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Hamburgische Kirchengeschichte/Erstes Buch

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Erstes Buch
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von: Adam von Bremen
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[6]


Erstes Buch.


1. Im Begriffe, die Geschichte der hammaburgischen Kirche zu schreiben, halte ich, da Hammaburg einst die angesehenste Stadt der Sachsen war, dafür, daß es weder unpassend, noch zwecklos sein wird, wenn ich vorher von dem Volke der Sachsen und der Natur dieser Provinz das hersetze, was der hochgelahrte Mann,SCH. 1. Einhard,[1] und andere nicht unbekannte Schriftsteller darüber in ihren Schriften hinterlassen haben. „Sachsen, sagen sie, ist kein geringer Theil Deutschlands und wird für doppelt so breit gehalten, als der von Franken bewohnte, dem es an Länge wohl gleichkommen kann.“ Die Gestalt desselben erscheint denen, die richtig messen, als eine dreieckige, so nämlich, das der erste Winkel sich nach Süden bis zum Rheinfluß hin erstreckt, der zweite aber, von der Küstenseite des Landes Hadeloha [2] an [7] beginnend, in einer langen Strecke längst des Elbeflusses nach Osten sich hinzieht bis zum Saalefluß, wo der dritte Winkel liegt. So hat man denn von Winkel zu Winkel einen Weg von acht Tagen, wobei noch der Theil Sachsens, der jenseits der Elbe oberhalb von Soraben, unterhalb aber von Nordelbingern bewohnt wird, nicht mitgerechnet ist. Sachsen ist berühmt wegen seiner Männer und deren Tapferkeit und wegen seiner Fruchtbarkeit. Es erscheint fast ganz als Flachland, außer daß hin und wieder einige Hügel sich erheben. Nur des süßen Weines entbehrt es, sonst bringt es alles, was zum Lebensbedarf gehört, selbst hervor. Das Land ist überall fruchtbar, reich an Wald und Weide; wo es nach Thüringen hin oder an die Saale und den Rhein sich erstreckt, ist der Boden überaus fett. Nur nach Friesland zu, wo er sumpfig, und an der Elbe, wo er sandig ist, fällt der Boden etwas schlechter aus. Ueberall benetzt eine Menge ebenso lieblicher, wie günstig gelegener Ströme die Landschaft.

2. Die angesehensten Flüsse Sachsens sind die Elbe, die Saale, die Wisara, die jetzt Wissula[3] oder Wirraha genannt wird. Diese entspringt, wie auch die Saale, im Thüringer Walde, geht dann in ihrem Laufe durch die Mitte von Sachsen hindurch, und mündet in der Nähe von Friesland. Als der bedeutendste dieser Flüsse aber wird auch nach dem Zeugnisse der Römer[4] der Albis genannt, welcher jetzt den Namen Albia führt. Sie soll jenseits Böhmens entspringen, und trennt darauf die Sclaven von den Sachsen. Bei Magdeburg nimmt sie den Saalefluß in sich auf und nicht weit von Hammaburg mündet sie selbst in den Ocean. [Der[5] vierte von den großen Flüssen Sachsens ist die Emisa, welche die Westphalen von den übrigen Völkern dieser Provinz trennt. Diese entsteht im Patherburner[6] Wald, und [8] fließt mitten durch das Gebiet der Friesen in den britannischen Ocean.]

3. Fragt man nun, welche Sterbliche von Anfang an Sachsen bewohnt haben, oder von welchem Lande diese Völkerschaft zuerst ausgegangen sei, so hat sich mir aus vielfachem Lesen der Alten ergeben, daß dies Volk, wie beinahe alle Nationen, die auf der Welt sind, nach dem geheimen Rathschlusse Gottes, mehr als einmal seine Herrschaft auf ein anderes übertragen hat, und daß nach den Namen der Sieger auch die eroberten Lande umgenannt wurden. Wenn man nämlich den römischen Schriftstellern glauben darf, so wohnten zuerst an beiden Ufern der Elbe und im übrigen Germanien Sweven, deren Grenznachbaren jene Völker waren, die man Driaden, Barden,[7] Sicambern, Hunen, Wandalen, Sarmaten, Longobarden, Heruler, Daker, Markomannen, Gothen, Nordmannen und Sclaven nennt. Diese verließen wegen der Armuth ihres heimischen Bodens und wegen innerer Zwistigkeiten, oder, wie es heißt, um die Volksmenge zu vermindern, ihr Vaterland und überströmten zugleich ganz Europa und Afrika. Des Alterthums der Sachsen aber gedenken Orosius und Gregor von Tours folgendermaßen: „Die Sachsen, sagt er, ein sehr wildes Volk, furchtbar durch seine Tapferkeit und Behendigkeit, wohnen am Gestade des Oceans, unnahbar ob seiner pfadlosen Sümpfe. Sie wurden, als sie einen, den römischen Grenzen Gefahr drohenden Einfall beabsichtigten, vom Kaiser Valentinian [9] überwunden.[8] Darnach als die Sachsen Gallien besetzten, wurden sie vom Syagrius, dem römischen Feldherrn, besiegt und ihre Inseln erobert.“ Die Sachsen hatten also zuerst ihre Sitze an beiden Seiten des Rheins [und[9] wurden Angeln genannt.] Ein Theil derselben kam von da nach Britannien und vertrieb die Römer von jener Insel; ein anderer Theil eroberte Thüringen und behauptete diesen Landstrich. Dies in kurzem schildernd, beginnt Einhard also seine Geschichte:[10]

4. „Das Volk der Sachsen, sagt er, ging, wie die Geschichte alter Zeiten überliefert, von den Britannien bewohnenden Angeln aus, durchschiffte den Ocean und landete, von der Noth getrieben, in der Absicht, sich Wohnsitze zu suchen, an einem Orte Namens Hadoloha[11] zu der Zeit, wo Theoderich, der Frankenkönig, im Kampfe gegen Hirminfrid, den Herzog der Thüringer, seinen Schwiegersohn, das Thüringerland mit Feuer und Schwert verwüstete. Und als sie nun bereits in zwei Schlachten ohne Entscheidung, ohne Gewißheit des Sieges, nur mit bejammernswerther Hinopferung der Ihrigen gestritten hatten, da sandte Theoderich, in seiner Siegeshoffnung getäuscht, Gesandte an die Sachsen, deren Herzog Hadugato war, und als er vernahm, warum sie gekommen waren, warb er sie, indem er ihnen für den Sieg Wohnsitze versprach, zu seiner Hülfe an. Da sie nun mit ihm gleichwie schon für ihre eigene Freiheit und ihr Vaterland tapfer stritten, überwältigte er seine Feinde und überwies, nachdem er die Eingebornen geplündert und beinahe gänzlich ausgerottet hatte, ihr Land seinem Versprechen gemäß den Siegern. Diese theilten sich in dasselbe nach dem Loose, und da viele von ihnen im Kriege gefallen waren und deshalb wegen ihrer geringen Anzahl das ganze Gebiet von ihnen nicht besetzt werden konnte, so übergaben sie einen Theil desselben, der nach Osten [10] zu liegt, einzelnen Ansiedlern, um es statt ihrer gegen einen Zins zu bebauen, die übrigen Ländereien aber nahmen sie selbst in Besitz.“

5. „Im Süden grenzten die Sachsen an die Franken und den Theil der Thüringer, welchen die vorerwähnte feindliche Bewegung nicht berührt hatte. Von diesen waren sie durch die Unstrote[12] geschieden. Im Norden aber hatten sie zu Grenznachbaren die Nordmannen, sehr wilde Völker; im Osten die Obodriten und im Westen die Friesen. Diese Volker waren ununterbrochen gezwungen, entweder durch Verträge, oder durch unabwendbare Kämpfe die Grenzen ihrer Lande zu schützen;[13] denn die Sachsen waren sehr unruhig und zu Einfällen in die Nachbarlande geneigt, obwohl sie zu Hause friedfertig waren und mit milder Güte für das Wohl ihrer Bürger sorgten.“

6. „Auch für ihre Abkunft und ihren Geburtsadel trugen sie auf das umsichtigste Sorge, ließen sich nicht leicht irgend durch Eheverbindungen mit anderen Völkern oder geringeren Personen die Reinheit ihres Geblütes verderben, und strebten darnach, ein eigenthümliches, unvermischtes, nur sich selbst ähnliches Volk zu bilden. Daher ist auch das Aeußere, die Größe der Körper und die Farbe der Haare, soweit das bei einer so großen Menschenmenge möglich ist, beinah bei Allen derselben Art. Jenes Volk nun besteht aus vier verschiedenen Ständen: aus Adlichen, Freien, Freigelassenen und Knechten. Es ist durch die Gesetze bestimmt, daß kein Theil der Bevölkerung durch Heirathsbündnisse die Grenzen seiner eigenen Lebensverhältnisse verschieben darf, sondern daß ein Adlicher immer eine Adliche ehelichen muß und ein Freier eine Freie, ein Freigelassener aber nur mit einer Freigelassenen und ein Leibeigner nur mit einer Leibeigenen sich verbinden kann. Wenn aber einer von diesen eine Frau heimführt, die ihm nicht zukommt [11] und von höherem Stande ist, als er, so muß er dafür mit Verlust des Lebens büßen. Auch hatten sie die besten Gesetze zur Bestrafung von Missethaten, und waren bemüht, viel Heilsames und nach dem Gesetze der Natur Geziemendes in der Trefflichkeit ihrer Sitten sich anzueignen; was sie zur wahren Glückseligkeit hätte befördern können, wären sie nicht in Unwissenheit über ihren Schöpfer seinem, als dem wahren Dienste fremd gewesen.“

7. „Denn sie verehrten Götter, die ihrem Wesen nach nichtig waren;[14] darunter besonders den Mercur, dem sie an bestimmten Tagen sogar Menschenopfer darzubringen pflegten. Ihre Götter weder in Tempel einzuschließen, noch sie durch irgend ein Abbild menschlicher Gestalt darzustellen, hielten sie der Größe und Würde der Himmlischen für angemessen. Haine und Wälder weiheten sie und bezeichneten sie mit Götternamen, und beschaueten so jenes Geheimniß der göttlichen Macht allein durch ihre Andacht. Vögelzeichen und Loose beachteten sie gar sehr. Der Gebrauch des Looses war ein einfacher. Sie zertheilten einen von einem Fruchtbaume abgeschnittenen Zweig in einzelne Stückchen, die sie durch gewisse Zeichen von einander unterschieden und sie dann ganz aufs Gerathewohl hin über ein weißes Gewand ausstreuten. Darnach betete, wenn die Befragung eine öffentliche war, der Priester des Volkes, wenn eine häusliche, der Vater der Familie selbst zu den Göttern, und indem er zum Himmel schauete, hob er die einzelnen Stückchen dreimal empor und deutete die emporgehobenen dann nach der vorher darauf eingedrückten Zeichnung. Verboten es nun die Zeichen, so war an dem Tage keine Befragung weiter; war sie aber vergönnt, so war es noch erst erforderlich, daß man in Bezug auf den Ausgang der Ereignisse Vertrauen gewinnen mußte.“

8. „Die Stimmen und den Flug der Vögel zu befragen, [12] war jenem Volke eigenthümlich; ebenso die Anzeichen und Bewegungen der Rosse zu erkunden und das Wiehern und Schnauben derselben zu beobachten; und zwar wurde diesen Zeichendeutungen vor allen Glauben geschenkt, nicht allein vom geringen Volke, sondern auch von den Vornehmen. Auch gab es noch eine andere Beobachtung von Anzeichen, wodurch sie den Ausgang großer Kriege zu erforschen bemüht waren. Sie suchten nämlich von dem Volke, dem der Krieg galt, auf irgend eine Weise einen Gefangenen zu erlangen, und ließen denselben dann mit einem aus ihrem Volke Erwählten, jeden mit seinen heimischen Waffen, im Zweikampfe sich messen; den Sieg des Einen oder des Anderen aber hielten sie für einen Urtheilspruch. Wie sie aber an gewissen Tagen, sobald der Mond zuzunehmen beginnt oder voll ist, das Beginnen zu unternehmender Dinge für das am meisten Glück verheißende erachteten, und andere unzählbare Arten von abergläubischen Meinungen, in denen sie befangen waren, befolgten, das alles übergehe ich. Das bisher bemerkte aber habe ich darum aufgezeichnet, damit der verständige Leser erkenne, von wie großer Finsterniß des Irrwahns sie durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit befreiet sind, da er sie durch das Licht des wahren Glaubens zur Erkenntniß seines Namens zu führen gewürdigt hat. Denn sie waren, wie beinahe alle Bewohner Germaniens, von Natur wild und dem Götzendienste ergeben und widerstrebten dem wahren Glauben, hielten es auch nicht für unerlaubt, göttliche und menschliche Gesetze zu verunehren und zu überschreiten. Denn selbst laubreichen Bäumen und Quellen erwiesen sie Anbetung. Auch verehrten sie einen hölzernen Pfahl von nicht geringer Höhe, der unter freiem Himmel aufgerichtet war, und den sie in ihrer Landessprache Irminsul nannten, das heißt Allsäule, welche gleichsam Alles trägt.“

Dies habe ich im Auszuge aus Einhards Schriften über die Ankunft, die Sitten und den Aberglauben der Sachsen gegeben [13] geben, welchen die Sclaven und Sueonen[15] noch heutzutage nach heidnischem Brauche zu bewahren scheinen.

9. Wie aber das hartnäckige Volk der Sachsen zur Erkenntniß des göttlichen Namens gelangte, und durch welche Verkündiger des Evangelii es zum christlichen Glaubensbekenntnisse hingeführt wurde, das zu entwickeln, erfordert mein Zweck, nachdem ich zuvor von dem Kriege Karls, der lange bis zur völligen Unterwerfung der Sachsen geführt wurde, geredet und die Ursachen des Krieges zugleich damit angegeben haben werde.

Die Thüringer oder Sachsen und ebenso die übrigen Völker zu beiden Seiten des Rheins waren von Alters her den Franken zinspflichtig. Als sie nun, wie man liest, von der Frankenherrschaft sich lossagten, begann Pippin, Karls Vater, einen Krieg mit ihnen, den jedoch sein Sohn mit größerem Glücke zu Ende führte. Dieses Krieges gedenkt der bereits erwähnte Geschichtschreiber Einhard[16] in einer kurzen Zusammenfassung mit den Worten: „Also wurde der Krieg gegen die Sachsen unternommen, der von beiden Seiten mit großer Leidenschaft, für die Sachsen jedoch mit größerem Verluste, als für die Franken, 33 Jahre nach einander geführt wurde; obwohl er früher hätte zu Ende kommen können, wenn die Wortbrüchigkeit der Sachsen es verstattet hätte.“

10. „Nachdem nun alle die, welche Widerstand zu leisten pflegten, völlig bezwungen und in des Königs Gewalt gekommen waren, machte Karl und genehmigten die Sachsen die Bedingung, daß sie den Götzendienst ablegen, ihre heimischen Gebräuche aufgeben und das Bekenntniß des christlichen Glaubens annehmen, und mit den Franken vereint, fortan mit denselben Ein Volk bilden sollten.“

Und so wurde sicherer Nachricht zufolge der Krieg, der sich durch so viele Jahre hindurch hingezogen hatte, beendigt.

