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Haenel Kostbare Waffen/Tafel 12

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Tafel 11 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 12
Tafel 13
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TAFEL 12
PRUNKHARNISCH FÜR MANN UND ROSS
DES KURFÜRST CHRISTIAN I. VON SACHSEN (1560–1591)
VON
ANTON PFEFFENHAUSER, AUGSBURG
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[24] Blank, mit vergoldeter Ätzmalerei und bunt emaillierten Wappen. Kragen 3mal geschoben, Brust mit Gansbauch und Bauchreifen, Achseln 7mal geschoben, mit Vorder- und Hinterflügen, ganzes Armzeug mit Muscheln, Handschuhe, Beintaschen 7mal geschoben, Kniebuckeln und Beinröhren (Panzerschuhe mit glatten Kappen nicht zugehörig), Helm mit Grat Stirnstulp, aufschlägigem Visier, im Kragen umgehend. – Dazu zahlreiche Wechselstücke: geschlossener Helm, Bart, linkes Armzeug mit Stechmäusel, linke Doppelachsel, Spangröls, zwei Roßstirnen, zwei Brechscheiben, drei Kürißsättel. – Roßharnisch: Roßkopf mit Augendächern, Kanz, oben 10mal, unten 6mal geschoben, Fürbug mit Streifbuckeln, Flankenbleche, Gelieger, Schwanzschutz als Delphin gestaltet, Zügelbleche mit je 1 Scharnier. Auf der Stirn, den Streifbuckeln und beiderseits am Gelieger das sächsische Wappen, bunt emailliert, mit den Buchstaben F S V (Fide Sed Vide – Trau, schau, wem). – Die Dekoration besteht aus breiten Streifen, die auf schwarzem Grunde Trophäengruppen enthalten, zwischen denen das Motiv der Bandschleife wiederkehrt, während die von den Streifen seitlich sich ausbreitenden Ranken in goldnem Grunde blanke Blattranken aufweisen. Auf den Knien und Ellbogen Masken, auf den Hinterflügen kämpfende Wassermänner, getrieben und vergoldet. – Vorstoß aus gelbem, gelapptem Samt, auch der Sattel ist vom gleichen Stoff; Schnallen von Messing, vergoldet, sehr sorgfältig und reich modelliert, Messingnieten.

Ges. Inventar 1606, S. 157: Ein blancker vergulter Küriß zum Freyturnier, mit gelben Sammet belegt, welcher meinem gnedigsten Churfürsten Christian, hochloblichster seliger Gedachtnus, von Anthony Pfeffenheusern, Blattnern zu Augspurgk, geschlagen worden, darzu ist Rücken, Brust, Kragen, Spangeröl, Armzeugk, Fingerhandschuch, ein geschlossen Helmlin, mit einem schwarz und gelben Federbusch, kurze Beindeschlein, Kniebuckeln, halbe Beinschienen, … ein gelber sammeter Sattel, mit blanckem vergultem Blech beschlagen, darauff die Barsen (Parsche), hinten und vorne mit Gold geetzt.

Im Inv. der Ballienkammer 1615/16, S. 12 ist dieser Beschreibung hinzugefügt: „Ist Sr. Churf. G. an dero Leichbegangknus durch Hermann von Barlebenn nachgeführett“. Auffällig erscheint, daß dieser Vermerk erst ein Vierteljahrhundert nach dem betr. Ereignis selbst auftaucht; im übrigen entsprach die Vorführung des kostbarsten Harnischs des Verstorbenen durch einen Hofbeamten, der seltsamerweise der „Freudenritter“ hieß, bis ins 17. Jahrhundert einer Sitte am sächsischen Hofe, die mehrfach beglaubigt ist. Die Buchstaben F S V, die auch auf den Brechscheiben das sächsische Wappen begleiten, sind die Initialen des Wahlspruchs Christians I. Wenn Ehrenthal behauptet, der Harnisch sei 1588 geschlagen (Führer S. 55) und 1589 abgeliefert (Boeheim, Augsburger Waffenschmiede a. a. O. S. 223)[WS 1], so bleibt er den Nachweis hierfür schuldig. Gurlitts Zuschreibung an Wolf von Speier (a. a. O. S. 62) hat schon Erbstein (Beschreibung 1889, S. 33), wohl auf Grund des genannten Inventars, aufgegeben. Es wird bemerkt worden sein, daß die Beschreibung von 1606 zwar den Meister, aber nicht die zahlreichen Wechselstücke, die Wappen und Inschriften erwähnt, während von 1680 an der Name des Meisters aus den Inventaren völlig verschwindet. – Der Harnisch ist demnach wohl im Auftrage des Kurfürsten in den achtziger Jahren von dem, damals auf der Höhe seines Schaffens stehenden Augsburger Plattner geschlagen worden. Sein Bau entspricht dem Typus des Turnierharnisches, wie er sich seit ungefähr 1560 entwickelt hatte, die Dekoration der schon in den Harnischen des Stuttgarter Ätzmalercodex um 1550 hervortretenden Vorliebe für weitgeschwungene Linienführung, wie sie sich auch in dem bezeichneten Wiener Harnisch von 1571 (Album I, 25 [1]) bekundet. Die Auflösung der tektonischen Form im Harnisch, die das Barock vollendet, bereitet sich in dieser Dekoration deutlich vor. Die technische Durchbildung des Harnisches, der mit seinen Wechselstücken die reichhaltigste Garnitur der Dresdner Rüstkammer bildet, ist musterhaft, die Erhaltung tadellos. – (FHM. E 6.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bocheim