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Haenel Kostbare Waffen/Tafel 10

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Tafel 9 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 10
Tafel 11
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TAFEL 10
TURNIERHARNISCH
KURFÜRST CHRISTIANS I. VON SACHSEN (1560–1591)
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[20] Blank, mit vergoldeten und schwarzen Ätzstreifen. Kragen 4mal geschoben, Brust mit Grat, leicht geschweift, geradem Rüsthaken mit Feder, je 1 Bauch- und Gesäßreifen. Achseln 5mal geschoben, ganze Muscheln, gefingerte Handschuhe. Schwebescheiben mit Spitzen in Form kleiner Eicheln. Ganzes Beinzeug: Schöße 10mal geschoben, Kniee mit Buckeln, 4mal geschoben, Beinröhren, Schuhe aus Panzergeflecht mit festen Kappen. Geschlossener Helm mit Kamm, spitz vorgetriebenem Visier, 2mal geschobener Kehl- und Nackenschirm. – Die Dekoration besteht aus Streifen von flach getriebenen Quadraten und Rechtecken („Waffelmuster“), die mit schwarzen Linien, geätzt mit Grund von Schwarzlot, umgrenzt und mit vergoldeten Ätzsteifen, Rankenmuster, umgeben sind. An den Muscheln Rosetten mit Blattzacken, fast genau so wie bei dem Harnisch des Herzogs Johann Wilhelm von Weimar (Tafel 8). Die Ätzung, außerordentlich tief, ist sehr flüssig und lebendig in der Zeichnung, und stilistisch den Augsburger Arbeiten der Zeit verwandt. – Vorstoß von rotem Samt. – Auf Brust und Rücken die Augsburger Beschau.

Ges. Inventar 1689, I, S. 307. Ein blankeiserner gewürffelt geezt und darauf vergöldeter freyturnier Kühris als rück- und Bruststücke, ringkragen, Schlaghaube, armzeige, an einen ieden ein rundt scheibgen hangende, gefingerte handschuch, ganze beintaschen mit Kniebockeln, ganze beinschienen, mit gelbledernen Schuhen, … auch zwey dergleichen Käpgen an die Fußzehen.

In dem Inventar von 1606 ist der Harnisch nicht zu finden, auch fehlt die Angabe des Besitzers. Es handelt sich, wie die Beschreibung des weiteren erkennen läßt, um eine Garnitur mit mehreren Wechselstücken; Roßstirn und Sattelbleche sind noch vorhanden. Aller Wahrscheinlichkeit nach bezieht sich die Korrespondenz des Kurfürst August mit den Augsburger Plattner Anton Pfeffenhauser aus dem Jahre 1582 (Gurlitt a. a. O. S. 83–85) auf diesen Harnisch. Wir hätten es danach mit einer, wohl für den damaligen Kurprinzen Christian (I.), dessen zweiundzwanzig Jahre zu dem schlanken und feingliedrigen Bau des Zeuges gut passen, bestimmten Arbeit des berühmten Augsburger Meister zu tun. Das Fehlen der Meistermarke, bei Vorhandensein der Beschau, erklärt sich aus der Tatsache des fürstlichen Auftrages. Als Preis der ganzen Garnitur wird die Summe von 200 Talern genannt. Der Harnisch ist unter den zahlreichen beglaubigten Arbeiten Pfeffenhausers in Dresden einer der persönlichsten und vornehmsten. – Auch die prachtvolle Caperation, Goldstickerei auf rotem Samt, ist beachtenswert. – (FHM C 13.)