Henochbuch (slavisch oder Zweiter Henoch)
dann schlief ich ein.
wie ich nie auf Erden gesehen.
ihre Augen wie brennende Fackeln;
aus ihrem Munde sprühte Feuer;
ihre Kleidung und ihr Gesang waren herrlich,
ihre Arme wie goldene Flügel.
Sie standen zu Häupten meines Bettes
und riefen mich mit Namen.
und stand von meinem Lager auf;
mein Antlitz bleich vor Schrecken.
Sei getrost, Henoch!
Fürchte dich nicht!
Der ewige Herr hat uns zu dir gesandt.
Du sollst mit uns heute in den Himmel gehen.
für das, was sie in deinem Haus tun sollen!
Keiner aber soll dich suchen,
bis der Herr dich ihnen wieder zuführt!
rief meine Söhne Metusalem und Regim
und berichtete ihnen alles,
was die zwei Männer zu mir gesprochen hatten.
Ich weiß nicht, wohin ich gehe
oder was mir zustößt.
Weichet nicht von Gott!
Wandelt vor dem Angesicht des Herrn!
Bewahret seine Satzungen!
Betet nicht falsche Götter an,
Götter, die weder Himmel noch Erde geschaffen
und die vergänglich sind!
treu in der Furcht des Herrn!
bis mich der Herr zu euch zurückbringt!
riefen mich die zwei Männer,
setzten mich auf ihre Flügel,
trugen mich in den ersten Himmel empor
und setzten mich hier ab.
des Regenten der Sternreihen
und er zeigte mir all ihre Läufe und Gänge jedjährlich;
er zeigte mir auch zweihundert Engel
und ein sehr großes Meer,
größer als das Meer der Erde,
und Engel flogen mit ihren Flügeln.
von wo sie aufsteigen und ausgehen,
ebenso alle Kammern des Schnees und Eises
und die schrecklichen Engel, die die Kammern bewachen.
der Ölivenöl gleicht.
Auch diese Kammern wurden von Engeln bewacht,
deren Gewänder den Blumen auf Erden gleichen.
und führten mich in den zweiten Himmel.
Hier zeigten sie mir Gefangene,
die für das maßlose Gericht aufbewahrt sind.
da fragte ich die zwei Männer bei mir:
Weshalb werden diese gepeinigt?
Dies sind die vom Herrn Abgefallenen;
sie hörten nicht auf des Herrn Stimme,
sondern folgten ihrem Eigenwillen.
Da fielen die Engel vor mir nieder
und sprachen zu mir:
Mann Gottes!
Bet für uns zu Gott!
Wer bin ich, ein sterblicher Mensch,
daß ich für Engel beten sollte?
Wer weiß, wohin ich gehe
oder was mir zustößt
oder wer für mich betet!
trugen mich in den dritten Himmel
und setzten mich hier mitten im Paradiese ab,
an einem wunderschönen Ort.
jede Frucht reifte,
alle Arten von Speise in überströmender Fülle
mit allen Wohlgerüchen.
Vier Ströme flossen sanft dahin,
und jegliches Gewächs ist gut zur Nahrung.
wo Gott ruht, wenn er ins Paradies geht,
und dieser Baum hat einen wundervollen Duft.
spendete beständig Öl.
jeder Baum ist gesegnet.
Und die Engel, die das Paradies bewachen,
sind hellglänzend
und dienen dem Herrn alle Tage,
indem sie unaufhörlich und süß singen.
Ich sprach:
Wie lieblich ist dieser Ort!
Henoch! Dieser Ort ist für die Gerechten bereitet,
die in ihrem Leben Ungemach erdulden
und gekränkt werden
und die ihre Augen von Ungerechtigkeit abwenden
und gerechtes Gericht üben;
sie geben Brot den Hungernden
und bekleiden die Nackten,
bedecken sie mit Gewändern
und richten die Gefallenen auf
und helfen den Gekränkten;
sie wandeln vor Gottes Angesicht
und dienen ihm allein.
