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Hermann Meinke Aufsatzheft Lübeckisches Lehrer-Seminar

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Autor: Hermann Meinke
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Titel: Hermann Meinke Aufsatzheft Lübeckisches Lehrer-Seminar
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Entstehungsdatum: 1910-1911
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Kurzbeschreibung: Das Buch beinhaltet Aufsätze zu den verschiedensten Themen, die Hermann Meinke in den Jahren 1910-1911 im Rahmen des Lübeckischen Lehrerseminars verfasst hat.
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Lübeckisches Lehrer-Seminar

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Im Jahr 1806 wurde das Lübeckische Lehrer-Seminar im Auftrag der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit formal gegründet, um die damals unprofessionellen Lehrer durch fachlich ausgebildete zu ergänzen und langfristig das Schulbidungsniveau zu heben. Zunächst mussten die Dozenten des Seminares in ihren eigenen Räumen unterrichten und bekamen auch keinen Lohn für ihre Arbeit, dafür konnte die Ausbildung jedoch kostenlos angeboten werden. Der erste Kurs des Lehrer Seminars begann am 6. April 1807 mit damals drei Teilnehmern.

Doch anders als gehofft gelang es bis zum Jahr 1863 nicht das Niveau an den Volksschulen zu heben, die am Lehrer-Seminar ausgebildeten Lehrer suchten meist eine Anstellung in höheren Privatschulen. Deshalb wurde der Unterricht in den Volkschulen weiterhin von semiprofessionell Tätigen durchgeführt, die neben ihrem Lehrerberuf meist einem anderen Erwerb nachgehen mussten. Erst 1863 gelang es mit einem Gesetz die Schulen im Freistaat Lübeck betreffend die Unterrichtszustände zu verbessern.

Zu Beginn des Kaiserreiches wurde auch der Beruf des Schulrates geschaffen. In Lübeck trat der erste Schulrat Georg Hermann Schröder 1875 sein Amt an. Dies war der erste Schritt hin zu einer staatlich kontrollierten Lehrerbildung in Lübeck. Im Jahr 1885 wurde das Seminar der Oberschulbehörde unterstellt. An dem Jahr 1888 wurden die Absolventen des Seminars auch in Preußen akzeptiert. 96 Jahre nach der Gründung des Seminars und mit der gleichzeitigen Verstaatlichung, bezog das Seminar sein erstes Gebäude, das in der Altstadt liegende Schullehrerseminarhaus. Erstmals wurden nun auch jedes Jahr neue Kurse begonnen und die Lehrer Anwärter in Klassen eingeteilt. Zunächst in drei und ab 1907 in sechs Klassen, die Teilnahme an der Präparandenanstalt inklusive. Das Seminar bestand zu jener Zeit aus einem Direktor (Albin Möbusz blieb bis zum Ende des Seminares 1925 im Amt), einem Oberschullehrer, drei Seminarlehrern, einem Zeichenlehrer, 3 Lehrern und mehreren Hilfskräften. Als erste Lehrerbildungsstätte in Deutschland trennte das Lübeckische Lehrer-Seminar den fachlichen vom pädagogischen Teil der Ausbildung. Der fachliche teil sollte nach 4 3/4 Jahren am Seminar stattfinden, während die Pädagogische Prüfung nach Beendigung der 6. Klasse stattfinden sollte. Seit 1908 wurden auch die Zulassungsbedingungen geändert, seit dem war es möglich mit einem mittleren Abschluss die VI Klasse des Seminares zu besuchen vorausgesetzt man war mindestens 15 Jahre alt. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldeten sich zahlreiche Teilnehmer des Lehrer-Seminars freiwillig zum Kriegsdient, Hermann Meinke wurde ebenfalls eingezogen. Nach dem Krieg wurden Sonderkurse für die heimkehrenden Soldaten eingerichtet. Daran nahm Hermann Meinke ebenfalls teil und schloss seine Ausbildung ab.

Nach dem Krieg wurde in der Weimarer Verfassung festgehalten, dass Lehrer eine akademische Ausbildung vorzuweisen hätten. Für das Lübeckische Lehrer-Seminar bedeutete dies die Schließung im Jahr 1925.

Aufsatzheft

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Das hier bereitgestellte Aufsatzheft von Hermann Meinke war Teil der fachlichen Ausbildung des Seminares. Jede Jahrgangstufe von der Klasse VI bis zur Klasse I hatten verschiedene Aufsatzthemen, die sie innerhalb des Jahres anfertigen mussten. Dieses Buch umfasst fast alle Aufsätze die Hermann Meinke in der VI. Klasse von 1910/11 sowie einige Aufsätze der Klasse V des Jahres 1911/1912 verfassen musste. Die Themen und die Namen der Aufsätze waren vollkommen vorgeben. Nur der Aufsatz "Die Hexe" unterscheidet sich in der Namensgebung von dem vom Seminar vorhergesehenen Namen "Wie ich einen großen Irrtum einsah". Als Klassenlehrer war es die Aufgabe von August Bahrs die Aufsätze zu korrigieren und zu benoten. Sein Namenskürzel findet sich deshalb unter jedem Aufsatz.[1]

Aufsätze

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[1]



Hermann Meinke





[2]

[3]
Inhaltsverzeichnis
Tag der Abgabe Thema Zeugnis
3.6.1910 Die Tiere im Haushalt des Menschen 2.
11.8.1910 Vom Lübecker Martkplatz nach Israelsdorf. 1-.
12.9.1910. Ein Regentag in den Ferien. 1.
5.9.1910 Wie haben wir die vierzigjährige Wiederkehr des Sedantages gefeiert. (Semesteraufsatz)[2] 2+
20.10.1910 Unsere heimischen Pilze. 1-.
19.11.1910 Sokrates 1.
5.12.1910 Warum schau ich dem Zimmermann am liebsten zu? (Semesteraufsatz) [2] 2+.
12.12.1910 Singapur (Nach dem Bilde von Dr. A. Wünsche) 2+.
30.1.1911 Die Hexe 1-.
13.3.1911 Als ich zum ersten Male ins Theater ging. 1-.
Siegfried (Versetzungsaufsatz) [2] 2+.
[4]
Inhaltsverzeichnis
Tag der Abgabe Thema Zeugnis
22.5.1911. Ein altes Haus und wer darin wohnt. 2+.
22.6.1911. Die Luftschiffahrt 1-.
29.8.1911. Hitze. (Semesteraufsatz)[3] 1-.
4.9.1911. Rüdiger von Bechlaren 1-.
11.9.1911. Unsere Fahrt zur Flottenparade (Semesteraufsatz) 2+.
30.10.1911. Bericht eines römischen Legionärs über die Vernichtung von fünfzehn Kohorten durch die Eburonen. 1.
23.11.1911. Heinrichs Zug über die Havel 928. 1-.

[5] 3.VI.1910

№ 2
Die Tiere im Haushalt des Menschen

A. Plan

  1. Einleitung
  2. Die Tiere zur Arbeit.
  3. Die Tiere zur Nahrung und Kleidung.
  4. Die Tiere als Beschützer und Begleiter.
  5. Die Tiere zur Freude.

B. Ausführung


IDer Mensch hat die Tiere gezähmt und sie je nach ihrer Beschaffenheit sich nützlich gemacht. Diese gezähmten Tiere nennt man im Gegensatze zu den wilden Tieren Haustiere. Vielen Menschen sind die Haustiere unentbehrlich geworden. Als Last und Zugtiere leisten sie dem Menschen große Dienste.
IIEine große Bedeutung hat das edle Pferd für den Menschen. Wo wir den Landmann auf dem Felde auch bei der Arbeit treffen, sehen wir doch immer das Pferd


[6]

?seine Arbeit verrichten, indem es vor dem Pflug, die Egge[4] oder Mähmaschine gespannt wird. Auch zieht das Pferd den Wagen oder Karren des herumziehenden Händlers. Dem Heere leistet es als Reittier wichtige Dienste. Das Fell des Pferdes und auch das jenige der Rinder ist dem Menschen außerordentlich wichtig; denn es wird Leder daraus verfertigt. Für die Wüstenbewohner ist das Kamel das? einzigste Haustier. Wie würde man sich jemals durch die Sahara oder andere Wüsten gewagt haben, wenn man das Kamel nicht gehabt hätte. Es vermittelt fast jeden Verkehr, der durch die Wüsten geht.
IIIDie Kuh gibt uns die nahrhafte Milch, woraus man Käse und Butter bereitet. Ein ebenfalls milchgebendes Tier ist die Ziege. Für den ärmeren Mann ist sie von großer Bedeutung, denn sie ist genügsam und mit weniger[em] guten Futter zufrieden. Das Schwein wird gemästet und liefert uns sein

[7]

Fleisch, das ebenso wertvoll, als dasjenige der Rinder und Schafe ist. Das Schaf liefert uns sein eigenes Kleid, nämlich seine Wolle. Die Wolle wird zu Strümpfen und Kleidungsstücken verarbeitet und gibt uns so die unentbehrlichen Kleider. Die Hühner, Enten und Gänse machen sich durch ihre Eier dem Menschen nützlich. Besonders wurden sie aber wegen ihres schmackhaften Fleisches gezüchtet. Die Gänse liefern uns außerdem noch die weichen Federn und Daunen für unsere Betten. Viele Tiere werden allerlei Künste gelehrt und verdienen somit ihre Herren Geld durch Vorstellungen.
IV.Um sich vor Mäusen und Ratten zu schützen, hat der Mensch die Katzen in sein Haus genommen. Ein überaus treuer Begleiter des Menschen ist der Hund. Er bewacht ihm sein Haus und Hof

[8]

Und warnt ihn vor Dieben. Auf der Jagd geht er Fährte des Wildes nach, oder er macht den Jäger auf das Wild, das in der Nähe ist, aufmerksam. Es ist sogar vorgekommen, daß ein Hund unter eigener Lebensgefahr seinen Herren rettete. In letzter Zeit verwendet man die Hunde auch zu Polizeihunden, die die Aufgabe haben, Verbrecher aufzuspüren. Vielmals wird der Hund als Zugtier benutzt, dies sollte man aber nicht tun, denn es ist eine Quälerei für den Hund.
V.Viele Tiere werden auch zur Zierde oder Freude gehalten, so der Kanarienvogel, der uns durch sein helles und munteres Liedchen erfreut. Sehr gerne werden Papageien gehalten, die durch ihr spaßiges und drolliges Wesen den Menschen erheitern. Statt daß man den Tieren für ihre Dienste gut und freundlich ist und sie möglichst schonend behandelt, werden sie öfters vernachlässigt und

[9]

mißhandelt, ja sogar geschlagen und gestoßen.

