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Hamburger Treue

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Hamburger Treue
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 121–124
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[121]
47. Hamburger Treue.
(1417.)

Ao. 1417 waren die Grafen und Herzöge von Holstein und Schleswig mit König Erich von Dänemark in offenbare Fehde gerathen, und von demselben, der bereits Gottorp belagerte, [122] lagerte, hart gedrängt. Da nun den Fürsten der Hamburger Beistand sehr wünschenswerth erschien, so kam Graf Heinrich in Person nach Hamburg gereis’t, um Hülfsvölker zu erbitten. Der arme Herr konnte nicht reiten und nicht schreiten, denn er war grade arg mit der Gicht geplagt, erschien also in einem Wagen und ließ vorm Rathhause stille halten. Da er nun nicht absteigen und ins Rathhaus gehen konnte, so kam auf seines Begleiters Herrn von Brockdorfs Ansuchen, E. E. Rath zum Grafen an den Wagen hinaus. Daselbst versammelten sich auch alsbald die vornehmsten Bürger und Unzählige aus dem Volke, welche insgesammt der wichtigen Staats-Verhandlung beiwohnten, die dergestalt, nach Art unserer ältesten Vorfahren, unter Gottes freiem Himmel gehalten wurde.

Der Graf gab nun zuvörderst seine große Noth beweglich zu verstehen und forderte die Hamburger auf, ihn, ihren Freund und Bundesgenossen, in dräuender Gefahr nicht zu verlassen, sondern ihm beizustehen, seines Hauses Recht zu behaupten. E. E. Rath, welchem zwar des guten Fürsten Mißgeschick sehr zu Herzen ging, glaubte dennoch, als Hüter des Gemeinwohls, dagegen erinnern zu müssen, daß Hamburg kraft seiner Privilegien von allen Kriegspflichten und Zuzügen gänzlich befreiet sei, weshalb die Stadt keine höchst präjudicirliche Ausnahme davon machen dürfe.

Da nun die umstehenden Bürger dies Wort des Rathes vernahmen und ersahen, wie Graf Heinrich dazu ein betrübt Gesicht machte, da erhuben sie ihre Stimme laut gegen den Rath, und Etliche traten vor und sprachen: Es bringe ihnen keine Ehre, dem Grafen den Zuzug zu weigern; man müsse den Rath zwingen, dem Grafen in ehrlicher Fehde zu Schutz und Trutz beizubringen. Andere redeten zu demselben Ziele klüglich und sprachen: Privilegia seien gut und nützlich, wenn aber Der, welcher sie gegeben, selber in der Feinde Gewalt [123] geriethe, was dann dessen Privilegia noch nützen könnten? da seine Feinde sie schwerlich achten würden. Und Andere riefen noch lauter, daß Hamburg dem edeln Hause der Schauenburger gar viel verdanke, daß des Grafen Heinrich Ahnherr Adolf der Stadt die Freiheit gegeben und seine Nachfolger nicht minder sich verdient gemacht hätten; und daß es eine sehlechte Sache wäre, wenn sie den Enkel verlassen sollten, da sie doch Treue und Anhänglichkeit dem erlauchten Stamme beweisen möchten. Und setzten also dem Rathe stark zu, daß er Hülfe versprechen möge, sie wären willig und bereit dazu, dem Schauenburger Hause in Noth und Gefahr treu zu bleiben.

Und der Graf stund auf im Wagen und grüßte dankend nach allen Seiten hin, wo seine treuen Fürsprecher standen und war bewegt in seinem Sinn und sagte nur „habet’s Dank, ihr lieben Männer und guten Freunde, habet’s Dank!“ Und der Rath besann sich auch nicht lange mehr, und da er der Bürger Vollbord ungefordert dazu erlangt hatte, so sagte er mit Freuden dem Grafen Geld und Kriegsvolk zu.

Vorher aber ließ er, von staatlicher Ein- und Fürsicht getrieben, den Grafen einen Revers unterschreiben, daß dieser kriegerische Zuzug den Privilegien der Stadt keineswegs zum Nachtheil gereichen solle.

Darnach rüsteten die Hamburger und schrieben dem Könige Erich einen Absagebrief, worüber derselbe sich sehr entsetzte (wie die Chronik berichtet), und da auch bald darauf 600 Hamburger Schützen gen Gottorp zum Entsatze kamen, so hob er eilends die Belagerung auf. Die Hamburger aber, welche neue Mannschaft von ihrer Stadt erhalten hatten, zogen ihm nach, eroberten Tondern und viele Jütländische Städte und hielten ihr Wort, das sie dem Grafen gegeben, ehrlich, wie gute Deutsche Männer, obschon der Krieg noch etliche Jahre, [124] bis 1423 dauerte, worauf aber schon 1426 ein neuer Krieg ausbrach.

Anmerkungen

[379] Nach Beckendorp’s und Janibal’s handschriftl. Chroniken. Jedenfalls ist das Fundament dieser Erzählung geschichtlich.