Für solche ist dieser Ort bereitet
zum ewigen Erbbesitz.
und trugen mich in des Himmels Norden.
Dort zeigten sie mir einen fürchterlichen Ort.
keinerlei Licht,
nur Feuer und Flammen.
Und Finsternis senkt sich auf jenen Ort.
Dort gibt es nur Frost, Eis und Kerker.
Und grausame, mitleidlose Engel tragen Waffen
und peinigen unbarmherzig.
Wie fürchterlich ist dieser Ort!
Da sagten die beiden zu mir:
Henoch! Dieser Ort ist für die Unehrlichen bereitet,
die auf Erden Gottloses tun.
Sie treiben Zauberei und Beschwörung
und rühmen sich ihrer Werke.
lösen ein bindendes Joch,
werden reich durch Gewalttat von fremdem Gut.
Sie, die sättigen könnten,
töten die Darbenden durch Hunger;
sie, die Nackte bekleiden könnten,
ziehen sie vollends ganz aus.
sondern beteten eitle Götter an.
Für alle diese ist dieser Ort bereitet
zum ewigen Erbbesitz.
und trugen mich in den vierten Himmel.
Sie zeigten mir alle Läufe und Gänge
und alle Lichtstrahlen der Sonne und des Mondes,
ihre Maße und ihre Gänge,
und so erfuhr ich ihre Gänge.
ihre Kreise befahren sie auf Wagen,
worauf jedes davon fährt, wie der Wind weht.
Bei ihrem Fortgehen und Wiederkehren
haben sie keine Ruhe bei Tag und Nacht.
und vier stets links.
der den Wagen führt;
sie tragen Tau und Hitze,
wenn der Herr ihnen befiehlt,
und zeigten mir die Tore,
die die Sonne durchschreitet in den jeweiligen Jahreszeiten,
nach Ablauf eines jeden Monats
nach der Verkürzung
und nach der Verlängerung der Tage und Nächte.
ihre Größe konnte ich nicht ermessen.
Durch sie geht die Sonne auf
und zieht in den Westen.
durch die zweiten 35 Tage,
durch die vierten 35 Tage,
durch die fünften 35 Tage,
durch die sechsten…
sie zeigten mir sechs Tore,
die nach Osten zu offen standen.
wenn sie die Osttore durchschritten hat,
in gleich viel Tagen.
Wenn sie durch die westlichen Tore schreitet,
dann nehmen vier Engel die Krone
und bringen sie dem Herrn.
und zieht ohne Licht weiter;
dann setzen sie ihr die Krone wieder in den Osttoren auf.
durch die sie aus- und eingeht.
Diese Tore schuf der Herr
zur Zeitbestimmung und Zählung nach Sonnenjahren.
alle seine Läufe,
und die beiden Männer gaben mir Bescheid
über all seine Umläufe
und seine Tore,
zwölf ewige Tore nach Osten,
durch die der Mond zu den üblichen Zeiten eintritt,
nach der Zahl der Osttore.
und vollendet das Jahr.
und deshalb heißt er „der am Himmel Unbeteiligte“.
weil sich sonst die Jahreszeiten ändern würden.
dann geht er mit seinem Licht wieder zu den Osttoren.
So dreht sich sein Kreislauf wie der Himmel,
und sein Wagen, worauf der Wind in seinem Laufe steigt,
und fliegende Geister ziehen seinen Wagen,
sechs Flügel hat jeder Engel.
<poem>
die dem Herrn mit Pauken und Zymbeln fortwährend Lob sangen. Ich ergötzte mich daran.
dort sah ich viele Scharen, Wächter;
ihr Aussehen glich dem der Menschen;
sie waren größer als die größten Riesen.
und brachten mich in den sechsten Himmel.