2. B.




[9] 11.VIII.1910

Der Tag war schwül und heiß gewesen und unbarmherzig hatte die Sonne ihre Strahlen vom unbewölkten Himmel herab

[10]

gesendet. Doch abends war es kühler geworden, denn die Sonne hatte sich schon tief dem Westen zugeneigt. Mein Freund und ich befanden uns auf dem Lübecker Marktplatz[5], um von hieraus einen Spaziergang nach Israelsdorf zu unternehmen. Von der Marienkirche[6], dessen/ zwei Türme sich majestätisch über die Häuser Lübecks erhaben, klang gerade das wundervolle Glockenspiel an unser Ohr. Ehe wir aber unseren Spaziergang unternahmen, wollten wir erst den Marktplatz besehen. Zuerst fiel unser Augenmerk auf den Springbrunnen[7], der in der Mitte des Marktplatzes steht. Aus den Rachen der Löwen, die den Brunnen schmückten, sprudelt das Wasser hervor. Auch ist er von bedeutenden Männern, die sich um Lübeck verdient gemacht haben?, verziert[8]. Rings um den Marktplatz herum stehen Linden, die im Sommer reichlich

[11]

Schatten spenden. Auf der Westseite des Marktplatzes liegt das neue Postgebäude [9] Der Post gegenüber liegt dasRathaus, das eines der ältesten und ehrwürdigsten Gebäude Lübecks ist. Es wird fast ganz und gar von Säulen getragen, so daß man unter dem Rathaus hindurchgehen kann. Die anderen Seiten des Marktplatzes sind von Wohnhäusern umgeben. Als wir uns den Marktplatz angesehen hatten, gingen wir dieBreitenstraße entlang. Diese Straße ist die belebteste von ganz Lübeck und zeichnet sich besonders durch ihren ? Reichtum an Fensterläden aus. Hier und da besahen wir die Schaufenster, in denen man die unterschiedlichsten Sachen erblicken konnte. In der Breitenstraße liegt auch das berühmte ? Hotel „Schifferhaus“[10] das im Innenhof altertümlich ausgestattet ist, so wie es zur Zeit der Hanse gewesen ist. Dem

[12]

Schifferhause gegenüber liegt die Jakobikirche, / dessen grünes Dach weithin schimmert. Jetzt kamen wir zu dem Geibelplatz [11], wo die Lübecker ihrem Dichter Geibelzu Ehren ein Denkmal errichtet haben. [12] Ein kleiner aber hübscher Garten umgibt das Denkmal, das in der Mitte des Platzes steht. Geibel sitzt ?nachdenklich da und hält in der rechten Hand ein Buch. An dem Geibelplatz liegt auch das ?Armen- Hospital, in dem Armen und Waisen Unterkunft finden. Als wir nun weiter wanderten, kamen wir zu dem Burgtor, über dem sich ein ziemlich hoher Turm wölbt. Besonders auffallend bei diesem Tor ist/ , daß es trotz des großen Verkehrs Lübecks so eng gebaut wurde. Von hier aus überschritten wir die Burgtorbrücke, die erst im Jahre 1901 eröffnet wurde. Von dieser Brücke aus hat man immer einen herrlichen Rundblick. Auf der linken Seite liegt der Hafen, in dem ein reges

[13]

Leben und Treiben herrscht. Auf der rechten Seite bot sich ein ganz anderes Bild unseren Augen dar. Wir sahen den ? großen Teich [13], auf dem Segelbote, Schwänen vergleichbar, hin und her fuhren. Rechts vom Teich erblickt man die vielen kleinen Gärten mit niedlichen kleinen Läuben. Als wir über die Brücke hinüber waren, kamen wir in die Israelsdorfer [14] Allee. Zur Rechten erstreckt sich das kleine Burgfeld, während zur Linken das große Burgfeld liegt. Hier wird auch jährlich das große Volksfest abgehalten. Fast immer ist dieses Feld von Sport treibenden belebt. Weiter entlang wird die Allee auf beiden Seiten von hübschen Villen, vor denen sich meist noch ein kleiner, aufs sorgfältigste gepflegter Garten befindet, begrenzt. Nach kurzer Wanderung kamen wir in ein Gehölz, wo wir uns nieder setzten, um uns auszuruhen. Wie ganz

[14]

anders ist es im Walde, als in der staubigen , lärmenden Stadt! Ein kühle, würzige Luft wehte uns entgegen, und mit wahrem Genuß atmeten wir die reine Luft ein. Über uns in den Zweigen der Bäume ließen die Vögel ihre munteren Lieder erklingen. Käfer liefen hastig durch das Moos, um ihre Nahrung zu erhaschen. Nachdem wir uns ausgeruht hatten, setzten wir unsere Wanderung wieder fort. Viele Ausflügler begegneten uns, die sich ebenfalls in der schönen Natur erfreut hatten. An den Wald schlossen sich wogende Kornfelder an. Unterdessen hatte es aber schon zu dämmern angefangen,. a[A]ls wir in Israelsdorf ankamen, und mussten wir an die Rückkehr denken. Da wir aber zu Fuß nicht mehr vor Dunkelwerden zurückkommen konnten, fuhren wir mir der Elektrischen

[15]

wieder nach Lübeck zurück

1-. B.

[15] 12.IX.1910

№ 4
Ein Regentag in den Ferien

Mein Freund und ich hatten uns vorgenommen, in den Ferien eine Radtour zu machen. Am Abend vor dem festgesetzten Tage hatte ich das Rad noch sorgfältig nachgesehen, damit ich am anderen Tage keine Unannehmlichkeiten hätte. Mehrere Tage hintereinander war es schönes, trockenes Wetter gewesen, so daß sich die Wege vorzüglich für eine Radtour eigneten. Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, sah ich

[16]

/.v. Sofort aus dem Fenster, um zu sehen, ob das Wetter gut sei. Aber der Wettergott war uns nicht gut gesinnt; denn graue schwere Wolken zogen tief am Himmel dahin, und jeden Augenblick konnte der Regen einsetzen. Aus unserer geplanten Radtour konnte nun selbstverständlich nichts werden. Verstimmt und mißmutig machte ich mich fertig, um die Radtour abzusagen. Als ich bei meinem Freund ankam, fand ich diesen noch im Bette liegen; denn er hatte sich beim Fußballspiel dem Fuß verstaucht, und jetzt mußte er das Bett hüten. Er bedauerte sehr, daß ich nun |wegen| seiner|| Schuld um die geplante Radtour gekommen sei. Ich tröstete ihn aber damit, daß wir trotzdem die Tour nicht machen könnten, da es jeden Augenblick anfangen könne zu regnen. Er bat

[17]

mich nun, noch eine kleine Weile bei ihm zu bleiben, da er sich sonst sehr langweilen würde. Ich leistete ihn nun Gesellschaft. Unterdessen hatte es aber schon zu regnen angefangen, und ein feiner Regen rieselte nieder. Von dem Sofa aus, wo er sich jetzt hingelegtA hatte, konnten wir bequem auf die Straße sehen. Hastig eilten die Leute an uns vorüber, fest in ihre Kleider eingehüllt/ und den Regenschirm aufgespannt. So waren die meisten einigermaßen gegen Nässe und Kälte geschützt. Andere dagegen waren nur sehr notdürftig gekleidet und gänzlich den Unbilden der Witterung preisgegeben. Keine helle Kinderstimme ließ sich hören, die bei schönem Wetter so oft an unser Ohr drang. Am meisten waren die Arbeiter, welche die Straße ausbesserten, zu bedauern; denn ohne wasserdichte Kleider anzuhaben, waren sie den

[18]

ganzen Tag über dem Regen ausgesetzt. Immer stärker wurde der Regen, so daß man kaum zweihundert Meter weit sehen konnte. Jetzt schlug mein Freund vor, mit ihm auf den Boden zu gehen, um ihm aufräumen zu helfen. Ich erinnerte ihn daran, daß er mit seinem kranken Fuß doch nicht die Treppen hinaufsteigen könne; er aber meinte, daß es doch wohl schon gehen könnte. Er humpelte nun zum Boden hinauf und führte mich zu seiner Bodenkammer. Hier mochte auch wohl lange nicht mehr aufgeräumt worden sein, denn zwischen den Kisten und Kasten hatten sich die Spinnen eingenistet. Die verschiedensten Sachen wurden hervorgeholt und von Staub und Spinnenweben gereinigt. Auch ein altes Spinnrad kam zum Vorschein. Wir versuchten nun, daß Rad wieder in Ordnung zu bringen, aber da wir das Gerät nicht genau

[19]

kannten, wollte es uns nicht gelingen. Wir waren so mit der Arbeit beschäftigt, daß wir gar nicht merkten, daß es unterdessen schon Mittag geworden war. Wir waren ganz erstaunt, daß es schon so spät sei, als die Mutter meines Freundes uns Bescheid sagte, daß es Zeit zum Essen sei. Ich verabschiedete mich nun von meinem Freund, dem ich versprechen mußte, am Nachmittag wiederzukommen. Als ich Mittag gegessen hatte, mußte ich noch einiges für meine Mutter besorgen. Nachdem ich dies beendet hatte, bat mein kleiner Bruder mich, ihm einen Säbel zu machen, den er notwendigerweise beim Soldatspielen gebrauchen müßte. Auch einen Helm aus Pappe machte ich ihm, worüber er aufs höchste erfreut war, da er jetzt alles hätte, wie er meinte, (wal) was ein Soldat nötig hätte. Als ich die Erlaubnis von meinen Eltern erhalten hatte, bis zum Abend

[20]

meinen Freund Gesellschaft zu leisten, machte ich mich auf den Weg zu ihm. Er war gerade damit beschäftigt, sich einen Raupenkasten zu machen. Ich half ihm bei der Arbeit, so gut ich konnte, und in kurzer Zeit war die Arbeit beendet. Der Regen hatte nun aufgehört, und die dunklen, schweren Wolken wurden immer lichter und heller. Da meines Freundes Fuß so ziemlich wieder gut war, machten wir uns auf einen Spaziergang fertig. Wir schlugen den Weg durch das Gehölz ein. Der Weg war wohl etwas schlüpfrig, dafür entschädigte der frische kräftige Waldduft uns aber vollständig wieder. Mittlerweile war auch die Sonne durchgedrungen und warf einen hellen Schein über die düstere Natur. Die kleinen Wassertropfen an Blumen und Gräsern erschienen wie glitzernde Diamanten. Auch die Vögel, die den ganzen Tag geschwiegen hatten, ließen

[21]

ihre lustigen Lieder erklingen. In den warmen Sonnenstrahlen spielten zu tausenden die Mücken. Die ganze Natur war wie neu aufgestanden. Kein Wölkchen war mehr am Himmel zu sehen, und im Purpurglanze sandte die Sonne ihre letzten Strahlen zur Erde nieder. Als ich nun von meinem Freunde Abschied nahm, dankte er mir dafür, daß ich fast den ganzen Tag bei ihm gewesen sei und ihm Gesellschaft geleistet habe, während er sich sonst gelangweilt haben würde. Auch ich hatte mich bei ihm sehr gut amüsiert, so daß ich mich durchaus nicht über das schlechte Wetter beklagen konnte. In Wahrheit hatte mir der Tag ebensoviel Vergnügen bereitet, als ich auf der Radtour gehabt haben würde. Also hatte sich auch hier, daß Sprichwort: „Du sollst den Tag nicht vor dem Abend

[22]

loben oder tadeln",wieder glänzend bewährt.

1. B.

[22] 20.10.1910

Unsere heimischen Pilze
A.Plan
  1. Einleitung
  2. Eßbare Pilze
  3. Giftige Pilze
  4. Schluß
Ausführung

I. Es ist ein warmer, sonniger Herbsttag. Ein leiser Wind geht durch die Blätter der Bäume und bewegt leicht die in allen Farbtönen prangenden Blätter. Weiße Spinngewebe werden sanft und leicht in langen Streifen

[23]

durch die Luft getragen. Die rotwangigen Äpfel und Birnen laden zum Essen ein. Die meisten Singvögel haben uns verlassen und sind nach wärmeren Ländern gezogen, nur noch vereinzelt hört man einen Sänger des Waldes. In dieser Zeit, wenn fast die ganze Natur in ihr buntes Sterbekleid gehüllt ist, findet man häufig die Pilze an feuchten, etwas dunkleren Stellen. Besonders zahlreich erscheinen die Pilze ,wenn es feuchtes, warmes Wetter ist. Dann sieht man oft große Flächen mir einer Unmenge von Pilzen bedeckt, wo am Tage vorher nur einzelne nur einzelne erblicken konnte. Unter diesen Pilzen leuchten einige in den grellsten Farben, andere dagegen sind grau und unscheinbar. Die Pilze haben für die Natur wie für den Menschen eine große Bedeutung. Durch ihr sonderbares Leben leisten sie in der Natur wichtige Dienste

[24]