Jetzt aber, wo ich mich anschicke, die geistigen Triumphe [14] über errettete Seelen zu schildern, will ich von den Verkündigern des Evangelii, welche die so wilden Völker Germaniens zur göttlichen Lehre hinleiteten, folgendermaßen beginnen.

11. Der erste von allen denen, welche die südlichen Theile Germaniens, die dem Götzendienste ergeben waren, zur Erkenntnis der göttlichen Christenlehre brachten, war Winifrid, von Geburt ein Angle, ein wahrer Weiser Christi, der späterhin seiner Tugend wegen den Beinamen Bonifacius bekam. Und obwohl andere Geschichtschreiber behaupten, daß entweder Gallus in Alemannien, oder Hemmeran in Bajoarien, oder Kilian in Francien, oder wenigstens Willebrord in Fresien früher als Bonifacius das Wort Gottes verkündigt haben, so ist derselbe doch allen anderen, wie der Apostel Paulus,[17] durch Eifer und Anstrengung im Predigtamte zuvorgekommen. Denn er unternahm, wie in seiner Geschichte zu lesen ist, gestützt auf das Ansehn des päpstlichen Stuhles, selbst das Sendamt bei den Heiden, und erleuchtete die Stämme der Deutschen, bei denen jetzt sowohl die Hoheit des römischen Reiches, als auch des göttlichen Glaubens Verehrung in Kraft und Blüthe steht, durch Kirchen, Lehre und Tugend. Indem er dann auch die Lande derselben zu Bisthümern abtheilte, verband er in so getrennten Bezirken die Franken diesseits des Rheins, die Hessen und die Thüringer, welche Grenznachbaren der Sachsen sind, als erste Frucht seiner Arbeit, mit Christus und der Kirche.755. Und zuletzt ward er von den Friesen, die er schon vorher zum Glauben bekehrt hatte, mit der strahlenden Märtyrerkrone geschmückt. Seine Thaten sind von seinen Jüngern ausführlich beschrieben und veröffentlicht. Diese berichten, er habe mit funfzig und mehr seiner Mitstreiter den Todeskampf bestanden, im 37. Jahre seiner Weihe. Das ist gerade das Jahr 755 der Menschwerdung Christi, das 14. Pippins des Jüngern.SCH. 2. [15] 12. Nach dem Tode des heiligen Bonifacius eilte Willehad, gleichfalls ein geborener Angle, glühend vor Sehnsucht nach dem Märtyrerthume, nach Friesland, wo er beim Grabe des heiligen Blutzeugen seinen Sitz aufschlagend, die ihre That bereuenden Heiden empfing und viele Tausende Gläubiger taufte. Darnach wird berichtet, wie er das ganze Land rings umher mit seinen Jüngern durchreiste, die Götzenbilder zerbrach und die Völker zur Verehrung des wahren Gottes anleitete, daraus aber durch die Wuth der Ungläubigen von Knittelschlägen getroffen und zum Tode durchs Schwert bestimmt wurde. Und obwohl ihn die Gnade Gottes zur größeren Zwecken ersah, so war er doch seinem eigenen Wunsche und Willen nach zum Märtyrerthume bereit.

Darnach780. wurde er vom König Karl nach Sachsen gesandt und rief zuerst von allen Lehrern des Evangelii die am Meere und im Norden wohnenden Sachsen und die überelbischen Völker zum christlichen Glauben auf. Sieben Jahre[18] lang soll er in jenen Landen gepredigt haben, bis zum zwölften Jahre782. des Aufstandes der Sachsen, als Widichind, gegen die Christen eine Verfolgung erregend, das Gebiet der Franken bis an den Rhein verwüstete. Bei dieser Verfolgung sollen einige Jünger des heiligen Willehad zu Bremen, viele aber in Friesland, andere jenseits der Elbe den Tod erlitten haben. Von da soll der Bekenner des Herrn, der einen noch größeren Gewinn erwartete durch Bekehrung recht vieler, nach dem Gebote des Evangelii[19] von Stadt zu Stadt geflohen und nachdem seine Genossen sich zur Verkündigung des Wortes Gottes zerstreut hatten, in Begleitung Liudger’s nach Rom gekommen sein. Daselbst wurden sie vom heiligsten Vater Adrian mit Troste erquickt, und Liudger zog sich auf den Cassiner Berg zurück zum Grabe des heiligen Benedict, Willehad aber wanderte nach Gallien zurück zum [16] Grabmal des heiligen Willebrord.[20] Indem sich also beide zwei Jahre lang von der Außenwelt abschlossen, gaben sie sich einem beschaulichen Leben hin, und beteten vornehmlich für ihre Verfolger und das Volk der Sachsen, damit der feindselige Mensch nicht die unter dieselben ausgestreute Saat des Wortes Gottes mit Unkraut überdecke.[21] Und es ward erfüllet an ihnen, was die Schrift sagt:[22] „Des Gerechten ernstliches Gebet vermag viel.“ — Dies habe ich in einem dem Sinne nach verfertigten Auszuge über sein Leben hiemit vorgebracht.

Nach Verlauf von zwei Jahren nun, im achtzehnten Jahre785. Karls, ergab sich Widichind, der Urheber des Aufstandes, in dessen Hände, und wurde mit den übrigen Großen der Sachsen getauft, und da erst ward das unterworfene Sachsen zur Provinz gemacht. Diese wurde zugleich in acht Bisthümer getheilt, und den Erzbischöfen von Mainz und Köln untergeben. Die Urkunde über diese Theilung, welche auf Geheiß des Königs in der Bremer Kirche bewahrt wird, ist daselbst mit folgenden Worten zu lesen:[23]788.

„Im Namen des Herrn, unseres Gottes, und unseres Heilandes Jesu Christi, Karl, durch Fügung der göttlichen Vorsehung König. Wenn wir, nachdem wir mit Hülfe Gottes, des Herrn der Heerschaaren, in den Kriegen des Sieges theilhaftig geworden sind, in ihm und nicht in uns unseren Ruhm finden, so hegen wir das Vertrauen, daß wir in dieser Welt Glück und Frieden, in der zukünftigen aber ewigen Lohnes Entgeltung verdienen. Darum mögen alle Getreuen Christi wissen, daß wir den Sachsen, die ob der Hartnäckigkeit ihres Unglaubens unseren Vorfahren stets unbezwingbar, wider Gott selbst und wider uns so lange sich empörten, bis wir sie mit seiner, nicht mit unserer Kraft sowohl in Kriegen überwanden, als zur Gnadengabe der Taufe mit Gottes Zustimmung hinleiteten, ihre frühere [17] Freiheit wieder geschenkt und sie von allem uns schuldigen Zinse losgesprochen, sie auch um der Liebe willen dessen, der uns den Sieg gegeben hat, ihm als seine Zinsleute und Unterthanen andächtig zugewiesen haben; auf daß nämlich sie, die sich bisher weigerten, das Joch unserer Herrschaft zu tragen, nunmehr (Gott sei Dank!) sowohl durch die Waffen, als durch den Glauben besiegt, unserem Herrn und Heilande Jesu Christo und seinen Priestern von allen ihren Heerden und ihren Früchten und ihrem ganzen Landbau und ihrer ganzen Viehzucht Zehnten zahlen, und zwar so die Armen, wie die Reichen, nach gesetzlicher Verpflichtung. Demnach haben wir, indem wir ihr ganzes Land nach altrömischer Weise zur Provinz gemacht und es nach bestimmten Grenzen unter Bischöfe vertheilt haben, den nördlichen Theil desselben, der sowohl wegen ergiebigen Ertrages an Fischen für besonders reich, als auch zur Viehzucht außerordentlich geeignet erachtet wird, dem frommen Christ und dem Fürsten seiner Apostel, dem Petrus, zur Bezeugung unseres Dankes andächtiglich dargebracht, und haben demselben an einem Orte in Wigmodien, Bremon, genannt, am Ufer des Flusses Wirraha eine Kirche und einen Bischofsitz gegründet. Diesem Sprengel haben wir zehn Gaue untergeben, die wir auch mit Verwerfung ihrer alten Namen und Eintheilungen zu zwei Provinzen zusammengezogen haben, denen von uns die Namen Wigmodien und Lorgoe ertheilt worden sind. Indem wir außerdem zum Baue der vorerwähnten Kirche in den besagten Gauen siebenzig Hufen mit ihren Insassen darbringen, befehlen wir kraft dieses Gebotes Unserer Majestät und verleihen hiemit und setzen fest, daß die Bewohner dieses ganzen Sprengels der Kirche und ihrem Vorstande ihre Zehnten getreulich bezahlen sollen. Auch haben wir nach dem Gebote des höchsten Priesters und die ganze Kirche leitenden Papstes Adrian, sowie auch des Bischofes von Mainz, Lullo, und auf den Rath aller Priester, die zugegen waren, dieselbe Kirche von Bremen mit allen ihren Zubehörungen dem [18] Willehad, einem Manne von lobenswerthem Lebenswandel, vor Gott und seinen Heiligen anvertrauet. Diesen haben wir auch am 13. Juli zum ersten Bischofe an dieser Kirche weihen lassen, auf daß er dem Volke die Saat des göttlichen Wortes nach dem Maaße der ihm verliehenen Weisheit treulich spende and diese junge Kirche nach kanonischer Ordnung und geistlicher Befugniß fördersam einrichte, und so lange pflanze und begieße, bis Gott der Allmächtige, seiner Heiligen Bitten erhörend, derselben Wachsthum verleihet. Ingleichen hat derselbe ehrwürdige Mann Unserer Durchlauchtigkeit vermeldet, daß der erwähnte Sprengel wegen der Gefahren von feindseligen Barbaren und wegen mancherlei Ereignisse, die in demselben sich zu begeben pflegen, zum Unterhalte und zur Löhnung der daselbst dienenden Knechte Gottes keineswegs hinreiche. Weil daher der allmächtige Gott in dem Volke der Friesen wie in dem der Sachsen die Thür des Glaubens aufgethan hat, so haben wir den Theil des vorbenannten LandesSCH. 3, Fresiens nämlich, der an diesen Sprengel angrenzetSCH. 4, derselben [19] Bremer Kirche und deren Vorsteher, dem Bischofe von Willehad, und dessen Nachfolger zu immerwährendem Besitze verliehen. Und weil die Vorfälle der Vergangenheit uns für die Zukunft vorsichtig machen, so haben wir, damit nicht einer, was wir nicht wünschen, sich in dieser Diöcese irgendwelche Gewalt anmaße, dieselbe nach einem gewissen Umfange bestimmen lassen, und haben befohlen, daß derselben folgende feste und unüberschreitbare Grenzen gesetzet würden: Der Ocean, der Elbfluß, die Lia,[24] Steinbach,[25] Hasala,[26] Wimarcha, Sneidbach, Osta,[27] Mulimbach,[28] Mota,[29] ein Moor, welches Sigefridismor heißt, Quistina,[30] Chissenmor, Ascbroch, Wissebroch, Biverna,[31] Uterna,[32] und wiederum die Osta; von der Osta aber bis man kommt an das Moor, welcher Chaltenbach[33] heißt. Darauf dies Moor selbst bis zum Flusse Wemma;[34] von der Wemma aus aber die Bicina,[35] die Faristina[36] bis zum Flusse Wirraha; von da an der Ostseite desselben Flusses die Landstraße, welche Hessewech[37] heißt und die Landschaften Sturmegoe und Lorgoe von einander trennt, die Scebbasa,[38] die Alapa,[39] die Chaldhowa[40] und wiederum die Wirraha; an der Westseite aber die Landstraße, welche Folcwech heißt, und Derve[41] von Lorgoe trennt, bis zum Huntafluß, dann der Fluß selbst und das Amriner Gehölz, welches die Eingeborenen Windloch nennen;[42] die Finola,[43] das Waldesmor, Bercbol[44] das Moor Endiriad, welches Emisgoe von Ostergoe trennt; dann Brustlacho, Biberlacho und wiederum das Meer.“

„Und auf daß die Geltung dieser Schenkung und Abgrenzung in unseren und in zukünftigen Zeiten unter Gottes Schutz unerschütterlich dauern möge, so haben Wir sie mit eigener Hand [20] unterschrieben und sie durch Abdruck Unseres Ringes besiegeln lassen.“

„Zeichen des Herrn Karl, unüberwindlichsten Kaisers und Königs.“

„Ich, Hildibald, Erzbischof von Köln und des heiligen Palastes Capellan, habe dies nachgelesen.“

„Gegeben am 14. Juli im 788sten Jahre der Menschwerdung des Herrn, in der 12ten Römerzinszahl, im 21sten Jahre der Regierung des Herrn Karl.“

„Geschehen im Palaste zu Speier, zum Glücke! Amen.“

14. Es saß also unser Herr und Vater Willehad auf dem bischöflichem Stuhle nach seiner Einführung zwei Jahre, drei Monate und 26 Tage, und er predigte so den Friesen, wie den Sachsen nach dem Märtyrertode des h. Bonifacius im Ganzena) 35 Jahre.[45] Er starb aber als hochbetagter Greis in Friesland in dem Orte Pleccazze,[46] welcher gelegen ist in Rustrien. Sein Leichnam ward nach Bremen gebracht und in der Kirche St. Petri, die er selbst erbaut hatte, bestattet. Sein Heimgang wird gefeiert am 8. Nov. und seine Einführung am 13. Juli. Von seinem Leben und seinen Thaten giebt es ein ausgezeichnetes Buch, welches Anscar, sein vierter Nachfolger, in treuer Schilderungb) verfaßt hat.[47] Auf dieses verweise ich den Wißbegierigen, da ich selbst zu anderen Gegenständen hineilen muß.