Dort sah ich sieben Chöre leuchtender herrlicher Engel;
ihr Antlitz glänzte wie die Sonne;
sie unterscheiden sich weder durch ihr Antlitz
noch durch ihre Größe und Gewandung.
und den Gang der Sterne, der Sonne und des Mondes.
bringen das ganze himmlische Leben in Einklang;
sie sorgen für die Gebote, Lehren und Wohlklang
und Gesang und jeden Lobpreis.
die andern über die Flüsse und Meere,
wieder andere über die Frucht, das Gras und jedes Gewächs,
und andere sorgen für das Leben aller Menschen
und schreiben vor dem Angesicht des Herrn auf.
sieben Cherubim
und sieben Sechsflügelige;
sie singen und jubilieren miteinander;
ihr Gesang ist unbeschreiblich,
und der Herr ergötzt sich an seinem Schemel.
<poem>
und brachten mich in den siebten Himmel. Dort sah ich ein großes Licht und alle feurigen Scharen der körperlosen Erzengel und den leuchtenden Ort der Ophannim. Da ward ich ängstlich und begann zu zittern.
und sagten zu mir: Henoch! Sei getrost! Fürchte dich nicht!
der auf seinem Throne saß und alle himmlischen Scharen, wie sie in Chören auf die Stufen traten
und sich vor dem Herrn niederwarfen.
und begaben sich an ihre Plätze
in Freude und Jubel und unermeßlichem Lichte.
verließen ihn nicht, weder bei Tag, noch bei Nacht;
sie standen vor dem Herrn vollzugsbreit.
Auch alle Scharen der Cherubim und Seraphim
blieben bei ihm um seinen Thron,
und die Sechsflügeligen bedeckten seinen Thron
und sangen vor dem Angesicht des Herrn.
verließen mich die beiden Männer,
und fortan sah ich sie nicht mehr.
Sie ließen mich allein am Ende des Himmels;
da fürchtete ich mich und fiel auf mein Angesicht.
Er sprach zu mir:
Sei getrost, Henoch!
Fürchte nicht die Heerscharen!
Folg mir
und bleib vor dem Herrn in Ewigkeit stehen!
Wehe mir, mein Herr!
Meine Seele hat mich aus Schrecken verlassen.
Ruf mir die zwei Männer,
die mich an diesen Ort führten.
Ihnen vertraue ich,
und mit ihnen will ich vor den Herrn treten.
gleich einem vom Sturme weggerissenen Laub,
und stellte mich vor den Herrn.
<poem>
konnte aber den Herrn, Gott, nicht sehen. Ich betete aber den Herrn an.
Nimm Henoch und entkleide ihn der irdischen Gewänder! Salb ihn mit süßem Öl und kleid ihn in die Gewänder der Glorie!
und salbte mich mit süßem Öl. Und dieses Öl war mehr, als strahlend Licht;
seine Salbung glich süßem Tau;
sein Duft glich der Myrrhe
und sein Glanz den Sonnenstrahlen.
war ich wie einer der Glorreichen
ohne Unterschied.
Furcht und Zittern fielen von mir ab.
und sagte:
Henoch! Sei getrost!
Fürchte dich nicht!
Bleib vor mir in Ewigkeit stehen!
Der Herr aber prüfte seine Diener
und sprach zu ihnen:
Lasset Henoch vor mir bis in Ewigkeit stehen!
Lasset ihn hintreten!
ihn, der weise ist und alle Werke des Herrn aufschreibt.
Nimm die Bücher aus den Behältern!
Gib Henoch eine Feder
und diktiere ihm die Bücher an!
Da brachte mir Bretil eilends die Bücher,
die nach Myrrhen dufteten,
und gab mir seine Feder.
alle Dinge im Himmel, auf Erden und im Meer,
die Läufe und Orte aller Elemente,
die Jahreszeiten,
der Tage Läufe und Änderungen,
seine Lippen redeten unaufhörlich.
Als ich fertig war,
hatte ich 360 Bücher geschrieben.
<poem>
und stellte mich zu seiner Linken, nahe zu Gabriel hin. Ich betete den Herrn an.
Henoch! Du hast alle Dinge geschaut,
die stehenden und die gehenden
und durch mich vollendeten;
ich zeige sie dir, bevor sie eine Form annehmen.