Dem Menschen sind einzelne nützlich, indem sie eine sehr nahrhafte Speise für ihn bilden, andere dagegen sind sehr gefährlich, da sehr viele ein tödliches Gift enthalten. Obgleich die eßbaren Pilze einen reichen Nährgehalt haben, werden sie doch verhältnismäßig selten gesammelt, da die Leute fürchten, giftige Pilze statt eßbarer zu bekommen, und da der Genuß von giftigen Pilzen oft schon den Tod zur Folge gehabt hat. Dazu kommt noch, daß ein nicht ganz sicherer Kenner schwer die eßbaren Pilze von den giftigen unterscheiden kann; denn ein Merkmal durch das sich die giftigen Pilze von den eßbaren unterscheiden gibt es nicht. Wenn darum jemand Pilze sammeln will, muss er die einzelnen Arten genau kennen. Der weitverbreitete Glaube, daß die giftigen Pilze blau anlaufen, wenn

[25]

man sie durchschneidet oder bricht, die eßbaren aber nicht, ist nicht immer zutreffend, sondern höchst ungenau und gefährlich. Auch ist wohl zu beachten, daß ganz harmlose Pilze Vergiftungserscheinungen hervorrufen können, sobald sie in Verwehung übergehen. Darum soll man gesammelte Pilze nicht bis zum nächsten Tage oder sogar zwei Tage aufbewahren, sondern gleich verzehren.
II.Ein sehr wohlschmeckender und nahrhafter Pilz ist der Steinpilz. Er ist am häufigsten in Laub und Nadelwäldern zu finden. Wenn man ihn in der Ferne erblickt so kann man ihn leicht mit einem Stein verwechseln, denn der runde Hut hat eine graubraune Farbe. Der Hut sitzt auf einem dickfleischigen, knolligen, hellbraunen und meist netzart(d)igen ? gezeichneten Stiel. Ein anderer eßbarer Pilz ist der Feld-Cham-

[26]

pignon, den man auf Wiesen und Feldrainen, an Wegen und ähnlichen Orten sehr häufig antrifft. Seiner Schmackhaftigkeit VV und festen, nahrhaften Fleisches wegen wird der wertvolle Champignon vielfach auch künstlich gezogen. Ganz besonders wird dieser Pilz in dem südlichen Frankreich hoch geschätzt. Ein ebenfalls beliebter Pilz ist der Gelbling oder auch Pfifferling genannt. Er ist in Nadelwäldern oft sehr zahlreich anzutreffen. Die dottergelbe Färbung und die am Stengel[15] herablaufenden Blätter sind sichere Erkennungszeichen.
III Diesen eßbaren Pilze stehen aber sehr viele giftige Pilze gegenüber., S [s]o der Satanspilz, der sehr große Ähnlichkeit mit dem Steinpilz hat. Er hat aber einen gelben, mit netzartigen blutroten Flecken bedeckten Stiel, und die Unterseite des Hutes ist ebenfalls rot.

[27]

Beim durchschneiden wird sein Fleisch rot und schließlich dunkelblau. Dem Feld-Champignon ist der sehr giftige Knollenblätterpilz, besonders im Jugendzustande, ziemlich ähnlich. An den weißen Blättern und dem unten knollenförmig angeschwollenen Stiel ist er jedoch sicher zu erkennen. Auch fehlt ihm der charakteristische Anisgeruch, den der Champignon hat. Auch sind die eßbaren Pilze, wenn sie schon älter geworden sind, oft giftig oder doch schädlich/.v. für den Menschen, da sich da schon kleine Maden angefunden haben, die in den Pilzen sich ernähren. Darum soll man auch nur junge Pilze sammeln, die noch nicht von Maden befallen sind.
IV.Wenn man giftige Pilze genossen hat IV. so soll man sofort zum Arzte gehen? , da sonst leicht der Tod eintreten kann. Ist man

[28]

aber nicht in der Nähe eines Arztes, so muß man Brechmittel einnehmen, um den Magen zu entleeren. Die Pilze werden von vielen Leuten überhaupt nicht gegessen, weil sie denken, sie könnten sich vergiften. Dagegen sind in Süddeutschland die Pilze eine wichtige Nahrungsquelle des Volkes. Darum soll man die Pilze nicht vernichten, wie viele Menschen es tun, wo sie nur einen Pilz erblicken, sondern die eßbaren schützen.

1-. B.


[29]

[30] [31]

14.11.1910

№ 6
Sokrates

Einer der größten Philosophen, die jemals in Griechenland gelebt haben, war Sokrates. Er wurde um das Jahr 470 vor Chr. in Athen geboren.[16] Sein Vater[17] war ein Bildhauer und seine Mutter eine Hebamme. Seine Eltern wollten, daß er das Gewerbe seines Vaters fortführen sollte. Dafür widmete er sich auch anfangs der Kunst seines Vaters; aber bald genügte diese Beschäftigung dem Drange seiner Seele nicht mehr, da er erkannte, dass dieser Beruf für seine Begabung nicht geeignet sei. Nicht in Stein oder Holz, sondern an sich selber und an seinen Mitmenschen wollte er die Schönheit eines tugendhaften Lebens zur Darstellung bringen. In seiner Jugend hatte er die vortrefflichsten Lehrer[18] gehabt und so seinen hervorragenden Geist aufs Beste entwickelt

[32]

/Aber besonders durch eigenes nachdenken hatte er die Lebensweisheit erworben. Er (sollte) wollte die Wahrheit nicht nur erkennen und darüber streiten, wie es die Sophisten damals machten, sondern er lebte auch danach. Sein Hauptziel war, den Geist des Menschen von der Herrschaft des Leibes und den weltlichen Gütern zu befreien. „Nichts bedürfen;“ lehrte er „ist göttlich, und wer am wenigsten bedarf, kommt der Gottheit am nächsten.“ Besonders pries er die Mäßigkeit. Er selber ging mit gutem Beispiel voran; denn er trank nie über seinen Durst und nahm auch nur so viel Speise zu sich, als er zur Notdurft gebrauchte. War er auf die Einladung einer seiner Freunde zu einem Gastmahl erschienen, so konnten ihn auch die leckersten Speisen zu keinem Übermaß verleiten. Seine äußere Erscheinung war kein gewinnende, denn er war dick und

[33]

breitschultrig, hatte hervorstehende Augen und dicke Lippen.[19] Er suchte sein Äußeres durch prachtvolle Kleider aber nicht zu verschönern, sondern seine Tracht war schlicht und unansehnlich. Er ging fast immer barfuß, und obgleich er einen kahlen Kopf hatte, bedeckte er doch nie sein Haupt. Da er auch gegen alles / irdische irdische gleichgültig war, vernachlässigte er aber keineswegs seinen Leib. Als er einstmals einen seiner Schüler, der es den Meister in der Gleichgültigkeit gegen alles Äußere übertreffen wollte, in einem zerrissenen Mantel begegnete, rief er ihm zu: „ Freund! Durch die Löcher deines Mantels schaut die Eitelkeit hervor.“ Sokrates war von Natur heftig; aber durch große Strenge gegen sich selber hatte er einen Gleichmut gewonnen, der zu bewundern war. Als er einmal mit seiner Frau in Streit geraten war,

[34]

ging er ohne weiter noch ein Wort zu verlieren zur Tür hinaus. Hierüber war seine Frau dermaßen in Wut geraten, daß sie ihm eine Schüssel kalten Wassers über den Kopf goß. Sokrates ließ sich aber nicht aus seiner Fassung bringen und sagte ganz ruhig: „ Das hab ich mir gleich gedacht, auf ein Unwetter muß Regen folgen.“ Eine ganz neue Lehre des Sokrates war, daß er behauptete, daß alles schon in der Seele des Kindes schlummere, wenn es geboren wird, und nur ein geschickter Lehrer durch seine Fragen es wieder ins / Gedächnis rufe. Wenn er daher seinen Schülern etwas klarmachen wollte, so stellte er sich unwissend und seine Schüler mußten ihn belehren, dadurch zwang er sie, selber nachzudenken. Sokrates kannte keine Menschenfurcht, denn er hatte den Glauben, daß die Götter alles wüßten, was er tat und redete, ja auch was das Herz dächte.

[35]

Er lehrte sogar, daß ein Gott in dem Menschen wohne, und daß dieser dem Menschen eingab, was er tun und lassen sollte. Sokrates lehrte nicht in besonderen Räumen, wie es später die Philosophen machten, sondern er suchte seinen Schülern durch gelegentliche Unterredungen zu nützen. Er schlenderte in der Stadt umher, und wo er die meisten Menschen beisammen traf lehrte er die Weisheit des Lebens. Jeder wer Lust hatte, konnte ihn unentgeltlich anhören. Seine Schüler hingen mit aller Hingebung an ihm und kannten keinen höheren Genuß, als ihm zuzuhören. Es war vorauszusehen, daß sich Sokrates durch seine Sittenlehren bei dem Volke Haß und Neid zuziehen mußte. Auch durch seine Lehre, daß der Mensch einen Gott in sich habe, und daß er oft nur das Werkzeug des Gottes sei, erwarb er sich Feinde unter den göttergläubigen

[36]

Mitbürgern. Erst suchten seine Feinde ihn lächerlich zu machen, als ihnen das aber nicht gelang, verklagten sie ihn öffentlich. Sie beschuldigten ihn, er verleugne die Götter und verführe die Jugend. Sokrates verschmähte es, eine lange Verteidigungsrede zu halten, er wies nur auf seinem Lebenswandel hin und beteuerte, er habe nur das Beste der Jugend gewollt. Nur eine geringe Mehrheit von drei Stimmen verurteile ihn zum Tode. Nach athenischer Sitte konnte der Angeklagte selber seine Strafe beantragen Sokrates aber sagte zu den Richtern: „Eigentlich verdiene ich, da ich mich um den Staat verdient gemacht habe, auf Staatskosten gespeist zu werden, da ich aber keine Aussicht darauf habe, beantrage ich eine Strafe von dreißig Minen.“ Die Richter empfanden diese Worte als Hohn, und mit großer Stimmenmehrheit wurde er zum Tode verurteilt.

[37]

Mit der größten Ruhe vernahm er sein Todesurteil, und mit heiterer Miene und festen Schritten verließ er das Gerichtshaus. Seine Schüler baten die Richter um Gnade für ihren Lehrer, sie wurden aber abgewiesen. Als er in den Augen seiner Freunde Tränen erblickte, sagte er: „Warum weint ihr heute? Wußtet ihr nicht schon längst, daß mich die Natur, indem sie mir das Leben schenkte, auch folglich zum Tode verurteilte?“ Als einer ihm darauf antwortete: „Es geht mir aber gar zu nahe, daß du unschuldig sterben mußt“, erwiderte er: „Wolltest du denn, daß ich schuldig sterbe?“ Seine Hinrichtung mußte aber noch 30 Tage hinausgeschoben werde, da daß heilige Schiff noch nicht von Delos zurückgekehrt war. In dieser Zeit unterhielt er sich mit seinen Schülern über die Unsterblichkeit der Seele. Seine Schüler boten alles auf, ihren

[38]

geliebten Lehrer zu befreien; so hatte der edle Krition[20] die Wächter bestochen, die Gefängnistür nicht zu schließen. Aber Sokrates wies es zurück, indem er sagte: „Man muß den Gesetzen gehorchen. Als nun die 30 Tage verflossen waren, trank er ruhig den Schierlingbecher und starb mit der Bitte, dem Äskulab[21] einen Hahn zu opfern, da er genesen sei. Der Tod galt ihm als Genesung. Erst nach seinem Tode erkannten die Athener, was für einen Mann sie getötet und was für ein großes Unrecht sie getan hatten. Aber die Reue kam zu spät.