15. Zunächst nach dem h. Willehad, lesen wir, stand einer seiner Schüler Willerich [den Andere Willehari nennen] der Bremer Kirche vor. Dieser saß auf dem bischöflichen Stuhle funfzig Jahre[48] bis zum vorletzten Jahre Ludwigs des Aelteren. Wenn aber im Buche der Schenkungen oder Verlassungen der Bremer Kirche geschrieben stehet, Willerich sei vom 37sten Jahre Karls bis zum 25sten Jahre Ludwigs Bischof gewesen, so ergeben [21] geben sich auf diese Weise zwölf Jahre weniger, als ich eben berechnet habe. Und es ist allerdings zu glauben, daß in dieser ganzen Zeit das Bremer Bisthum (wie andere auch) unbesetzt gewesen ist wegen der erst neuerlich geschehenen Bekehrung des Volkes der Sachsen, welche sich noch nicht durch die bischöfliche Macht lenken ließen; zumal da, weil fast noch kein Jahr von Krieg freigewesen war, die Sachsen endlich so darniedergedrückt waren, daß von den an beiden Ufern des Elbeflußes wohnenden zehntausend Männer mit Frau und Kind nach Francien versetzt wurden.[49] Und dies war das 33ste Jahr des langen Sachsenkrieges, welches die Geschichtschreiber der Franken als ein denkwürdiges darstellen, nämlich das 37ste804. Kaiser Karls. Als damals auch die Völker der Sclaven der Herrschaft der Franken unterworfen wurden, so soll Karl Hammaburg,SCH. 5. eine Stadt der Nordelbinger, nachdem er daselbst eine Kirche gebauet, einem gewissen Heridag, einem frommen Manne, den er zum Bischofe daselbst bestimmte, zur Lenkung anvertraut haben. Diesem schenkte er auch wegen der drohenden feindlichen Einfälle das Kloster Rodnach[50] in Gallien, indem er eben diese hammaburgische Kirche allen Völkern der Sclaven und Dänen zur Metropolis zu geben beabsichtigte. Durch Ausführung dieses Vorhabens seine Wünsche zu befriedigen wurde Kaiser Karl sowohl durch den Tod des Priesters Heridag, als durch Reichsgeschäfte verhindert. Wir lesen im Buche der Schenkuugen der Bremer Kirche, daß Willerich, der Bremer Bischof, den Nordelbingern schon vor Ansgar das Evangelium verkündet und die Kirche zu Milindorp[51] häufig besucht habe bis zu der Zeit, wo Hammaburg zur Metropolis erhoben wurde. [22] 16. Und weil wir einmal der Dänen Erwähnung gethan haben, so scheint es der Aufzeichnung würdig zu sein, daß der allersiegreichste Kaiser Karl, der alle Reiche Europas unterworfen hatte, zuletzt, wie berichtet wird, einen Krieg gegen die Dänen unternommen hat. Die Dänen nämlich und die übrigen Völker jenseits Dännemarks werden von den Geschichtschreibern der Franken alle Nordmannen genannt. Ihr König Gotafrid bedrohte, nachdem er vorher bereits die Friesen und ebenso die Nordelbinger, Obodriten und andere Völker der Sclaven sich zinspflichtig gemacht hatte, selbst Karl mit Krieg. Dieses Zerwürfniß verzögerte zumeist des Kaisers Plan in Betreff Hammaburgs. Als endlich Gotafrid durch Fügung des Himmels eines gewaltsamen Todes gestorben war,810. folgte ihm sein Vetter Hemming, der alsbald mit dem Kaiser Frieden machte und den Egdorafluß[52] zur Reichesgrenze bekam. Und nicht lange nachher starb der hochberühmte Kaiser Karl814. und hinterließ seinen Sohn Ludwig als Erben seiner Herrschaft. Sein Hinscheiden erfolgte im 25. Jahre Willerichs, am 28. Januar.

17. Ludwig überwies, des Vaters Willen vergessend, die nordelbische Provinz den Bischöfen von Bremen und Ferden. Mit dieser Zeit beginnt die Geschichte des h. Anscar. Und weil die Geschichte der nördlichen Völkerschaften unsere, d. h. die Geschichte der Bremer Kirche, zum Theil berührt, so habe ich, und ich glaube, nicht ohne Nutzen, beschlossen, die hin und wieder bei den Dänen vorkommenden Begebenheiten mit zu erwähnen. Zur selbigen Zeit nach dem Tode des Dänenkönigs Hemming812. stritten Sigafrid und Anulo, die Enkel Godafrid’s,[53] da sie sich über den Vorrang in der Herrschaft nicht vereinigen konnten, um das Reich in einer Schlacht. In diesem Kampfe wurden elftausend Mann erschlagen und auch die beiden Könige selbst blieben. Die [23] Partei des Anulo setzte, nachdem sie einen blutigen Sieg errungen hatte, Reginfrid und Harald zu Königen ein. Bald nachher aber ward Reginfrid von Harald verjagt und trieb mit seiner Flotte Seeraub. Harald aber schloß mit dem Kaiser ein Bündnis. Die Geschichte der Franken verfolgt diese Ereignisse mehr ins Einzelne.

In jenen Tagen, heißt es, empfing Ebo von Reims, der zum Heile der Heiden vor Glaubenseifer erglühete, mit Halitgar [54] ein Sendamt unter den Heiden im Auftrage des Papstes Pascalis, eine Mission, die nachher unser Anscar mit Hülfe der göttlichen Gnade glücklich ausführte.

Im 33. Jahre Willerichs822. unternahm Kaiser Ludwig die Stiftung von Neu-Corbei in Sachsen und versammelte in diesem Kloster die frömmsten Mönche von ganz Frankreich. Unter diesen befand sich, wie wir lesen, als vorzüglichster unser heiligster Vater und Weiser Christi, Anscar, berühmt durch das Verdienst seines Lebenswandels und seines Wissens und dem ganzen Sachsenvolke theuer und werth.

Und zur selbigen Zeit kam Harald, der Dänenkönig, den Gotafrid’s Söhne des Reiches beraubt hatten, hülfeflehend zu Ludwig, wurde auch daraus in der christlichen Lehre unterwiesen und zu Mainz826. sammt seiner Gemahlin und seinem Bruder und einer großen Menge Dänen getauft. Der Kaiser war sein Taufpathe und gab ihm, entschlossen, ihn wieder in sein Reich einzusetzen, jenseits der Elbe ein Lehen. Dem Bruder desselben, Horuch, räumte der Kaiser einen Theil von Fresien ein, damit er den Seeräubern Widerstand leisten sollte. [Dieses Gebiet fordern noch jetzt die Dänen als ein ihnen rechtlich gebührendes zurück.] Da sich aber unter allen Lehrern des Wortes Gottes nicht leicht einer finden ließ, der mit jenen zu den Dänen ziehen wollte, wegen der barbarischen Grausamkeit, um deretwillen jenes Volk von allen gemieden wird, da erbot sich, vom Geiste Gottes, [24] so glaube ich, entzündet und weil er aus irgend eine Weise zur Märtyrerkrone zu gelangen sich sehnte, der heilige Anscar mit seinem Gefährten Autbert aus freien Stücken, bereit, um Christi willen nicht nur unter die Barbaren, sondern selbst ins Gefängniß und in den Tod zu gehen. Indem sie also zwei Jahre lang im Reiche der Dänen sich aufhielten, bekehrten sie viele Heiden zum christlichen Glauben. Als sie von dort zurückgekehrt waren, und nun wiederum vom Kaiser aufgefordert wurden,829. den entlegensten Völkern der Schweden[55] das Evangelium zu bringen, nahm der unerschrockene Streiter Christi, Ansgar, die Brüder Gislemar und Witmar als Lehrer des Wortes mit sich, und kam freudigen Herzens nach Dännemark. Dort hinterließ er den Gislemar beim Harald, und fuhr selbst mit Witmar nach Schweden hinüber. Dort nahm sie König Beorn gütig auf und erlaubte ihnen, das Wort Gottes öffentlich zu predigen. So haben sie ein ganzes Jahr hindurch für das Reich Jesu Christi Viele gewonnen. Darunter den Herigar, den Befehlshaber der Stadt Birca,[56] der sich sogar durch Wunderthaten ausgezeichnet haben soll. Voll Freuden über diesen glücklichen Erfolg ihrer Aussendung, kehrten die neuen Apostel über zwei Völker triumphirend wieder nach Corbei zurück. Und o wie zeigt sich doch so wunderbar die Vorsehung des allmächtigen Gottes in der Berufung der Völker, die der große Werkmeister verfügt wie er will, und wann er will, und durch wen er will. Siehe, was lange vorher bereits Willebrord und ebenso Andere und Ebo, wie wir lesen, gewollt, aber nicht gekonnt hatten, das bewundern wir jetzt an unserem Ansgar, daß er es gewollt und wirklich vollendet hat, indem wir mit dem Apostel[57] sprechen: "Es liegt nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. So erbarmt er sich nun, heißt es ferner, welches er will und verstocket welchen er will." [25] 18. Darauf832. wünschte der Kaiser mit seinen Großen dem heiligen Ansgar zu der Rettung der Heiden Glück, und alle brachten Christo außerordentlichen Dank dar. Dann aber berief der fromme Kaiser, der des Vaters Wunsch zu erfüllen sich sehnte, eine allgemeine Versammlung der Geistlichkeit, und setzte Hammaburg, die Stadt der Nordelbinger, zur Mutterkirche für sämmtliche barbarische Stämme der Dänen, Schweden und Sclaven und für andere rings umher wohnende Völker, und ließ als ersten Erzbischof dieses Stuhles den Ansgar einführen. Dies geschah im Jahre des Herrn 832, welches das 18. Kaiser Ludwigs, das 43. des Bremer Bischofes Willerich ist. Geweihet aber wurde Ansgar von Drogo, dem Bischofe von Metz, dem leiblichen Bruder des Kaisers, im Beisein und mit Zustimmung Odgar’s von Mainz, Ebo’s von Reims, Heddi’s von Trier und Anderer; indem auch die Bischöfe Willerich von Bremen und Helingaud von Ferden, denen bisher diese Diöcese anvertrauet gewesen war, ihre Einwilligung gaben, und indem Papst Gregor IV. durch apostolische Bestätigung und durch Verleihung des Palliums, was beschlossen war, bekräftigte.

Man besitzt in der Bremer Kirche834. die Stiftungsurkunde des Kaisers und das dem h. Ansgar verliehene Privilegium des Papstes,[58] in denen auch die Angabe enthalten ist, daß demselben zur Unterstützung seines Sendamtes ein Kloster, Namens Turholz[59] in Gallien, vom Kaiser geschenkt sei, im Jahre des Herrn 834, in der 12. Römerzinszahl, d. i. im 21. Regierungsjahre Ludwigs.

19. Ansgar aber brachte, indem er bald die Dänen, bald die Nordelbinger besuchte, eine zahllose Menge aus beiden Völkern zum Glauben. Wenn er einmal durch die Verfolgung der Barbaren in seinem Bestreben zu predigen behindert wurde, so zog er sich mit seinen Jüngern nach Turholz zurück. Zur Unterstützung [26] im Predigtamte wurde ihm der oben bereits erwähnte Ebo von Reims zugewiesen. Dieser aber gab entweder wegen der ermüdenden Reise, oder wegen Körperschwäche, oder auch weil er an der Beschäftigung mit der Welt mehr Wohlgefallen fand, dem Ansgar als Stellvertreter für sich seinen Neffen Gaudbert. Diesen weiheten beide persönlich zum Bischofe und nannten ihn Simon, und sandten ihn, der göttlichen Gnade ihn empfehlend, nach Schweden.

Dieses alles, was im Leben des heiligen Ansgar ausführlich beschrieben stehet, hat mir zur Abkürzung geeignet geschienen. Weil aber die Zeitbestimmungen in jener Schrift dunkel sind, so habe ich meist aus anderen Schriften dasjenige entnommen, woraus sich Zeitangaben folgern ließen. Jetzt wollen wir zu dem Uebrigen, wovon wir zu handeln angefangen hatten, wieder zurückkehren.

20. Indeß versah Willerich, der Bischof von Bremen, indem er seinen Sprengel emsig bereiste, die Heiden taufte und die Gläubigen in Christo stärkte, den Dienst eines rüstigen Predigers. Ueberall durch sein Bisthum hin errichtete er an passenden Orten Kirchen, und zwar drei zu Bremen, von denen er die erste, nämlich den St. Petersdom, aus einer hölzernen in eine steinerne verwandelte und den Leichnam des h. Willehad von dort fortschaffen und in der südlichen, von ihm erbaueten Kapelle beisetzen ließ. Dies hat auch der Beschreiber seines Lebens[60] nicht übergehen wollen. Auch erzählen Spätere, dies sei aus Furcht vor Seeräubern geschehen, die unseres Bekenners Leichnam wegen der wunderthätigen Wirksamkeit desselben hinwegzunehmen beabsichtigten.

Zur selbigen Zeit soll der h. Ansgar die Leiber der Heiligen, welche er vom Erzbischofe Ebo zum Geschenke erhalten hatte, über die Elbe hinübergesandt haben. Er ließ nämlich den Leib des h. Maternian zu Heligonstat[61] niederlegen, die Leichname des [27] Sixtus aber und des Sinnicius sammt anderen Reliquien von Märtyrern brachte er nach der Stadt Hammaburg [des h. Remigius leibliche Ueberreste aber bewahrte er mit geziemender Ehre zu Bremen].

Willerich nun sammelte eine sehr zahlreiche Geistlichkeit, vom Volke aber erlangte er für die Bremer Kirche ein großes Besitzthum. Damals brachte Karl dem Erlöser als ein Almosen für die Bremer Kirche hundert Hufen dar. Dies steht zu lesen im dritten Buche der Schenkungen im ersten Kapitel, woselbst es auch in häufiger Erwähnung wiederholt also heißt: „Für die heilige Kirche, welche erbauet ist zu Ehren des h. Apostels Petrus, an einem Orte oder einer Stadt des Reiches,[62] Namens Bremen, wo Willerich, ein Knecht der Knechte Gottes, Bischof ist.“ Derselbe starb als hochbetagter Greis im Jahre des Herrn 837838. welches das 26ste und vorletzte Jahr Kaiser Ludwigs ist.[63] Er ward bestattet im Dome des h. Petrus, an der Nordseite des Altars, am vierten Mai.

21. Leuderich, der Ordnung nach der dritte, saß acht Jahre lang auf dem bischöflichen Stuhle. Wenn wir gleich seine Jahre nicht sicher wissen, so lernen wir doch aus eben jenem Buche der Darbringungen, daß er Willerichs Diaconus und bis ins sechste Jahr[64]845. Ludwigs des Jüngeren Bischof gewesen sei, wie das im 58. Kapitel geschrieben stehet. Er soll auch stolz gewesen sein; was man daraus schließen kann, daß er sich mitunter als den Hüter, mitunter als den Hirten der Bremischen Kirche rühmte.