Ich rief alle Dinge aus dem Nichtsein ins Dasein,
aus dem Unsichtbaren ins Sichtbare.
noch sagte ich ihnen die Geheimnisse,
noch ihre Grenzen,
noch meine unendlichen und unbegreiflichen Schöpfungspläne.
ich fuhr mitten durch das Licht;
gleich einem der Unsichtbaren,
gleich der Sonne auf ihrer Bahn von Ost nach West.
und zur Erschaffung der sichtbaren Schöpfung.
der im Leib einen sehr großen Stein hat.
Birst auseinander, Idoil!
Es werde aus dir das Sichtbare geboren!
Und ein großer Stein kam aus ihm;
daraus kam alle Kreatur, die ich erschaffen wollte,
und ich sah, daß es gut war.
und setzte mich darauf.
Ich sprach zu dem Licht:
Steig höher hinauf!
Mach dich selber fest
und werde eine Grundlage für das Höchste!
ich sah es, auf meinen Thron gelehnt.
und sagte, es solle aus dem Unsichtbaren
ein sichtbares festes Ding kommen.
Da kam Aruchas hervor,
fest, schwer und ganz schwarz.
Ich sprach zu ihm:
Geh hinab und mach dich selber fest!
So ward eine Grundfeste für das Unterste.
Und unter der Finsternis gibt es nichts mehr.
machte es dicht
trockenes Land zu machen,
und hier band ich sie mit einem Joch zusammen
und gab der Erde und dem Meer eine ewige Grenze,
die vom Wasser nicht durchbrochen wird.
Dann machte ich die Feste
und legte das Wasser darüber.
aus dem großen Licht
und setzte sie an den Himmel,
daß sie auf der Erde scheine.
und aus dem Gestein schuf ich die unsichtbaren Scharen,
und alle Scharen der Sterne,
der Cherubim, Seraphim und Ophannim
hieb ich aus dem Feuer.
alle Arten von Bäumen und hohen Hügeln,
alle Sorten von Gras und Sämereien,
bevor ich lebende Wesen schuf
und Nahrung für sie bereitete.
alle Arten von Gewürm, das auf Erden kriecht,
Wild und Haustiere
und alle gefiederten Vögel.
befahl ich meiner Weisheit,
den Mann zu erschaffen.
und du hast alles auf Erden gesehen,
und alles hast du in diese Bücher geschrieben.
Ich habe die Erschaffung von all dem ersonnen;
ich schuf vom Höchsten bis zum Niedrigsten.
Ich bin ewig
und nicht mit Händen geschaffen.
Mein Gedanke ist mein Berater,
und mein Wort ist Tat,
und meine Augen schauen auf alles.
Wenn ich auf alles blicke,
dann bleibt es;
wende ich mich ab
dann vergeht alles.
und erkenne den, der mit dir spricht!
Nimm die Bücher, die du geschrieben!
und den, der dich zu mir gebracht.
Geh auf die Erde hinab
und sag deinen Söhnen
alles, was ich dir erzählte,
und alles, was du gesehen
vom untersten Himmel bis zu meinem Thron!
niemand widersteht mir und ist mir nicht untertan.
Alles ist meiner Alleinherrschaft unterworfen
und dient meiner Herrschaft.
die Verwandten den Verwandten,
das Geschlecht dem Geschlecht!
Henoch! Sei der Mittler meines Heerführers Michael!
und die deiner Väter Adam und Seth werden nicht vernichtet
bis zum Ende der Zeiten.
So habe ich es meinen Engeln Orioch und Marioch befohlen.
Ich ließ ein Blatt auf die Erde fallen
und hieß es für alle Zeiten aufbewahren,
daß sie nicht in der Sintflut untergehe,
die ich über dein Geschlecht bringen werde.
sie wollen nicht das Joch tragen,
das ich ihnen auferlegte,
noch den Samen säen,
den ich ihnen schenkte.
Sie warfen mein Joch ab
und wollen ein anderes nehmen
und säen leeren Samen
und beten eitle Götter an.