1. B.
[39]

12.12.1910

№ 6
Singapur.
(Nach dem Bilde von Dr. A. Wünsche[22]

Vor ungefähr hundert Jahren war derselbe Platz, wo jetzt das Getöse einer Großhandelstadt herrscht, ein dichtbewachsenes Sumpfland und der Aufenthaltsort für Tiger und giftigen Schlangen. Vereinzelte / A. Fischerhütten erhoben sich am Strande. Nur einige hundert Malayen, die dem Radschah[23] von Johore untertan waren, fristeten hier ihr armseliges Leben. Aber bald erkannte man, was für eine günstige Lage Singapur habe, und einige Seeräuber setzten sich hier fest und trieben mit großem Erfolg ihr „sauberes“ Handwerk.“ Auch die Engländer erkanntens. o. sehr bald, welche Bedeutung Singapur für sie haben


[40]

könnte. Daher traten sie mit dem Radscheh von Johore in Unterhandlungen und kauften es ihm für 30000 Dollers Jahrgehalt ab. Darauf schickten sie einen tüchtigen und tapferen General nach Singapur, um das umliegende Land von Räubern zu befreien ? und das widerspenstige Volk zu unterdrücken. Wie das Land nun gesäubert war, legten sie hier eine Niederlassung an, welche sie, um den holländischen?und portogisischen Handel zu schwächen, zum Freihafen erklärten. Mit einer unglaublichen Schnelligkeit blühte die Kolonie auf und wurde bald die erste Stadt für den Durchgangshandel. Da aber das seichte Wasser größeren Schiffen nicht erlaubte, ans Land zu kommen, wurde ein neuer Hafen einige Meilen nordwärts

[41]

entfernt angelegt. Hier ist das Wasser so tief,/ daß auch die größten Ozeandampfer anlegen können.
Unser Bild gibt uns einen Blick in diesen neuen Hafen von Singapur. Es zeigt uns so recht das Völkergemisch, das hier herrscht. Fast alle Völkerrassen sind hier vertreten. So sehen wir rechts im Vordergrunde einige Malayen, die von den fern und nah gelegenen Inseln herbei gekommen sind. Diese Malayen kommen, wenn der Wind günstig ist, zu tausenden in ihren kleinen, unbeholfenen Schiffen nach Singapur, um hier ihre Landesprodukte gegen andere Erzeugnisse einzutauschen. Man sollte es kaum für möglich halten, daß die Malayen

[42]

in ihren kastenförmigen Schiffen so weite Reisen machen können; aber die Monsunwinde, die fast immer in gleicher Stärke wehen und beständig in /ihre Richtungen bleiben, ermöglichten es ihnen ohne / Kompaß weit in den Ozean vorzudringen. Besonders auffällig wirkt der chinesischer/ Kaufmann mit seiner gelben Jacke. Er läßt gerade eine Kiste von einigen Kulis, die vorwiegend die Arbeiterklasse bilden, Aforttransportieren. Die Chinesen sind am meisten in Singapur vertreten, denn auf 200 000 Einwohner kommen ungefähr 100 000 Chinesen, 25000 Malayen und ungefähr ebensoviel Hindus. Der Rest besteht aus ein Gemisch aus allen Weltteilen Ein greller Unterschied besteht in der

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Kleidung zwischen den Europäern und den anderen Völkern, denn der Europäer, der sich uns auf/ dem Bilde zeigt, ist vollständig in Weiß gekleidet, während der Neger, die Hindus, Malayen, Chinesen und Araber in den buntesten Kleidungsstücken einhergehen. Im Hintergrunde sehen wir einen Wagen, auf dessen Bock ein Malager stolz die Peitsche knallt. Neben diesen Wagen erblicken wir eine Handdroschken, die von einem Kuli gezogen wird (wurden). Da Singapur die bedeutendste Kohlenstation ist, die im Indischen Ozean liegt, erblicken wir auch auf diesem Bilde mehrere Kohlenschippen. Fast alle Passagierdampfer, welche die Straße von

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Malaka passieren, legen in Singapur an, um frische Kohlen einzunehmen. Ein englischer Dampfer ist gerade angekommen und nimmt neue Kohlen zur Weiterreise auf. Zahlreiche Kulis schleppen Körbe voll Kohlen den Dampfer hinauf, und nach kurzer Zeit wird er wieder gefüllt sein. Ganz im Hintergrunde rechts sehen wir ein chinesisches Schiff heransegeln. Auch diese Schiffe sind plump und unbeholfen, wie die der Malayen, und erscheinen, so oft der Passatwind von Nord-Osten weht, zu tausenden. Ganz in der Ferne sieht man die weißen Häuser von Singapur herüberleuchten./ Neben diesen weißen Häußer der Europäer haben

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haben sich die Chinesen, Malayen, Hindus, Madrasleute und Araber in einem engen und dichtzusammengedrängten Stadtviertel angebaut. Hier sind auch die Komptoire[24] und Magazine der europäischen Kaufleute, und zu tausenden sind hier die Fässer und Ballen aufgestapelt.

2+. B.


Verbesserung

Ozeandamp-fer., Aus einem Gemisch., in ihren Richtungen bleiben


[46] 30.1.11

№ 8
Die Hexe

An dem äußersten Ende unseres Dorfes liegt ein altes, baufälliges Häuschen. Das zerrissene und weit herunterhängende Strohdach ist nach der Nordseite hin dicht mit Moos bewachsen. In den sogenannten „Eulenlöcherer haben sich Eulen eingenistet, die des Nachts ihren unheimlichen Schrei ertönen lassen. Die, kleinen, blinden Fenster sind fast den ganzen Tag durch Fensterladen verschlossen, so daß kein heller Lichtstrahl in das Innere des Hauses einzudringen vermag. Man könnte dieses Haus für unbewohnt halten, wenn nicht mitunter ein blauer Rauch aus der von Qualm geschwärzten, „Großentür“ hervordringt. Dieses Häuschen wird


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von einem großen Garten umgeben. Man kann aber von außen nichts weiter sehen,? als zahlreiche Obstbäume der verschiedensten Arten, die im Herbst voll der schönsten Früchte prangen; denn eine Steinmauer, auf der eine große, dichte Dornhecke wächst, umgibt den Garten. Die Bewohner dieses geheimnisvollen Grundstückes sind eine alte Frau, eine Ziege und zwei Katzen. Geht man am Abend an dem Hause vorbei; kann man immer in der Dachstube licht brennen sehen. Wir Kinder glaubten, da wir diese alte Frau für eine Hexe hielten, daß sie hier Zaubertränke zurecht braue Auch ihre häßliche Gestalt trug wenig bei, sie nicht für eine Hexe zu halten. Wenn diese alte Hexe auf der Straße erschien, was aber höchst selten geschah, so stoben die spielenden Kinder auseinander, um sich vor

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dieser Alten zu verstecken. Als ich eines Abends mit einigen Freunden an dem Hexenhaus vorbeigingen, und uns die alte Frau mit ihrer abgemagerten Hand zu sich heranwinkte, eilten wir so schnell wir konnten, fort. Aber schon nach einigen Tagen gereute es uns so feige geflohen zu sein. Da wurde nun beschlossen, sich an der Hexe zu rächen, indem wir in ihrem Garten eindringen wollten. Die erste Frage war nun, wie kommen wir aber nur hinein? Aber dafür war bald Rat geschafft, denn Müllers Fritz verriet uns, daß man von einem Holzschuppen in den Garten hinein springen konnte. Sogleich wurde auch das Gesagte ausgeführt, und in fünf Minuten waren alle im Garten. Schnell wurden nun die Taschen voll Äpfel und Birnen gesteckt, die in großer Zahl unter den Bäumen lagen.

[49]

Aber oweh, die Strafe folgte gleich, denn als wir wieder hinaus wollten, konnten wir den Weg, den wir gekommen waren, nicht wieder zurücklegen, da wir die glatte Wand des Schuppens nicht erklettern konnten. Ratlos sahen wir uns um, aber nirgends war ein Ausweg zu finden. Wir suchten nun die ganze Hecke ab, ob sich doch nicht irgendwo ein Loch in der Hecke finden ließe, aber kein Ausweg war zu finden Da entfernte ich mich von meinen Freunden, um zu versuchen auf den Holzschuppen zu gelangen, war mir aber nicht gelingen wollte. Als ich ich wieder zurückkam, sah ich gerade noch, wie der letzte auf einen Baume gestiegen war und sich an einem Zweig auf die Straße hinunter ließ.! Aber als er fast unten war, brach der Zweig ab, und er fiel herunter.

[50]

Ihm hatte es weiter nichts geschadet, aber für mich war es schlimmer, denn mir war die schönste Gelegenheit genommen, um unbemerkt zu entkommen. Jetzt mußte ich wohl oder übel einen Weg durch das Haus der alten nehmen, um nur wieder hinauszukommen. Mit klopfendem Herzen öffnete ich eine Tür aber niemand war zu sehen, und ich wollte schon gerade die Tür nach der Straße hin öffnen, als ich gegen einen leeren Eimer stieß, der klirrend und polternd umfiel. In diesem Augenblick öffnete sich die Nebentür, und auf der Schwelle stand die alte Hexe, die mich forschend durch ihre große Hornbrille betrachtete. Ich meinte, ich müßte vor lauter Angst in die Erde sinken. Als aber die Alte meine Frucht bemerkte, sprach sie mit ihrer krächzenden Stimme zur mir: „ Na, kleiner

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Junge was willst du denn hier; aber habe man keine Angst, ich tu dir nichts“. Da fiel es mir wie eine Zentnerlast vom Herzen, und ich wollte schon hinausgehen, das sagte die Alte aber wieder: „ Komm nur herein und sage mir was du wolltest.“ Nur widerwillig betrat ich die Stube. Auf ihre abermalige Frage, was ich wollte, stieß ich endlich hervor: „Ich- ich wollte Sie nur besuchen.“ Da sagte die Alte: „ Das ist ja prächtig, das ist ja prächtig; nun sollst du aber auch ganz was Schönes haben“. Damit ging sie zur Tür hinaus. Ich meinte, jetzt sei der richtige Augenblick gekommen, um zu entfliehen. Aber als ich gerade die Tür aufmachen wollte, erschien auch schon wieder die Alte und hatte einen Korb voll rotwangigen Äpfel herbei geholt. Als sich mich nun aufforderte,

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zuzulangen, kam mir der Gedanke auf, daß sie mich vergiften oder in ein Tier verwandeln konnte. Deshalb wagte ich auch nicht in den Apfel, den sie mir in die Hand gegeben hatte, hinein-zu-beißen. Doch endlich aß ich ihn auf und siehe da, er schmeckte ganz vorzüglich, so daß ich noch mehrere von den Früchten verzehrte. Da war auf einmal alle Furcht vor dieser Frau verschwunden, da sie keinem Menschen etwas tat und mich so reichlich und freundlich bewirtet hatte. Als es nun zu dämmern anfing, verabschiedete ich mich dieser Alten, mit dem Versprechen bald wieder zu kommen. Noch oft habe ich diese alte Frau besucht, und jedesmal wurde ich gleich freundlich empfangen.


1-.B.