22. In jenen Tagen bestellte unser heiliger Vater Ansgar, das ihm anvertraute Sendamt kraftvoll ausübend, die junge Pflanzung zu Hammaburg im Schweiße seines Angesichtes, indem er durch die Lehre seines Mundes, wie durch das Werk seiner Hände die Kirche versorgte. Oftmals besuchte er auch das [28] fränkische Kloster Turholz,SCH. 6. welches er durch die Schenkung des Kaisers besaß, und zeigte den daselbst dienenden Brüdern den Pfad der heilbringenden Klosterregel durch Wort und Beispiel. In dem edelen Vereine derselben strahlte schon damals noch als Kind der heilige Rimbert hervor, den der heilige Vater Ansgar zu seinem Sohne an Kindes Statt annahm und von dem er in dem prophetischen Geiste, von dem er erfüllt war, lange Zeit vorher verkündigte, er werde, mit ihm an Tugend wetteifernd, ihm sowohl auf dem bischöflichen Stuhle nachfolgen, als auch im Himmelreiche denselben Lohn seiner Verdienste empfangen wie er. Und wirklich täuschte hierin die Vorsehung Gottes des Allmächtigen, die einst auf den Elias den Elisa folgen ließ, den Ansgar in Betreff des Rimbert nicht.

23. Indeß zwangen die Nordmannen, in seeräuberischen Zügen aller Orten umherschwärmend, die Friesen zum Tribut. Zur selbigen Zeit836. fuhren sie den Rhein hinauf und belagerten Köln[65], und steckten, in die Elbe einlaufend, Hammaburg in Brand.839/40. Die berühmte Stadt ging durch Plünderung und Einäscherung völlig zu Grunde. Da ward die Kirche, da ward das Kloster, da die mit dem größten Eifer gesammelte Bibliothek vernichtet! Der heilige Ansgar entkam, wie es heißt, außer den Ueberresten der heiligen Märtyrer kaum das nackte Leben rettend. Die Zerstörung von Hammaburg verschweigt die Geschichte der Franken nicht, so wenig wie die päpstlichen Urkunden. Dies ist, wie sie sagen, im letzten Jahre Kaiser Ludwigs des Aeltern geschehen.[66] [29] Damals ward auch der Bischof Gaudbert durch die Wuth der Heiden aus Schweden vertrieben und Nithard, sein Capellan, nebst Anderen mit der Märthyrerkrone gekrönt. Und von da an entbehrte Schweden sieben Jahre lang der Anwesenheit eines Bischofs. Zu jener Zeit stellte Anund, aus seinem Reiche vertrieben, eine Christenverfolgung an. Herigar, der Befehlshaber von Birca, hielt daselbst allein das Christenthum aufrecht, und erwarb auch einen so großen Gnadenlohn für seine Glaubenstreue, daß er durch die Macht seiner Wunderthaten und die Ermahnung seiner Lehre viele Tausend Heiden errettete. Das stehet im Leben des heiligen Ansgar.

24. Im dritten Jahre des Bremer Bischofes Leuderich starb Kaiser Ludwig. Das Reich hinterließ er in Zwietracht,840. viel Streit herrschte unter den Brüdern, eine sehr große Schlacht wurde geschlagen, in welcher, wie die Geschichtschreiber bezeugen, alle Kräfte der Franken aufgerieben wurden.[67] 841. Der Anstifter dieses Haders, Ebo, der auch schon vorher die Söhne gegen den Vater bewaffnet und jetzt die Brüder zum Bürgerkriege angereizt hatte, ward in Folge dessen des Hochverrathes angeklagt und vom Papst Gregor abgesetzt. Während nun Einige ihm dies zum Verbrechen, Andere zum Verdienste anrechnen, will ich den wahren Thatbestand dahin gestellt sein lassen, zumal da ihm unser Vater Ansgar dieselbe Liebe, mit der er ihm von Anfang an zugethan war, bis an sein Ende bewahrte. Man lese im Leben Ansgars[68] und in dem Capitel des Rhabanus von Ebo's zweideutigem Rufe.[69] Endlich kam es durch Vermitteluug des Papstes Sergius unter den Brüdern zum Frieden843. und das Reich ward in drei Theile zerlegt, so daß Lothar, der älteste Bruder, fortan Rom nebst Italien, Lotharingien nebst Burgundien besaß, Ludwig den Rhein nebst Germanien, Karl Gallien, Pippin Aquitanien regierte.[70] [30] Indem diese Theilung von den Brüdern verfügt war, kam das Kloster Turholz zu Karls Antheil, und ward so dem heiligen Ansgar, der doch ein Recht darauf hatte, entfremdet.

25. Er aber rühmete in seiner Armuth den Herrn, und säete fortwährend das Wort Gottes, von dem ihm sein Sendamt geworden, den Fremden wie den Seinen unermüdlich aus. Daher kam es, daß er ein Gut Namens Ramsolan[71] von einer ehrwürdigen Frau, Namens Ikia, zum Geschenke erhielt. Dieser im Bisthume Ferden belegene Ort ist von Hammaburg drei Meilen entfernt. Daselbst gründete der Heilige Gottes ein Kloster, in welchem er die Gebeine der heiligen Bekenner Sixtus und Sinnicius und andere Reliquien hinterlegte, die er auf seiner Flucht von Hammaburg mit fortgebracht hatte. Da sammelte er seine flüchtige Heerde wieder und in diesem Hafen barg er die von den Heiden vertriebenen Gefährten. Von diesem Orte aus die Hammaburger Kirche besuchend, befestigte er im Glauben die Nordelbinger, welche vorher die Verfolgung verwirret hatte. Damals sandte er auch, damit die Heidenmission ja nicht durch irgendwelche Trägheit von seiner Seite erkalte, Prediger nach Dännemark, den Eremiten Hartgar aber nach Schweden. Auch nach Bremen soll er gekommen, jedoch von dem Bischofe des Orts, der ihn ob seiner Gelehrsamkeit und Verdienste beneidete, fortgetrieben sein.845. Darnach starb Leuderich, Bischof von Bremen, und wurde in der St. Petrikirche an der Südseite des Altars bestattet. Er verschied aber am 24. August und die Kirche blieb lange verwaist.

26. Darauf übertrug der ruhmreiche Kaiser Ludwig der Fromme,[72] dem die Zerstörung der Hammaburger Kirche zu Herzen ging, dem ehrwürdigen Ansgar das Bremer Bisthum. Obgleich derselbe nun die kanonischen Verordnungen, nach denen [31] Vorsorge getroffen ist, daß ein Bischof, der durch Verfolgungen aus seinem Sprengel vertrieben wird, in einen andern offen stehenden wieder aufgenommen werden kann, gar wohl kannte, so leistete er doch, damit es nicht Anderen aus Neid zum Aergerniß würde, dem Kaiser hierin lange Widerstand und gab zuletzt nur unter der Bedingung nach, wofern es ohne Beschwerde der Brüder geschähe. Dies wird im Leben unseres Erzbischofes (Kap. 22) auf das vollständigste beschrieben; die Zeitangabe ist jedoch dunkel; diese aber findet sich deutlicher in dem Schenkungsbuche, wo es nämlich heißt: im neunten Jahre Ludwigs II. sei Herr Ansgar vom Geistlichen Aldrich und vom Grafen Reginbald, Gesandten des Kaisers, ins Bisthum geleitet. Dies steht im dritten Buche im 20sten Kapitel. Aber auch in seinem Leben heißt es: Viel Zeit verfloß bis, nachdem der heilige Ansgar das Bremer Bisthum übernommen hatte, dies vom Papste Nicolaus I. bestätigt wurde.

27. Nachdem also der h. Ansgar Bremen übernommen, saß er daselbst 18 Jahre lang auf dem bischöflichen Stuhle. Denn vorher nahm er den zu Hamburg 16 Jahre hindurch ein, was zusammen 34 ausmacht.

Ueber dieses Geschenk königlicher Freigebigkeit hoch erfreut, eilte der Bekenner Gottes nach Dännemark, wo er den Horich, den er als König der Dänen vorfand, zum Christen machte. Dieser errichtete sogleich eine Kirche am Seehafen zu Sliaswig[73] indem er zugleich Erlaubniß gab, daß in seinem Reiche wer wolle Christ werden könne. So bekehrte sich eine unendliche Menge Heiden zum Glauben. Von diesen steht in den Büchern vermerkt, daß mehrere, so wie sie von dem Wasser der Taufe benetzt waren, von allen körperlichen Gebrechen befreiet wurden.[74]

28. Als diese Angelegenheiten nach Wunsch ausgeführt waren, hielt der Heilige Gottes, da er auch für das Volk der Schweden zu wirken beschlossen hatte, mit dem Bischofe Gaudbert [32] Rath, wer von ihnen diese preiswürdige Gefahr um Christi willen bestehen wolle. Gaudbert aber wies dieselbe freiwillig zurück und bat den Ansgar, er möge lieber hingehen.[75] Alsbald erbat sich der unerschrockene Kämpfer vom König Horich einen Gesandten und ein Siegel,[76] und von Dännemark hinüberfahrend gelangte er nach Schweden, wo grade König Oleph bei Birca eine allgemeine Volksversammlung hielt[77] Diesen fand er durch die Barmherzigkeit Gottes in einer so milden Stimmung, daß auf seinen Befehl und mit Zustimmung des Volks und nachdem das Loos geworfen und das Götzenbild befragt war, daselbst eine Kirche gebauet und Allen Erlaubniß zur Taufe ertheilt wurde. Nachdem auch dies nach Wunsch beendet war, übertrug unser Evangelist die Kirche von Schweden dem Priester Erimbert und kehrte heim. - Dies alles stehet in sehr ausführlicher Darstellung im Leben des heiligen Ansgar, ich aber habe es, weil es mir auf Kürze ankam, zusammengezogen. Und trügt mich meine Vermuthung nicht, so scheint hier am treffendsten Ezechiels Prophezeiung vom Gog und Magog in Erfüllung gegangen zu sein. Denn „Ich will Feuer werfen,“ spricht der Herr, „über Magog und über die so in den Inseln sicher wohnen.“ (Hesek. 39, 6.) Manche glauben, dies gehe auf die Gothen, die Rom eroberten; ich aber, in Erwägung, daß die Stämme der Gothen in Schweden herrschen und daß jenes ganze Land in Inseln zerfällt, meine, es könne jene Prophezeiung auf sie angewandt werden, zumal da auch sonst Vieles von den Propheten geweissagt ist, welches noch nicht erfüllt zu sein scheint.

29. Indeß erhob sich im Reiche der Franken ein großer Streit über das Bremer Bisthnm, angeregt aus Neid gegen Ansgar. Indem dieser Hader lange durch das Reich hin in [33] schwerem und unentschiedenem Kampfe sich verbreitete, verursachte er den Zusammenstoß vieler gegen einander eifernden Parteien. Endlich gelang es dem rechtgläubigen Kaiser Ludwig, die Gemüther der einander widerstrebenden,SCH. 7. und zumal Gunthar, den Erzbischof von Köln, dessen Suffragankirche vorher Bremen gewesen war, zu beschwichtigen und er sandte darauf wegen dieser Angelegenheit Boten nach Rom an den allerheiligsten Papst Nicolaus. Dieser bewilligte ohne Schwierigkeit was durch das Bedürfniß der Kirche angerathen und durch die Concilien der Väter als etwas, das zweckmäßig geschehen könne, gebilligt war.864. Er bestätigte also kraft des apostolischen Ansehns, daß die Bremer und Hammaburger Kirche verbunden und fortan als eine einzige betrachtet würden. Die Urkunden über diesen Gegenstand werden noch in der Bremer Kirche sorgfältig bewahrt. In denselben ist auch noch hinzugefügt, daß derselbe Papst Nicolaus sowohl den Ansgar selbst, als auch dessen Nachfolger zu Legaten und Vicarien des apostolischen Stuhles unter allen Völkern der Schweden, Dänen und Sclaven bestellte, was auch schon vorher Gregor (IV.) zugestanden hatte. Die Vereinigung des Bremer und Hammaburger Sprengels fand also in der letzten Zeit des h. Ansgar Statt. In seinem Leben ist das Jahr nicht angegeben, die Verordnung des Königs aber nennt das 21ste Regierungsjahr; die Bulle des Papstes setzt das Jahr des Herrn 858, welches das 29ste seit der Einführung des Erzbischofes ist.[78]

30. Darnach wird im Leben des heiligen Bischofes geschrieben, wie er nach Dännemark kommend den jüngeren Horich auf dem Throne fand. Mit dieser Zeitbestimmung stimmt die Geschichte der Franken, welche der Dänen also gedenkt: die Nordmannen seien die Loire hinaufgefahren und hätten Tours

[34] in Brand gesteckt,[79] dann hätten sie, die Seine hinauffahrend Paris belagert, und Karl habe, von Furcht getrieben, ihnen Land zum Bewohnen gewährt. Dann aber, heißt es dort, nachdem sie Lotharingien verheert und Fresien unterworfen hatten,
kehrten die siegende Faust sie gegen das eigene Fleisch nun.
     (Lucan. Phars. I, 3.)

Denn[80] indem der Nordmannenfürst Gudurm und dessen Oheim, nämlich der Dänenkönig Horich, mit einander stritten, wurden von beiden Seiten so viele hingeopfert, daß das ganze Volk umkam, vom königlichen Stamme aber keiner von Allen übrig blieb, außer einem Knaben, Namens Horich[81] Dieser wüthete, sobald er die Regierung angetreten hatte, im angebornen Hasse gegen die Christen, vertrieb die Priester Gottes und ließ die Kirchen schließen.

31. Dennoch scheute der heilige Bekenner Gottes Ansgar es nicht, zu demselben hinzugehn, und machte, indem ihn die Gnade Gottes geleitete, den blutdürstigen Tyrannen so sanft und milde, daß er selbst Christ ward und allen den Seinigen durch eine Verordnung befahl, dasselbe zu thun, auch an einem anderen Hafenorte seines Reiches, zu Ripen nämlich, eine Kirche erbauete, die zweite in Dännemark. Nachdem unser heiliger Seelenhirt dies alles nach kirchlicher Ordnung besorgt hatte, übertrug er jene Kirche dem Priester Rimbert und kehrte nach Hammaburg zurück, wo er die Nordelbinger ob des Verkaufes von Christen strafte. Von da besuchte er die Friesen, welche er wegen Arbeitens am Tage des Herrn züchtigte, die allzu hartnäckig handelnden aber sogar mit Feuer vom Himmel heimsuchte, und anderes, was den Wundern der Vorzeit nicht unähnlich in seinem Leben beschrieben wird. [35] 32. Und weil sein ganzes Streben auf die Errettung von Seelen ging, so trug er, wenn er einmal von der Predigt der Heiden draußen frei war, daheim für seine geistlichen Stiftungen Sorge. Die erste derselben, deren Angehörige einst durch einen Einfall der Barbaren aus Hammaburg vertrieben waren, versetzte er, wie oben (Kap. 25) gesagt ist, nach Ramsolan. Eine zweite hatte er zu Bremen, bestehend aus frommen Männern, die bis fast zu unserer Zeit, obgleich sie die Kleidung von Kanonikern trugen, doch nach der Mönchsregel lebten. Die dritte Stiftung frommer Jungfrauen gründete er in Birxinon.[82] Daselbst brachte die Christo ergebene Frau Liutgart ihr ganzes Erbe ihrem himmlischen Bräutigam dar und hielt unter ihrer Leitung ein großes Chor der Keuschheit. Für die Armenpflege aber und die Aufnahme der Pilger bereitete er an vielen Orten Gasthäuser. Ein solches und zwar das bedeutendste hatte er zu Bremen, welches er täglich selbst besuchte, und wo er sich nicht schämte, die Kranken persönlich zu bedienen. Auch soll er sehr viele derselben durch sein Wort oder seine Berührung geheilt haben.

