Zum Inhalt springen

Hecht und Uferschwalben

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Hecht und Uferschwalben
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 364
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[361]

Hecht und Uferschwalben. Originalzeichnung von E. Schmidt.

[364] Hecht und Uferschwalben. (Mit Illustration auf S. 361.) Das fesselnde Bild, welches uns heute unser geschätzter Mitarbeiter, Emil Schmidt, vorführt, ist kein Erzeugniß der Künstlerphantasie, sondern ein wirkliches Bild aus dem Leben, eine Scene aus dem Kampfe um das Dasein, welcher mit seinen ehernen Ketten das ganze Reich des Lebens umschlingt. Herr H. Band hat im vorigen Jahre diese freche Raubthat des Hechtes während einer Angelpartie an den Ufern der Mulde, unweit des Schlosses Zschepplin, beobachtet und berichtet uns darüber, wie folgt:

„Unten am Ufer rechts saßen, kaum sechs Schritte von mir entfernt, auf einer über dem Wasser hängenden Weidenruthe drei junge Uferschwalben, kaum des Fliegens fähig. Aus einem verunglückten Neste waren sie mit Mühe bis hierher flatternd geflüchtet. Die Alten flogen fütternd ab und zu. Noch lag der bekorkte Kiel der Angel unbeweglich. Da mit einem Male rechts ein gewaltiges Aufrauschen und Aufschlagen im Wasser, gerade an der Stelle, wo die Schwälbchen saßen. Die Weidenruthe bog sich in heftigen Schwingungen auf- und abwärts. Ein Schwälbchen, das am hintersten, am wenigst schwingenden Theile der Ruthe saß, hielt sich fest und suchte das Gleichgewicht flatternd zu gewinnen. Das andere kreiste ein Weilchen schwerfällig herum und nahm dann seinen Platz auf der ziemlich beruhigten Ruthe neben dem andern Schwälbchen wieder ein. Verwundert schaute ich nach der Stelle. Die Wellenkreise verschwanden immer mehr, je weiter sie sich ausdehnten, der Wasserspiegel glättete sich, und die frühere Ruhe war wieder hergestellt. Aber ein Schwälbchen fehlte. Da zuckte es an der Angelschnur, und ich widmete ihr meine volle Aufmerksamkeit. Es war jedoch kein richtiges Anziehen, es hatte nur (nach dem terminus technicus der Angler) genippelt. Da plötzlich wieder der geräuschvolle Ausschlag im Wasser an derselben Stelle. Hin und her, auf und ab bog sich abermals die Ruthe. Wie vorher balancirte flatternd, ohne abzufliegen, das eine Schwälbchen und hatte bald festen Sitz genommen. Das zweite Schwälbchen fehlte. Daß der Räuber ein Hecht war, daran war kein Zweifel. Leise trieb ich die Angelruthe in’s weiche Ufer und näherte mich vorsichtig der betreffenden Stelle. Em ziemlich bequemer Platz bot sich dar, den Ort zu übersehen. Das Wasser war flacher, und der steinige Grund lag klar vor Augen. Mit unverwandter Aufmerksamkeit wartete ich lange, lange. Der letzte Aufsprung des Hechtes geschah so jäh, so schnell und zwar diesmal von der Seite her, wo ich gesessen hatte, daß ich eben nur ein Augenblicksbild des Geschehenen auffassen konnte. Das dritte Schwälbchen war nun auch weg. Die schwingende Ruthe stand zuletzt wieder still, und alles war vorbei.“