[53] 13.3.1910

№ 9
Als ich zum ersten Male in Theater ging

Als ich in den Ferien meine Schwester in Hamburg besuchte, wurde mir zum ersten Male die Gelegenheit geboten, ein größeres Theater zu besuchen. Schon am Morgen des betreffenden Tages hatte mein Schwager zur mir gesagt, daß wir am Abend Lohengrin sehen würden. Ich war aufs höchste erfreut und konnte kaum die Zeit abwarten. Hundertmal sah ich wohl im Verlauf des Tages nach der Uhr; aber der Zeiger wollte kaum von der Stelle rücken, unaufhörlich mußte ich ans Theater denken. Da kam mir der Gedanke, daß mir die Zeit schneller hingehen würde, wenn ich das Stück vor

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der Aufführung durchlesen würde. Auch hätte ich ja die Zeit gar nicht besser verwenden können, als wenn ich mich darauf vorbereitete, um dem Gang der Handlung besser folgen zu können. Das Stück interessierte mich derartig, daß mir die Zeit wie im Fluge dahinging. Als ich damit fertig war, war es schon Zeit geworden, unsere Kleider für den Besuch ins Theater zu wechseln. Zwar meinte meine Schwester, daß wir noch viel Zeit hätten, aber auf mein Drängen gingen wir schon zeitig fort. Während ich sonst durch die Straßen fuhr, nahm der rege Verkehr, der hier herrscht, meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, doch heute hatte ich weder Auge noch Ohr für das bunte Leben, denn im Geiste saß ich schon im

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Theater. Als wir uns dem Theater näherten, wunderten wir uns, daß sich hier schon so viele Leute versammelt hatten, und immer noch strömten neue herbei. Jetzt bereute ich schon, daß wir so früh weggegangen waren, denn wir mußten noch über 10 Minuten warten, ehe geöffnet wurde. Obwohl vorhin schon ein ziemlich starkes Gedränge geherrscht hatte, so erreichte es doch seinen höchsten Grad, als die Kassen geöffnet wurden. Zur Vorsicht, daß die Karten ausverkauft sein könnten, hatte meine Schwester sie schon am Tage vorher gelöst. Wir brauchten uns also nicht an der Kasse aufzuhalten und traten in den großen, halbrundförmigen Zuschauerraum. Da alle Plätze nummeriert waren, suchten wir die unseren auf. Glücklicherweise waren

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unsere Plätze so, daß wir bequem die Bühne überschauen konnten. Sehr interessiert besah ich meine Umgebung. Mit Staunen und Bewunderung betrachtete ich die reiche und herrliche Ausstattung des ungeheuren Baues. Die gewölbte Decke besteht fast ganz und gar aus bunt verziertem Glase. Mächtige Kronleuchter hängen von der Decke herab und erleuchten mit ihren zahlreichen kleinen Birnen den großen Raum. Von starken Säulen getragen ziehen sich über einander die Balken an den Wänden herum. Das Theater war dicht besetzt, die Herren waren in eleganten Auszügen und die Damen in prächtigen Toiletten[25] erschienen. Auf ein Glockenzeichen hob sich der gewaltige, eiserne Vorhang langsam empor, und ich glaubte, das Theaterstück

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beginne jetzt. Aber hinter diesem Vorhang befand sich nach ein zweiter. Das Summen der vielen hundert Stimmen war verstummt, und jeder sah gespannt nach der Bühne. Jetzt nahm die Kapelle auch ihre Sitze ein und begann das Vorspiel. Nachdem das Vorspiel beendet war, ertönte ein neues Glockenzeichen; schnell hob sich der zweite Vorhang, und die Vorstellung begann. Die großen Kronleuchter wurden ausgedreht, während die Bühne im hellsten Lichterglanz erstrahlen. Meine Erwartungen wurden nach weit übertroffen. Besonders Lohengrin in seiner silbernen Rüstung, dessen herrliche Stimme alle entzückte, hat mir sehr gefallen. Aber besonders die Szene, in der Lohengrin seine Gemahlin verlassen mußte, hat einen tiefen Eindruck

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auf mich gemacht. Ich habe schon öfters ein Theaterstück wieder gesehen, aber keines hat mir so gefallen wie Lohengrin.

1-. B.

[59] 22.5.1911

№ 1. Ostern 1911
Ein altes Haus und wer darin wohnt
[60]

In unserer Stadt gibt es noch sehr alte Häuser, die wohl schon im vierzehnten oder fünfzehnten Jahrhundert gebaut worden waren. Damals zeigten die Häuser nicht immer ein und dasselbe Gesicht, wie sie es jetzt tun, sondern jedes war anderes gebaut, und jedes hatte seine besonderen Eigentümlichkeiten. Zwar sind von diesen alten Häusern in unserer Zeit nur noch wenige vorhanden; aber immerhin kann man in unserer Stadt solche alte, ehrwürdige Gebäude in ziemlich großer Zahl erblicken.
Auch ich kam öfters an solch einem altem Hause vorbei; und niemals konnte ich es genug besehen; denn sein uraltes Aussehen und der eigenartige Baustil machten einen besonderen Eindruck auf mich.

[61]

Stundenlang konnte ich vor dem Hause stehen, um es zu betrachten. Das Gebäude war mit fast unzähligen kleinen Fenstern versehen; aber alle waren mit Blumen so dicht besetzt, so daß kaum ein Lichtstrahl in das Innere gelangen konnte. Daher war es mir auch noch niemals gelungen, einen Blick in das geheimnisvolle Innere zu tun. Das Haus hatte überhaupt für unsere Zeit eine sehr komische Bauart; denn jeder Stock ragte um einige Zentimeter über dem unteren Stock hinaus, so daß es schien, als wollte sich das ganze Gebäude nach vorne hinüber neigen. Dies Haus war auch aus Fachwerk gebaut, wie sie ja früher fast alle gebaut wurden, und auf den Querbalken waren Sprüche niedergeschrieben, die aber in Folge der Verwitterung nicht mehr zu entziffern waren?.

[62]

Als ich nun eines Tages an diesem Hause vorbeikam, sah ich, daß die Haustür mit der großen Messingklinke weit geöffnet war. Neugierig trat ich einige Schritte näher, denn daß die Tür, die sonst immer fest verschlossen war, nun weit aufstand, war etwas Außergewöhnliches. Als ich nun zur Tür hinein sah, erblickte ich im Hintergrunde des dunklen Raumes etwas Leuchtendes, daß so aussah, als wären es Schwerter und Schilder. Zaghaft trat ich jetzt noch einige Schritte näher und schaute angestrengt in das dunkle hinein; aber auch jetzt konnte ich noch nichts genaueres unterscheiden/. Da übermannte mich die Neugierde, und entschlossen trat ich bis zur Schwelle des Hauses heran. Ein Schauer des Grausens überlief mich, denn aus dem Inneren des Hauses drang eine kühle

[63]

Grabesluft herraus. Die tiefe Stille wurde nur durch das gleichmäßige Ticken der alten Schwarzwalduhr unterbrochen, sonst ließ sich nicht der geringste Laut in diesem unheimlichen Hause wahrnehmen. Da kam mir plötzlich der Gedanke, daß hier in diesem Hause eine Hexe! wohne; und schon wollte ich von diesem grauenhaften Ort schnell entfliehen, als ich an der Decke ein wunderschönes Schiff erblickte. Unentschlossen stand ich still und wußte nicht , ob ich davon laufen sollte oder in das Innere des Hauses hineinzutretenf und das Schiff zu besehen. Da glaubte ich deutlich aus dem Ticken der Uhr die Worte zu hören: „Hüte dich, hüte dich“ Aber dagegen lockte das Schiff so gewaltig, daß ich doch ein paar Schritte vorwärts machte und dann

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noch einige und noch einige, und nun stand ich mitten im Raume. Scheu blickte ich um mich, und nun sah ich, daß dieser Raum in/\dem ich mich befand, die Küche war; und daß die blanken Gegenstände, die ich zuerst für Schwerter und Schilder gehalten, blanke Töpfe und Teller waren. Nachdem ich meine Umgebung betrachtet hatte, wandten sich meine Augen wieder dem Schiffe an der Decke zu. Noch nie hatte ich ein so kunstvolles Segelschiff gesehen. Die drei Masten ragten Stolz empor, und die Segel waren so kunstvoll geordnet, genau so wie bei den großen Schiffen. Auch war das Schiff festlich mit Fahnen geschmückt. Ja, es waren sogar Kanonen vorhanden, die drohend aus den Luken hervorblickten. Die meiste Freude empfand ich aber über den Namen des Schiffes, denn an der Seite

[65]

Stand mit großen, goldenen Buchstaben der Name „Anne-Marie“. Als ich mich so im Gedanken mit der „Anne Marie“ /beschäfftigte, wurde eine Tür geöffnet, und auf der Schwelle stand eine alte magere Frau. Die alte Frau, deren Haar schon schneeweiß geworden war, und das Gesicht mit unzähligen kleinen Falten bedeckt, kam jetzt lautlos auf mich zu geschritten. Ich wollte nun vor Angst weglaufen; aber mit freundlichen Worten sagte sie zu mir: „ Nun, mein kleiner Junge gefällt dir das Schiff?“ Ich konnte nur als Antwort mit dem Kopfe nicken, denn ich hatte namenloße Angst vor dieser Frau, da ich fest glaubte, daß es eine Hexe sei. Sie aber fuhr fort zu erzählen: „ Ja, die „Anne-Marie“ ist ein schönes Schiff und hat gar manche Fahrt auf dem stürmischen

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Ozean gemacht.“ Indem sie dies sagte liefen ihr zwei große Tränen über die runzeligen Wangen. Alle Angst war nun verschwunden, denn die Frau konnte weinen, während Hexen doch nicht weinen können; also konnte sie auch keine Hexe sein. Voll Teilnahme fragte ich nun, wo das Schiff denn jetzt sei. Traurig blickte sie da auf mich und sagte: „Ja, wenn ich das wüßte!“ Aber niemand weiß es, denn es liegt irgendwo am Grunde des tückischen Ozeans. Der Kapitän war mein einziger Sohn, auch er ist mit untergegangen. Ach, es war seine erste Fahrt, die er als Kapitän machte. Er wollte nach Indien und Reichtümer sammeln und sie mir geben. O, er war so glücklich und voller Hoffnungen, als er die Reise antrat. Noch einmal hatte er mir einen Brief geschrieben, daß er England verlassen

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Habe und dann-dann bekam ich keine Nachricht mehr von ihm. Das Schiff war mit Mann und Maus gesunken. Zum Andenken an meinen! teuren Sohn habe ich nun dieses Modell der „Anne-Marie“ anfertigen lassen.“ Da erschien plötzlich ein Dienstmädchen, daß Einkäufe in der Stadt gemacht hatte. Zu dieser wandte sich nun die Alte sagte:„ Alma, morgen mußt du das Schiff wieder abstauben.“ Nach diesen Worten nickte sie mir noch einmal freundlich zu, und dann ging sie ebenso lautlos wie sie gekommen war in die Stube wieder zurück. Eben wollte ich das Haus schon wieder verlassen, als Alma zu mir sagte: „Nun, mein kleiner, wenn du das Schiff gerne in der Nähe betrachten willst, so bleibe nur noch einen Augenblick hier; denn ich habe gerade Zeit, um das Schiff abzustauben.“ Darauf eilte sie davon und holte eine Leiter.

[68]
Zeichnung der Anne-Marie durch Hermann Meinke

[69]

Als sie das Schiff heruntergenommen hatte und es von Schmutz und Staub reinigte, hatte ich Zeit genug, es genau zu betrachten. Nachdem das Segelschiff wieder an Ort und Stelle gebracht war, eilte ich schnell nach Hause, um auch eine "Anne-Marie" zu schnitzen.

2+. B.


22.6.1910

№ 2
Die Luftschifffahrt

Schon seit dem grauen Altertum hat sich der Mensch mit der Frage beschäftigt, warum die Vögel fliegen können, und warum der Mensch es ihnen nicht nachmachen kann. Besonders die hochbegabten Griechen haben in ihren Sagen den fliegenden Menschen aufs schönste dargestellt.

