Haenel Kostbare Waffen/Tafel 23
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KURFÜRST JOHANN GEORG II. VON SACHSEN
(1613–1680) ZUM KOSTÜM DES HOSENBANDORDENS
HERZOG JOHANN GEORG (III.) VON SACHSEN
(1647–1691)
Eisen, gebläut und z. T. vergoldet. – Kurze Brust, leicht gratig, mit vier krebsartig geschobenen, etwas ausgefeilten Bauchreifen, Achseln (Spangeröls), 7mal geschoben, Handschuhe, auf deren Stulpen ein herzblattförmiges Ornament getrieben ist; Helm mit spiralig gedrehter Kalotte, auf der eine Zackenkrone, geradem, vorn spitzig aufgebogenem Rand, 5mal geschobenem Nackenschutz. Breiter Ringkragen, geätzt, vorn der Hl. Georg mit dem Drachen, umgeben von dem Hosenband mit der Devise Honi soit qui mal y pense, hinten ein Wappenschild mit einem Kreuz zwischen zwei Frauengestalten, weiter naturalistische Blumen, Trophäen, Kanonen, Fahnen. Vorstoß von rotem Samt, Helmfutter rote Seide, gestickt, ebenso die unter dem Nackenschutz herabfallenden Bänder.
- Inventar Baillenkammer 1688, S. 184 (Schrank Nr. 84): Ein schwarz rück- und bruststücke von Stahl, etwas streifficht vergoldet, nebenst einer dergleichen haube und handschuen, … ein geezter und auf Zierath vergoldeter Ringkragen, mit der Schrift: Honi soit qui mal y pense: haben Churf. Durchl. v. Sachsen am 21. Septbr. 1688 vom Schloße anhero in Verwahrung bringen laßen.
Nach dem Ges. Inventar 1689, I, S. 331, hat Johann Georg II, den Harnisch im Betstübchen bei sich gehabt. Ihm war am 13. April 1669[ER 1] der Hosenbandorden durch eine Gesandtschaft überbracht worden; wahrscheinlich hat er sich darnach Küraß und Kragen, die deutlich zweierlei Hand zeigen, in Dresden anfertigen lassen, ob vom Hofplattner Jakob Jöringk und vom Büchsenmacher und Ätzer Christian Herold, wie Ehrenthal (a. a. O. S. 50) behauptet, wohl in Analogie zu dem Fußturnierharnisch Tafel 23 b, ist unbewiesen; in den Inventaren werden diese Namen nie genannt. Der Harnisch ist von ungewöhnlich kleinen Ausmaßen und scheint eher für einen 16jährigen Jüngling als für einen 56jährigen Herrn bestimmt; der Kragen dagegen, dessen Ornamentik entfernt an die des folgenden Harnischs Tafel 23 b erinnern mag, entspricht auch seiner Größe nach dem Stil der dekorierten Ringkragen der Zeit (siehe bes. Tafel 36f, dessen Ätzung die Hand Christian Herolds zeigt). – (FHM. D 29.)
Eisen, geätzt, versilbert und vergoldet. – Kragen 3mal geschoben, kurze Brust mit schwachem Grat, Achseln mit Flügen, 10mal geschoben, Armzeug mit ganzen Muscheln, Handschuhe; Burgundischer Helm mit breitem Kamm, starkem Stirnstulp, aufschlägigem Visier mit Stütze. Der ganze Harnisch völlig mit einem Ornament von großen tulpenartigen Blumen und Blattwerk tief geätzt, stark versilbert, Ränder, Mittelstreifen und Monogramme des Kurfürsten, auf Brust, Rücken und Stulpen, vergoldet. Nieten blank, Vorstoß von hellrotem Samt. Das Gefäß des Schwertes, das an grüngesticktem Gurt hängt, wie der Harnisch geätzt.
- Inv. Baillenkammer 1688, S. 191. Ein eiserner geezter und ufn schnit versilbert und vergöldeter Kühris vorne her mit rothem Sammet vorgeschoßen als rück: und Bruststücke … ist ao 1666 von Johann George dem Dritten durch den damaligen büchßen Spanner Christian Heroldten geezt, und von dem Platner Jacob Jöringe heraufgeliefert worden.
Der ungewöhnlich vornehm und geschmackvoll wirkende Harnisch ist wertvoll als Dokument der noch in der Barockzeit deutlichen Zusammenarbeit von Plattner und Ätzer. – (FHM. D 30.)
Errata
- ↑ statt „1609“ lies „1669“ (siehe Druckfehlerberichtigung)