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Haenel Kostbare Waffen/Tafel 7

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Tafel 6 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 7
Tafel 8
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TAFEL 7
HARNISCH
FÜR DAS REALGESTECH
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[14] Schwarz, mit geätzten Streifen. – Kragen 3mal, Achseln 6mal geschoben. Brust mit Gansbauch, Rücken mit 2 Geschüben, Armzeug mit ganzen Ober- und Unterarmröhren, die ersteren innen schräg geschnitten, kleine, ganze Mäusel; Schöße 12mal geschoben, kleine, ganze Kniekacheln. – Geschlossener Helm, mit Stirnverstärkung, durch einen Bügel mit dem Rücken verbunden; ganzer Rennbart mit Luftgebe (Riegelverschluß), Brechrand und Rüstschiene rechts, links aufgeschraubte Tartsche mit gitterartiger Auftreibung. – Die Ätzstreifen mit dem z. T. verschwundenen Ätzgrund zeigen ein sehr zartes spiraliges Rankenmuster mit Kornblumen, unter andern floralen Motiven, ähnlich wie auf den Rappieren und Dolchen von 1599. Auf den Mäuseln und Kniekacheln getriebene und geätzte Lilien, in den schwarzen Feldern des Gitters auf der Tartsche kleine Blumen- und Pflanzenfüllungen.

Ehrenthals Hinweise auf das Vorkommen des Stückes in älteren Inventaren und[ER 1] seine Zuschreibung an Wolf von Speier (Führer a. a. O. S. 38) hielten genauerer Prüfung nicht stand. Der Harnisch ist weder in dem Ges. Inventar von 1836, noch in einem der früheren Inventare zu finden. Sein Bau weist ihn in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts (Gansbauch und lange Schöße), womit der Stil der Ätzung und die Verwandtschaft mit den genannten datierten Arbeiten übereinstimmt; andrerseits steht das „Schlingornament“ dieser Blankwaffen dem auf dem Wiener Feldharnisch N. 296 und seinen Vorbildern (Wien N. 638, Paris G. 63) nicht fern, den Boeheim[ER 2] (Nürnberger Waffenschmiede, Jahrb. des A. H. Kaiserh. Bd. 16, 19, M. d. Waffenschmiedekunst 236) dem jüngeren Wilhelm von Worms zuschreibt. Die Tätigkeit dieses, um 1570 gestorbenen Meisters für Ferdinand I., Philipp II. u. a. ist an seinen berühmten Arbeiten in Wien (Garnitur mit den Rosenblättern), Paris, Madrid nachzuweisen. Wenn wir auch von Aufträgen für den sächsischen Hof nichts Urkundliches wissen, so liegt doch die Vermutung nicht fern, daß der vielbeschäftigte Hofplattner Karls V. auch für den waffenfrohen und sammeleifrigen Kurfürsten August gearbeitet hat. Unser Harnisch, dem die Tartsche für das Realgestech mit dem schönen Wiener Harnisch N. 298 gemeinsam ist, muß als Rest einer größeren Garnitur gelten, die im Laufe der Jahrhunderte zerstreut worden ist. Das Fehlen der Marke und Beschau kann bei einem, im Auftrag eines Fürsten gefertigten Stück nicht wundernehmen. (FHM. C 9.)

Errata

  1. statt „sind“ lies „und“ (siehe Druckfehlerberichtigung)
  2. statt „Bocheim“ lies „Boeheim“ (siehe Druckfehlerberichtigung)