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Hasen in Wassersnoth

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: F.
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Titel: Hasen in Wassersnoth
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 269, 275
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[269]

Hasen in Wassersnoth.
Originalzeichnung von C. F. Deiker.

[275] Hasen in Wassersnoth. (Mit Illustration S. 269.) Der Winter ist plötzlich gewichen, überall schmilzt der Schnee, dazu hat der Himmel seine Schleusen geöffnet und es in Strömen regnen lassen auf Gerechte und Ungerechte. Zu Ersteren dürfen wir wohl den Freund aller Jäger, den guten Lampe, zählen. Thut er doch Niemand etwas zu Leide, wogegen die Welt ihm mit schnödem Undanke lohnt. Von Mensch und Thier wird er verfolgt, nun kommt auch noch das nasse Element und erklärt dem Wehrlosen den Krieg. Weithin sind Wiesen und Aecker überschwemmt, gleich Inseln ragen die Dächer der Häuser aus der weiten Wasserfläche empor, und nur der schmale Damm, welcher den Fluß umsäumt und das tiefer liegende Land gegen die Fluthen schützen soll, ist zum Theil noch trocken, während er hier und da bereits dem Drucke der Wogen hat weichen müssen, die jetzt auch die wenigen, noch stehen gebliebenen Theile seiner Krone zu stürzen trachten. Auf jene trockenen Stellen haben sich zwei Mitglieder der Sippe Lampe gerettet. Verschiedene ihrer Gefährten sahen sie bereits im Kampfe mit dem nassen Elemente untergehen, sie allein sind dem furchtbaren Geschick entgangen. Schon beginnen sie zu hoffen, daß es ihnen noch einmal vergönnt sein werde, einer winterlichen Treibjagd beizuwohnen – läßt doch die sichere Gefahr der Gegenwart die nur mögliche, wenn auch furchtbare der Zukunft selbst einem Hasenherzen gering erscheinen – da werden sie plötzlich zu ihrem Entsetzen gewahr, daß das Wasser von Neuem zu steigen beginnt. Und nun hoppeln sie verzweifelt auf dem Damme hin und her, bis sie endllch, da der Boden bereits unter ihren Läufen zu wanken beginnt, an einer schräg über den Fluß hängenden Weide Halt machen. Erst versucht der Eine, an der rauhen Fläche emporzuklettern. Die ungewohnte Arbeit gelingt ihm, geborgen hockt er, zitternd vor Frost und Nässe, hoch oben, wo die Aeste der Krone beginnen; vorsichtig folgt ihm nun der Andere.

Auch er hat bereits den sichern Standpunkt erreicht, er hält sich für gerettet, als er plötzlich ein Plätschern am Fuße des Baumes vernimmt. Er wendet sich, eng schmiegt er sich an den Leidensgefährten, indem er, von Entsetzen gepackt, der neuen Gefahr entgegenblickt. Doch auch diese geht gnädig vorüber: es ist nur ein dritter Leidensgefährte, der den Weg zum rettenden Baumstamm gefunden. Wünschen wir dem schwer geängstigten Kleeblatt, daß es das Fallen des Wassers erlebe und in den frisch aufgrünenden Kohlgärten die rauhen Tage der Ueberschwemmung vergesse. F.