allen, die sich in diesem stück versündiget haben, zu erkennen geben, damit sie in Zeiten in sich schlagen, und Gnade suchen und finden mögen. Der Christliche Leser aber sehe auf das Werck des HErrn, und schaue an und rühme die Geschäfte seiner Hände, dadurch Er seinen Namen groß machet in unsern Tagen auch mitten unter den Heyden. Denn wer ist, der diese geringen Tage verachtet? Groß sind die Wercke des HERRN, wer ihrer achtet, der hat eitel Lust daran. Was Er ordnet, das ist löblich und herrlich, und seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Dessen Gnade und Barmhertzigkeit den Christlichen Leser getreulich empfiehlet
Der Editor.
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