[70]

Franzosen waren die Erfinder des Luftballons.[26] Franzosen waren auch die ersten, die die Lösung der Lenkbarkeit des Luftschiffes erfüllten. So vereinigte im Jahre 1825 ein französischer Ingenieur eine Dampfmaschine mir einem Gasballon, der die Form einer Spindel hatte.[27] Diese Neuerung war aber noch sehr unvollkommen, denn es entwickelte sich nur windstillen Augenblicken eine geringe Eigengeschwindigkeit. Außerdem zeigte sich noch ein sehr gefährlicher Fehler, denn da das Luftschiff mit einer Kohlenfeuerung versehen war, lag die Gefahr nahe, daß ein Funken in die leicht entzündbaren Gase fliegen und das Fahrzeug zur Explosion bringen könnte. Zu dieser Zeit trennten sich die Anhänger der Aeronautik in zwei Parteien. Die eine Partei glaubte, nur in Verbindung eines

[71]

Gasballons würde man zum Ziele kommen, während die andere Partei mit allen Mitteln nachzuweisen suchte, daß man nur von Flugmaschinen das Heil der Zukunft erwarten konnte.- Aber auch in Deutschland befasste man sich schon im Jahre 1870 mit dem Gedanken, ein lenkbares Luftschiff zu bauen. Trotz aller kriegerischen Unruhen beschäftigte sich ein deutscher Ingenieur mit der Erbauung eines Luftschiffes. Als treibende Kraft wendete dieser geniale Mann einen Gasmotor an, für dessen Betrieb das Gas aus dem Ballon entnommen wurde.[28] Damit nun aber der Ballon durch den Gasverbrauch nicht schlaff wurde, hatte er im Inneren des Ballons ein Ballonet angebracht, das sich nun mittels eines

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Ventilators wieder mit Luft füllte. Dieses Luftschiff hatte für die damalige Zeit schon eine sehr große Vollkommenheit erreicht, denn es hatte eine Eigengeschwindigkeit von über 5 Metern in der Sekunde und leistete schon bei der geringsten Wendung des Steuers den gewünschten Gehorsam. Hiermit war also die Eroberung der Luft lediglich nur noch eine Geld- und Zeitfrage. Allerdings ist noch fast ein Vierteljahrhundert vergangen, bevor eine ganze Reihe von Erfindungen aus verschiedenen Ländern Schritt für Schritt das Ziel erreichten. Zu den „Besiegern der Lüfte“ können wir deutschen in erster Linie Graf Zeppelin, Parseval, Groß und Sigsfeld rechnen. Aber Aauch im Auslande sind berühmte Männer aus dem Gebiete der Luftschifffahrt hervorgegangen,

[73]

so besonders die Franzosen Juillot[29] und Santos Dumont. Santos Dumont ist besonders durch die Umschiffung des Eifelturmes zu Paris berühmt geworden. Julliot erbaute im Auftrage und auf Kosten der Gebrüder Lebaudy das von ihm selbst erfundene halbstarre "Lebaudy- Luftschiff.“ Aber dieses Schiff strandete nach einer Fahrt von über 200 Kilometer und wurde vom Sturm vernichtet. Seitdem haben die Franzosen mehrere andere Flugschiffe nach demselben halbstarren System gebaut, zum Beispiel die im Jahre 1907 auf Nimmerwiedersehen davongeflogene „Partie“ oder die 1908 gut bewährte „ Republigue“, und zwar vorzugsweise für den Gebrauch im Heeresdienste. Bei und deutschen beschäftigte sich

[74]

Parseval mit dem Luftschiff nach unstarrem System. Die Parseval Luftschiffe nennt man im Unterschiede zu „starr“ und „halbstarr“ die „unstarre Art“, weil der Tragkörper weder innen noch außen irgendwelche Versteifung durch Metall oder Holz besitzt, und die Gondel lose daranhängt, wie bei einem Kugelluftballon. Das unstarre System hat den Vorteil, bequem mit der Eisenbahn verladen werden zu können, da diese Luftschiffe nach Entleerung der Hülle einen verhältnismäßig kleinen Platz einnehmen, zumal sie sich zusammenfalten lassen. Das deutsche Militärschiff und das Lebaudyschiff heißen „halbstarr, weil die Tragkörperhülle unten eine feste, mit dem Traggerüst für die Gondel fest verbundene Unterlage besitzt.

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Das Größte in Erbauung und Besiegung der Lüfte hat Graf Zeppelin vollbracht. Seit dem Jahre 1908 ist er durch seine erstaunlichen und höchst bewundernswerten großen Fahrten „der Beherrscher der Lüfte“. Er war schon von frühen Jahren an ein furchtloser, heldenhafter Jüngling und Mann. Dies hatte er während des nordamerikanischen Bürgerkrieges und in den Kriegen 1866, 1870 und 71 voll und ganz bewiesen. Schon bei der Belagerung von Paris mag er, infolge der vielen Ballonfahrten aus der eingeschlossenen Stadt, den Plan gefaßt haben, sich um die Lenkbarkeit und Eigenbeweglichkeit des Flugschiffes zu bemühen; denn gleich nach (der) dem Friedensschlusse begann er mit Entwürfen und Berechnungen. Nach dem Zeppelin seinen Abschied vom Militär

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genommen hatte, war er ernstlich und unausgesetzt mit der Verwirklichung seines Vorhabens beschäftigt. Es ist bewundernswert, mit welcher Ausdauer und Energie er an seiner Aufgabe festhielt, da doch die verschiedenen Fehlschläge und Unfälle, die ihn im Verlauf eines Jahrzehnts heimsuchten immer und immer wieder neue Zweifel an der Richtigkeit von Zeppelins Bestrebungen weckten.- Zeppelin baute im Gegensatze zu den anderen Luftfahrzeugen des „unstarren“ und des „halbstarren“ Systems, die „starren“ oder „ganzstarren“ Flugschiffe. Diese Schiffe haben ein festes Gerippe auch innerhalb des Tragkörpers. Über die Rippen des ganzen Tragkörpergerüsts spannt sich außen herum eine Hülle von wasserdichtem Stoffe. Sie gibt dem Flugschiffe glatte Außenflächen, damit es die Luftreibung bequemer

[77]

überwinden kann. Wäre sie nicht vorhanden so würde sich die Luft in den Zwischenräumen der einzelnen Ballons fangen und der Fahrt fortgesetzt Widerstände bereiten. Zur Fortbewegung dienen zwei vierzylindrige Daimler-Motoren zu je über hundert Pferdestärken. Eine besondere Einrichtung bei den zeppelinschen Luftschiffen ist das Höhensteuer, mit dem man, ohne Ballast mitzunehmen, sicher auf und niedersteigen kann. Obgleich man die Luftschiffe in unserer Zeit schon für sehr vollkommen hält. werden sie im Laufe einiger Jahrzehnte jedoch noch viele Verbesserungen erfahren oder gänzlich verändert werden müssen.

1-. B.

[78] 4.9.1911

A. Plan

  1. Mannentreue
  2. Liebender Hausvater
  3. Gastfreundschft
  4. Schluß

B. Ausführung

I Einer der edelsten Gestalten im Nibelungenliede ist Rüdiger von Flandern ein Lehnsmann König Etzels[30] Er ist ein Held ohne Furcht und Tadel.
Er ist seinem König in unwandelbarer Treue und Liebe ergeben. Diese Treue hat Etzel reich belohnt; er hat ihn zum Markgrafen gemacht und ihm eine ganz ungewöhnliche Macht verliehen.


[79]

Etzels Gemahlin ist gestorben, und nach Ablauf des Trauerjahres sieht er sich nach einer neuen Gattin um. Seine Wahl fällt auf die edle Kriemhild, die Witwe Siegfrieds. Er weiß keinen edleren und besseren Mann, den er mit der Werbung betrauen könnte, als Rüdiger. Mit dem größten Eifer unterzieht sich dieser auch unverzüglich dem ehrenvollen Auftrag. Klug und gewandt wie er ist gelingt es ihm endlich, die widerstrebende Kriemhild zu bewegen, die Werbung Etzels anzunehmen. Mit derselben Treue, die er seinem Lehnsherren Etzel erweist, begibt er sich jetzt auch in den Dienst seiner zukünftigen Herrin. Rüdigers edle Natur wird durch Etzels Verlangen

[80]

Gegen seine Freunde zu kämpfen auf die harte Probe gestellt. Lange Zweifel durchtoben seine Brust, ob er gegen seine Freunde streiten darf oder nicht, er schätzt sie sehr hoch und, sie sind ihm auch durch die Verlobung seiner Tochter mit dem jungen Geiselher lieb und teuer geworden. Aber anderseits hat er seinem Herre den Treueeid geschworen, er hat Kriemhild bei der Werbung das heilige Versprechen gegeben, jede Schmach, die ihr zugefügt wurde, fruchtbar zu rächen. /Daran erinnere ihm[n] diese jetzt, sie fordern seine Hilfe, ja sie bitten in kniefällig, sie doch jetzt in dieser Not nicht zu verlassen. In seiner edlen Natur muß aber das Pflichtgefühl den

[81]

Sieg davontragen und mit schwerem Herzen schreitet er zum Kampf auf Leben und Tod mit seinen lieben Gästen und Freunden. Treue gilt ihm über alles, Treue bis in den Tod.
II. Wenn Rüdiger vom Hofe des Königs oder von Kriegsfahrten zurückkehrt nach seiner Burg, so wird er auf das liebevollste von Gattin und Tochter empfangen. Das Verhältnis Rüdigers zu seiner Familie ist ein überaus inniges. Wie sehr er um das Glück seines Kindes besorgt ist, kann man aus seinem Verhalten den Burgundern gegenüber erkennen/; denn als man von der Verbindung seiner Tochter mit einem Könige spricht, will er davon nichts hören, denn er meint, daß sie durch

[82]

die niedere Geburt keine vollen Rechte einer Königin erlangen könnte. Als aber Geiselher um sie wirbt und verspricht, ihr alle Ehren einer Königin wahren zu wollen, willigt er mit Freuden ein. Sein überaus heiteres Wesen bereitet Glück und Zufriedenheit.
III. Wenn Gäste in seinem Hause vorsprachen, so ist ihm das immer das Liebste. Die Burgunder wurden auf das freundlichste empfangen. Nachdem die Könige mit Handkuss, wie es damals Sitte war, begrüßt waren, führte man sie in die Burg, wo sie aufs herrlichste bewirtet wurden. Es ist für Rüdiger wohl eine schwere Last die Nahrung für ein ganzes Heer zu beschaffen. Zwar wollen die Burgunder schon

[83]

Am ersten Tage weiter ziehen, da sie einsehen, wie sehr sie dem Wirte zu Last fallen. Doch Rüdiger läßt sie nicht vor dem vierten Tage ziehen/.v.. Als die Burgunder nun aufbrechen, werden sie von dem freigebigen Wirte aufs reichlichste beschenkt. Auch als Hagen sich den Schild, der in der Rüstkammer aufgehängt war, wünscht, wird ihm diese Bitte nicht verweigert, obgleich dieser Schild ein teures und liebevolles Andenken ist. Aber nicht nur allein mit Geschenken läßt er es bewenden, sondern er begleitet seine Gäste bis zum Hunnenhofe, damit sie nicht durch feindlich gesinnte Völkerschaften Unannehmlichkeiten zu leiden hätten.

[84]

IV.Wie tragisch ist, das Ende des edlen Rüdiger! In den Kampfe mit dem Bruder seines Schwiegersohns wird seinem Leben gewaltsam ein Ende gemacht. Als man von dem Tode dieses edlen Mannes erfährt, ist Freund wie Feind aufs tiefste erschüttert. Die Gestalt Rüdigers ragt weit über seine Zeitgenossen hinaus. In seinem Wesen liegt kein Falsch; er ist ein argloser edelmütiger Charakter. Er kann mit Recht als „der Vater aller Tugend“ und „Trost aller Elenden“ bezeichnet werden.

1-. B.