33. Er selbst brachte den Leichnam des h. Willehad wieder in die Mutterkirche des heil. Apostels Petrus zurück [von jener Kapelle an der Südseite, wohin er vom Willerich geschafft war]. Und damals geschahen jene Wunder, welche vermöge der Verdienste des heil. Willehad dem Volke kund gethan sind seit dem Jahre des Herrn 861, d. h. seit dem dreißigsten Amtsjahr des Erzbischofes. Denn er selbst, der den Leichnam, wie gesagt, wieder hinüberbrachte, hat sowohl dessen Leben, als dessen Wunderthaten in einzelnen Büchern zusammengefaßt.

34. Und wenn wir die Reihenfolge der Zeiten sorgfältig berechnen, so ist dies gerade die Zeit, wo die Versetzung des heil. Alexander nach Sachsen Statt fand.[83] Dabei scheint uns das [36] merkwürdig zu sein, daß unser Bekenner mit dem fremden Märtyrer wetteiferte, wer von ihnen beiden als der größere und durch die Gnadengabe der Heilungen den Völkern theurere sich zeigen möchte. Einhard in der Geschichte der Sachsen führt dies in anziehender Darstellung aus.

35. Indeß wird uns der heilige Ansgar geschildert, wie er die Gefangenen löste, die Gequälten tröstete, die Seinen lehrte, den Barbaren das Evangelium verkündigte, kurz, wie er, draußen ein Apostel, daheim ein schlichter Mönch, nie unthätig war. Und nicht um die Seinen allein, auch um Andere bekümmerte er sich, wie sie lebten. Auch die Bischöfe ging er mündlich wie schriftlich, strafend und mahnend an, daß sie doch wachen möchten über die Heerde des Herrn. Ja auch den römischen Königen gab er oft kraft seines Sendamtes, und den dänischen Herrschern dem christlichen Glauben gemäß Weisungen. Es sind mehrere Briefe der Art von ihm vorhanden. Einen aber, den er an alle Bischöfe über sein Sendamt, welches, wie er sagt, vom Ebo angefangen war, geschrieben hat, schließt er so, indem er sagt: „Ich flehe ench an, daß Ihr euch bei Gott dafür verwenden möget, daß dieses Sendamt es verdienen möge, zu wachsen und Frucht zu tragen im Herrn. Denn schon ist durch Gottes Gunst sowohl bei den Schweden, als bei den Dänen die Kirche Christi gegründet und die Priester verwalten ohne Hinderniß ihr ordentliches Amt. Gott der Allmächtige mache euch alle zu Theilnehmern dieses Werkes in frommer Zuneigung und zu Miterben Christi an himmlischer Glorie.“[84]

36. Er überlebte aber diese vollständige Verbindung von Hammaburg und Bremen um sieben Jahre. Er saß im Ganzen 34 Jahre lang auf dem erzbischöflichen Stuhle. Seine Bestattung feiert man auf das andächtigste am dritten Februar. Er starb im Jahre des Herrn 865865., in der dreizehnten Römer Zinszahl, [37] d. i. im sechsundzwanzigsten Jahre Ludwigs II. und ward bestattet in der Kirche St. Peters vor dem Altare der h. Mutter Maria. An demselben Tage, an dem er begraben wurde, ward Rimbert, sein Diaconus, zugleich von der Geistlichkeit und von der Gemeinde zu seinem Nachfolger erwählt. Dieser hat auch das Leben dieses heiligen Vaters in wahrhafter Schilderung beschrieben, und deutet in demselben, indem er, wie der h. Johannes, als von einem Anderen spricht, an, daß er als der treueste der Schüler Ansgars Zeugniß gebe von der Heiligkeit, die er in dem Manne Gottes erkannt habe. Dies Buch widmet er den geistlichen Brüdern zu Neu Corvei,[85] indem er sie glücklich preist, daß sie einen solchen Seelenhirten ausgesandt, und uns Glück wünscht, daß wir denselben zu erhalten gewürdigt sind.

37. Der heilige Rimbert saß auf dem erzbischöflichen Stuhle dreiundzwanzig Jahre. Seine Jahre und den Tod seines Vorgängers habe ich in einer aus Corvei hergebrachten Zeitberechnung[86] gefunden. Uebrigens schildert seine von den Brüdern jenes Klosters an die unseren geschenkte Lebensbeschreibung kurz und deutlich sein Wesen und seine Handlungen. „Gleich nachdem er erwählt war, (so heißt es daselbst) wurde er vom Theoderich, Bischof von Minden, und Adalgar, Abt zu Corvei, auf Befehl des Kaisers nach Mainz geleitet. Dort vom hochberühmten Erzbischofe Liutbert geweiht, kam er nach Corvei und empfing das Mönchsgewand, indem er das Gelübde ablegte. Der Abt Adalgar trat ihm seinen Bruder und Namensgenossen Adalgar als Gehülfen ab.“ Dieser ward nachher sein Gefährte in der Predigt des Wortes Gottes, und ward auch würdig befunden, der Erbe seiner Würde zu sein. Das erzbischöfliche Pallium empfing er vom Papste Nicolaus (I.), den Hirtenstab vom Kaiser Ludwig, wie das aus den Urkunden[87] zu ersehen ist. [38] Nachfolgendes aber habe ich aus Rimberts Lebensbeschreibung, aus dem sechzehnten Kapitel ausgezogen.

38. „Außerdem hat er die Pflicht seines Sendamtes, welches ursprünglich, um den Heiden das Wort Gottes zu predigen, von seinem Vorgänger übernommen und nachher ihm durch das Recht der Nachfolge gleichsam erblich zugefallen war, unverdrossen erfüllt, indem er selbst, so oft es seine anderen Geschäfte erlaubten, dasselbe persönlich ausübte, beständig aber an den unter den Heiden selbst fernhin gegründeten und, was das Schwierigste war, nur vermittelst gefahrvoller Seefahrten erreichbaren Kirchen angestellte Priester hielt, von denen sowohl die Heiden das Wort Gottes hörten, als auch die gefangenen Christen Trost empfingen. Diesen Gefahren setzte er sich selbst sehr häufig aus und erlitt, wie der Apostel, oft Schiffbruch, oft bestand er auch andere Gefahren, indem er durch die Hoffnung auf die künftige Seligkeit alle Beschwerden des gegenwärtigen Lebens linderte, und in beständiger Erwägung jenes Wort des Apostels bedachte: „Dieser Zeit Leiden sind der Herrlichkeit nicht werth, die an uns soll offenbaret werden.“ (Röm. 8, 18.)

39. Welche Könige der Dänen zu Rimberts Zeit geherrscht haben, findet man in seinem Leben nicht. In der Geschichte der Franken heißt es, Sigafrid habe mit einem Bruder Halpdani regiert. Diese schickten auch dem Kaiser Ludwig Geschenke, nämlich ein Schwert mit goldenem Griffe und anderes, indem sie um Frieden baten, und sie beschworen, nachdem von beiden Seiten an die Egdora Vermittler gesandt waren, einen festen Vertrag nach Volkessitte vermittelst der Waffen.[88] Es waren auch andere Könige der Dänen oder Nordmannen, die damals mit seeräuberischen Einfällen Gallien heimsuchten. Von diesen waren die vorzüglichsten Horich, Orwig, Gotafrid, Rudolf und Inguar, sämtlich Tyrannen. Der grausamste von allen war Inguar, der [39] Sohn des Lodparch, der die Christen überall unter Martern mordete.[89] Dies ist geschrieben in der Geschichte der Franken.

40. In Herrn Rimberts zwölftem Jahre876. starb Ludwig der Fromme,[90] der große Kaiser. Er bezwang die Boemanen, die Soraben, die Susen[91] und die übrigen Sclavenstämme so, daß er sie zinspflichtig machte. Die Nordmannen aber hielt er durch Verträge und Kriege so gezügelt, daß sie, die doch ganz Frankenland verheerten, seinem Reiche nicht im geringsten schadeten. Nach dem Tode des Kaisers aber herrschte die wildeste Wuth mit losgelassenen Zügeln.

Weil nun die Dänen samt den Nordmannen der Hammaburger Kirche zu geistlicher Pflege untergeordnet sind, so kann ich nicht übergehen, wie viel Böses der Herr sie in jenen Zeiten hat ungehindert verüben lassen und wie weit die Heiden ihre Gewalt über die Christen ausgedehnt haben. Dies alles ist gar kläglich zu lesen in der Geschichte der Franken und in anderen Büchern. Damals ist Sachsen von den Dänen oder Nordmannen verheert worden. Der Herzog Brun ist mit anderen zwölf Grafen erschlagen, die Bischöfe Thiadrich und Marcward sind hingemordet worden. Damals wurde Friesland verwüstet, die Stadt Utrecht zerstört. Der heilige Rabbod, der Bischof der Stadt,[92] schlug den Verfolgern entrinnend, zu Davantria seinen Sitz auf, und strafte, als er daselbst festen Fuß gefaßt hatte, die Heiden mit dem Schwerte des Bannfluchs. Um diese Zeit steckten Seeräuber Köln und Trier in Brand. Den Palast zu Aachen machten sie zu einem Stalle für ihre Pferde.SCH. 8. Mainz aber begann man aus Furcht vor den Barbaren wieder zu befestigen. Doch wozu noch [40] mehr Einzelnes? Städte wurden samt den Bürgern, Bischöfe samt ihren ganzen Heerden dem Untergange geweiht und berühmte Kirchen samt den Gläubigen den Flammen übergeben. Unser Ludwig blieb im Kampfe mit den Heiden Sieger und starb bald darauf (am 20. Januar 882). Luthewig (III.) von Frankenland aber starb, nachdem er bald Sieger, bald Besiegter gewesen war (am 5. August 882). Dies mit tragischer Trauerklage in den Jahrbüchern der Kaiser geschilderte habe ich wegen der Erwähnung der Dänen kurz berührt.

41. Was aber haben wir während der Zeit von unserem Erzbischofe zu vermelden? Siehe nach in seinem Leben im zwanzigsten Kapitel. Da heißt es: „Nachdem er beinahe alles, was er hatte, auf Lösung der Gefangenen verwandt hatte, stand er, als er nicht umhin konnte, auch das Elend noch Vieler, die in den Händen der Heiden in der Gefangenschaft waren, anzusehen, nicht an, auch die Altargefäße herzugeben.“ Er sagte mit dem h. Ambrosius: „Besser ist es, dem Herrn Seelen als Gold zu bewahren.“ Darum also sind jene Gefäße werthvoll, welche Seelen vom Tode erlösen.

Auch scheint es, da wir der Verfolgung gedacht haben, welche damals weithin gegen die Kirchen entbrannte, nicht unpassend, eines großen Wunders zu erwähnen, welches damals ob des Verdienstes des heil. Rimbert den Friesen kund gethan wurde. Dieses hat der Beschreiber seines Lebens, ich weiß nicht warum, übergangen. Bovo aber, der Abt von Corvei, hat es, wo er von den Begebenheiten seiner Zeit berichtet, nicht verschwiegen, indem er sagt: „Als in neuerer Zeit ein schwerer Einfall der Barbaren beinahe im ganzen Frankenreiche rasete, traf es sich, daß sie auch durch ein Gericht Gottes in eine Landschaft Frieslands verschlagen wurden, die, in einer fernen und an dem großen Meere liegenden Gegend gelegen, Nordwidi (Norden) heißt. Diese Landschaft wollten sie also verwüsten. Dort war damals der ehrwürdige Bischof Rimbert, durch dessen Ermahnungen und [41] Lehren gestärkt und angeleitet die Christen mit den Feinden zusammen trafen und von ihnen 10377 erschlugen; noch mehrere aber wurden, während sie auf der Flucht Rettung suchten, beim Uebergang über die Flüsse getödtet.“ Dies hat jener geschrieben hinterlassen. Ob dieser wundervollen Begebenheit wird bis auf den heutigen Tag das Verdienst des h. Rimbert bei den Friesen ausnehmend hoch gestellt und sein Name mit besonderer Vorliebe vom Volke gefeiert, so daß der Hügel, auf dem der Heilige betete, während die Schlacht geliefert wurde, durch das fortwährende Grün des Rasens sich auszeichnet.

Die Nordmannen aber beschlossen, den Schlag, den sie in Friesland bekommen hatten, am ganzen Reiche zu rächen, und fielen mit ihren Königen Sigafrid und Gotafrid, indem sie in den Rhein, die Maas und die Schelde einliefen, in Gallien ein, mordeten in einem jammervollen Blutbade die Christen, und indem sie den König Karl selbst angriffen, hatten sie über die Unseren ihr Gespött. Auch nach England sandten sie einen von den Gefährten, den Halpdani, und als dieser von den Angeln erschlagen wurde, setzten die Dänen an dessen Stelle den Gudred. Dieser aber eroberte Nordimbrien (Northumberland).[93] Und von der Zeit an sollen Friesland und England unter der Botmäßigkeit der Dänen gewesen sein. Dieses steht in der Geschichte der Angeln.

