Haenel Kostbare Waffen/Tafel 73
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[148] a. Faustrohr des Kurfürst Moritz. – Lauf und Schloßblech mit Silber plattiert: am Lauf in zwanzig quergeteilten Feldern Szenen aus dem alten Testament, von einem Band mit Trophäengruppen und Rollwerk umgeben. Hahn vergoldet, Raddeckel gebläut mit durchbrochner, vergoldeter Auflage. Der Schaft mit Einlagen von Bein, in kleinen Feldern testamentarische Szenen und mythologische Gottheiten, sowie Jagdszenen. Auf der Afterkugel die Figur des Glaubens, umgeben von der Inschrift: Betracht dise Historia Brauch si wider die Feinde Christi.
Im Inv. der Pistolenkammer 1821, N. 29, ist der Beschreibung der Stücke beigefügt: Hat Moriz geführet. Auffallend ist der Reichtum an kleinen szenischen Darstellungen, deren künstlerischer Stil recht unbeholfen ist, und wenig Gefühl für organische Aufteilung der Flächen verrät. Die Faustrohre zeigen starke Spuren der Abnutzung. Die geringe Absenkung des Kolbens macht die Entstehungszeit in den Jahren des Kurfürst Moritz (1547–1553) wahrscheinlich. (FHM. F 55).
b. Faustrohr des Kurfürst August. – Lauf und Schloßblech reich mit Gold und Silber tauschiert; die Hahnfeder liegt hinter dem Schloßblech; der Hals des Hahnes ist dünn und einmal abgesetzt. Der Schaft ist völlig mit Platten von geschnittenem Hirschhorn belegt; Kampf-, Turnier- und Jagdszenen, am Kolbenhals Adam und Eva, dazwischen der Tod, an den Apfelbaum gelehnt, der auferstandene Christus, Figuren in Zeittracht (Dudelsackpfeifer u. a.), allegorische Gestalten. Am Knauf das dänische Wappen. Über dem Gürtelhaken ein Schriftband mit den Buchstaben: DWGDAHNPBDWHVDEGBP; daneben die Buchstaben ES, wohl als Initialen des Schäfters. Am Schloß die Jahreszahl 1557.
- Inv. der Pistolenkammer 1683, N. 228 (S. 324): Ein einzeln Pistol, mit einem damaschkenierten Rohr und Schloß, auch Helffenbeinern geschnittenen Schafften, mit der Jaarszahl 1557.
Vielleicht ist das Stück ein Geschenk des dänischen Kronprinzen Friedrich IV. an Kurfürst August, seinen Schwager, als er 1557 Dresden besuchte. Die Läufe sind denen der Faustrohre FHM. F 75 gleich, die Schäftung steht künstlerisch jenen bei weitem nach. (FHM. F 74).
c. Faustrohr. – Lauf und Schloß geätzt, mit Bandornament; auf dem Lauf eingeschlagen die Augsburger Beschau, daneben geschnitten die Laufschmiedmarke: ein Krug. – Der Schaft aufs reichste verbeint und graviert: Geschichte Adams und Evas von der Schöpfung bis zur Vertreibung aus dem Paradies, Jagdszenen, Tiergruppen, alles von Ranken mit Vögeln, Dolden und Blattwerk umschlungen. Am Knauf, von Rollwerk, Kartuschen und Masken umgeben, eine runde Platte, mit Herkules, der den Drachen erschlägt (nach H. S. Beham).
Ungewöhnlich sorgfältige, künstlerisch belebte Arbeit, vorzüglich erhalten. Um 1560–70. – (FHM. F 76).
d. Faustrohr. – Lauf und Schloß geätzt und durchaus vergoldet, mit der Augsburger Beschau; Hahn Eisen, blank und graviert. Schaft Kupfer, völlig getrieben und vergoldet, mit sehr großer, durch Federdruck sich zur Hälfte öffnender Afterkugel; die Darstellungen zeigen Kämpfe antiker Reiter, auf der Kugel in zwei Zonen, und flaches Rankenwerk.