Sie werfen meine Einzigkeit.
durch Ungerechtigkeit, Unbilden,
Unzucht und Götzendienst.
und die Erde wird in einem großen Chaos zusammenschrumpfen.
er wird nach meinem Willen tun.
Aus seinem Stamm ersteht ein anderes Geschlecht,
groß und unersättlich.
die Bücher deiner Handschrift offenbaren
und die deiner Väter.
Durch ihn werden die Wächter der Erde
sie gläubigen Männern zeigen,
und es wird hernach mehr als früher verherrlicht werden.
um dein Haus zu bestellen.
Sag deinen Söhnen alles, was dein Herz erfüllt!
Sie sollen es lesen und sich merken,
daß es keinen Gott gibt, außer mir.
und sie holen dich von der Erde
und von deinen Söhnen,
wie es mein Wille ist.
den Obersten des Tartarus,
und ließ ihn zu mir treten.
Dieser Engel sah aus wie Schnee,
und seine Hände waren wie Eis,
und er kühlte mein Antlitz ab;
denn ich konnte die große Hitze nicht ertragen
und nicht den Schrecken.
Und der Herr sprach also zu mir.
euch alles zu sagen,
was ist und was wird bis zum Tage des Gerichtes.
sondern mit dem Mund des Herrn.
ich aber hörte des Herren Worte;
sie glichen einem gewaltigen Donner
mit fortwährendem Wolkenbruch.
ohne Maß, unvergleichlich, endlos.
Wie furchtbar und gefährlich ist es,
vor einen irdischen König zu treten.
Es ist fürchterlich und gefährlich,
weil des Königs Wille Tod und Leben
oder große Hitze bedeutet.
Ich weiß alles aus des Herrn Mund.
Das andere sahen meine Augen
von Anfang bis zu Ende,
auch die Plätze der Wolken,
der regenbringenden und der donnernden.
die sie und ihre Schlüssel verwahren.
und den Aufgang, wodurch sie gemessen aufsteigen.
und mit einer Kette niedergelassen,
und was auf Erden ist, vernichten,
Luft und Frost.
Ich schaute eine Zeitlang zu,
wie die Schlüsselbewahrer die Wolken anfüllen
und wie die Kammern doch nicht erschöpft werden.
wie ihre Schlüsselbewahrer Wagschalen und Maßgefäße bringen.
Dann legen sie die Winde zuerst in die Wagschalen
und dann in Maße,
hernach lassen sie sie aus den Maßgefäßen auf die ganze Erde,
damit sie nicht durch heftiges Stürmen die Erde schwanken machen.
da sah ich die Hölle offen, die Gefangenen
und ein Gericht ohne Ende.
über das Verderben der Gottlosen.
Ich sprach in meinem Herzen:
oder geboren, nicht gesündigt hat vor Gott,
damit er nicht an diesen Ort komme
und dies Joch nicht trage.
den Toren gegenüber wie große Schlangen stehen.
Ihr Antlitz glich erloschenen Lampen
und ihre Augen verdunkelten Flammen,
und ihre Zähne waren bis zu ihrer Brust entblößt.
Ich hätte besser euch nicht gesehen.
Möge keiner meines Stammes zu euch kommen!
und lauter gesegnete Geschöpfe;
sie alle lebten dort in Freude
und in unermeßlicher Fröhlichkeit im ewigen Leben.
Meine Kinder!
Auch jetzt sage ich zu euch:
Selig ist, wer Gott fürchtet
und ihm dient.
Ihr, meine Kinder, lernet,
dein Herrn Gaben zu bringen,
damit ihr euch des Lebens erfreuet!
überhaupt jedem Unterdrückten hilft,
und Hungrigen Brot gibt.
und auf dem geraden Pfade wandelt.
denn er erntet siebenfältig.
so daß er mit dem Nächsten Wahres spricht.
und den Herrn Gott verherrlicht.
Alles, was auf Erden geschehen und ausgedacht werden kann,
habe ich vom Herrn Gott aufgeschrieben.