42. Ohne Grund fragt man bei den Heiligen nach Zeichen und Wundern, welche auch böse Menschen thun können; denn nach dem Ausspruche der h. Väter ist es ein größeres Wunder, eine Seele, die in Ewigkeit leben soll, von der Sünde zu bekehren, als den Körper, der doch nur wieder sterben muß, vom Tode zu erwecken. Damit wir aber wissen, daß dem h. Rimbert auch diese Gnadengabe nicht gefehlt habe, so vernehmen wir, daß er wie die alten Heiligen Wunder gethan habe; er habe nämlich häufig auf seiner Fahrt nach Schweden hinüber den Sturm des Meeres durch seine Rede beschwichtigt, und einen Blinden durch [42] die Firmelung, die er in bischöflicher Weise an ihm vollzogen habe, wieder sehend gemacht. Auch soll er einen Königssohn von einem bösen Geiste befreiet haben. Es schrie nämlich im Beisein mehrerer Bischöfe der unreine Geist aus dem Munde des Besessenen hervor, Rimbert habe von allen allein das ihm anvertrauete Amt würdig geführt, und verursache ihm deshalb Qual. Siehe in seinem Leben im zwanzigsten Kapitel. — Ich vermuthe, daß dieses der Sohn König Ludwigs, Karl war, der in einem der letzten Jahre des Erzbischofes des Reiches entsetzt, seinen Brudersohn Arnolf zum Nachfolger erhielt. Die Geschichte der Franken berichtet,873. dies sei in Wahrheit geschehen zu Franconford, im vierunddreißigsten Jahre Kaiser Ludwigs.[94]

43. Es war also der h. Rimbert ein sehr geplagter Mensch, wie Moses (4. Mos. 12, 3) und ward, wie der Apostel (1 Kor. 9, 22) den Schwachen als ein Schwacher und jedermann allerlei, auf daß er allenthalben selig machete. Besondere Sorge aber trug er für die Almosen der Armen und für die Lösung der Gefangenen. Als er daher einmals in die Lande der Dänen gekommen war, wo er an einem Orte, der Sliaswig heißt, für die junge Christengemeinde eine Kirche erbauet hatte, sah er eine Schaar gefangener Christen gefesselt einherschleppen. Und kurz, was geschah? Er that sofort ein doppeltes Wunder. Er zerbrach mit dem Worte seines Mundes die Ketten und löste mit seinem Rosse die Gefangenen. Siehe das achtzehnte Kapitel seines Lebens.

44. Und weil die Verheerungswuth der Nordmannen oder Dänen allen Glauben übersteigt, so kann es um so mehr Bewunderung erregen, daß die heil. Bekenner Gottes Ansgar und Rimbert durch so viele Gefahren des Meeres wie des Festlandes hindurch zu jenen Völkern unerschrocken eilten und ihnen predigten, ihnen, vor deren Angriffen doch selbst wohlbewehrte Könige so wenig wie die mächtigen Völker der Franken Stand halten konnten. Jetzt aber „weil die Heiligen abgenommen haben und [43] der Gläubigen wenig ist unter den Menschenkindern“ (Psalm 12, 2) halten

wir, das träge Geschlecht, das des Hauses sich freut und
     des Schattens,[95]

es kaum für möglich, daß in einer solchen Zeit grausamer Verfolgung selbst ein Apostel es wagen sollte, eine so wilde Nation, die ein kaum menschliches Leben führt, in einem von unserer Weltgegend so ganz in äußerster Ferne entlegenen Lande aufzusuchen. Wir wissen aber nicht, daß alle Tage auch für uns das Wort gilt: Gehet hin in alle Welt, und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Marci 16, 15. Matth. 28, 20.)

45. Noch viel anderes giebt es, was sich über unseren Heiligen in seinem Buche aufgezeichnet findet. Darunter ist die That bemerkenswert, daß er die Seele eines verstorbenen Priesters, der ihm als Geist erschien und ihn darum anflehete, dadurch, daß er vierzig Tage bei Wasser und Brod fastete, von der Qual erlöste. Sein Vorgänger hatte vier Klöster gegründet; er fügte denselben ein fünftes hinzu in der Haide Buggin.[96] Uebrigens trug er, obwohl er für alles eine sehr sorgfältige Aufmerksamkeit hegte, doch besonders Sorge für den Hammaburger Stuhl, indem er sowohl den geistlichen Brüdern als den Armen daselbst erwünschte Stärkungen brachte.

46. Das Gasthaus zu Bremen, welches vom heil. Ansgar zum Unterhalte der Armen gegründet wurde, erweiterte er selbst ansehnlich, und reichte nicht nur in seinem Bisthume, sondern überall, wo er sich aufhielt, den Armen mit allem Eifer Nahrung dar, indem er den Nachkommen das denkwürdige Mahnwort hinterließ: „Wir dürfen nicht zögern, allen Armen zu Hülfe zu eilen, weil wir nicht wissen, wer Christus ist, oder wann er zu uns kommt.“ Die Wohlthat seines Wortes gewährte er allen unermüdlich; zu welchem Behufe er auch die Aussprüche des h. Gregor ausziehen ließ, die er selbst mit eigener Hand abschrieb. [44] Man hat verschiedene Briefe von ihm an mehrere Personen; darunter ist besonders ausgezeichnet einer an die Jungfrauen, in dem er, die Jungfräulichkeit des Körpers preisend, nachweist, daß manche im Geiste Buhlerei treiben. Endlich von Krankheit und Altersschwäche aufgerieben, ließ er diejenigen, die er selbst nicht versorgen konnte, durch seinen Gehülfen Adalgar im Herrn stärken; den Adalgar aber empfahl er auch in die Hände des Königs. Er starb im Jahre des Herrn 888,888. in der 6ten Römer Zinszahl. Sein Todestag ist der 11. Juni. Er ist bestattet außerhalb der St. Peterskirche im Osten, wie er selbst verlangte.

47. Erzbischof Adalgar saß zwanzig Jahr lang auf dem erzbischöflichen Stuhle. Diese Jahre desselben entnehmen wir der oben erwähnten Zeitberechnung, sein Leben aber erfahren wir aus dem Buche des h. Rimbert. Im zwölften Kapitel, wo berichtet wird, wie der heil. Rimbert Mönchskleidung anlegte und das Ordensgelübde aussprach, wird daraus hinzugefügt: „Zur Unterstützung in dieser Hinsicht ward beliebt, ihm einen Mann von ausgezeichnetem Wandel beizuordnen, seiner Amtsstufe nach einen Diaconus, Namens Adalgar. Dieser Mann, heißt es daselbst, ehrwürdig nicht nur als Nachahmer Rimberts dem Wandel nach, sondern auch durch seine hohe Stellung als dessen Nachfolger, ist noch heutzutage am Leben, und bezeugt mit vielen anderen, daß der h. Erzbischof Rimbert sich durch sein Amt als Seelsorger seiner Gemeinde an der vollständigen Ausübung seiner Mönchspflichten durchaus nicht habe hindern lassen,“ u. s. w. Ebenso im einundzwanzigsten Kapitel heißt es: „Als der heilige Rimbert bereits von Altersschwäche beschweret wurde, befiel ihn auch ein fortwährender Schmerz in den Füßen. Daher erbat er sich von den glorreichsten Königen Ludwig und dessen Söhnen die Vergünstigung, daß ein ausgezeichneter Mann, Adalgar, Mönch zu Corvei, ihm zur Beihülfe bestellt wurde, damit er an demselben in dem, woran er durch seine Körperschwäche verhindert war, nämlich in der Bereisung des Bisthumes, im Besuchen der [45] öffentlichen Versammlungen, einen Gehülfen hätte, und auch dann, wann es von ihm verlangt wurde, mit seinem Gefolge sei es in's Feld, sei es an den Hof sich zu begeben. Rimbert erlangte es auch, daß Adalgar in Bezug auf die Amtswahl zu seinem Nachfolger bestimmt und unter die Räthe des Königs aufgenommen wurde, indem die Brüder und der Abt seines Klosters darein willigten und die h. Synode das alles bestätigte.“

48. Den Hirtenstab empfing Erzbischof Adalgar von König Arnulf, das Pallium vom Papste Stephan.[97] Geweihet aber wurde er von Sundrold, Erzbischof von Mainz, und wirkte in der schweren Zeit der von den Barbaren verübten Verheerung. Doch aber unterließ er, wie das aus den Urkunden zu ersehen ist, nicht die eifrige Wahrnehmung seines Sendamtes an die Heiden, sondern war darauf bedacht, wie seine Vorgänger, für diese Thätigkeit besonders bestellte Priester zu halten.

49. Von der Geschichte der Dänen habe weder ich, noch haben soviel ich weiß, andere weiter etwas geschrieben gelesen; ich vermuthe, vielleicht aus dem Grunde, weil die Nordmannen oder Dänen damals von König Arnulf in schweren Kämpfen bis zur Vernichtuug aufgerieben sind. In diesem KriegeSCH. 9. waltete eine Fügung des Himmels. Denn während hunderttausend Heiden891. erschlagen wurden,[98] fand sich's, daß kaum einer von den Christen gefallen war. Und so ward gehemmet die Verfolgung der Nordmannen, indem der Herr das Blut seiner Knechte rächete, welches schon seit sechzig bis siebzig Jahren vergossen war. Das erzählt die Geschichte der Franken.

50. Ich habe aber aus dem Munde des höchst wahrhaften Dänenkönigs Suein, als er auf unsere Aufforderung seine Ahnen herzählte, gehört, wie er sagte: „Nach der Niederlage der Nordmannen [46] regierte, wie ich gefunden habe, Heiligo, ein wegen seiner Gerechtigkeit und Frömmigkeit beim Volke beliebter Mann. Ihm folgte Olaph, der, von Schweden kommend, das dänische Reich mit Gewalt der Waffen eroberte und viele Söhne hatte, von denen Chnob und Gurd nach dem Tode des Vaters die Regierung bekamen."

51. Im siebenten Jahre Adalgars895. belästigte Hermann, Erzbischof zu Köln, denselben mit großen Kränkungen, indem er Bremen Köln zu unterwerfen trachtete.SCH. 10 Daher wurden aus der zu Tribur versammelten Synode unter Vorsitz des Haddo von Mainz die Freibriefe des päpstlichen Stuhles für aufgehoben und die Erlasse der glorreichen Fürsten für null und nichtig erklärt, indem, wie es heißt, durch unbillige Beschlüsse Pabst Formosus[99] und König Arnulf darein willigten. In der daraus vollzogenen Unterschrift unter dem Decrete der Synode steht Erzbischof Adalgars Name unter denen am letzten Ende des Concils.[100] Bedeutend war bei der Gelegenheit auch der Vorfall mit dem Adelin und Widger, die mit einander im Zweikampfe zusammentrafen und so die Versammelten zum Anblicke eines traurigen Schauspieles herbeizogen. Widget von unserer Seite soll besiegt und am folgenden Tage gestorben, und fortan Bremen unter Adalgar und Hoger ununterbrochen eine Suffragankirche von Köln geblieben sein. Weil ich dies auf diesem Concil geschrieben gefunden habe, so habe ich es wiedererzählt, ohne zu entscheiden, ob es wahr oder falsch ist. [47]

52. Zwei Jahre darauf starb Papst Formosus, im vierten SCH. 11. aber verschied König Arnulf. Darauf folgte der Einfall der Ungarn und die Kirchenverfolgung. Unser Erzbischof, gar hoch899. betagt, konnte nicht mehr recht den Feinden widerstehen, oder was geschehen mußte, verfügen. Daher soll er vom Corveier Kloster den Hoger zum Gehülfen bekommen haben, auf dessen Hilfe und Dienstleistung gestützt er selbst als ausgedienter Greis der Muße pflegen könnte. So ließ der allmächtige Gott, der es mitunter zuläßt, daß die Gerechten, damit sie besser werden, in Versuchung kommen, unserem Erzbischofe aus der Versuchung auch einen Gewinn hervorgehen, auf daß er sie zu ertragen vermöchte. [101] Papst Sergius nämlich, welcher der siebente[102] nach dem Formosus war und beinahe eben so viel Jahre lang auf dem päpstlichen Stuhle saß, erneuerte voll Erbarmens mit den Anfechtungen Adalgars, wieder die Vorrechte der Bremer Kirche und bestätigte alles, was von Gregor und Nicolaus, seinen Vorgängern, dem Ansgar und dem Rimbert bewilligt worden war.[103] Außerdem aber wurden, weil Erzbischof Adalgar von der Last des Alters beschwert, in Bezug auf die Rundreisen in der Gemeinde, die Predigt und die Weihung der Bischöfe sein Hirtenamt nicht mehr zu üben vermochte, demselben vom Papste fünf benachbarte Bischöfe zu Gehülfen gegeben, nämlich Sigmund [von Halberstadt], Wigbert [von Ferden], Biso [von Podarbrunn], die beiden Bernari [von Minden und von Osnabrück], damit auf ihre Hülfe der Greis sich stützen könnte. Mir sind die Gnadenbriefe des Papstes Sergius an beide zur Hand, in denen [48] dies so enthalten ist. Zu verwundern aber und nichts hinlänglich ausgemacht scheint es mir, ob vom Adalgar Bischöfe für die Heiden abgeordnet sind, wie es der Gnadenbrief andeutet, oder ob nicht diese Abordnung der Bischöfe bis auf die Tage Adaldag's unterblieben ist, wie mir das glaubwürdiger däucht, zumal da die Verfolgungswuth der Barbaren kaum schlichte Priester unangetastet im Lande bleiben ließ. Denn die Missethat der Amoriter ist noch nicht alle (1 Mos. 15, 16), und noch ist nicht kommen die Zeit, sich ihrer zu erbarmen.

909. Darnach ging der Erzbischof hinüber im Jahre des Herrn 909 am neunten Mai, und ist bestattet in der St. Michaeliskirche, die er selbst aus Liebe zu seinem Lehrer über dessen Grabe errichtet hatte.

53. Erzbischof Hoger saß auf dem erzbischöflichen Stuhle sieben Jahre lang. Auch seine Jahre habe ich in dem obenerwähnten Buche[104] gefunden, und daß er unter obschwebendem Streite vom Erzbischofe (Hermann) von Köln geweihet sei. Das Pallium empfing er vom Papste Sergius, den Stab vom König Ludwig. Woher er gewesen und wie er gelebt habe, weiß Gott. Indeß habe ich in den älteren Büchern der Kirche mit einem Verse ihn bezeichnet gefunden, nämlich so:

Hoger war heilig und rein, der siebte gewählete Heros.

