Hans ohne Land
Hans ohne Land.
Leb wohl, mein Weib, sprach Hans ohne Land,
Mich rufen hohe Zwecke:
Ein andres Waidwerk harret mein,
Ich schieße jetzt andre Böcke.
Mit Tuten, wenn ich entfernet,
Die Zeit vertreiben; du hast ja zu Haus
Das Posthorn blasen gelernet.
Ich laß dir auch meinen Hund zurück,
Mich selbst bewache mein deutsches Volk
Mit pudeltreuem Gemüthe.
Sie bieten mir an die Kaiserkron’,
Die Liebe ist kaum zu begreifen;
Und auf den Tabackspfeifen.
Ihr Deutschen seid ein großes Volk,
So simpel und doch so begabet!
Man sieht Euch wahrhaftig nicht an, daß Ihr
Nicht Kaiser, Vater will ich Euch sein,
Ich werde Euch glücklich machen –
O schöner Gedanke! er macht mich so stolz,
Als wär’ ich die Mutter der Gracchen.
Will ich mein Volk regieren;
Ich bin kein Diplomaticus
Und kann nicht politisiren.
Ich bin ein Jäger, ein Mensch der Natur,
Mit Gemsen und Schnepfen, mit Rehbock und Sau,
Ich mache nicht Worte, nicht Faxen.
Ich ködre durch keine Proclamation,
Durch keinen gedruckten Lockwisch;
Begnüge dich heut mit dem Stockfisch.
Gefall’ ich dir nicht als Kaiser, so nimm
Den ersten besten Lausangel.
Ich habe zu essen auch ohne dich,
So red’ ich; doch jetzt, mein Weib, leb’ wohl!
Ich kann nicht länger weilen;
Des Schwiegervaters Postillon
Erwartet mich schon mit den Gäulen.
Mit dem schwarz-roth-goldnen Bande –
Bald siehst du mich mit dem Diadem
Im alten Kaiser-Gewande.
Bald schaust du mich in dem Pluvial,
Den weiland dem Kaiser Otto geschenkt
Der Sultan der Sarazenen.
Darunter trag ich die Dalmatica,
Worin gestickt mit Juwelen
Von Löwen und Kameelen.
Ich trage die Stola auf der Brust,
Die ist gezieret bedeutsam
Mit schwarzen Adlern im gelben Grund;
Leb’ wohl! Die Nachwelt wird sagen, daß ich
Verdiente, die Krone zu tragen –
Wer weiß? Die Nachwelt wird vielleicht
Halt gar nichts von mir sagen.