Winter und Sommer,
alles habe ich zusammengefaßt.
Den Jahren rechnete ich die Stunden aus,
und die Stunden maß ich alle
und schrieb sie auf
und zeigte alle Unterschiede auf.
ein Tag mehr als der andere
eine Stunde mehr als die andere.
Ähnlich ist ein Mann gerechter als der andere;
der eine wegen des großen Wohlstandes,
der andere wegen Gutherzigkeit,
ein anderer wegen Verstandes und Klugheit
und Schweigsamkeit der Zunge und des Mundes.
Solche werden in Ewigkeit herrlich sein.
und machte seinem eigenen Antlitz ihn ähnlich.
Der Herr Gott schuf alle großen und kleinen Dinge.
Wer des Menschen Antlitz verachtet,
verachtet das Antlitz des Herrn.
der einem Menschen ins Angesicht speit!
so daß er dem Gerichteten hilft
und den zerbrochenen aufnimmt.
dem mehrt der Herr seine Vorratskammern.
noch Speise, noch Vieh;
er prüft damit nur das Menschenherz.
Ich schwöre euch, meine Kinder:
Bevor es Menschen gab,
ward schon die Gerichtsstätte hergerichtet,
ein Maß und eine Wage,
womit der Mensch geprüft wird.
Sie stehen dort schon bereit.
in Geduld und Sanftmut,
damit ihr die künftige endlose Welt erbet!
jede Wunde,
Hitze und böses Wort,
das euch trifft,
ertraget um des Herrn Gottes willen!
so vergeltet doch nicht dem Nächsten!
Denn sonst vergilt euch der Herr
und ist am großen Gerichtstag der Rächer.
Dann erhaltet ihr am Gerichtstag einen unerschöpflichen Schatz.
Helfet nach eurem Vermögen dem Armen!
ins Gotteshaus zu gehen
und den Schöpfer des Alls zu preisen.
zum Lohe des Herrn!
zur Schmähung seines Nächsten!
und in Bücher geschrieben auf den großen Gerichtstag.
Bewahret eure Herzen vor aller Unaufrichtigkeit,
damit ihr des Lichtes Wagschale in Ewigkeit erbet!
Unser Vater ist bei Gott
und bittet uns von unsern Sünden los!
daß ich alle Werke eines jeden aufschreibe.
denn der Herr sieht alles.
Merket alle Worte aus eures Vaters Mund,
und die Bücher, die er euch von Gott gab,
verberget sie nicht!
Sprechet davon zu allen, die es wünschen,
daß sie dadurch des Herrn Werke kennen lernen!
Der Tag meines Endes hat sich genaht;
die Engel kommen vom Herrn Gott
und drängen zur festbestimmten Zeit;
sie stehen bei mir.
in mein ewiges Erbteil.
Tut nur das dem Herrn Wohlgefällige!
Welche Speise ist dir, Vater, angenehm?
Wir bereiten sie dir,
daß du unsere Häuser und deine Söhne segnest
und deinen ganzen Haushalt
und so dein Volk verherrlichest.
Dann magst du hernach hinweggehen.
Hör, mein Kind!
Von jenem Tag an, wo mich der Herr mit seinem Glorienöl salbte,
kam keine Speise mehr in mich.
Mich verlangt’s nicht nach irdischer Speise.
und die Ältesten des Volkes herbei!
Ich will mit ihnen sprechen
und dann weggehen.
und die Ältesten des Volkes
und führte sie alle vor seinen Vater Henoch.
Da segnete er sie
und sprach zu ihnen:
In unseres Vaters Adam Tagen
kam der Herr Gott herab
und besuchte alle seine Geschöpfe,
die er selbst gemacht hatte.
alles Wild, alle Vierfüßler,
alle Kriechtiere auf Erden und alle Vögel
und führte sie unserm Vater Adam vor.
Und dieser benannte alles, was sich auf Erden regte.