Von seiner Heiligkeit giebt auch Zeugniß die Ueberlieferung der Alten, die berichtet, er habe, sehr strenge in der Kirchenzucht, die Klöster seines Sprengels häufig besucht. Daher eilte er auch, als er sich zu Hammaburg aufhielt, um zu erforschen, was die Brüder machten, mitten in der Nacht nach Ramsolan zu den Frühvigilien. Er war ein treuer und kluger Hausverwalter, der, wie er oft selbst wachend die Nacht hinbrachte, so auch die Seinen vom Schlafe abhielt und dem kommenden Bräutigam freudig entgegeneilte, sprechende: „Siehe, hie bin ich und die Kinder, die mir der Herr gegeben hat.“ (Jesaia 8, 18.) [49] 54. Im zweiten Jahre Herrn911. Hoger's ward Ludwig das Kind bestattet und Konrad, Herzog der Franken, zum Könige erhoben. Mit diesem Ludwig endete das alte Geschlecht Karls (des Großen). Bis hieher gehet auch die Geschichte der Franken;[105] was ich von nun an sagen werde, habe ich in vielen unterschiedlichen zuverlässigen Büchern gefunden. Einiges aber hat mir auch der hochberühmte König der Dänen auf meine Bitte also erzählt: „Nach Olaph, dem Schwedenfürsten,“ sagte er, „der mit seinen Söhnen in Dännemark regierte, ward an dessen Stelle Sigerich gesetzet. Und als dieser eine kleine Zeit regiert hatte, so beraubte ihn Hardegon, ein Sohn des Suein, vom Nortmannenland kommend, des Reiches.“ Von allen diesen Königen aber, oder vielmehr Tyrannen der Dänen ist es ungewiß, ob mehrere von ihnen zu gleicher Zeit gelebt haben. Uns genüge es zu wissen, daß sie alle, noch Heiden waren, und daß bei so häufigen Regierungswechseln und Ausfällen der Barbaren das Christenthum in Dännemark, welches vom h. Ansgar gepflanzet ward, doch einigermaßen Bestand gehabt hat und nicht ganz verkommen ist. In jenen Tagen bedrängte die entsetzlichste Verfolgung das Sachsenland, indem von der einen Seite Dänen und Sclaven, von der anderen Böhmen und Ungarn die Kirchen plünderten. Damals wurde der Hammaburger Sprengel von den Sclaven, und der Bremer durch einen Angriff der Ungarn verheert. Indeß starb der Bekenner Gottes, Hoger, und ward bestattet in der St. Michaeliskirche bei seinem Vorgänger im Jahre des Herrn 915.[106]916. Sein Gedächtniß wird am 20. Dezember gefeiert. 125 Jahre später, als die kleine Kapelle durch die Länge der Zeit verfallen war, suchte man den Leichnam dieses Bischofes auf, konnte aber außer den Kreuzen des Palliums und dem Kopfkissen des Bischofes weiter nichts finden.[107] Und ich [50] glaube, daß seine Wiederauferstehung vollführet ist, in derselben Weise, wie Andere überliefern, daß dies in Wahrheit mit David und Johannes dem Evangelisten geschehen sei.

53. Reginward war kaum ein Jahr Erzbischof. Von seinem Leben ist nichts auf uns gelangt, nur seinen Namen kennen wir. Da ich aber erfahren habe, daß sein Nachfolger dem Concil zu Altheim beiwohnte,[108] welches (am 20. Sept. 916) im fünften Jahre König Konrads gehalten wurde, in dem auch unser Hoger starb, so habe ich daraus geschlossen, daß Reginward, der zwischen beiden in der Mitte war, kein volles Jahr gelebt haben muß; jedoch ist es mir nicht möglich gewesen, irgendwo eine Urkunde von ihm zu finden.

In jenen Tagen berichten die Nachkommen von einem großen Wunder, das zu Bremen geschehen sei. Die Ungarn hätten nämlich die Kirchen angezündet und die Priester vor den Altären hingemordet, die übrige Geistlichkeit aber mit dem Volke vermischt entweder ungestraft erschlagen oder in die Gefangenschaft abgeführt. Damals seien auch Kreuze von den Heiden verstümmelt und verhöhnt. Zeichen dieser Wuth haben bis zu unseren Tagen sich erhalten. Allein der Gott der Eiferer (2 Mos. 34, 14), dessen Leiden hier verspottet war, ließ die Ungläubigen nicht ungestraft von dannen ziehn. Denn ein plötzlich entstehender wunderbarer Sturm hob von den halbverbrannten Kirchendächern die Schindeln empor, die er den Heiden ins Gesicht und in die Augen trieb und sie so zwang, sich entweder, indem sie ihr Heil in der Flucht suchten, in den Fluß zu stürzen, oder von den Bürgern sich gefangen nehmen zu lassen. Und nicht lange währte es, so folgte der Vernichtung der Heerde alsbald des guten Hirten Tod. Derselbe starb am 1. October[109]918. und wurde seinen Vorgängern in der Kirche St. Michaelis beigesellt.

56. Erzbischof Unni saß 18 Jahre auf dem erzbischöflichen [51] Stuhle. Seine Jahre und sein Ende habe ich in der oben erwähnten Schrift gefunden. Die Brüder haben folgendes überliefert: als Reginward gestorben gewesen, sei Leidrad, der Propst des Bremer Kapitels, von Geistlichkeit und Volk erwählt. Dieser kam in Begleitung Unni's, den er als Capellan bei sich hatte, an den Hof. König Konrad aber reichte, vom Geiste Gottes, wie man glaubt, ergriffen, das glänzende Aeußere des Leidrad verschmähend, dem nur kleingewachsenen Unni, welchen er hinten stehen sah, den Hirtenstab. Ihm verlieh auch Papst Johann X, wie der Gnadenbrief ausweist, das Pallium.[110] Er war aber, wie aus seiner Erwählung und seinem Tode zu ersehen ist, ein gar frommer Mann, ob welcher Frömmigkeit er auch den Königen Konrad und Heinrich fortwährend ein vertrauter und von ihnen mit Ehrfurcht behandelter Freund blieb. Daher wird er auch so im Verse geschildert:

Treu und geschätzt von den Fürsten war Unni, der
     neunte der Reih' nach.

57. In seinen Tagen verwüsteten die Ungarn nicht nur unser Sachsen und andere Provinzen diesseits des Rheins, sondern auch jenseits des Rheins Lotharingien und Frankenland. Auch die Dänen plünderten mit Hülfe der Sclaven zuerst die überelbischen Sachsen, dann diesseits der Elbe und erfüllten Sachsen mit großem Schrecken. Bei den Dänen regierte damals Hardecnudth Worm,[111] ein, das sage ich, sehr blutdürstiger Drache und den Christenleuten in nicht geringem Grade feind. Er vertrieb, da er das Christenthum in Dännemark ganz zu zerstören unternahm, alle Priester Gottes aus seinem Lande und ließ auch sehr viele unter Qualen hinmorden.

58. König Heinrich aber, der schon von Kindesbeinen an Gott fürchtete und in dessen Barmherzigkeit sein ganzes Vertrauen setzte, besiegte die Ungarn in vielen schweren Treffen, und [52] setzte auch die Behemen und Soraben, welche schon von anderen Königen bezwungen waren, und die übrigen Sclavenvölker durch ein gewaltiges Treffen so in Furcht, daß die Ueberlebenden, deren fast nur noch wenige waren, sowohl dem Könige Zins, als Gott dem Herrn Christen zu werden von selbst gelobten.

59. Darnach934. rückte Heinrich mit Heeresmacht in Dännemark ein, und setzte gleich beim ersten Angriffe den König Worm so in Schrecken, daß er Gehorsam gelobte und flehentlich um Frieden bat.

So setzte Heinrich der Sieger zu Sliaswich, welches jetzt Heidiba[112] genannt wird, die Gränzen des Reiches, und setzte daselbst einen Markgrafen ein; sandte auch eine Ansiedelung von Sachsen hin, daselbst zu wohnen.[113]

Dies alles überliefere ich nach dem Berichte eines Bischofes der Dänen, eines verständigen Mannes, wahrhaft, wie ich es empfangen habe, also getreulich unserer Kirche.

60. Als daraus unser höchstselige Erzbischof Unni sahe, daß die Thür des Glaubens den Völkern geöffnet war, sagte er Gott Dank für die Errettung der Heiden, insbesondre aber weil die Mission der Hammaburger Kirche, welche wegen Ungunst der Zeiten lange vernachlässigt war, durch die zuvorkommende Barmherzigkeit Gottes und des Königs Heinrich Tapferkeit Raum und Zeit zu wirken erhielt. Daher beschloß Unni, der dafür hielt, um Christi willen könne nichts mühevoll und schwer auszuführen scheinen, selbst seinen Sprengel in seiner ganzen Ausdehnung zu bereisen. Ihm folgte die ganze Heerde der Bremer Kirche, trauernd ob der Abwesenheit ihres guten Hirten, und bereit mit ihm in Kerker und Tod zu gehen.

61. Als aber der Bekenner Gottes zu den Dänen kam, wo damals, wie gesagt, der höchst grausame Worm regierte, so konnte [53] er ihn zwar wegen seiner angeborenen Wildheit nicht beugen, jedoch soll er den Sohn des Königs, Harold,[114] durch seine Predigt gewonnen haben. Diesen machte er Christo so getreu, daß er das Christenthum, welches sein Vater immer gehaßt hatte, öffentlich zu üben verstattete, obwohl er selbst das Sacrament der Taufe noch nicht empfing.

Nachdem er also im Reiche der Dänen in den einzelnen Kirchen Priester angestellt hatte, empfahl, so wird erzählt, der Heilige Gottes die Schaar der Gläubigen dem Harold. Dieser gewährte ihm auch Unterstützung und gab ihm einen Abgeordneten mit, und so drang er in's Innere aller Inseln hinein, den Heiden das Wort Gottes verkündend, und die Gläubigen, die er dort in Gefangenschaft fand, im Herrn tröstend.

62. Darnach folgte er den Spuren des großen Verkünders des Evangelii, des Ansgar, fuhr durch das baltische Meer und kam nicht ohne Mühsal nach Birca, wohin siebenzig Jahre hindurch seit dem Tode des h. Ansgar keiner der Lehrer des Wortes Gottes zu kommen wagte, außer allein, wie wir lesen, Rimbert. So hielt die Verfolgungswuth der Heiden die Unseren fern. Birca ist eine Stadt der Gothen, in der Mitte von Schweden gelegen,[115] nicht weit von jenem Tempel, der von allen, welche die Schweden haben, wegen des Götzendienstes am berühmtesten ist, Namens Ubsola. An diesem Orte bildet eine Bucht desjenigen Meeres, welches man das baltische oder barbarische nennt, bei der Biegung desselben nach Norden zu einen Hafen, der den Barbarenvölkern, welche an diesem Meere hin zerstreut hausen, erwünscht, für Unvorsichtige jedoch und jener Gegenden Unkundige sehr gefährlich ist. Denn die Bircaner, welche oft von den Einfällen der Seeräuber, deren dort eine große Menge ist, heimgesucht wurden, versuchten es, da sie mit Gewalt der Waffen nicht zu widerstehen vermochten, die Feinde mit schlauer List zu täuschen. [54] Sie verbauten nämlich die Bucht dieses friedelosen Meeres hundert und mehr Stadien weit mit verborgenen Steinmassen, und machten so für die Ihrigen gleichwie für die Räuber die Fahrstraße gefährlich. An diesem Standorte aber pflegen, weil er unter allen Küstengegenden Schwedens am sichersten ist, alle Schiffe der Dänen oder Nortmannen und ebenso der Sclaven und Semben und andere Völker Scythiens wegen verschiedener Handelsbedürfnisse gewöhnlich zusammenzukommen.

63. In diesem Hafen landete der Bekenner des Herrn und begann an den Völkern sein ihnen neues Sendamt auszuüben. Denn die Schweden und Gothen oder, wenn sie so besser benannt werden, die Nortmannen hatten, weil damals die Zeiten der Auszüge der Barbaren waren, während deren in wenig Jahren viele Könige eine blutige Zwingherrschaft geführt hatten, die christliche Religion ganz vergessen und konnten nicht leicht zum Glauben beredet werden. Ich habe von dem oft erwähnten dänischen Könige Suein vernommen, daß damals bei den Schweden einer, Namens Ring, mit seinen Söhnen Herich und Edmund regiert habe, und daß Ring selbst wieder zu Vorgängern gehabt habe den Anund, den Bern und den Olaph, von denen im Leben des heil. Ansgar geredet wird und andere, deren Namen nicht vorkommen. Und es ist glaublich, daß der Kämpfer Gottes, Unni, eben diese Könige, obwohl sie nicht glaubten, besucht und mit ihrer Erlaubniß das Wort Gottes in Schweden gepredigt habe. Nach meiner Meinung aber ist es, wie es unnütz zu sein scheint, den Handlungen derer nachzuspüren, die nicht glaubten, in eben dem Grade unfromm, die Errettung derer zu übergehen, welche zuerst geglaubt und durch welche sie geglaubt haben. Die Schweden also und die Gothen, die vom h. Ansgar zuerst im Glauben gepflanzt und dann wieder in's Heidenthum zurückgefallen waren, wurden vom h. Vater Unni wieder auf den rechten Weg zurückgebracht. Das genügt zu wissen, damit ich nicht, wenn ich mehr sage, unwahr sein zu wollen scheine. Denn, wie der heilige [55] Hieronymus (Briefe 2.) sagt, besser ist es, das Wahre unbeholfen, als das Falsche sein beredt vorzubringen.

64. Nachdem der Evangelist des Herrn nun die Pflicht seines936. Sendamtes vollzogen hatte und sich endlich anschickte heimzukehren, ward er zu Birca von Krankheit befallen und legte daselbst seines müden Körpers Hülle ab. Die Seele erstieg, mit vielfachen Triumphen über gerettete Seelen gekrönt, zu ewiger Freude die Burg des himmlischen Vaterlandes. Darauf besorgten die Jünger des Erzbischofes die Leichenfeier theils mit Wehklagen, theils mit Freuden, und begruben die übrigen Glieder in eben jener Stadt Birca, indem sie nur das Haupt nach Bremen zurückbrachten, welches sie mit gebührender Ehre in der St. Peterskirche vor dem Altare bestatteten.

Er starb aber, nachdem er die Bahn des Wettlaufes wohl zurückgelegt hatte, in Scythien, wie es heißt, im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 936, um die neunte Römer Zinszahl, Mitte Septembers. Dies ist das erste Jahr Otto's des Großen,Sept. 17. seit dem Tode des h. Willehad, des ersten Bischofes von Bremen, das 148ste.

65. Wohlan, ihr Bischöfe, die ihr, daheim sitzend, den kurzen Genüssen des Ruhmes, des Gewinnes, des Bauches und des Schlafes in eurem bischöflichen Amte den ersten Platz einräumt, sehet doch, ich bitte euch, zurück auf diesen, in dieser Welt armen und mittelmäßigen, sonst aber gerade recht preiswürdigen und großen Priester Christi, der einst mit einem so herrlichen Lebensende gekrönt, den Nachkommen das Beispiel gab, daß keine Schwierigkeit der Zeit oder des Orts eure Trägheit entschuldigen kann, da er selbst durch so große Gefahren zu Wasser wie zu Lande hindurch die wilden Völker des Nordens aufsuchte und die Pflichten seines Sendamtes mit solchem Eifer erfüllte, daß er an den äußersten Grenzen der Erde starb, seinen Geist um Christi willen hingebend.

Scholien

[6] Schol. 1. Einhard, einer der Capellane Kaiser Karls, hat dessen Leben und Die Sachsenkriege beschrieben

[14] Schol. 2. Damals saß auf dem päpstlichen Stuhle Paul I.