[85]

Semesteraufsatz

11.9.11

H. Meinke
Unsere Fahrt zur Plottenparade

Unser diesjähriger Sedanausflug, war die Fahrt zur Flottenparade. Das Seminar hatte für die Reise den Dampfer "..." gemietet. Da die Parade schon am Dienstag Vormittag stattfinden sollte, so war beschlossen worden, daß man am Abend vorher aus Lübeck abfahren wollte. Da ein so großes Flottenmanöver, wie es

[86]

in diesem Jahre sein sollte, noch niemals in den deutschen Gewässern gewesen war, so waren alle aufs höchste gespannt auf die Dinge, die da kommen sollten.
Am Ufer hatten sich viele Bekannte eingefunden, um uns noch ein Lebewohl zuzuwinken. Um sieben Uhr fuhr der Dampfer aus dem Hafen. Bis Travemünde waren noch fast alle an Deck geblieben, aber als wir inv offene See kamen, gingen viele in die Kajüten, um sich zum Schlafen niederzulegen. Andere dagegen blieben an Deck und vertrieben die

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Zeit durch witzige Erzählungen. Da ein ziemlich ruhiger Seegang herrschte wurden nur wenige Seekrank. Bis Mitternacht hielt man sich noch munter aber gegen 1 Uhr waren alle so müde geworden, daß viele, da sie in der Kajüte keinen Platz finden konnten sich auf Deck hinlegten, um zu schlafen. Hierbei kam es aber oft vor, daß einer den anderen auf den Kopf trat und ihn unsanft aus seiner Ruhe aufschreckte. Aber auch in den Kajüten konnte man keine echte Ruhe finden, denn diese waren so überfüllt, daß einige übereinander lagen. Daher

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war jeder froh,s.o. als der Tag anbrach. Aber der Tag schien und nicht hold zu sein, denn graue Regenwolken bedeckten den Himmel. Die Wolken wurden immer dichter und zuletzt fielen auch schon einige Regentropfen klatschend ins Wasser. Endlich gegen 6 Uhr bekamen wir wieder Land zu sehen. Immer näher kamen wir dem Hafen, und hin und wieder sah man auch schon einige Torpedoboote vorbeisausen. Voller Erwartung richteten sich die Augen nach dem Horizont, um die ein Kriegsschiff zu erblicken. Da der Hafen aber so dicht mit Rauch

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bedeckt war, daß man kaum 500 Meter weit sehen konnte, so erblickte man die Kriegsschiffe auch nicht eher als sie dicht vor einem waren.
Noch niemals hatte ich vorher ein Kriegsschiff gesehen. Ich war erstaunt über die Größe dieser Stahlriesen. Auch die "Hohenzollern" lag im Hafen, an deren Bord sich der Kaiser befand. Als der Dampfer in Kiehl I noch Passagiere, die mit dem Zuge aus Lübeck gekommen waren, aufgenommen hatte fuhr er nach dem Orte, wo sich die Begleitdampfer versammelten, zurück. Hier hatten sich über 50 Dampfer versammelt, dies.o.

[90]

ebenfalls die Parade mit ansehen wollten. Gegen 9 Uhr erschien die "Hohenzollern" und augenblicklich setzten sich auch die Begleitdampfer in Bewegung. Langsam und majestätisch fuhr nun die ganze deutsche Flotte an uns vorbei. Die Mannschaften hatten sich in Paradestellung aufgestellt. Es war ein unvergeßlicher, herrlicher Anblick, wie Deutschlands Seemacht vereinigt an unseren Augen vorbeifuhr. Als die Parade vorüber war, mußten alle Dampfer wieder zurückfahren, denn nun begann das Manöver.

[91]

Noch immer standen wir auf Deck und schauten auf die Schlachtschiffe zurück, die jetzt zum Manöver Aufstellung nahmen. Als sie unseren Blicken entschwunden waren, legte ich mich in der Kajüte nieder, um zu schlafen. Lange Zeit konnte ich nicht einschlafen, denn ich mußte noch immer an die Parade denken, aber schließlich schlief ich doch ein. Erst kurz vor Travemünde erwachte ich wieder. Um 12 Uhr landeten wir glücklich in Lübeck.

2+. B.


[92] 30.10.1911

№ 4
Bericht eines römischen Legionärs über die Vernichtung von fünfzehn Kohorten durch die Eburonen

A. Plan

  1. Einleitung: Ankunft im Lager.
  2. Vergebliche Bestürmung des Lagers durch die Eburonen.
  3. List des Ambiorix
  4. Streit im Kriegsrat
  5. Anordnung nach dem Auszug.
  6. Angriff im Talkessel.
  7. Niedermetzelung.
  8. Schluß: Eindruck der Erzählung.

B. Ausführung

I Tief in der Nacht, Mitternacht war schon vorüber, kam auf den Posten, der war dem

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Winterlager des Labinus Wache stand, schnellen Schrittes ein Man zu, welcher sich auf seinen Anruf als römischer Legionär zu erkennen gab. Er verlangte, unverzüglich vor Labinus geführt zu werden, da er ihm eine wichtige Botschaft zu überbringen hätte. Sicherlich müßt er schon einen weiten Weg zurückgelegt haben, denn er war ganz mit Staub bedeckt, Sandalen und Kleider waren zerrissen. Alles, was ihn an schnellem Weiterkommen behindern müßte, ja sogar seine Waffen er fortgeworfen, in sein Gesicht trug spuren überstandener Angst und Schrecken. Der Legat ließ ihn u sich befehlen, und vor versammelten Kriegsrat erzählte er nun folgendes.
II Nach ungefähr fünfzehn Tagen, als wir im Lager angekommen waren, das Getreide herbei geschafft, und die Schanzarbeiten schon fast

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beendet waren wurden wir plötzlich von den Eburonen unter Führung des Ambriori angegriffen. Lautlos waren sie herangeschlichen, erst als sie ziemlich nahe herangekommen und von den Wachtposten bemerkt worden waren, stürmten sie unter fürchterlichen Gehäul mit ungeheurer Schnelligkeit heran und hätten das Lager fast durch den kühnen Handstreich genommen. Niemand hatte geglaubt, daß ein Angriff erfolgen könnte, da die Schanzarbeiten fast vollendet waren, die Eburonen Geiseln gestellt und selbst Proviant für den Winter ins Lager geschafft hatten. Deshalb geriet alles in die größte Verwirrung, so daß es den Feinden gelang, an einzelnen Stellen den Wall zu ersteigen und ins Lager einzudringen. Mit Mühe gelang es uns, sie zurückzuschlagen, aber auch nur dadurch, daß die

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spanische Reiterei durch das Hintertor einen Ausfall machte und die feindlichen Reihen in Unordnung brachte. Zwar sammelten sie sich bald wieder und wurden erwurten den Angriff; aber auch immer wieder wurden die mit blutigen Köpfen zurückgeschlagen.
II Als die Feinde sahen, daß es unmöglich wäre, das befestigte Lager mit Gewalt zu nehmen, griffen sie zu einer List. Sie sagten, sie wüßten etwas wodurch der Streit auf gütlichem Wege beigelegt werden könnte. Wenn wir gewillt seinn, ihre Vorschläge anzuhören, so sollten wie einen Mann zu einer Unterredung zu ihnen senden. Wirklich wurden auch Gaius Argienjus und der Spanier Quintus Junius zu ihnen geschickt. Der Führer der Eburonen begann nun mit einer Lobrede gegen Cäser, dem er für seine vielen Wohltaten zu großem Dank verpflichtet sei. Aber sowohl er selbst wie auch sein Stamm hätten sich diesen Angriff nicht entziehen können, da ganz Gallien sich zu unserer Vernichtung zusammengetan hätte. Auch ein

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große Anzahl Germanen hätte schon den Rhein überschritten. Dann müßten wir (nicht) auch wissen daß er nicht glaube, mit seinen kleinen unbedeutenden Stamm daß gewaltige römische Reich besiegen zu können. Daher rate er uns, unverzüglich aufzubrechen und das nächste Winterlager erreichen zu suchen, ehe es zu spät wäre. An Entsatz brauchten wir nicht zu denken, denn da der Aufstand sich über ganz Gallien erstreckte, wurde je die anderen Winterlager auch bestürmt.
4 Als die Gesandten dies dem Kriegsrat meldeten erhob sich ein hefitger Streit. Kotta, die Kriegstribunen und Centurionen der ersten Rangklasse sagten, wir brauchten und dürften auch nicht ausziehen. Wir brauchten nicht auszuziehen, da wir auch lange Zeit mir Getreide und anderen Nahrungsmitteln wohl versorgt seien. Auch vor den Feinden waren wir sicher, denn die Erfahrung hätte gelehrt, daß man in einem befestigten Lager selbst den Germanen.

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auf lange Zeit Wiederstand leisten konnte. Wir dürften nicht ausziehen, weil dies ohne Einwilligung Cäsers geschehen würde, und sobald er es erfahren hätte, würde er so schnell als möglich zu unseren Entsatz heranrücken. Auch hätte man einen Hinterhalt zu fürchten. Schließlich wäre es nie Sitte des römisches Volkes gewesen, vor einem bewaffneten Feinde die Waffen zu strecken oder Bedingungen von ihm anzunehmen. Ganz anderer Ansicht waren Sabinus und die übrigen Centurionen. Sie führten dieseleben Gründe an wie Ambriorix und sagten, der Ausmarsch wäre immer noch das Beste für uns, da wir dann dem übrigen Legionen zu Hilfe kommen könnten. Blieben wir aber, so würden wie schließlich doch durch Hunger zur Übergabe gezwungen werden. Auch glaubten sie, Cäser wäre in Italien, denn sonst würden sie Gallier wohl schwerlich einen Aufstand gemacht haben. Leider drang ihre Ansicht auch durch, da sie in der Mehrzahl waren. Kotta mußte sich fügen, und so

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wurde der Aufbruch schon für den folgenden Tag festgesetzt. Von uns Soldaten schloß keiner während der Nacht die Augen, denn wir waren alle mit dem Ordnen unserer Sachen beschäftigt. Die teuersten und liebsten Andenken wurden zusammen gepackt, und als wir damit fertig waren, graute schon der Morgen.
5 Ganz ermüdet brachen wir auf. Zum Unglück marschierten wir aber gerade so als im tiefsten Frieden trotzdem wir jeden Augenblick eines feindlichen Überfalles gewärtig sein konnten. Eine trübe Stimmung beherrschte und; wir alle ahnten kommendes Unheil.
6 Unsere Ahnung sollte sich bald in furchtbarer Weise erfüllen. Denn als die meisten in einen Talkessel, den wir passieren mußten, hinabgestiegen waren, zeigten sich plötzlich auf seinen Rändern die Feinde, die uns mit großer Übermacht äußerst heftig angriffen. Da Sabinus für nicht gesorgt hatte; verlor er völlig den Kopf. Anders verhielt sich dagegen Kotta, der alles so hatte kommen sehen, keinen Augenblick verlor

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er die Besonnenheit. Bald ordnete er die Scharen und führte sie zum Angriff vor. Wo Soldaten besonders tapfer kämpften, belobte er sie und feuerte sie zu noch größerer Tapferkeit an, begannen sie aber den Mut sinken zu lassen, so belebte er ihn durch Wort und Beispiel immer wieder von neuem. Er selbst kämpfte wie ein gemeiner Soldat in den ersten Reihen. Als jedoch die Feinde diese zu durchbrechen drohten, befahl er, Karren zu formieren. Jetzt wußten wir alle, dass uns nur noch Sieg und Rettung oder Niederlage und Tod übrig blieb. Deshalb stürzten wir alle zum Gepäck um unsere liebsten Sachen zu nehmen und dann den Verzweiflungskampf zu kämpfen. Diese Gelegenheit benutzte der Feind zu einem neuen Angriff, wobei viele von den unseren fielen. Als wir jedoch Karren bildeten und mehrmals angriffen, erlitten die Feinde große Verluste. Deshalb befahl Ambiorix den seinen, sie sollten bei einem feindlichen Angriff sich schnell zurückziehen.

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und sich mit den Feinden in keinen Kampf einlassen, wenn jene sich aber zurückziehen wollten, sie zu verfolgen. So kam es, daß die Eburonen nur ganz geringe Verluste erlitten, während unsere sich schnell häuften. Nochmal versuchte Sabinus mit den Feinden zu unterhandeln. Ambiorix sagte ihm die Unterredung auch zu und ließ ihn auffordern, ihm entgegen zu kommen. Ambiorix knüpfte mit Absicht eine längere Unterredung mit ihm an, wobei er ihn umzingeln und niederhauen ließ.
7 Als wir nun Stunden lang aufs tapferste den Feinden Widerstand geleistet hatten, erlahmten schließlich doch unsere Kräfte. Immer wieder drangen die Gallier mit wildem Ungestüm und mit frischen Kräften auf uns ein und reihenweise sanken unsere Soldaten zu Boden, unter ihnen auch Kotta und die meisten Centurionen. Jetzt gab es kein Halten mehr, jeder suchte sich zu retten, so gut er es

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vermochten. Die meisten flohen dem Lager zu, wo sie sicher bald alle gefallen sind. Einigen meiner Genossen und mir gelang es, uns durchzuschlagen. Am Tage hielten wir uns in den dichtesten Wäldern verborgen und setzten unsere Flucht nur des Nachts fort. Trotzdem wurden alle von umherstreuenden Feinden gefangen genommen, und nur mir gelang es zu entkommen und euch die Schreckensbotschaft zu melden.
8 Die Erzählung des Legionärs machte einen gewaltigen Eindruck auf alle Zuhörer. Jeden Augenblick konnte man gewärtig sein, daß auch der Feind eintreffen und sofort mit der Bestürmung des Lagers beginnen werde. Alle fürchteten, daß sie ein gleiches Schicksal der der? fünfzehn Kohorten unter Sabinus und Kotta treffen würde. Mit fieberhafter Eile wurde die Schanzarbeit vollendet und alles zum Empfang der Feinde vorbereitet. Man verlebt lange Tage, und alle atmeten erleichter

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auf, als die Nachricht kam, daß die Feinde, die sich noch mit anderen Stämmen verbündet hatten, in ungeheurer Anzahl vor dem Lager Cueros eingetoffen sein, daß aber ihr Angriff abgeschlagen sei und Cäser bereits zum Entsatz herranrückte.