Sodann machte er sie alle unvernünftig,
so daß sie dem Menschen untertan und gehorsam waren;
denn der Herr schuf den Menschen zu einem Herrscher über all seinen Besitz.
nur Einen Ort und Eine Hürde.
wird bis zum großen Gericht eingesperrt;
doch alle diese Seelen verklagen den Menschen.
frevelt an seiner eigenen Seele,
heilt seine eigene,
ebenso wer ein Opfer von reinen Vögeln darbringt.
schädigt seine eigenen Seele,
und dafür gibt es keine Heilung in Ewigkeit.
dessen Gericht wird in Ewigkeit nicht erschöpft sein.
Enthaltet euch jetzt selbst von allem Unrechten, das der Herr haßt,
noch mehr aber von jeder lebenden Seele!
Was ein Mensch für sich selbst vom Herrn erfleht,
das soll er auch jedem Lebewesen tun.
Er hat viele Wohnungen hergerichtet,
recht gute Häuser
und recht schlimme ohne Zahl.
Er findet ja Vergebung seiner Sünden.
und hält er sie ein,
dann empfängt er Reue zur Vergebung.
Bestimmt er aber eine Zeit
und tritt er von seinem Wort zurück,
dann empfängt er nur Reue.
und gibt dem Hungrigen Brot,
dann findet er Vergebung.
dann vernichtet er sein Almosen.
dann verliert er all seine guten Werke
und findet keine Vergebung;
denn jeder Hochmütige ist dem Herrn verhaßt.
Da hörte alles Volk und alle seine Nächsten,
wie der Herr Gott den Henoch rief.
Sie berieten sich zusammen und sprachen:
Kommt! Laßt uns Henoch küssen!
und gelangten zu Achuzans Platz,
wo Henoch mit seinen Söhnen war.
und sprachen:
Gesegnet bist du vom Herrn, dem ewigen Herrscher.
und verherrliche uns vor dem Angesicht des Herrn!
Denn der Herr hat dich erwählt
und dich zum Erlöser unserer Sünden gemacht.
Und Henochs sprach zu allem Volk:
Bevor die ganze Schöpfung Gestalt angenommen,
bestimmte der Herr das Alter der geschaffenen Dinge.
Dann schuf er alle sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe.
gab ihm Augen zum Sehen,
Ohren zum Hören,
das Herz zum Denken
und die Vernunft zum Überlegen.
und zerteilte sie in Jahreszeiten, Jahre, Monate und Stunden.
den Anfang und das Ende der Jahre, Tage und Stunden,
damit er seines Todes achte.
und jeder Mensch zum großen Gericht des Herrn kommt,
Fortan gibt es keine Jahre, Monate und Tage mehr;
auch Stunden gibt es fortan nicht mehr,
noch kann man damit rechnen.
Und alle Gerechten werden in dem großen Weltalter vereinigt
und Weltalter und Weltalter der Gerechten werden vereinigt,
und sie werden ewig und unverweslich.
noch Krankheit noch Leid noch Angst noch Not
noch Nacht noch Finsternis,
sondern nur ein großes, endloses, unzerstörbares Licht.
Sie erdulden nicht mehr die irdischen Ungerechtigkeiten.
Der Herr sendet ein großes Verderben auf die Erde,
und der ganze Bestand der Erde geht zugrund.
daß sie in Verwirrung endet
und zugrunde geht.
Nur mein Bruder wird an jenem Tag bewahrt,
ebenso sein Stamm und die Sonne.
Hütet eure Seelen vor jeder Ungerechtigkeit!
Der Herr haßt sie.
da sandte im Herr Dunkel auf die Erde,
und es ward eine Finsternis.
Sie hüllte alle Männer bei Henoch ein.
und trugen ihn in den obersten Himmel.
Und Er nahm ihn auf
und stellte ihn vor sein Angesicht in Ewigkeit.
Dann wich die Finsternis von der Erde
und es ward Licht.
wußte aber nicht, wie Henoch hinweggenommen ward,
und pries Gott.