[18] Schol. 3.Fresien ist ein Küstenland, durch pfadlose Sümpfe unzugänglich, und hat 17 Gaue, von denen der dritte Theil zum Bremer Bisthume gehört, mit folgenden Namen: Ostraga, die Rustrer, Wanga, die Triesmerer, Herloga, die Norder, und die Morseten.[116] Und diese sieben Gaue haben ungefähr fünfzig Kirchen. Diesen Theil Frieslands trennt von Sachsen ein Sumpf, der Waplinga[117] heißt, und die Mündungen des Flusses Wirraha.[118] Vom übrigen Friesland scheidet es der Sumpf Emisgoe und der Ocean.

Schol. 4.Von jenen 17 Gauen gehören fünf zum Bisthume Münster, indem der h. Lutger, der erste Bischof dieses Ortes, sie von Kaiser Karl geschenkt erhielt. Sie heißen folgendermaßen: Hugmerchi, Hunusga, Fivilga, Emisga, Federitga[119] und die Insel Bant.

[21] Schol. 5. Dies steht geschrieben in der Geschichte des h. Ansgar und in den Privilegien der Päpste.

[28] Schol. 6.Turholz ist ein sehr angesehenes Kloster in Flandern, ausgezeichnet durch seine Mönche, um dessen Wiedererlangung die Bischöfe unserer Kirche schon seit langer Zeit Streit haben. Erzbischof Adelbert aber brachte die Angelegenheit so zu Ende, daß der Zwist durch einen bewilligten Austausch entschieden ward, welchem Vergleiche der Kaiser und der Herzog von Flandern beipflichteten.

[33] Schol. 7. Das Konzil, auf dem die Vereinbarung getroffen wurde, fand zu Worms statt, in Gegenwart des Kaisers, wie die Urkunde bezeugt.

[39] Schol. 8. Der Palast zu Aachen, den Fürst Ordwigh zerstört hatte, blieb bis zur Zeit Otto's achtzig Jahre lang in Trümmern liegen.

[45] Schol. 9. Daselbst wurden die Könige Gotafried und Sigafrid erschlagen.

[46] Schol. 10. Papst Stephan (V.), der sechs Jahre (885-891) auf dem Stuhle St. Peters saß, befahl dem Erzbischofe Hermann von Köln und dem Erzbischofe Adalgar von Hammaburg, die mit einander um die Bremer Kirche stritten, nach Worms zur Synode zu kommen, und beauftragte den Erzbischof Fulco von Reims, den er zu seinem Stellvertreter ernannt hatte, ihre Sache zu untersuchen.[120]

[47] Schol. 11. Beide nämlich, der König, wie der Papst, hatten ein trauriges Lebensende, indem Formosus von seinem Nachfolger noch nach seinem Tode seiner Würrde beraubt und aus dem Grabe geworfen wurde; König Arnulf aber ward lebend von Würmern verzehrt und endlich duch Gift getödtet durch ein schweres Strafgericht Gottes.

Anmerkungen der Übersetzung von J. C. M. Laurent

  1. Im Leben Karls des Großen, Kap. 15.
  2. Hadeln
  3. Adam verwechselt hier den lateinischen Ausdruck Visula, den Einhard im Leben Karls, Kap. 15, für die Weichsel gebraucht, mit Visurgis, Weser.
  4. Eine, diesem Text genau entsprechende Stelle scheint nicht vorhanden zu sein
  5. Diese Stelle fehlt in der ältesten Handschrift, und so auch weiterhin die in eckige Klammern eingeschlossenen Stellen.
  6. Paderborner, jetzt Teutoburger Wald.
  7. Lucan sagt Pharsalia I, 446—450:
    Vos quoque, qui fortes animas belloque peremtas

    Laudibus in longum vates dimittitis aevum,
    Plurima securi fudistis carmina Bardi.
    Et vos barbaricos ritus moremque sinistrum

    Sacrorum Druidae positis repetistis ab armis.
    „Ihr auch, die ihr die Namen tapferer, im Kriege erschlagener Männer durch euren Gesang dauernder Folgezeit überliefert, ihr Barden, ihr habt in Sicherheit gar viele Lieder gedichtet. Und ihr Druiden übt jetzt wieder barbarische Bräuche und falschen Dienst der Götter, nun, da die Waffen wieder ruhen.“ Die hier erwähnten Druiden und Barden mögen dem Adam von Bremen vorgeschwebt und von ihm irrthümlich für Völkernamen gehalten sein. Die Barden als Volk sind noch aus dem Namen der Stadt Bardewik nachweisbar und aus dem Bardengau im Fürstenthum Lüneburg.
  8. So weit nach Orostuz VII, 32 Der folgende Satz ist aus Gregor's Frankengeschichte II, 19 und 27 zusammengesetzt.
  9. Dieser Satz fehlt in der ältesten Handschrift.
  10. Gemeint ist die Translatio S. Alexandri von Meginhard, deren hier benutzter Anfang von Rudolf von Fulda ist; siehe Geschichtschr., IX. Jahrh., 7. Band.
  11. Hadeln.
  12. Unstrut.
  13. Diese Uebersetzung scheint richtig und dem Sinne nach nothwendig zu sein, obgleich man dann annehmen muß, daß tuebantur passivisch gebraucht ist.
  14. Der hier folgende Bericht ist von Rudolf großentheils aus der Germania des Tacitus entnommen.
  15. Schweden.
  16. Im Leben Karls, Kap. 7.
  17. Vergl. 1. Korinther 15, 10.
  18. Richtiger drei Jahre, wie auch aus dem sonst hier benutzten Leben Willehads, Kap. 5, hervorgeht.
  19. Matth 10, 23.
  20. In Epternach.
  21. Matth. 13, 25.
  22. Jacobi 5, 16.
  23. Diese Urkunde ist zweifellos eine Fälschung.
  24. Die Lühe.
  25. Steinbeck.
  26. Hasel.
  27. Die Oste.
  28. Kuhmühlenbach.
  29. Mehe oder Mede.
  30. Twiste.
  31. Bever.
  32. Otter.
  33. Kolbecks Moor.
  34. Wümme.
  35. Wieste.
  36. Forst bei Daverden.
  37. Die Landstraße, welche von dem Dorfe Westen an der Aller über Hamelheide nach dem Dorfe Gadesbünden führte.
  38. Der Sächelchenbach bei Erichtshagen.
  39. Wölpe.
  40. Die kalte Aue, welche bei Drakenburg in die Weser fließt.
  41. Der Enterigau im Stift Minden.
  42. Wildeloh im Ammirgau.
  43. Vehne.
  44. Barpel an der Vehne.
  45. Vom Tode des Bonifacius, d. i. vom 5. Juni 755, bis zu dem Willehads am 8. November 789 sind 34 Jahre und 5 Monate.
  46. Bleckensee, Blexen.
  47. Geschichtschr., 8. Jahrh., 3. Band.
  48. Von 789 bis 888.
  49. Nordelbinger Sachsen in Ostfranken werden in von Kaiser Otto III. im Iahre 996 am 15 September und von Kaiser Heinrich II. im Mai des Jahres 1018 den Bischöfen von Würzburg verliehenen Erlassen erwähnt.
  50. Renaix oder Rousse in Ostflandern. Adam schöpft hier aus dem Leben Anskars, Geschichtschr., 9. Jahrh., 8. Band.
  51. Meldorf.
  52. Die Eider.
  53. Anulo oder Ring wird von Enhard in den Annalen von Fulda, die sonst hier benutzt sind, nicht Godafrids, sondern Heriolds Enkel genannt, auch die zunächst folgenden Angaben sind unrichtig.
  54. Bischof von Cambrai.
  55. Sueones, Sueonia, wofür wir die gewöhnliche deutsche Namensform setzen. Weiterhin kommt auch Suedi und Suedia vor.
  56. Die Reste der zerstörten Stadt sieht man auf der Insel Björkö am Eingang des Mälarsees.
  57. Römer 9, 16. 18.
  58. Die noch erhaltene Urkunde des Kaisers vom 15. Mai ist eine Fälschung; von der Bulle ist ein echtes und ein verfälschtes Exemplar vorhanden.
  59. Thorout in Flandern zwischen Brügge und Ypern.
  60. Ansgar im Leben Willehads, Kap. 11.
  61. Heiligensteten in Holstein.
  62. Villa publica. An eine Stadt im späteren Sinne ist natürlich noch nicht zu denken.
  63. Die Zahl 887 ist falsch; eine Handschrift hat 839. Nach den Annalen von Korvei starb Willerich 838.
  64. D. h seit dem Tode Ludwigs des Frommen, also 845.
  65. Im Jahre 336 waren Gesandte der Nortmannen zu Köln getödtet worden, und dafür Rache zu nehmen, erschienen sie vielleicht in demselben Jahre mit Heeresmacht vor der Stadt.
  66. Also zwischen dem 20. Juni 839 und 840.
  67. Aehnliche Worte finden sich in der Chronik des Regino.
  68. Kap. 34.
  69. Es scheint Rabans Schreiben an Heribald gemeint zu sein, worin er es ablehnt, zu entscheiden, ob Ebo mit Recht entsetzt sei.
  70. Hier sind, obwohl nur drei Theile genannt sind, doch vier Regenten ausgeführt. Pippin ist irrthümlich hinzugesetzt.
  71. Ramesloh, was sich darauf bezieht, steht nicht in Ansgars Leben von Rimbert, und die darüber vorhandenen Urkunden sind Fälschungen.
  72. So nennt er auch im 40. Kap. Ludwig den Deutschen.
  73. Schleswig.
  74. Leben Ansgars, Kap. 24.
  75. Daselbst, Kap. 25
  76. Vielleicht richtiger ein Zeichen überhaupt, ein Wahrzeichen, von den Dänen Jartegn genannt, das den Ausgesandten mitgegeben wurde und in zufällig anwesenden Dingen, wie in einem Schwerte, Armringe oder dergl. bestand. Im Leben Ansgars, Kap. 26, wird grade das Wort signum, Zeichen, bei dieser Gelegenheit gebraucht. L.
  77. Vermutlich 849, jedenfalls vor dem 854 erfolgten Tode des Königs Horich. L.
  78. Das königl Privilegium ist nicht mehr vorhanden, die Bulle aber vom Jahre 864 (Jaffé-Ewald 1759 von zweifelhafter Echtheit.
  79. Rudolf von Fulda i. J 853. Der Rest des Satzes aber steht, mit Ausnahme des Verschen aus Lucan, daselbst 850, nur ist da keine Belagerung von Paris erwähnt. Adam scheint also eine uns unbekannte Bearbeitung der Annalen gehabt zu haben, nach Lappenberg in Pertz' Archiv VI, 775.
  80. Aus den Annalen von Fulda, 854.
  81. So weit aus den Annalen, der folgende Satz aus Ansgars Leben, Kap. 31.
  82. Bassum in der Graffchaft Hoya.
  83. Diese von Rudolf und Meginhard beschriebene Uebertragung (S. oben S. 9) geschah schon im Jahre 851. Höchst wahrscheinlich rührt der Name Einhard im folgenden Satze nur aus einer Verwechselung mit Meginhard her.
  84. Dieses Schreiben ist gedruckt im Hamburger Urkundenbuch, Band 1, Nr. XVII.
  85. Richtiger Alt-Corbie, siehe Ansgar's Leben, Kap. 1 und 6.
  86. Die Annalen von Corvei sind gemeint, doch von den unserigen etwas abweichend.
  87. Nicolaus' Bulle ist vom December 865, Jaffé-Ewald 2798.
  88. Aus den Fulder Annalen 873. Die folgenden Angaben sind zum Theil, doch nicht alle, dort und in der Chronik des Regino zu finden.
  89. Hiervon steht in unseren Quellen nichts. Lodpark ist der bekannte Regner Lodbrok, das p vielleicht ein mißverstandenes runisches w.
  90. Siehe die Anmerkung zum 26 Kapitel.
  91. Siuslen.
  92. Adam verwechselt Traiectum ad Mosam, an der Maas, Mastricht, mit Traiectum ad Rhenum, am Rhein, Utrecht. Mastricht aber wurde 881 zerstört, während Radbod erst 899 Bischof von Utrecht wurde. Er starb 919 zu Deventer.
  93. Zwischen 883 und 894. Siehe Lappenberg's Geschichte von England I, 328.
  94. Fulder Annalen 873.
  95. Juvenals Sat VII, 105.
  96. Bücken in der Grafschaft Hoya.
  97. Diese Bulle Stephan's V. ist nicht vorhanden, eine angebliche Privilegienbestätigung (Jaffé-Loewenfeld 3461, unecht.
  98. Hier sind die Worte der Annalen von Fulda per centena vel milia mißverstanden.
  99. Bulle vom 898, Jaffé-Loewenfeld 3487.
  100. In den Monumentis Germaniae historicis, Legum T. 1. p. 561 steht Adalgar unter den Bischöfen. Von der Bremer Angelegenheit enthalten unsere Akten nichts
  101. Nach 1. Kor. 10, 13.
  102. Sergius III, 904-911, der neunte nach Formasus.
  103. Jaffé-Loewenfeld 3537, aber diese uns allein erhaltene Bulle ist verfälscht.
  104. In unseren Korveier Annalen stehen sie nicht.
  105. Die Annalen von Fulda, welche theilweise mit derselben identisch sind, endigen schon 901.
  106. Die Annalen von Korvei und das Fulder Nekrologium setzen Hoger's Tod ins Jahr 917; Dehio nimmt den 20. December 916 an.
  107. Vergl. unten II, Kap. 66.
  108. Diese Unterschrift findet sich, nebst der anderer sächsischer Bischöfe, nur in einer Fälschung.
  109. Nach Dehio 918.
  110. Die Bulle vom 29. Octbr. 920, Jaffé-Loewenfeld 3562, ist gefälscht.
  111. Sonst Gorm der Alte genannt
  112. Haddeby, östlich von Schleswig an der Schlei; es wird aber auch als der dänische Name von Schleswig bezeichnet.
  113. Ueber diese Stelle s. den Excurs von Waitz, Heinrich I., 3. Auflage, S. 277-281.
  114. Nämlich Blaatand
  115. Vergl Buch IV, Kap. 20. Schol 121 und 122.
  116. Die Landschaften Ostringien, Nustringien und Wanga, deren Namen noch in der zu derselben gehörigen Insel Wangeroe enthalten ist, liegen im Großherzogthum Oldenburg; Harlingerland und Norden in Ostfriesland, wo auch die Morseten zu suchen sind, die sammt ihren Nachbaren den Sturen schon dem altrömischen Schriftsteller Plinius (Naturgesch. IV, 29) bekannt waren.
  117. An den Namen erinnert die Wapel, welche sich in die Jahde, einst einen Weserarm, ergießt.
  118. Weser.
  119. Zwischen Emden und Marienhave, s. L. v. Ledebur Die fünf Münsterschen Gauen. Dieses Scholion ist aus Altfrids Leben des heiligen Liudger geschöpft
  120. 891, siehe Jaffé-Loewenfeld 3470, 3471.