- Inv. der Pistolenkammer 1683, N. 49 (S. 262): Ein baar kurze Pistolen, mit durchaus vergüldeten gestochenen Läuffen, Meßingen getriebenen vergüldeten Schäfften mit großen und Figuren gezierten aufspringenden Knöpffen, die Schlößer über und über vergüldet und gestochen.
Die Buchstaben neben dem Kopfe eines antiken Königs, in einem Medaillon am Laufe, die Ehrenthal KG liest und als Ätzermarke anspricht (a. a. O. S. 118), lauten vielmehr KT und sind eher als zu der Darstellung gehörig, etwa „König Theodorich“ oder so zu deuten. – Ende 16. Jahrhundert. (FHM. F 58).
e. Pistole Kurfürst Johann Georgs II. – Lauf glatt, auf einer eingelegten Messingplatte die Kurschwerter graviert, Schloßblech und Hahn ebenso, graviert, Raddeckel Messing, durchbrochen und vergoldet. Schaft von braunem Maserholz, mit Silber eingelegt: Fadenranken, Reiter und andere Soldaten, am Knauf vier sitzende Gestalten mit allerhand Emblemen[ER 1]. Auf den Knauf aufgelegt das große kursächsische Wappen mit der Umschrift: Johann Georg Churfürst der II. 1680. – Hier auch zwei eingeschlagene Goldschmiedemarken: Z (Zerbst) und CS (Rosenberg 2 3849).
- Inv. der Pistolenkammer 1717, N. 400: Ein paar teutsche Pistohlen, die Läuffe mit Meßing eingeschlagen, worauf die Chur Schwerdter gestochen, die Schlößer mit meßingen vergoldeten Buckeln, die ganze Mondirung von Silber, auf der Kappen das Churfürstl. Sächß. Wappen gestochen und Johann Georg II. 1680, in nußbaumen Schäfften mit silbern Figuren eingelegt, und silbern Draht verädert, so von Herzog Morizen anhero praesentiret worden.
Herzog Moritz von Sachsen (1619–1681), der vierte Sohn Johann Georgs I., wurde 1657 Gründer der Linie Sachsen-Zeitz. – (FHM. F 63).
f. Langes Faustrohr Kurfürst Johann Georgs I. – Der achtkantige Lauf blank, in der Mitte etwas graviert, an der Mündung ein Drachenkopf, Silber vergoldet. Schloß gebläut, mit durchbrochenen Auflagen von vergoldetem Silber. Der Schaft, von braunem Nußbaum, mit Fäden und Platten von graviertem Silber eingelegt: 12 ovale und runde Platten, eine auf dem abgeflachten Knauf, mit Schlachtszenen aus dem dreißigjährigen Krieg und anderen Gefechten und Kriegsereignissen, jede mit einer Inschrift: Belagerung Bergen op Soom – Belagerung der Festung Gulich – Einnemung Dachstein – Pelagerung Malzem – Eroperung des Stacken Schlosses Woude – Belagerung Braunschweig – Scharmutzel fur Preßburg – Schlacht zwischen Gemblour (?) und Flory – Schlacht vor Praga auffn Weißen Bergk u. a. Auf der Dünnung das kursächsische Wappen mit der Umschrift: SCOPVS VITAE MEAE CHRISTVS, der Devise Johann Georgs I. Auf dem Laufe die Buchstaben GE eingeschlagen.
- Inv. der Pistolenkammer 1683, N. 118: Ein Baar lange gezogene Pistolen, vornen an Läuffen verguldete Drachenköpffe etwas gestochen, das Schloß mit durchbrochenen vergüldeten Buckeln und Schloßblechen, desgl. Bügeln, Braun geschäfftet, durchgehende mit silbern Platten, worauf schöne gestochene Figuren und eingelegt.
Alle auf den Faustrohren genannten Kriegshandlungen fallen in die ersten Jahre des dreißigjährigen Krieges. Die Stücke gehören danach wohl in die Zeit um 1625–30. (FHM. F 60).
Errata
- ↑ statt „Emblemben“ lies „Emblemen“ (siehe Druckfehlerberichtigung)