Sie gingen heim,
sie, die solches gesehen hatten.
Ehre sei unserm Gott in Ewigkeit! Amen.
Erläuterungen
Das slavische, auf griechisches Original zurückgehende Henochbuch ist ein selbständiges Werk, das sich nur in einzelnen Abschnitten mit dem äthiopischen Henochbuch oder 1 Henoch berührt. Es liegt in zwei Rezensionen, einer längern A und einer kürzern B, vor; sie gehen auf Eine Urschrift zurück. Da B trotz seiner Kürze alles Wesentliche enthält, verdient es den Vorzug. Im ersten Teil erzählt Henoch seine Himmelsreisen. Im zweiten empfängt er Offenbarungen über die Schöpfungen und die Menschheitsgeschichte bis auf seine Zeit. Der dritte Teil enthält Henochs Lehr- und Mahnreden. Vermutlich entstand das Werk in Ägypten, jedenfalls vor der Tempelzerstörung 70 n. Chr. Weder sie noch der Messias werden darin erwähnt. Die Betonung der Werke der Barmherzigkeit weist auf Essenerkreise hin. Später wurde es christlich überarbeitet. (Abhandl. d. K. Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingen Phil. hist. Kl. N. F. 13, 1897. N. Bonwetsch, Das slavische Henochbuch 1896, 1 ff. R. H. Charles Apocr. and Pseudep. II 1913, 425 ff).
- B 1: 5 s. Dan 10, 6 Ez 1, 13 Apok 1, 14. 16; 19, 12.
- 4: 1 Zweihundert ist in 1 Henoch 6, 5 die Zahl der abgefallenen Engel.
- 5: 1 Die Schneekammern auch in Iob 38, 22, 1 Henoch 60, 17.
- 7: 1 Die Gefangenen sind die gefallenen Engel 3 Der Eigenwille wird hier verurteilt. 4 ebenso 1 Henoch 13, 4. „Mann Gottes“ s. Dt 33, 1.
- 8: 1 Das Paradies ist hier im dritten Himmel wie in 2 Kor 12, 2. 4. 3 Der Lebensbaum ist der jüd. Apokalypse eigen.
- 9: 1 s. Mt 25, 34.
- 10: 1 Der Gedanke des Übels im Himmel findet sich auch Iob 1, 7 f Eph 6, 12 Apok 12, 7 ff. 3 Strafengel.
- 18: 1 Sophoniasapokal. hat das gleiche. „Wächter“ s. 1 Henoch 6–16; 19; 86; bei Hesiod u. a. bezeichnen die Wächter die Seelen der Verstorbenen. 6 Die Sechsflügeligen sind die Seraphim.
- 20: 1 Ophannim (s. 1 Henoch 61, 10) aus Ez 10, 12.
- 22: 11 A Pravnil.
- 25: 1 A Adoil geht vielleicht auf ägyptische Mythologie zurück.
- 26: Aruchas (A Archas) hängt wohl mit schachor „schwarz“ zusammen.
- 28: 4 s. Iob 36, 10 Ps 104, 9; Jer 5, 22 Spr 8, 29.
- 33: 11 Orioch = Arioch Gen 14, 1 Dan 2, 14.
- 42: 1 Schlüssel s. Apok. 9, 1; 20, 1
- 45: 3 s. Ps 40, 6; 51, 16 Mich 6, 6 ff Sir 35, 1 ff.
- 51: 4 Der Tempel in Jerusalem. Die drei Gebetszeiten, 3., 6., 9. Stunde, auch in Apg 2, 15; 3, 1; 10, 9.
- 52: 1 Die Seligkeiten sind meist Sirach entlehnt.
- 58: 3 Die Tiere waren nach Jub 3, 28 Jos. Ant. I 1, 4 zuerst sprachbegabt und gewissermaßen vernünftig. 6 „verklagen“ wegen [1298] schlechter Behandlung.
- 61: 1 nach 59, 5 A vielleicht Bestialitätssünde gemeint „viele Wohnungen“ s. Joh 14, 2.