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Handeln die Thiere aus Instinct oder mit Ueberlegung?

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Textdaten
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Autor: Fritz Pfadsucher
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Titel: Handeln die Thiere aus Instinct oder mit Ueberlegung?
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 96
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Blätter und Blüthen
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Bearbeitungsstand
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[96] Handeln die Thiere nur aus Instinct oder mit Ueberlegung? Unter dieser Ueberschrift begegneten die Leser der „Gartenlaube“ schon einige Male allerlei anregenden Fragen, und um dieselben auch von noch einer interessanten Seite zu beleuchten, bitte ich, mir gleichfalls ein kurzes Gehör zu schenken.

Ein Bauer brachte einmal ein junges Fuchspaar, fast von der Mutterbrust weg, zu Markte; ich brachte es käuflich an mich. Das Weibchen überlebte die Trennung von seiner Mutter um kaum drei Tage, das Männchen dagegen gedieh bei guter Kost (angesichts der beabsichtigten Zähmung nur mit gekochtem Fleisch gefüttert) und sonstiger Pflege, auch angemessener freier Bewegung, vortrefflich. Nach einem halben Jahre hatte Chouchon (dessen Name) schon manches Exercitium überstanden, folgte gehorsam auf Ruf und Pfiff und belästigte selbst meines Hauswirthes Hühner nicht. Ehe es aber dazu kam, hatten der Unterricht und des Zöglings sonstige Unarten viel Mühe gekostet und ihm tüchtige Hiebe eingebracht. Obwohl ich selbst der Lehrmeister war, ließ ich Chouchon dennoch, nach dem alten Jägergrundsatze, daß man einen Hund für dessen Vergehen nie eigenhändig züchtigen müsse, nur durch meinen Diener die verdiente Tracht Schläge aufzählen. Die nächste Folge davon war, daß Chouchon gegen den Diener eine entschiedene Abneigung faßte und so manche Gelegenheit benützte, ihn die Schärfe seines Gebisses fühlen zu lassen.

Mein Diener besaß gleicherzeit die Gewohnheit, den wilden Burschen gelegentlich der Bestrafung zu höhnen und ihn durch Gesichterschneiden und Nachahmung der Stimme zu necken. Hier war es, wo dann Chouchon die höchste Wuth erfaßte und er sich deshalb bemühte, dem Diener nach seinem Gesichte zu springen. Die Entfernung vom Boden nach dem Gesichte des Grenadiermaß haltenden Dieners vereitelte aber Chouchon’s Racheabsichten. Dennoch gab ihm seine List ein Mittel ein, sich ausreichend für Prügel und Hohn zu rächen. Die Gelegenheit bot sich in der Bedientenstube dar. Chouchon sprang wuthentbrannt vom Boden auf des Dieners Bett, von dort auf den nächststehenden Tisch, vom Tisch auf den Kleiderkasten und von da auf des Dieners Schulter herab, der gerade auf dieser Stelle stand – und fuhr ihm mitten in’s Gesicht, ihm eine blutige Vergeltung zurücklassend. Niemals vorher hatte der Diener gerade so gestanden, um dem Thiere irgend welche Zeit zur Ueberlegung oder Berechnung behufs eines gelegentlichen Vollzugs seiner Rache zu bieten, der Fuchs hatte vielmehr im Augenblicke selbst aus der Sache Nutzen gezogen.
Fritz Pfadsucher.