1. B.

23.11.1911

№ 5
Heinrichs Zug über die Havel 928 (nach einem Bilde von Prof. Knackfuß)

I. Plan

  1. Einleitung
  2. Hauptteil.
  3. Schluß

II. Ausführung

A Der Maler hat versucht, einen Moment aus dem Zuge Heinrichs gegen die Haveller

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auf dem Bilde wiederzugeben. Es ist für den Maler eine besonders schwere Arbeit, Bilder aus vergangenen Jahrhunderten zu entwerfen, da bildliche Quellen nur im geringem Maße aus dem 10. Jahrhundert vorhanden sind. Auch geschichtliche Quellen sind nur sehr spärlich vorhanden s.o., aus denen man die Sitten und Trachten der damaligen Zeit kennen lernen könnte. Die einzige sichere Aufzählung ist diejenige von Widukind von Corvey, der die sächsische Geschichte be?schrieben hat. Am meisten zuverlässig sind die Darstellungen die sich in religiösen Beschreibungen befinden. So hat auch der Maler den religiösen Darstellungen und den Miniaturen, die aus der Zeit Heinrichs herrühren, geschöpft. Ganz besonders ist es der goldene Psalter, der sich

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der Stiftsbibliothek zu. St. Gallen befindet und eine Miniatur, welche eine Erstürmung irgend einer Stadt darstellt.
B Das Bild zeigt uns nur einen sehr kleinen Teil von dem Heere Heinrichs. Stolz und mit majestätischer Haltung reitert der König auf seinem feurigen Schlachtroß seinem Heere voran. In der linken Hand hält er den Zügel seines Hengstes, um seine wilde Kraft und Kampfeslust zu bändigen, während er in der hocherhobenen rechten den Speer hält. Mit leuchtenden Augen blickt der König auf das Kreuz, das sich an seiner Lanze befindet, den er mal wohl fühlen, daß ihn der Himmel nicht verlassen wird bei der Eroberung des Havellandes für das Christentum. Das Heer Heinrichs besteht

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sowohl aus Rittern, wie auch aus Fußvolk. Die Reiter unterschieden sich in der Kleidung und den Waffen nur dadurch von den Fußsoldaten, daß sie Sporen tragen. Um das Haupt vor Verwundung zu schützen, wird es von einem Helm bedeckt. Der Helm läßt das Gesicht und die Stirn frei, während der Nacken und die Backen bedeckt sin. Die Brünne [31] ist durchweg ein Schuppenpanzer. Die Länge der Ärmel ist sehr verschieden, denn bei einigen reichen sie nur bis zum Ellbogen während sie bei anderen wieder fast bis zum Handgelenk gehen. Die Kleidung ist bei dem Reiter als auch bei dem Fußsoldaten äußerst einfach, das Haupt wird entweder mit einem Helm oder mir einer Pelzmütze bedeckt. und die Fußbekleidung besteht aus Fellen oder aus Zeug.

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Der Schild hat eine runde, buckelige Form. An der Außenseite ist er eisernen Reihen beschlagen, damit er den Schlägen und Stößen genügend Widerstand leistet. Die Hauptwaffe ist der Speer der zugleich als Wurf und Stoßwaffe dient. War der Speer fortgeschleudert worden, so griff man zum Schwert. Jeder Soldat hat ein Schwert an seiner linken Seite und oft auch noch ein Hiebmesser oder auch Saß genannt, an der rechten. Weiter sieht man noch auf dem Bilde einige Krieger mit Beilen und Köcher und Bogen ausgerüstet. Neben dem König reitet der Bannerträger. Das Banner zeigt den heiligen Michael, wie er den Lindwurm besiegt hat. Außer dem Banner ist noch eine rote Fahne auf dem Bilde zu sehen, die das

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Heereszeichen eines anderen Stammes ist. Rechts im Vordergrunde sieht man zwei Brandfackeln, die von den Stürmern getragen werden. Obgleich diese am ersten der Gefahr ausgesetzt sind, durch Feindeshand zu fallen, da sie weder Waffen noch einen Panzer besitzen, so dringen sie doch mutig in den vordersten Reihen in die Stadt ein, um ihre Verderben bringenden Fackeln in die Häuser der Stadt zu schleudern. Es ist ein kalter, klarer Wintermorgen. Das Banner, die rote Fahne und die Mäntel, welche die Krieger über ihre Rüstungen geschlagen haben und die nur über der Brust mittels einer Spange zusammen gehalten werden, flattern lustig im Morgenwinde. Im Osten zeigt sich ein mattes Morgenrot, von dem sich

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der Wald als eine scharfe dunkle Linie hervorhebt. Die Havel ist mit einer dicken Eisschicht überzogen, so daß es für Heinrich ein Leichtes ist, dicht an die Mauern der Stadt heranzukommen. Im Hintergrunde befindet sich die Stadt Brennabor [32], die mit einem hohen Wall umgeben ist. Der Wall so wie auch die Dächer der Häuser sind mit einer weisen Schneedecke überzogen. Die Kähne sind aus dem Wasser gezogen und bis an den Wall hinauf aufs trockene gebracht. Auf dem Walle befinden sich die Heveller, die infolge der großen Erstürmung sich als kleine, schwarze Gestalten von der weißen Schneedecke hervor heben.
C Natürlich kann man dieses Bild nicht als ein Original dieses Zuges ansehen, denn

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die Häuser der Stadt, die Hufeisen der Pferde und überhaupt die Anordnung des Bildes entspricht modernem Charakter; viel mehr hat die Phantasie des Malers mitgewirkt.


1-. K.

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Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Entnommen aus Jahresberichten von 1910-1914 aufbewahrt im Lübecker Stadtarchiv. Bestellsignatur03.08-2.4/3 Lübecker Lehrerseminar Nr. 05
  2. a b c Semesteraufsätze wurden auf eigenen Zetteln geschrieben und nicht in diesem Buch eingetragen. Diese Zettel sind leider verschollen und fehlen deshalb in dieser Edition. Einzige Ausnahme bildet der Aufsatz über die Flottenparade, dieser wurde an die entsprechende Stelle hinzugefügt.
  3. Semesteraufsätze wurden auf eigenen Zetteln geschrieben und nicht in diesem Buch eingetragen. Diese Zettel sind leider verschollen und fehlen deshalb in dieser Edition. Einzige Ausnahme bildet der Aufsatz über die Flottenparade, dieser wurde an die entsprechende Stelle hinzugefügt
  4. Eine Egge ist ein landwirtschaftliches Bodenbearbeitungsgerät mit Zinken, die durch den Boden bewegt werden.
  5. Ein Bild des Marktplatzes, des Rathauses und des Brunnens aus dem Jahr 1905 findet sich unter w:Datei:HL – Rathaus .jpg
  6. Die Marienkirche (Lübeck) (offiziell St. Marien zu Lübeck) wurde von 1277 bis 1351. erbaut
  7. Der Marktbrunnen war ein Brunnen in der Lübecker Altstadt. Er wurde vom Architekten Hugo Schneider konstruiert und im Jahr 1873 eingeweiht. Er versorgte die Einwohner bis in die 1920er Jahre mit Trinkwasser. 1934 wurde der Brunnen aus künstlerischen Gründen beseitigt.
  8. Die vier Männer, die auf dem Brunnen abgebildet waren, waren Adolf II. (Schauenburg und Holstein), der als Gründer der Stadt Lübecks gilt, Heinrich der Löwe, der Lübeck im Jahr 1160 zum Bistum ernannte, Friedrich I.(HRR)(Barbarossa), der es Heinrich dem Löwen erst ermöglichte als Fürst Bistümer zu gründen und Kaiser Friedrich II., der Lübeck 1226 als reichsunmittelbare Stadt auszeichnete vgl.Marktbrunnen (Lübeck) sowie Lübeck.
  9. Das alte Reichspostgebäude wurde 1882-1884 nach dem Entwurf des deutschen Architekten Ernst Hake unter der Bauleitung von Ferdinand Hermann Arnold von Münzenberger errichtet. Nachdem die Post aus dem Gebäude auszog wurde das Gebäude 2003 abgerissen. Seit 2005 steht an selber Stelle ein Kaufhaus. vgl. Markt (Lübeck) sowie [Bau und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck S.27] Ein Foto des alten Postamtes findet sich hier Lübecker Reichspostgebäude
  10. Gemeint ist wahrscheinlich das ehemalige Gebäude der Schiffergesellschaft von Lübeck, welches noch heute als Restaurant und Kneipe betrieben wird. vgl. Schiffergesellschaft (Lübeck) ein Foto der Inneneinrichtung um das Jahr 1910 findet sich hier.
  11. Damit ist noch der urspürngliche Geibelplatz gemeint bevor die Statue 1936 verlegt wurde.
  12. Ein Foto des Denkmals findet sich hier
  13. Würde man auf der Burgtorbrücke stehen und nach rechts gucken, sieht man zum einen die Trave, über die die Brücke führt. Zum Anderen sieht man aber die Wakenitz einen Nebenfluss der Trave. Welchen der beiden Hermann Meinke als großer Teich bezeichnet ist leider nicht mit Gewissheit zu sagen.
  14. Heute heißt die Straße Travemünder Allee
  15. veraltete nicht mehr gültige Schreibweise von Stängel vom ahd. stengil. vgl. Sprossachse
  16. Sokrates wurde 469 v. Chr. in Alopeke einem Demos von Athen geboren
  17. Sein Vater hieß Sophroniskos und wurde ungefähr um 500 v. Chr. geboren und starb wahrscheinlich vor 424 v. Chr.
  18. Lehrerinnnen:Aspasia und Diotima. Lehrer: Anaxagoras, Prodikos und Damon vgl. Sokrates
  19. Ein Foto einer Sokrates Büste findet sich hier
  20. Kriton war ein Freund und Schüler von Sokrates
  21. Deutsche Form des Asklepios
  22. Aus dem Buch „Land und Leben . Geographische Wandbilder in künstlerischer Ausführung.“ von Dr. A. Wünsche aus dem Jahr 1908
  23. Andere Schreibweise von Raja, dem Herrschertitel in Indien und Südostasien vgl. Raja
  24. Franz. für Zähler hier aber im Kontext von Büro oder Kontor benutzt. vgl.[Komptoir]
  25. alte Bezeichnung für eine gehobene Damenbekleidung
  26. Am 21. November 1783 starteten im Garten des Schlosses La Muette bei Paris Pilâtre de Rozier und der Gardeoffizier François d’Arlandes zur ersten freien Ballonfahrt der Menschheitsgeschichte.
  27. Der gemeinte Ingenieur ist Henri Giffard
  28. Gemeint ist wahrscheinlich Paul Haenlein
  29. Henri Julliot war der technische Direktor der Firma Lebaudy Frères
  30. Der König Etzel aus dem Nibelungenlied oder der Dietrichepik ist vom realen König Attila inspiriert
  31. Nackenschutz der mittelalterlichen Ritterrüstung
  32. Heute Brandenburg an der Havel